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In Gegenden, wo ein Zusammenstoß mit dem Gegner wahrscheinlich ist, dürfte es wohl nur selten möglich sein, den Marsch programmäßig ausführen zu können, aber die Marschgeschwindigkeit wird es dafür ermöglichen, auch eine benachbarte Kommunikation zur Erreichung des Zweckes ausnützen zu können.

Kolonnenteilungen sind tunlichst zu vermeiden, da die Aufrechthaltung der Verbindung bei Radfahrerabteilungen besonders schwierig ist, auch gewährleistet die eigene Geschwindigkeit selbst das Passieren von Defilés in verhältnismäßig sehr kurzer Zeit.

Ein ganz besonderer Vorteil radfahrender Abteilungen ist, nebst der Geschwindigkeit, die Möglichkeit, fast völlig geräuschlos überraschend aufzutreten. Hiezu müssen allerdings die Motorräder mit Schalldämpfer versehen oder gegen Fahrräder vertauscht werden.

Der Motortra in folgt der Truppenkolonne nach den Weisungen des Bataillonskommandanten, zumeist in Begleitung eines Schwarmes als Trainbedeckung.

B. Aufklärung und Sicherung.

Die Verfügungen für die Marschsicherung hängen zum Teil von der Zusammensetzung der zu erwartenden feindlichen Abteilungen ab. Infanterie ohne Kavallerie erheischt weniger Umsicht als Kavallerieoder Radfahrerabteilungen.

Im allgemeinen genügt es, nur eine sehr kleine Kraft eine Patrouille vorzuschieben; nur ganze Bataillone können unter Umständen selbst einen Zug als Vorhut ausscheiden. Immer aber muß diese von einem Offizier geführt werden.

Seitenhuten einer radfahrenden Abteilung haben zumeist eine sehr schwierige Aufgabe und geraten sehr leicht außer Verbindung. Übrigens sind Bedrohungen aus der Flanke, wenn sie rechtzeitig avisiert werden, nicht gefährlich, indem die Abteilung leicht das Tempo beschleunigen oder ausbiegen kann.

Die Motorfahrerpatrouillen sollen vorzugsweise zu selbständigen Aufgaben (Flankendeckung, seitlich gelegene Rekognoszierungen etc.) verwendet werden. Die übrigen mit Motorrädern versehenen Soldaten dienen für den Verbindungsdienst und die Befehlsvermittlung innerhalb der Kolonne.

Nachhuten sollen stets ausgeschieden werden, um gegen Überraschungen von rückwärts gesichert zu sein.

Da aber solche nur von Kavallerie zu befürchten sind, genügt eine sehr schwache Kraft auf entsprechende Entfernung hinter der Queue. Ein eingeteilter Motorfahrer wird hiebei gute Dienste leisten.

Sehr häufig wird es sich empfehlen, Bewegungen unter dem Schutze der Nacht auszuführen, wobei man nicht nur weniger Sorge auf die eigene Sicherung zur Anwendung bringen muß, sondern auch Kavallerieangriffen und Feuerüberfällen weniger ausgesetzt ist. Allerdings sind hiebei wieder zufällige oder absichtliche Marschhindernisse auf den Straßenkörpern zu befürchten, doch wird es unschwer möglich sein, solche durch eine mit Pionierwerkzeugen vorausfahrende Patrouille beseitigen zu lassen.

Auf stärkere Vorhuten und auf Flankendeckungen kann man nachts meistens verzichten, dagegen ist die Verbindung innerhalb der Kolonne ständig aufrechtzuerhalten, um Trennungen und Verirrungen zu vermeiden.

Im Verbande mit größeren Kavalleriekörpern wird den Radfahrerabteilungen zumeist eine selbständige Aufgabe zufallen, doch wird es mitunter auch nicht zu vermeiden sein, daß sie als Vorhut oder als Rückhalt bestimmter Abteilungen zu dienen haben.

Im Verbande mit größeren Infanterie abteilungen ist es zweckmäßig, die Radfahrerabteilungen nicht mit der Infanterie marschieren zu lassen, sondern sie vor der Front und in den Flanken selbständig zu verwenden. Insbesondere sollen sie als Rückhalt für die Aufklärungskavallerie verwendet werden, aber stets, ohne allzusehr zersplittert zu werden.

