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Berdorf auf einzelne vorgeschobene Abtheilungen des in Herborn stehenden französischen Generals Soult. Diese alle zogen sich eilends nach Greifenstein zurück. Als die Meldung hiervon ins Hauptquartier gelangte, erkannte der Erzherzog, daß der Feind an diesem Lage noch keinen Angriff erwarte, und daher nicht zur Vers theidigung seiner Stellungen vorbereitet sey. Er bes schloß, sich selbst nach Weßlar zu begeben, und jeden sich darbietenden günstigen Moment zu einem Angriff zu benügen.

General Lefebvre war am 15. Juni mit grauendem Morgen mit seiner Division, welche in 12 BatailIons, 8 Eskadrons, 10,269 Mann, darunter 1464. Reiter zählte, aus dem Lager bei Dieffenbach aufgebrochen, und zog gegen Wetlar. Während dem Marsche kam ihm die Kunde von dem Vordringen östreichischer Kolonnen und von dem Zurückweichen der von General Soult vorgeschobenen Detaschements entgegen. Er entfendete sogleich 6 Bataillons und 2 Eskadrons rechts, theils um seine rechte Flanke gegen die Lahn zu decken, theils um die Brücke von Leyn wieder zu neh men und Weilburg stärker zu beseßen. Dann theilte er seine übrigen Truppen in zwei Kolonnen: die Eine von 3 Bas taillons und 1 Eskadron rückte rechts gegen Ober- und Nieder- Bühl und Leyn vor. Mit der zweiten Kolonne von 3 Bataillons, 5 Eskadrons marschirte Lefebvre selbst links an die Dyll, in der Richtung gegen Werdorf. Die rechte Kolonne von Gen. Had dick s leichten Truppen war damals schon, von der Dyll her, in den Wald eingedrungen, welcher sich von diesem Fluffe nach Greifenstein und Herborn ausdehnt. Die linke Kolonne hatte Ober- und Nieder-Bühl beseßt.

FML. Werneck hatte Vormittags bei Weklar die Lahn mit dem Reservekorps überschritten, und rückte Haddicks leichten Truppen nach. Da kam ihm die Dis vision Lefebvre entgegen. Um Mittag begann das lebhafte Gefecht. Die rechte französische Kolonne vertrieb Hadricks Truppen aus Ober- und Nieder-Bühl, die linke aus dem Walde an der Dyll. Werneck selbst konnte mit den Grenadieren dem Andrang nicht lange widerstehen. Er zog sich unter lebhaftem Geschüßfeuer allmälig gegen das rechte Ufer der Lahn zurück. — Les febvre war durch das Terrän sehr begünstigt; indem er auf dominirenden Anhöhen verrückte, folglich jede Bes wegung Wernecks überblickte und beherrschte, dieser aber seine zahlreiche Kavallerie nicht benüßen konnte, und eine dreifach überlegene feindliche Infanterie gegen sich hatte. Der Kampf wälzte sich allmählig hinab an den Thalrand der Lahn. Schon hatten die Franzosen die denselben beherrschenden Anhöhen besett, und auf dies sen ihr Geschüß aufgeführt. Lefebvres linker Flügel war aus den Wäldern in die offene Hochfläche hinausges brochen.

Wernecks Grenadiere standen auf dem leßten Bergs fuß, der sich in die starke und enge Krümmung verläuft, in welcher die Dyll und die Lahn zusammenfließen, und in deren innerstem Winkel, jenseits des leßteren Flusses, Weylar liegt. Der rechte Flügel der Grenadiere stüßte sich unterhalb Altstetten an die Dyll, der linke beim Dorfe Altenburg an die Lahn. Dieses Dorf wurde von der rechten Kolonne der Franzosen dreimal bestürmt, und endlich erobert. Dann suchten sie, hinter dem das selbst befindlichen Kloster den Übergang auszuführen. Es befanden sich dort, bei Steindorf, einige Furten,

zu deren Deckung der Oberstlieutenant Ghenadegg mit seinem Grenadier-Bataillon und 4 Eskadrons aufges stellt war. Dieser Stabsoffizier seßte dem feindlichen Angriff den entschloffensten Widerstand entgegen, und hinderte Lefebvre, bis an die Furten vorzudringen. Indes nahte der Augenblick, in dem die Truppen Wernecks, durch den mehrstündigen Kampf erschöpft, der örtlichen Übermacht des Feindes hätten weichen, und das rechte Ufer der Lahn räumen müssen. Dieser Rückzug hätte über die einzige Brücke von Weglar, bei der beherrs schenden Stellung des nachdrängenden Lefebvres, wahr. scheinlich nur mit großem Verluste vollzogen werden Eönnen.

