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und der Prinz v. Württemberg, in Erwartung eines Eingreifens des I. Armee - Korps, entschloß sich nunmehr den Vorstoß und zwar in der dem Gegner empfindlichsten Richtung auszuführen. Er ertheilte der Avantgarde Befehl, durch Staudenz gegen die Chaussee bei Burkersdorf vorzugehen, wohin das Gros der 1. Garde-Division folgen sollte.

General Gablenz hatte inzwischen die Trains von der Chaussee abbiegen lassen und sie über Pilnikau auf Neustädtl dirigirt. Als 1/210 Uhr. die preußische Avantgarde um 10 Uhr aus Staudenz debouchirte, war die österreichische Geschütz - Reserve vor Burkersdorf eingetroffen. Eine 8pfündige Batterie fuhr sofort auf und eröffnete das Feuer. Zu ihrer Deckung wurden die Waldparzellen östlich- der Chaussee durch eine Kompagnie vom Regiment Gerstner Nr. 8 (die Stabswache des Generals v. Gablenz) beseßt. Während die österreichische Stellung durch mehrere nach und nach eintreffende Batterien der Geschütz - Reserve sich verstärkte, fuhren preußischer Seits zuerst die 4pfündige Batterie Witte westlich Staudenz, dann die 6pfündige Batterie Braun östlich von diesem Dorfe auf und erwiderten das Feuer.

Nachdem zur Sicherung der linken Flanke die 11. und 12. Kompagnie 3. Garde-Regiments nach Marschau detachirt waren, formirte sich die Infanterie der Avantgarde zum Angriff und ging gegen die Waldparzellen vor; diese waren inzwischen von dem rechten Flügel der Brigade Knebel besetzt, welche sich mit der Front gegen Osten und mit ihrer Batterie auf dem linken Flügel entwickelte. Die Brigade hatte nur 5 Bataillone (circa 3,500 Mann) zur Stelle. Ein Bataillon Erzherzog Carl, eine Division Franz Joseph und der größte Theil des 28. Feld - Jäger - Bataillons waren zur Deckung der Geschütz- Reserve und zur einstweiligen Besetzung von Trautenau detachirt.

Begünstigt durch die Deckungen des hügeligen Terrains wie des hohen Getreides und unter häufiger Anwendung des Dauerlaufes gelang es der preußischen Infanterie, trotz des Heftigen Feuers, besonders der feindlichen Artillerie, die drei Waldparzellen

östlich der Straße von Kaile nach Neu - Rogniß, wie auch der 10. und 12. Kompagnie des 1. Garde-Regiments das Gehölz am alten Steinbruch zu nehmen und den Feind nach Burkersdorf und in das südlich gelegene Gehölz zurückzudrängen.

An der West-Lisiere der genommenen Waldparzellen ließ Oberst v. Kessel die Truppen halten, um nun das Eintreffen des Gros abzuwarten und setzte einstweilen nur das Feuergefecht fort. Die Kavallerie der Avantgarde war hinter dem linken Flügel gefolgt, die Batterien gingen bis in die Höhe des alten Steinbruchs vor.

Während dessen war das Gros der 1. Garde Division im Marsch geblieben und debouchirte um 11 Uhr aus Staudenz. Die 11 hr. 2. Garde - Division passirte zu dieser Zeit noch die Aupa und hatte nur erst mit der Tete Unter-Raatsch erreicht.

Auf österreichischer Seite hatte die Brigade Knebel bei Burkersdorf wieder festen Fuß gefaßt, die Brigade Mondl die Wäldchen südlich Neu-Rognit erreicht und mit der Tete besetzt; die Brigade Wimpfen dagegen war rechts ausgebogen und dirigirte sich hinter die beiden ersteren auf Ober-Altenbuch. Die Brigade Grivicic endlich näherte sich Rudersdorf.

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Auf die Meldung von dieser letzteren Bewegung erhielt um 111⁄2 Uhr das an der Tete der 2. Garde Division befindliche 11 11⁄2 Uhr. 2. Bataillon Kaiser-Franz- Regiments Befehl, aus Raatsch ebenfalls gegen Rudersdorf vorzugehen.

Nachdem das Gros der 1. Garde - Division Staudenz völlig passirt hatte, wurde die 4pfündige Batterie der Avantgarde durch die Batterie v. Eltester abgelöst und die Infanterie rückte in die Gefechtslinie ein.

