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tur würden, in dem Falle eines künftigen ernsten Kame pfes zu den schönsten Erwartungen berechtigen. Was die Ausführung betrifft, so war auch wohl nicht Andes res zu vermuthen, als daß Truppenversammlungen, die zum größten Theil aus Truppen der Garde bestanden, welche Lettere schon seit mehreren Jahren unter der per sönlichen Oberleitung des eben so hochverehrten als mit Kennerblick in die innersten Details jedes Dienstes dringenden Prinzen von Preußen steht, nur Vollendetes leis ften würden. Allein auch die Idee des Ganzen, welche von dem Eräftigen Willen des königlichen Herrschers ausging, so wie die Verwirklichung derselben durch jene, welche den einzelnen Manövern zum Grunde lagen, war von dem höchsten Interesse und die östreichische Zeits schrift den Fortschritt jedes deutschen Heeres als bundesverwandter Macht mit Freude begrüßend würde schon. früber dieser Manöver erwähnt haben, hätte sie nicht erst ruhig abwarten wollen, ob sich ihr nicht vielleicht noch andere Quellen als jene so äußerst schäßbaren Bes richte des Berliner-Militär-Wochenblattes und der allgemeinen hessischen Militär- Zeitung in Betreff dieser Manöver eröffneten, und hie und da noch einige Punkte derselben aufklärten. Denn sie glaubte, einen Gegenstand von so hoher Wichtigkeit nur durch die gründlichste Bes urtheilung und die offenste Anerkennung des Guten einerseits, wie durch die genaueste und biederste Kritik anders feits, gehörig nach Verdienst ehren zu können. Da aber keine detaillirtere Beschreibung derselben mehr erschien, so beginnt sie nun die Beurtheilung dieser Manöver zuerst mit der Beleuchtung der Grundregeln, die Genes rallieutenant von Wrangel für große Kavallerie-Manöver im Allgemeinen vor der wirklichen Ausführung

derselben herausgab; welcher hierauf die Beurtheilung der einzelnen Bewegungen der fünf Manövertage, fo wie der Schluß-Produktionsparade vom 18. September, gemäß den Berichten der obbenannten beiden Zeitschriften folgen wird.

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Möge der ausgezeichnete General, dessen Manös ver wir hier zergliedern, unsere Beurtheilung dersels ben in jenem Geiste betrachten, in welchem wir sie ges schrieben. Möge er schon im Voraus den innigsten Dank und die volle Überzeugung jedes ächten Soldaten freundlich aufnehmen, daß in der Art von Friedensschlaf, in welchem, durch anderweitige Umstände oder Mangel an Entschluß gelähmt, die Kräfte der Reiterei, - teis neswegs in ihrer einzelnen Ausbildung Regimenterweise, die auf einen hohen Grad der Vollkommenheit ge= dieben ist, sondern nur in ihrer Verwendung im größeren Maßstabe, in unserem deutschen Vaters lande in den meisten Armeen schlummern, er Großes geleistet hat, indem er in seinem Vaterlande ihr rühmliches Leben beurkundet; wozu wir ihm nicht allein die allgemeinste Anerkennung seines hohen Verdienstes, sondern auch recht viele und baldige Nachahmer in andern Armeen deutscher Länder wünschen.

Bei den in Rede stehenden großen Kavallerie-Manövern nächst Berlin im vorigen Herbste bestand die Stärke des Kavalleriekorps, abweichend von den Normalbestimmungen), nur aus 10 Regimentern nämlich: 4 Küs raffiers, 2 Uhlanen-, 2 Dragoners und 2 Husaren-Re*) Nach den Normalbestimmungen vom Jahre 1823 foll ein Kavalleriekorps aus 12 Regimentern, nämlich: 4 Kürassiers, 4 Uhlanen, 2 Dragoner: und 2 Husa= ren-Regimentern bestehen.

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gimentern, benen 5 reitende Batterien beigegeben

waren.

Der ausrückende Stand war durchschnittlich per Regiment: 26 Offiziere, 52 Unteroffiziere, 12 Trom peter, 550 Reiter und 555 Dienstpferde; so daß die Eskadronen mit 48 Rotten ohne Unteroffiziere und Trompeter auf dem Plaße erscheinen konnten; jede reitende Batterie mit 4 Offizieren, 10 Unteroffizieren, und Bombardieren, 2 Trompetern, 46 Kanonieren, 72 Dienstpferden und 4 Geschüßen (3 sechspfündige Kanos nen und siebenpfündige Haubige).

