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nen im zweiten Treffen aber auf 500-600 Schritte abstehen, und hiernach die Übungspläße gewählt

werden.

,,5. In der Regel sollen die Angriffe der Kavalles ,,rie durch reitende Artillerie vorbereitet werden. Die Ur,,tillerie placirt sich dann in angemessener Entfernung „vor oder seitwärts der Kavallerie, doch bei Bewegun= ,,gen stets auf dem stehenden (inwendigen) Flügel, wo„fern das Terrän es gestattet. Sie feuert so lange, bis „fie von der vorgehenden Kavallerie maskirt wird, und ,,folgt dem Truppentheile, dem sie attachirt ist, auf ,,300 Schritte, wofern nicht anders über sie disponirt „wird.“

Die Vorbereitung aller Kavallerie-Attaken durch reitende Artillerie, die Placirung der Letteren seitwärts der Kavallerie, so wie auf dem stehenden (inwendigen) Flügel (mithin auf dem Pivotflügel bei Obliquen oder Echellonsbewegungen) ist ganz in dem Geiste einer richtigen Verwendung dieser Waffe, - weniger jedoch die Placirung der Artillerie vor der Kavallerie. Denn das durch würden ja unnüßerweise vom Feinde zwei Waffen zugleich beschossen: die Batterie, welche feuert, und die Kavallerie, welche hinter ihr ist, ohne zu bedenken, daß die gewöhnlichen Truppen-Intervalle zu gering für die Breite der Batterien sind, das Abbrechen aber und Durchfahren durch die Truppe vor dem Feinde nur Verwirrung macht. Es wird daher immer am gerathenften seyn, wo nicht erhöhter Terrän oder andere außer ordentliche Fälle dieß unumgänglich erfordern, als ge= wöhnliche Regel die Batterien nie vor die Intervalle der Truppe, sondern stets seitwärts auf dem Flügel der Truppe, und da wieder nach Umständen entweder seits

und vorwärts zugleich, oder bloß seitwärts in der Höhe der Truppe, auffahren und wirken zu lassen.

„,6. Batterien, welche auf den Flügeln nach Maß. „gabe des Terräns verwendet werden, und wobei eine „unmittelbare Unterstüßung von den zugehörigen Trup,,pen nicht zeitgerecht erfolgen kann, werden ein für „allemal durch eine der zunächst stehenden Eskadronen „besonders (particulär) gedeckt, und der betreffende Bri. „gade (Regiments-) Kommandeur ertheilt hiezu ohne ,,Weiters den Befehl."

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Diese Bestimmung ist nicht nur allein in der Nas tur der Artillerie, einer Waffe, die sich nicht selbst schüßen kann, gegründet; sondern sie leitet auch sehr richtig die Aufmerksamkeit der Truppenkommandanten auf eine von ihnen so oft vernachlässigte Vorsichtsmaß regel bin; obwohl selbe doch das größte Interesse haben, daß die sie schüßenden und ihren Angriff vorbereitenden Batterien von der Truppe bewacht und vor jedem Übers falle gesichert werden.

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7. Die Kavallerie muß ihre Bewegungen nies ,,mals im verhaltenen Tempo ausführen. Die Gangar„ten: Trab und Galopp, müssen frei und räumlich seyn, „Es sollen die nämlichen Grundsäte wie im Kriege zur ,,Anwendung kommen. Die Kavallerie reitet erst dann ,,Galopp, wenn sie das vorgesteckte Ziel nicht mehr rechts zeitig im starken Trabe erreichen kann. Die Snellig,,keit der Attake muß genau nach dem Leistungsvermös „gen der Pferde abgemessen werden. Der gute Erfolg „der Attaken ist nur von vereinter Kraft zu erwarten, „nicht aber wenn die Linie, statt in zwei, in zehn „und mehr Gliedern eingetheilt an den Feind kömmt. „Nach Halt! müssen die Pferde noch bei Athem und

„zu neuen Bewegungen (Verfolgen des Feindes) bes „reit seyn."

Diese bier entwickelten Grundsäße sind die Grund. fäße jeder guten für den Krieg abgerichteten Kavallerie, fobald sie in den Bereich ihres Wirkens vor dem Feinde gekommen; denn Schnelligkeit und Überraschung ist das Element der Reiterei, und rasch müssen alle Bewer gungen seyn, und Geist und Muth verrathen.

,,8. Ecellon-Attaken werden so ausgeführt, daß ,,das folgende Echellon über das vorhergehende um 50 ,,Schritte hinaus attakirt, und nach der Attake sämmts liche frühere Echelons sich im Galorp mit dem vors „dersten (das also seine Attake zuleßt ausgeführt) "alligniren."

