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Kolonie Csatad zeigt uns Müller das Geburtshaus des Franz Nikolaus Lenau, des Sängers der „Schilflieder“. Übrigens besißt auch das deutsche Banat einen Naturdichter in dem Bauern Josef Gabriel zu Mercydorf, von dem S. 17 ein hübsches Dialektgedicht mitgeteilt wird. Wertvoll mag auch das S. 65 — 68 eingeschaltete Dreikönigsspiel sein. Das Buch ist eben nicht bloß sehr schön geschrieben, sondern auch reich an Inhalt; dabei befleißigt sich sein geistvoller Verfasser einer edlen Einfachheit in der Darstellung und bringt seine eigene ethisch-nationale Persönlichkeit ungesucht zum Ausdruck. Nachdem er noch die Nachbarn der Deutschen, die Serben und Rumänen, zur deutlicheren Kontrastwirkung betrachtet hat, schließt er mit einer Ermahnung zur Gerechtigkeit an die Magyaren, die troß ihrer geringen physischen und geistigen Fruchtbarkeit zwar ein herrschendes Volk, aber noch keine Kulturnation geworden sind.

S.M. Prem.

Marburg a. D. Gotthold Bötticher, Übungen zur deutschen Grammatik mit einem Abriß der deutschen Sprachlehre für die unteren Klassen höherer Schulen, insbesondere für Realschulen und verwandte Anstalten. Leipzig, G. Freytag, 1896. 108 G.

Es gereicht mir zu lebhafter Freude, daß die Forderung, den Schülern höherer Lehranstalten ein grammatisches Lehr- und Übungsbuch in die Hand zu geben, sich zu immer allgemeinerer Anerkennung durchringt, sodaß die Gegner eines besonderen grammatischen Handbuches für die Schüler bald auf allen Linien geschlagen sein werden. Nun tritt auch Bötticher, ein gründlich geschulter Germanist und einer der hervorragendsten und begabtesten Vertreter des deutschen Unterrichts, mit einem solchen Lehrbuche auf den Plan und hat damit der guten Sache, für die wir in unserer Zeitschrift kämpfen, einen großen Dienst erwiesen. Die Meinung, daß wir ohne ein besonderes grammatisches Übungsbuch in den höheren Schulen auskommen könnten, beruht meistens auf völliger Unkenntnis der eigenartigen Gestalt und der eigentümlichen Schwierigkeiten unserer Muttersprache oder auf einer ungenauen Vorstellung von dem, was das Lesebuch, und von dem, was die Grammatik zu leisten hat. Die längst überwundene Anschauung Grimms, daß die Muttersprache in der Schule keiner Regelung bedürfe, wird wohl heute niemand, der mit den Ergebnissen der neuern Sprachforschung einigermaßen vertraut ist, mehr ins Feld führen. Auch in der Volksschule ist die verkehrte Meinung, den grammatischen Unterricht lediglich an das Lesebuch anzuschließen, heute fast durchgängig aufgegeben, und fast in allen gehobeneren Volksschulen sind besondere sprachliche Übungsbücher eingeführt. Die höhere Schule hatte aber jene irrige Anschauung, daß

es naturgemäßer sei, wenn der Schüler kein grammatisches Handbuch habe, als wenn ein solches dem Unterricht zu Grunde gelegt würde, von der Volksschule übernommen, obwohl die Eigenart der Gestaltung unserer höheren Schulen diesen Irrtum geradezu hätte ausschließen müssen. Die übeln Folgen der Abschaffung der deutschen Grammatiken aus unseren Schulen spüren wir heute noch in unseren gelehrten und gebildeten Kreisen; die ungeheure Unsicherheit und Unfähigkeit in der Handhabung der deutschen Sprache, der wir heute auf Schritt und Tritt begegnen, ist vor allem darauf zurückzuführen.

Wir begrüßen daher Böttichers Übungsbuch mit freudigem Danke, und das um so mehr, je mehr wir uns bei eingehender Prüfung überzeugt haben, daß das Buch mit gründlicher Sachkunde und trefflicher Beachtung der Forderungen des Unterrichts abgefaßt ist.

Dresden.

Otto Lyon.

Gotthold Klee, Grundzüge der deutschen Litteraturgeschichte. Für höhere Schulen und zum Selbstunterricht. Zweite, verbesserte Auflage. Dresden und Berlin, Georg Bondi 1897.