Die Gesammtstärke der bei Berlin versammelten Reitertruppen, mit Einschluß der Artillerie, belief sich daber ohne Offiziere auf etwa 6400 Mann und 5920 Pferde,

Das Übungsterrän Plan I. bildete ein ebenes un regelmäßiges Viereck von 3800 Schritten Länge, dessen Breitenseiten die eine 3200 und die andern 2100

Schritte haben. Der Boden bestand aus leichtem, zum Theile Flugsand, hie und da mit unbedeutenden Feldgraben durchschnitten.

Die Zahl der Übungstage war auf sechs festgestellt. An zwei derselben sollte das Korps nach gegebenen, vom Könige genehmigten Disposizionen exerziren, an einem dritten ohne Disposizion; an einem vierten sollte das Kavalleriekorps ein Manöver gegen eine sich durchschla gende Infanterie-Division, an einem fünften ein Manöver von zwei Kavallerie-Korps gegen einander ausführen, und ein sechster Tag war zum Ruhetag bestimmt.

Die vom Generallieutenant von Wrangel entworfene und vom Könige genehmigte Schlachtordnung folgt in der Lithographie Nr. Į.

I. Allgemeine Bestimmungen.

,,1. Die Regimenter sind da, wo es nicht anders befohlen ist, stets rechts abmarschhirt."

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Es ist nicht zu läugnen, daß, so lange man die Regimenter als für sich manövrirend betrachtet, der Abmarsch vom Flügel der natürlichste und einfachste ist, Formazionen auf der Mitte aber nur in außerordents lichen Fällen anwendbar sind. Dagegen ist besonders beim Manövriren im Großen d. h. mit mehreren Brigaden und Divisionen der Rechtsabmarsch aller Regimenter nicht nur allein in vielen Bewegungen hinderlich, fondern besonders bei der Aufstellung einzels ner Brigaden oder Divisionen, die dann selbstständig vorrücken oder dirigirt werden sollen, zur darauffolgen. den schnellsten Entwicklung sowohl nach vorwärts als in die Flanken derselben weniger geeignet; weßhalb die Formazion einer Brigade oder Division auf die Mitte, mithin des rechtsstehenden Regiments in der Brigade, der rechtsstehenden Brigade in der Division links, — und umgekehrt des linksßehenden Regiments in der Bris gade und der links stehenden Brigade in der Division rechts, bei großen Kavallerie-Bewegungen, einer ein seitigen Formazion aller Regimenter rechts vorzuziehen erscheint. Denn die ursprüngliche Stellung, das Kommando und die Direkzion selbstständiger größerer Reitermassen, wie Brigaden oder Divisionen sind, wird durch eine Formazion auf die Mitte den einzelnen Fübrern um die Hälfte erleichtert; so wie selbe anderseits dem Führer des gesammten Kavalleriekorps den leich testen Überblick aller Theile des großen Ganzen, die leichteste Festhaltung von Direkzionspunkten,

fo wie

spätere Veränderungen von Direkzionen, endlich die größte Leichtigkeit in Entwicklung dieser Massen zur entscheidenden Wirkung gewähren, so wie auch die Flankendeckung durch die augenblickliche Einschwen= Eung des Regiments oder der Brigade auf der bedroh= ten Seite am gesichersten bewirkt wird.

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„2. Flankendeckungen hinter dem rechten Flügel „einer vorgehenden Abtheilung sind links abmarschirt, „und hinter dem linken Flügel rechts. Die Flankender ,,ckung von einer oder mehreren Eskadronen formirt sich „in eine Zugskolonne — jene ganzer Regimenter in eine "geöffnete Eskadronskolonne."

Dieser Grundsaß ist ein höchst vortrefflicher, und sollte nur noch weiter dahin ausgedehnt werden, daß, wenn diese Flankendeckung zur Deckung des Rückzuges einer geworfenen Truppe nach vorwärts verwendet wer den müßte, selbe durch einen obliquen Aufmarsch zu bewerkstelligen wäre.

,,3. Wenn die Brigaden in Regimentskolonnen ,,in Eskadronen mit vorgezogenen Teten stehen, so gibt „jedesmal die erste Eskadron des zweiten Regiments" ,,die Richtung, bei Divisionen aber die erste Eskadron „der zweiten Brigade, und eben so bilden die ges „nannten Eskadronen bei allen Deployirungen die Bas fis, wenn es nicht ausdrücklich anders befohlen wird."

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„4. Der Treffenabstand ist auf 300 Schritte fest= „gesezt. Flankendeckungen folgen auf 150 Schritte." Diese Annahmen sind, wie die allgemeine Militärzeitung sehr richtig bemerkt, auf das Friedensverhältniß gegründet, und erleiden im Kriege Abändes rungen. Selbst im Frieden aber sollten immer wo möglich Flankendeckungen auf 300,

Brigadenkolon

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