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II.

Die Treffen bei Wetlar am 15.,—und bei
Kircheip am 19. Juni 1796.

Nach östreichischen Originalquellen.

Von Joh. Bapt. Schels, k. k. Oberstlieutenant. (Schlu f.)

Der Erzherzog Karl hatte beschlossen, seine Operazionen gegen die linke Flanke Jourdans zu richten, und die Lahn zwischen Weglar und Leyn zu überschreiten, in welcher Gegend die natürliche Beschaffenheit der Flußufer dem Übergange die wenigsten Hindernisse entgegens seßte. Nach ausgeführten Übergange sollte der linke französische Flügel mit Nachdruck angegriffen und zus rückgedrängt, dadurch die feindliche Armee in die Flanke genommen werden. Dann mußte Jourdan entweder unter ungünstigen Umständen eine Schlacht liefern, oder sich schnell von der Lahn zurückziehen. Der Erzherzog entwickelte seinen Plan in einem an den F3M. Graf Wartensleben gerichteten Befehle, der hier im Auszuge mitgetheilt wird:

„Die Avantgarde marschirt über Homburg nach Usingen, die Armee über Schwalbach, bei Königstein, nach Friedberg. Sie wird sich in dortiger Gegend mit der durch FML. Baron Hoße von der Oberrhein-Urmee

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herbeigeführten Verstärkung vereinigen. Von da wird die Armee, nach Maßgabe der Bewegungen des Feindes, nach Weilburg, dann gegen Weblar, oder viels leicht noch weiter aufwärts rücken. Die Avantgarde wird, um den Marsch der Armee zu decken, sich gegen Weilmünster, oder nach Umständen gegen Braunfels, ausdehnen, - im Nothfalle auch links Abtheilungen bis an die von Limburg nach Niederbrechen führende Straße entsenden, um sich mit dem Korps an der Lahn die Vers bindung zu sichern. Auf diesen Punkt und auf den Emmsbach sollte der FZM. Graf Wartensleben besonders dann die größte Aufmerksamkeit richten, wenn er durch feindliche Übermacht genöthigt würde, Limburg und die un tere Lahn ganz zu verlassen. Denn durch diese Gegend könne er, indem er die Emms überschritt, fein Korps auf dem kürzesten Wege mit der Armee vereinigen. Das bei müffe er jedoch auch gegen Weilburg und auf allen von der Lahn durch die zwischenliegende Gegend führens den Straßen hinreichende Abtheilungen detaschiren, das mit die Armee, während ihres in solcher Nähe des Fein: des auszuführenden Flankenmarsches, von dorther nicht in ihrer linken Flanke beunruhiget werden könne."

"Bei der Verlassung Limburgs müßte eine Kolonne den Rückzug über Königstein nehmen, und sich mit den von Nassau, Nasstädten und Kiemel zurückziehenden Abtheilungen vereinigen. Diese Truppen sollten dann verwendet werden, theils um das in die Verschanzun= gen vor Mainz bestimmte Korps zu ergänzen, theils die Strecke des rechten Rhein- Ufers von Mainz aufwärts zu beseßen.“

„Wenn das Korps, im Falle des Rückzuges, die Rechtsziehung gegen Weilmünster und Grävenwiesbach,

wegen der vom Feinde drohenden Gefahr, nicht ausführen könne, so müsse Graf Wartensleben seinen Marsch gegen Esch und Königstein richten.“

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Zugleich erhielt der F3M. Graf Wartensleben den Auftrag: „Er solle Gießen befeßen, um einen festen Punkt und sicheren Übergang über die obere Lahn in seiner Macht zu haben." In Folge dieses Befehles wurde Gen. Mylius mit 2 Bataillons Stuart und 1 Eskadron Barco Husaren dahin gesendet, welche nun dies fen Posten, gemeinschaftlich mit der Hessen-Darmstädtis fchen Garnison, bewachten.

Der Erzherzog suchte, den zum Angriff bestimmten Punkt, auf welchen damals Jourdan noch keine beson dere Aufmerksamkeit gerichtet zu haben schien, so bald als möglich zu erreichen. Daher wurden die Märsche der Armee nach Thunlichkeit beschleunigt. Der Erzherzog brachte, mit Einschluß der Division Hoße und des sächsischen Korps, 32 Bataillons und 81 Eskadrons an die Lahn. Hiervon schickte er dem F3M. Wartensleben, der schon früher 4 Bataillons, 6 Eskadrons zur Vers stärkung erhalten, noch weitere 21 Eskadrons, welche über Kinberg ihm zueilten. Gen. Graf Haddick mit der Avantgarde ging, zur Deckung des Marsches, über Homburg, Usingen und Weilmünster voraus. Der Haupttheil folgte in zwei Kolonnen, die Eine über Schwalbach, Homburg und Grävenwieshach, die Andere über Friedberg nach Bußbach.