Der junge, lebhaft aufstrebende Verlag von Georg Bondi hat mit der vorliegenden Schrift sichern Fuß auf dem Boden der Schullitteratur gefaßt, wie das rasche Erscheinen der zweiten Auflage beweist. Der Verfasser hat vielfältige Änderungen und Verbesserungen vorgenommen, sodaß das Buch nach jeder Richtung hin empfohlen werden kann. Daß von den Lyrikern der Gegenwart Gustav Falke und Karl Busse aufgenommen sind, während wirklich bedeutende wie Ferdinand Avenarius u. a. nicht erwähnt werden, halte ich für einen Mangel der zweiten Auflage, der in einer spätern Auflage wieder getilgt werden muß. Der Tageserfolg kann und darf für den Litterarhistoriker niemals entscheidend sein. Busse kann sich vielleicht noch einmal gesund entwickeln und ein bedeutender deutscher Dichter werden, heute ist er es noch nicht, und seine neuere Entwickelung zeigt mehr Manier als wirk lichen Stil. Unter den Vertretern der wissenschaftlichen Prosa seit 1848 hätte meines Erachtens Rudolf Hildebrand und Wilhelm Wundt einer der ersten Pläße gebührt. Auch Friedrich Zarnde vereinigte in verschiedenen seiner Schriften die Gründlichkeit des Gelehrten mit der Feinheit des Novellisten. Alle drei sind aber bei Klee in § 92 (Die wissenschaftliche Prosa seit 1848) nicht erwähnt, Rudolf Hildebrand nur in einer Anmerkung auf S. 155 als der bedeutendste unter den Fortsezern des Grimmschen Wörterbuches. Ebenso vermisse ich Ernst Curtius, Hermann Hettner u. a.

Im übrigen verweisen wir auf unsere Besprechung der ersten Auflage. Die treffliche Litteraturgeschichte Klees sei allseitiger Beachtung empfohlen.

Dresden.

Otto Lyon.

Karl Kinzel, Gedichte des 18: Jahrhunderts ausgewählt und erläutert. Halle a. S., Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses 1896. 166 S.

Der vorliegende Band enthält ausgewählte Gedichte Klopstocks, Herders, Bürgers, Matthias Claudius', Goethes und Schillers. Die Gedichte Goethes und Schillers nehmen von den 166 Seiten des ganzen Buches 119 Seiten ein. Mit Recht, denn die Dichtung beider muß die Hauptgrundlage für unsere Litteratur- und Sprachbetrachtung in der Schule bilden. Die Auswahl ist in jeder Beziehung wohlgelungen, die Erläuterungen, die lediglich in kurzen Anmerkungen unter dem Texte bestehen, sind troß ihrer Knappheit inhaltreich. Der vorliegende Band erscheint daher als eine treffliche Ergänzung zu den Gedichten des 19. Jahrhunderts, die Kinzel vor zwei Jahren herausgegeben hat.

Dresden.

Zeitschriften.

Otto Lyon.

Blätter für litterarische Unterhaltung 1896, Nr. 28: Konrad Sturmhoefel, Bismarcklitteratur. Karl Heinemann, Neue Goetheschriften. Otto Lyon, Aus der Franzosenzeit. Zeitschrift für lateinlose höhere Schulen. 1896, Nr. 10. Juli: G. Holzmüller, Über die Beziehungen des mathematischen Unterrichts zum Ingenieurwesen und zur Ingenieurerziehung (dieser bedeutsame Auffaß bezieht sich zwar zunächst auf das Gebiet der Mathematik und Technik, ist aber seiner eingehenden und zahlreichen allgemeinen Ausführungen über allgemeine Bildung, Lehrerbildung u. s. w wegen auch für jeden Lehrer des Deutschen in hohem Grade fesselnd. D. L.). Litteraturblatt für germanische und romanische Philologie. 1896. Nr. 8. August: Wilhelm Reeb, Germanische Namen auf_rheinischen Inschriften, besprochen von Adolf Socin. R. Priebsch, Diu vrône botschaft ze der christenheit, besprochen von K. Helm. G. Schiffmann, Bruchstücke aus einem mittelhochdeutschen Passionsgedichte des 14. Jahrhunderts, besprochen von K. Helm. J. Nassen, Heinrich Heines Familienleben nebst einer Heine-Litteratur, besprochen von Louis P. Bez. — P. Merkes, Beiträge zur Lehre vom Gebrauch des Infinitivs im Neuhochdeutschen auf historischer Grundlage, besprochen von H. Reis. (Die vorliegende Schrift erfüllt troß der großen Belesenheit des Verfassers nicht die Erwartungen, welche der Titel erweckt; der Verfasser ist mit den neueren historisch-syntaktischen Werken unbekannt; er schließt sich meist Erdmanns deutscher Syntax an; der Schriften Behaghels, Pauls und Wunderlichs wird mit keinem Worte Erwähnung ge= than.) Nr. 9. September: Jacob Wackernagel, Altindische Grammatik.