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Echelons. At taken kommen in der Regel nur sehr selten oder nur aus Zufall vor; aus dem natürlichen Grunde, weil man nicht bløs mit einem Theile angreift, wenn man mit dem Ganzen angreifen kann. Denn wenn die Echelons, wie hier gemeint ist, von rückwärts successive vorkommen, so muß das erste vorderste Echels lon entweder auf den Flügel des Feindes stoßen, und dann können die nachfolgenden im Darüberhinausrücken nur durch Einschwenkung und darauffolgende Attake den Feind erreichen; oder man müßte mit dem vors dersten Echellon allein in eine längere feindliche Front eindringen, und dann durch die nachfolgenden den Ungriff immer verstärken, mithin stückweise bewirken wollen, was man durch eine Attake der ganzen Front auf einmal doch viel sicherer erreichen kann. Der Vers faffer dieses bekennt daher aufrichtig, daß er sich von dem Nugen, ja selbst von der wirklichen Ausführbars teit solcher Attaken vor dem Feinde nicht überzeugen

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kann; wogegen er anderseits die gewöhnlichen EchellonKolonnen, welche dem Feinde von einer größeren Ents fernung den einen oder andern Flügel abgewinnen, dann einschwenken und en oblique attakiren, für das nüßlichste und erfolgreichste Manöver der Kavallerie vor dem Feinde ansieht, und die schönsten Muster hievon gerade in den vorliegenden Manövern des Generallieutenants von Wrangel findet, derselbe durch die ersten vier Manövertage so vielseitig und gediegen in Anwendung brachte.

9. Alle Bewegungen auf dem Übungsplaße wäh„rend der Dauer der Übungen, z. B. Vorzichen der "Teten, Formazionen zu Gefechtsstellungen, zu Pas „radeaufstellungen, u. s. w., sind stets im Trabe auszu,,führen."

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10. Wo die Momente zum Handeln scharf hers „vortreten, z. B. bei den Übungen gegen einen markir„ten Feind, müssen die einzelnen Führer beurtheilen, ob fie höhere Befehle zum Handeln abzuwarten haben oder nicht. Sie werden für solche Fälle ermächtiget, ,,selbstständig einzugreifen, und sind für die Unterlassung „zweckmäßiger Maßregeln verantwortlich.“

Eine vortreffliche Bestimmung, ganz geeignet selbstständige Führer zu bilden, die bei keiner Waffe nöthiger sind als bei der Kavallerie, wo die einmal verlorene Gunst des Augenblickes nie wieder zu erseßen ist.

,,11. Die Regimenter des zweiten und dritten „Treffens haben niemals in Linien, sondern stets in „Kolonnen zu stehen, und überhaupt hat sich die Kavallerie nur dann in Linie zu entwickeln, wenn sie attas „tiren will."

Diese goldene Regel, in so körniger preciser Sprache

herausgegeben, charakterisirt den wahren ächten ReiterGeneral; so wie im Gegentheil derjenige, der sie nicht begreift, ihren innern Sinn nicht faßt, oder in der Auss führung von ihr abweicht, nie im Stande seyn wird, größere Kavalleriekörper mit Erfolg zu führen. Man muß wirklich gar nicht zum Kavallerie-General geboren seyn, oder nie dem Schlachtgetümmel einer Kavallerie beigewohnt haben, wenn man den schwerfälligen Aufstellungen Linie hinter Linie noch das Wort res den kann. Der Reitergeist ist seit dem Revoluzionskriege wieder ein anderer, oder vielmehr wieder der ältere, bes. fere geworden; ein solcher nämlich, wie Prinz Eugen, Seidlig und später Napoleon die Kavallerie brauchten, nämlich in großen Massen beweglich und durchbrechend. Denn Beweglichkeit ist die Natur dieser Waffe, und nur die leichte Wendsamkeit einer Kolonne kann ihr selbe geben. Mit dieser allein kann sie, alle Räume in jeder Direktion durchwandernd, des Feindes Absichten zuvorkommen, durchkreuzen, — zerstören, und endlich, deffen Flanke abgewinnend und sich in selber mit der dieser Waffe eigenthümlichen Schnelligkeit entwickelnd, ihn durch eine entscheidende Attake vernichten.

Dies sind die Grundsäge und Bestimmungen, welche Generallieutenant von Wrangel bei seinen Kavalleries Manövern zum Grunde legte, und von welchen die meis ften in dem richtigsten und seiner Waffe angemessensten Geiste aufgefaßt waren. Wir läugnen nicht, daß wir gewünscht hätten, selben noch mehrere Grundsäte beigefügt zu sehen. Generallieutenant von Wrans gel scheint uns ganz der Mann, die Bewegungen der Reiterei in ein System zu bringen, ohne deßhalb in

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