Um 1/12 Uhr wurde auf Befehl des Oberst v. Pape das Signal „schnell Avanciren" gegeben, worauf sieben Kompagnien gegen das Dorf vorgingen, und zwar auf dem rechten Flügel drei Kompagnien des Füsilier Bataillons 2. Garde Regiments, im Centrum die 9. und 10. Kompagnie 3. Garde-Regiments, auf dem linken Flügel die 9. und 11. Kompagnie 1. Garde - Regiments, während die beiden Grenadier - Bataillone 2. Garde-Regiments unter Oberst - Lieutenant

v. Neumann, das 1. Bataillon Garde-Füfilier-Regiments und Abtheilungen der Avantgarde, gefolgt von dem inzwischen eingetroffenen 1. Bataillon 3. Garde-Regiments gegen das Gehölz füdlich Burkersdorf avancirten. Die bewaldeten Kuppen sowohl wie das Dorf wurden im ersten Anlauf von der preußischen Infanterie genommen und die Brigade Knebel genöthigt, zum Theil auf Soor, zum Theil auf Altenbuch zurückzugehen. Eine südlich Hainwiese*) placirte österreichische Batterie suchte den Rückzug zu decken; gegen dieselbe fuhr die Batterie v. Eltester zwischen dem Dorfe und dem genommenen Gehölze auf. Während des beiderseitigen Feuers näherte sich die 1. Kompagnie 2. Garde-Regiments Premier Lieut. Frhr. v. Lyncker - welche in der Richtung auf Hainwiese dem zurückgehenden Feinde folgte, einer anderen österreichischen Batterie, die eine Eskadron als Bedeckung hatte, bis auf 300 Schritt und nöthigte dieselbe, unter Zurücklassung von zwei Geschützen und drei Munitionswagen, schleunigst abzufahren. Auch die 2. und 3. Kompagnie des 2. Garde-Regiments setzten die Verfolgung bis gegen das Gehöft Hainwiese fort, während das 2. Bataillon des 3. Garde-Regiments, welches inzwischen nördlich Burkersdorf in der Richtung auf Altenbuch vorgegangen war, aus der Graner-Koppel eine Abtheilung österreichischer Jäger vertrieb.

Das auf dem rechten Flügel der Angriffs - Linie befindliche 2. Bataillon des Garde-Füsilier- Regiments hatte in dem bedeckten Terrain die Fühlung links verloren und war in die Richtung auf Neu-Rogniz gerathen. Es fand den Wald südlich dieses Ortes von Abtheilungen der Brigade Mondl besetzt, ging sofort zum Angriff vor und warf den Gegner in das Dorf zurück, gegen welches vom Waldsaume aus das Feuergefecht eröffnet wurde. Die Tirailleure, welche aus dem Gebüsch hervortraten, wurden auf der ganz freien Ebene durch Abtheilungen des Regiments Windischgrätz - Dragoner am weiteren Vorgehen gehindert. Dagegen sah auch hier eine, neben dem Dorfe placirte österreichische Batterie sich durch die Annäherung der Infanterie zum Abfahren gezwungen, und als Hauptmann v. Schick

*) Hainwiese

Gehöft ohne Namen auf dem Plan des Gefechtsfeldes.

fuß, mit der 5. Kompagnie längs der Waldlisiere nördlich fortmarschirend, gegen die Ostseite des Dorfes vordrang, räumten zwei Kompagnien Mazuchelli nach geringem Widerstande den Ort. Bald aber brachen zwei Divisionen Parma-Infanterie aus dem nordwestlich gelegenen Gehölz hervor, griffen im Laufschritt das Dorf an, zwangen die Kompagnie zum Rückzug und umfaßten beim weiteren Vorgehen den rechten Flügel der preußischen Linie. Dieser Angriff sowie die Nachricht des Generals v. Hiller, daß das Bataillon auf Unterstützung nicht zu rechnen habe, und endlich die Wahrnehmung, daß österreichische Kolonnen auf Rudersdorf vorgingen und dort ein hißiges Gefecht sich entspann, veranlaßten den Oberst-Lieutenant von dem Knesebeck, die Kompagnien aus dem Gefecht zurückzuziehen. Die Oesterreicher folgten nicht.