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I. Lautlehre, besprochen von F. Kluge.

Finnur Jónsson, Den oldnorske og oldislandske litteraturs historie, besprochen von W. Golther. Gustav Storm, Historisk-topografiske Skrifter om Norge og norske Landsdele, besprochen von B. Kahle. Rudolf Hübner, Jacob Grimm und das deutsche Recht, besprochen von Arthur B. Schmidt. (Unbedingt sichern diese Veröffentlichungen dem Herausgeber den Dank aller derer, die mit Hübner die Liebe und Verehrung für Jacob Grimm teilen.) — A. Zacher, Don José Echegaray, der Verfasser des Galeoto, besprochen von A. Kreßner. (Die Schrift legt in vortrefflicher Weise die Stellung des Dichters in der sogenannten neuromantischen Schule dar, entwirft ein übersichtliches Bild seines Lebensganges und bespricht schließlich seine Dramen im einzelnen.)

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Litterarisches Centralblatt. 24: Hildebrand, Tagebuchblätter eines Sonntagsphilosophen. Bellermann, Schillers Werke, besprochen von M. K. – 25: H. Paul, Deutsches Wörterbuch, besprochen von W. B. — Eugen Wolff, Geschichte der deutschen Litteratur in der Gegenwart, besprochen von -L. Freybe, Faust und Parcival. Schmidt, Faust und Luther, besprochen von M-c. 26: Gartner, Die Übersezbarkeit der Personennamen, besprochen von W. Str. Stamms Ulfilas, Text und Wörterbuch von M. Heyne, Grammatik von F. Wrede, besprochen von W. B. - Borkenstein, Der Bookesbeutel, herausgegeben von Heitmüller, besprochen von M. K. — 27: W. Uhl, Murners Gäuchmatt. Müller, Schillers Jugenddichtung und Jugendleben, besprochen von M. K. R. Biese, Lyrische Dichtung und neuere deutsche Lyriker, besprochen von -1. Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Litteratur 21,2: F. Saran, Über Wirnt von Grafenberg und den Wigalois. Zeitschrift für deutsche Philologie 29, 1: F. Kauffmann, Metrische Studien. 1. Zur Reimtechnik des Allitterationsverses. 2. Dreihebige Verje in Otfrieds Evangelienbuch. H. Gering, Zur Lieder: Edda II. Arens, Studien zum Tatian. S. Singer, Die Quellen von Heinrichs von Freiberg Tristan. R. Priebsch, Der krieg zwischen dem lyb vnd der seel. H. Dünßer, Goethes Jenaer Sonette vom Dezember 1807. H. Haupt, Oberrheinische Sprichwörter und Redensarten des ausgehenden 15. Jahrhunderts. J. Meier, Des Nigrinus Schrift Wider die rechte Bacchanten". F. Kluge, Eichen. Th. Braune, Narr. R. Sprenger, Zîtelôse; Zum Fiebersegen; Zu SchmellerFrommanns Bayerischem Wörterbuch. A. Pick, Ein Brief Jak. Grimms. Zeitschrift für vergleichende Litteraturgeschichte. Neue Folge X, 2 und 3: Abhandlungen: Lenz' Überseßungen aus dem Englischen. I. Love's Labour's lost. Von Karl H. Clarke. Die englischen Bearbeitungen der Geschichte von Soliman und Perseda. Von Ernst Sieper. Zwei Schillerpreise und François Ponsard. Von Walter Bormann. Neue Mitteilungen: Verse aus dem Gulistan IV— IX. (Schluß), übersezt von Friedrich Rückert. Von Edmund Bayer. Christian Felix Weißes Briefe an P. J. Bertuch. Von Ludwig Geiger. Vermischtes: Graf Tolstoi und Bernardin de St. Pierre. Von Eugen G. Braun. Ein französisches Rätsel. Von Veit Valentin. Besprechungen: Der Ursprung der Melusinensage von Josef Kohler: Ref. Max Hippe Novalis, eine biographische Charakteristik von Just Bing: Ref. Richard Weißenfels. Handbuch der germanischen Philologie von Wolfgang Golther: Ref. Karl Landmann. Die Ritter- und Räuberromane von Karl Müller-Fraureuth: Ref. Karlheine. — Kurze Anzeigen.