Wo es an zugewiesener Kavallerie fehlt, müssen die Radfahrerabteilungen deren Dienst übernehmen, ebenso bei Nachtmärschen, wo sie ihren Zweck mehr durch die Raschheit der Bewegung, als durch das Aufgebot großer Kräfte erreichen werden.

Im Lager (Kantonnement) wird für die eigene Sicherung nur ein sehr geringer Teil der Abteilung erforderlich sein. Meist genügen Posten auf den Annäherungslinien von Feindes Seite.

Wenn gemeinsam mit größeren Kavalleriekörpern genächtigt wird, dann wird der Sicherungsdienst vorwiegend den Radfahrern zufallen, zumal sie in der Lage sind, die für Überfälle in Betracht kommenden Straßen geräuschlos auf und ab patrouillieren zu können. Hingegen wird im Verbande mit Infanteriekörpern die Sicherung ausschließlich diesen zufallen und selbst für die Aufklärung des Vorterrains werden die Melderadfahrer der Kommandos und Truppen ausreichen.

Es hieße die Eigenart der Radfahrerabteilungen völlig verkennen, wollte man diese normal im Lagersicherungsdienste verwenden und hiedurch die taktischen Verbände zersplittern. Weit bessere Dienste

werden diese Abteilungen im Reserveverhältnis leisten, wenn es sich darum handelt, eine Kraftgruppe rasch zu verschieben oder eine unklare Situation rasch und kraftvoll aufzuklären.

Radfahrerpatrouillen werden im allgemeinen nach denselben Grundsätzen wie Kavalleriepatrouillen entsendet, doch können ihnen entsprechend der größeren Geschwindigkeit auch weitere

Ziele gesteckt werden.

Je umfangreicher aber die ihnen übertragene Aufgabe ist, desto genauer und deutlicher muß diese umschrieben werden.

In der Regel sollen die Patrouillen

haltung der Verbände

im Interesse der Aufrechtaus ganzen Schwärmen bestehen.

Da

es aber oft nötig ist, weitgehende oder mit besonderen Aufgaben betraute Patrouillen stärker zu halten, werden letztere mitunter die Stärke eines Detachements erreichen und müssen dann einem besonderen Kommandanten unterstellt werden.

Als Grundsatz gilt, die Zahl der Patrouillen und Detachements tunlichst zu beschränken, um übergroße Schwächung der Einheiten zu vermeiden.

Eine Patrouille schiebt meist nur einen, höchstens zwei Mann auf einige hundert Schritt voraus; bei geringer Stärke kann sie auch einzeln abfallend fahren, mit Sichtintervallen von Mann zu Mann.

An fahrbare Kommunikationen gebunden, wird eine Radfahrerpatrouille in einem von feindlichen Aufklärern stark durchzogenen Gebiete kaum vorwärtskommen können und daher trachten müssen, ihr Ziel auf Umwegen zu erreichen. Die Möglichkeit, gute Aussichtspunkte rasch zu erreichen, wird ihr hiebei sehr zu statten kommen.

Hornsignale.

Außer den für die Infanterie vorgeschriebenen Hornsignalen müssen die Radfahrer auch die häufigsten im Felde anzuwendenden Kavalleriesignale und ihre eigenen besonderen Anrufe kennen. Letztere sind: Radfahrerruf. Fahrrad schultern! fuhren! oder Absitzen! Aufsitzen! Marsch beschleunigen! Tempo verstärken! - (verlangsamen) Schließen! Achtung rechts

Fahrrad

(links)! Das letztere Signal wird bei der Leistung der Ehrenbezeigung einmal, beim Vorbeidefilieren zweimal geblasen.

Resumé.

In taktischer Beziehung werden die Radfahrerbataillone al Einheiten leicht beweglicher Infanterie betrachtet, die i erster Linie dazu bestimmt sind, den durch die unzureichenden Erfolg der heimischen Pferdezucht bedingten Mangel an Kavallerie (145 Es kadronen im Frieden, etwa 178 im Felde) einigermaßen auszugleicher

Im Hinblick auf das überaus dichte Netz gut fahrbarer Straße und Wege in Oberitalien erwartet man von diesen sehr sorgfälti ausgebildeten und von besonders tüchtigen, impulsiven Offizieren ge führten Abteilungen in einem künftigen Kriege sehr wertvolle Dienste man hält sie für überraschende, weit ausholende Aktione: (Raids), auch dank ihrer Feuerkraft für hervorragend geeignet un fordert von ihnen ähnliche Leistungen, wie sie das neue englisch Reglement für den Aufklärungs- und Sicherungsdienst für die be rittenen Infanteriekompagnien (als Ersatz der Divisionskavallerie) vo schreibt.