Zahlreiche Bagagen und Gefangene waren während dieser Gefechte in die Hände der Preußen gefallen. Drei Brigaden des österreichischen X. Korps waren in einer westlichen Richtung abgedrängt, welche die Wiedervereinigung mit dem Gros der Armee ungemein erschweren mußte. Bei der großen Ermüdung der preußischen Truppen, hauptsächlich in Folge des gestrigen Gebirgsmarsches von sechs Meilen, entstand indeß nunmehr 1 Uhr Nachmittags hier eine Ruhepause, während gleichzeitig am entgegengesetzten Flügel das Gefecht lebhaft entbrannte.

Dort befand sich die 4. Brigade des österreichischen Korps in der übelsten Situation. Die Befehle, welche F.-M.-L. v. Gablenz, jobald er die Sachlage erkannt, dorthin abgeschickt hatte, waren nicht mehr durchzubringen gewesen und Oberst Grivicic war völlig abgeschnitten. Freilich hatte derselbe vorerst nur ein preußisches Bataillon, das zweite des Regiments Kaiser Franz-Grenadiere, gegen sich. Dieses hatte gegen 1/212 Uhr die Höhe bei Rudersdorf erstiegen und war zum Angriff gegen die Gehöfte südlich der Schlucht vorgegangen. Die 5. und, 8. Kompagnie bildeten das erste Treffen und hatten die Schüßen vorgenommen, die 6. und 7. Kompagnie folgten, als HalbBataillon formirt, in zweiter Linie. Die Gehöfte wurden genommen, obwohl der Kommandeur des Bataillons, Oberst-Lieutenant v. Gaudy,

welcher den Angriff leitete, von zwei Kugeln tödtlich getroffen, gefallen war. Die Kompagnien des zweiten Treffens gingen gegen das Gehölz östlich des Dorfes vor und trotz des heftigen feindlichen Gewehrfeuers wurde dasselbe erobert und behauptet. Hauptmann v. Wizleben, welcher das Kommando übernommen hatte, blieb hier. Ueberhaupt hatte das Bataillon starke Verluste gehabt; fast sämmtliche Offiziere waren todt oder außer Gefecht gesetzt.

Während des Kampfes um das Gehölz waren die Oesterreicher mit sehr überlegenen Kräften gegen die Gehöfte vorgegangen und hatten sie den Preußen wieder entrissen. Diese behaupteten sich jedoch in der bewaldeten Schlucht und den Steinbrüchen südöstlich so lange, bis nun auch das zu ihrer Unterstüßung abgesandte 1. Bataillon des Regiments, Major v. Boehn, um 1⁄21 Uhr herankam.

Derselbe ging mit dem 1. Halb-Bataillon, unterstüßt durch die 8. Kompagnie, sogleich zum Angriff über, warf den Gegner von der Höhe in das Dorf zurück und beseßte dessen südliche Gehöfte. Das 2. Halb-Bataillon dirigirte sich gegen das Gehölz in der Schlucht westlich des Heiligenbildes, zwang die dort aufgestellten österreichischen Abtheilungen zum Rückzug über die Höhe auf Alt-Rogniß und nahm dann eine Aufstellung westlich Rudersdorf. Major v. Boehn stand nun vorerst von einem weiteren Angriff ab, um die von dem kommandirenden General erbetenen Verstärkungen abzuwarten und seßte einstweilen nur das Feuergefecht aus der erkämpften Position fort.

Die 2. Garde-Division hatte inzwischen aus dem Defilee von Raatsch die Höhe westlich dieses Ortes erstiegen. Auf ihrem Vormarsche nach Kaile erhielt sie bei Staudenz Befehl, die Richtung auf Trautenau einzuschlagen. Acht Kompagnien des Regiments Elisabeth waren schon von Ober-Raatsch aus auf Alt-Rogniß dirigirt worden und trafen jeßt, 3 Uhr, westlich Rudersdorf ein. Sogleich erneuerte Major v. Boehn mit sechs Kompagnien des Regiments Kaiser Franz den Angriff, um sich nun vollständig in Besitz des Dorfes zu setzen. Die Desterreicher wichen unter Zurücklassung von 3 Offizieren und 222 Mann, welche in Gefangenschaft geriethen, auf Alt-Rognitz zurück.

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