Am 13. Juni kam der Erzherzog zu Grävens wiesbach an. Der FML. Baron Werneck traf am 13. mit seiner Division (7 Bataillons, 16 Eskadrons) auf den Höhen bei Bußbach, Gl. Lindt mit dem sächsischen Korps (8 Bataillons, 15 Eskadrons) in Ostheim, die

Avantgarde in Weilmünster ein. Die übrigen Truppen langten an diesem und den folgenden Tagen bei Grävens wiesbach an. Nachmittags rekognoszirte der Erzbers zog die nächsten Stellungen der Franzosen, ließ Brauns fels besegen, und den an der Brücke von Leyn stes henden französischen Posten vertreiben. An diesem Tage befahl der Erzherzog dem FZM. Graf Wartensleben: „eine kräftige Diversion gegen den rechten französischen Flügel vorzubereiten; welche während der Vorrückung der Armee ausgeführt, und dadurch hauptsächlich die Herstellung der Verbindung mit Ehrenbreitstein bewirkt werden müsse. Auch sollte der Graf schon jeßt für die künftige Beobachtung der Rheinstrecke von der Mündung der Lahn bis Caub, ohne Aufsehen, die dienlichen Anstals ten treffen. Die Strecke des Flusses von Caub bis Schir. stein werde der FML. Graf Mercandin sichern."

Der Erzherzog gab am 14. Juni folgende Dispos fizion zum Angriff des linken Flügels der französischen an der Lahn aufgestellten Sambre- und Maas - Urmee: "Dieser Angriff wird am 16. Juni ausgeführt werden.

Schon am 15. rückt General Graf Haddick mit der Avantgarde (11⁄2 Bataillons, 6 Eskadrons) auf Hers born, bleibt dort stehen, und verbindet sich links über Greifenstein mit dem FML. Kray, der bei Braunfels mit 10 Bataillons, 16 Eskadrons stand. Desssen Avantgarde passirt am 16. mit Tagesanbruch bei Leyn die Lahn. Dann schickt Kray sogleich eine Abtheilung links nach Stockhausen; eine zweite durch den Wald bei Biskirchen; eine dritte auf die Höhe bei Altendorf; eine vierte durch den Wald nach Greifenstein. Mit dem Rest seiner Truppe rückt Kray nach Daubenhausen vor, stellt eine Postenlinie gegen Herborn bis zu Gen. Haddick

aus, und vertheidigt jenen Punkt, wenn ihn der Feind angreift, auf das Hartnäckigste. Sobald die Armee bis Mengerskirchen vorgerückt seyn wird, geht auch Kray vor, um das Defilee bei Weilburg von Feinden zu reinigen."

,,Gleichzeitig überschreiten am 16. FML. Werneck und GL. Lindt die Lahn bei Weglar mit ihren 15 Ba= taillons, 31 Eskadrons. Sobald sie auf dem rechten Ufer in gleiche Höhe gelangt sind, rückt Werneck über Hohensolms, Bermer und Becker gerade nach Herborn vor, und schickt eine starke Patrulle auf die kalte Eiche, über welche Waldhöhe die Straße von Dillenburg nach Siegen führt, um Kundschaft einzuholen. Lindt marschirt längs der Dyll auf der Straße über Werdorf bis Kagenfurt, wendet sich dann links, und zieht sich über Greifenstein auf die Höhe hinter Herborn. In dieser Stellung erwarten die beiden Generale fernere Befehle."

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„FML. Hoße beobachtet mit seinen 5 Bataillons, 12 Eskadrons Weilburg. Wenn der Feind diese Stadt freiwillig verläßt, oder wenn er dort so schwach ist, daß er mit geringer Anstrengung vertrieben werden kann, so besett FML. Hoge Weilburg, und schickt starke Pas trullen gegen Mehrenberg und Mengerskirchen ab, um Befehle einzuholen.“

„Zu der Zeit, wenn diese Kolonnen sich ungefähr in der Linie von Mehrenberg und Mengerskirchen alligs nirt haben würden, sollte der FZM. Graf Wartensleben die ihm gegenüberstehenden französischen Truppen, wels che sich wahrscheinlich schon durch Detaschirungen ge= schwächt haben werden, mit Nachdruck angreifen, und sie von Limburg, Runkel und anderen am Fluffe noch höher hinauf gelegenen Punkten zurücktreiben.“

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