Die Verwendung der Radfahrerabteilungen im Gefecht als Feuer kraft soll keineswegs ausgeschlossen sein, immerhin bleibt ihre Haupt aufgabe, Unternehmungen auszuführen, die in der hartnäckige Beunruhigung des Gegners bestehen. Auch als Rückhalt für größer Kavalleriekörper wird den radfahrenden Abteilungen manche selb ständige Rolle zufallen.

Die Bestimmung, daß das Radfahrerbataillon solange als möglich als taktische Einheit vereint bleiben solle, daß die Trennung de Verbände (insbesondere der Schwärme) auf seltene Ausnahmsfäll beschränkt werden müsse und der wiederholte Hinweis auf die Mög lichkeit, daß eine Abteilung ihrem Kommandanten unter Umständer leicht aus der Hand geraten könne, läßt eine gewisse Ängstlichkei erkennen, die auf mehrfach gemachten Friedenserfahrungen beruher dürfte, im Ernstfalle aber zweifellos der Erkenntnis des höherer Zweckes weichen wird.

Die Ausrüstung der Radfahrerkompagnien mit Telegraphen- und Telephonmaterial sowie mit Sprengmitteln befähigt sie zur rascher Herstellung von Verbindungslinien wie auch zur Durchführung vor Zerstörungen auf weite Entfernungen und gibt dieser Truppengattung im Vereine mit den charakteristischen Eigenschaften der Raschhei und bis zur Waghalsigkeit gesteigerten Unternehmungslust, das Ge präge schwer faßbarer fliegender Kolonnen, deren Tätigkeit den Gegner manche Überraschung und wohl auch manchen recht empfind lichen Schaden zu bereiten imstande sein wird.

Das Etappenwesen der Russen im Feld

zuge 1904/05.

(Fortsetzung.)

Die Standesergänzung der Feldarmee.*)

(Schluß.)

Ersatz der Abgänge bei den übrigen Waffengattungen.

Zunächst seien die Abgänge bei den berittenen Truppen Standesabgang in Tabelle C der Beilage 16 und Diagramm 5 der Beilage 17 angeführt. Das Gros der berittenen Truppen bildeten Kasakenformationen aus dem EurR einschließlich Kaukasus, und zwar Don-, Orenburg-, Ural-, Kuban- und Terek-Kasaken; aus dem ASR: Sibirische, Transbaikal-, Amur- und Ussuri-Kasaken. Weiters befanden sich bei der OpA: eine ad hoc aus Freiwilligen der einheimischen Bergstämme im Kaukasus gebildete »Kaukasische Reiterbrigade«, dann reguläre Kavallerieformationen, und zwar eine selbständige Kavalleriebrigade (2 DragReg) beim XVII. Korps und das Primorski-Drag Reg aus dem Priamur-MBz.

Zur Ergänzung der Kasaken war die Aufstellung von ErsSot normiert, sie wurde aber nicht gleichmäßig durchgeführt. Bei Beginn des Krieges wurde festgestellt, daß die Anforderung von Ers für die eur Kasaken formationen in Ostasien an die Hauptkasakenverwaltung im KrMin, für die asiatischen Kasaken an die betreffenden stellvertretenden Atamane zu richten seien. Eigene Ers-Abteilungen wurden nur beim Kuban-, Sibirischen und Transbaikal-Kasakenheer formiert; bei den übrigen Kasakenheeren geschah die Komplettierung der im Felde stehenden Abt durch Abgabe von Mannschaft aus dem Präsenzstande Don- und Orenburg-Heer) der nicht mobilen Abt oder durch Einberufung von ausgedienten Kasaken (Amur- und Ussuri Heer).

Es wurden folgende Ers-Formationen aufgestellt: bei den Transbaikal-Kasaken 1 Fuß-Sot, 2 Reiter-Sot und 1 Artilleriezug (außerdem

*) Siehe Märzheft.

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