In diesem Momente, es war vier Uhr Nachmittags, erschien der Erzherzog auf dem Kampfplat. Schon auf dem Wege war ihm die Meldung ents gegen gekommen, daß FML. Werneck um Mittag ans gegriffen worden sey. Das ununterbrochen von der Lahn her schallende Kanonenfeuer ließ auf die Hartnäckigkeit des Gefechtes schließen. Daher hatte der Erzherzog sogleich dem GL. Lindt den Befehl zugeschickt, „daß er mit dem sächsischen Korps aufbrechen, und durch Weßlar über die Lahn vorrücken solle, um Werneck zu uns terstüßen.“ Dann eilte der Erzherzog selbst nach Weßlar, stellte sich an die Spiße der Grenadiere, und bes geisterte sie durch das glänzende Beispiel seiner eigenen Entschlossenheit. Das östreichische Geschüß erwiederte nun das feindliche Feuer mit verdoppelter Lebhaftigkeit.

Der Erzherzog befahl dem FML. Werneck, mit 4 Grenadiers-Bataillons, 2 Eskadrons Nassau Küras fiere, 2 Eskadrons Karaczai Chevaulegers die dominis rende Höhe von Altstetten, auf welcher die linke

französische Kolonne mit dem Geschüß aufgestellt war, und den angrenzenden Wald anzugreifen. Die in Anzug bes griffene sächsische Kavallerie sollte ihm zur Unterstüßung nachfolgen. Die übrigen Truppen Haddicks und Wers necks wurden verwendet, um die nächsten an die Lahn und Dyll führenden Straßen und die im Bereiche des Gefechtes vorhandenen Furten beider Flüsse zu beseßen. Eine Kette Tirailleurs deckte den linken Flügel gegen die von Bühl und Altenburg vordringende erste fran= zösische Kolonne.

Lefebvre hatte sich durch die zur Deckung seiner rechten Flanke gegen Weilburg und Leyn entsendeten 6 Bas taillons, 2 Eskadrons so geschwächt, daß er diesem Angriff nicht mehr als 6 Bataillons und 6 Eskadrons ent gegen sehen konnte.

Einige Eskadrons Husaren, von der Avantgarde unter Gen. Graf Haddick, hatten einen muthvollen Angriff auf die linke Flanke Lefebvres gemacht, welcher aber nicht vom Erfolg gelohnet wurde. Nun aber führte der Oberst Graf Meerveldt mit 2 Eskadrons seines Regis ments Karaczai Chevaulegers einen zweiten Angriff auf den feindlichen linken Flügel aus, welchen der Rittmeister Beyerweck mit 1 Eskadron Nassau Kürassier unterstüßte. Diese 3 Eskadrons zogen am Fuße der Höhen längs der Dyll hinauf, und gewannen wirklich Lefebvres linke Flanke. Den Hauptmann Kees vom General Quar tiermeisterskabe schitte der Erzherzog zu gleicher Beit mit 2 anderen Eskadrons Karaczai Chevaulegers, durch einen die Annäherung derselben begünstigenden Ravin, zum Angriff gegen die Fronte der französischen Battes rien. Die beiden Reiter-Kolonnen gewannen unter dem heftigsten feindlichen Feuer die Anhöhe, und eroberten

drei Kanonen mit ihren Munizionskarren. Zugleich rückten die Grenadiere, unter Elingendem Spiele, die Hös hen hinauf. Hierdurch war der siegreiche Ausgang des Treffens glücklich vorbereitet.

GL. von Lindt hatte indeß die Sachsen im angestrengtesten Eilmarsch herbeigeführt, mit denselben Weglar durchzogen, die Brücken der Lahn und Dyll überschritten, und die Hochfläche erstiegen, auf welcher er schnell aufmarschirre. Die sächsische Kavallerie schloß sich sogleich den Grenadier-Bataillons an, mit welchen FML. Werneck auf die von Karaczai Chevaulegers er oberte Höhe von Altstetten vorrückte. Um die geschlagene Infanterie des linken Flügels aufzunehmen, war Gen. Richepanse mit der Reiterei eine Strecke vorgeeilt. Unter deren Schuße hatte sich die Infanterie am Rande des dortigen Waldes gesammelt, und zur Vertheis digung geordnet. Das Grenadier-Bataillon Frankens busch marschirte an der Spiße der verfolgenden Kolonne; die Artillerie zu beiden Seiten derselben. Der Ungriff wurde mit einem lebhaften Kartätschen- und Gewehrfeuer begonnen. Aber nach einigen Salven drangen die Grenadiere mit gefälltem Bajonnett in den Wald, mit ihnen zugleich, von ihrem Muthe fortgerissen, die Ches vaulegers. Der Wald wurde erstürmt. Das GrenadierBataillon Ulm eroberte hierbei eine Fahne und eine Haubige.

Der linke Flügel der französischen Infanterie zog sich auf einen hinter dem Walde in der offenen Gegend bei Berghausen gelegenen Hügel zurück, und führte dort seine noch übrigen Geschüß auf. Richepanses Reiterei hatte den Rückzug, so wie den neuen Aufmarsch, gedeckt. Der Erzherzog befahl den Angriff. Die fäch. Östr. milit. Zeitschr. 1844. I.

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