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(Wir verweisen ganz besonders auf Walter Bormanns vortrefflichen Auffaz: Zwei Schillerpreise und François Ponsard", der überzeugend nachweist, daß Albert Lindner in seinem preisgekrönten Drama,, Brutus und Collatinus" und Franz Nissel in seiner „, Agnes von Meran“ die Lucrèce und Agnès de Méranie von Ponsard nicht benußt haben, wie ihnen vorgeworfen worden ist, und zum Schlusse sehr beherzigenswerte Vorschläge macht, wie dem höheren deutschen Drama, an dessen Zukunft die Besten oft zu verzweifeln beginnen, eine freie und stolze Bahn geschaffen werden kann.) Steinhausens Zeitschrift für Kulturgeschichte, IV, 1 und 2. Das tägliche Leben an den deutschen Fürstenhöfen des 16. Jahrhunderts. Von Kurt Treusch von Buttlar in Berlin. Sittenbildliches aus Meisterlieder-Handschriften. Von Theodor Hampe in Nürnberg. Die Wehrverfassung einer fleinen deutschen Stadt im späteren Mittelalter. I. Von Eduard Otto in Darmstadt. Die deutschen Humanisten und das weibliche Geschlecht. I. Von A. Bömer in Münster. — Miscellen. Fürst Philipps von Anhalt Mohr. Von Ernst Neubauer in Zerbst. Aus einem Ballett am Dresdener Hofe (1672). Von Theodor Distel in Dresden. Mitteilungen und Notizen. Professuren für deutsches Altertum. Kulturgeschichte im Schulunterricht. Preiserteilung. Geschichte der europäischen Staaten. IV. Historikerversammlung. Bibliographie des Erziehungs- und Unterrichtswesens. Todesnachrichten. — Besprechungen. Kampers, Kaiserprophetien und Kaisersagen (Koehne). Holz, Beiträge zur deutschen Altertumskunde (Liebenam). Heuser, Belagerung von Landau (Liebe). Pastor, Geschichte der Päpste. III (Steinhausen). Festschrift des Pegnesischen Blumenordens (Steinhausen). Zeitschrift des allgemeinen deutschen Sprachvercins XI, 7 und 8: Augustin Trapet, Deutsche Sprache und deutsches Leben in ihren Wechselbeziehungen. Sprachliche Zustände in der Schweiz. Hans Lange, Eine Mahnung aus der Mitte dieses Jahrhunderts. Johann Reuter, Mitteilungen über Pestalozzi. Hermann Dunger, Die Fremdwörter und der gute Geschmack; Die Fremdwörter der Gelehrten. Nr. 9: Max Jähns, Neunte Hauptversammlung zu Oldenburg. Kleine Mitteilungen. - Ernst Muellenbach, Klüngel. H. Häpe, Gegenerklärung.

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Der Kunstwart IX, 24: F. Avenarius, Ambrosianische Lehren (gegen den übertriebenen Kultus gerichtet, der mit der,, Volksdichterin“ Johanna Ambrosius getrieben wird. Möchten namentlich die Schlußausführungen des bedeut samen Auffaßes allseitige Beachtung finden).

Pädagogisches Archiv. 1896, Heft 8: Karl Landmann, Goethe im Licht der Gegenwart. II. Goethe und Gustav Freytag.

Bismarc-Jahrbuch III, 3 und 4 I. Urkunden und Briefe (Schluß). 29. Ein Brief des Grafen v. d Golz an Vismard 1866. 30. Zwanzig Briefe Albrechts v. Roon an Bismar₫ 1852-1874, 1878. 31. Achtunddreißig Briefe Bismarcks an Roon 1857-1873. II. Reden, Vorträge, Abhandlungen. 1. Thomann, Zur Feier des 80. Geburtstages des Fürsten Bismarck. 2. Rede des Geh. Reg.-Rats Prof. Dr. Ulmann. 3. H. Jacobi, Der Gardejäger von 1838. 4. Gerson, Zwei Erlasse des großen Kurfürsten zu Gunsten Derer v. Bismarc-Schönhausen 1665. 5. Dr. Th. Vogel, Zur Charakteristik der politischen Reden Bismarcks. 6. Prof. E. Walther, Von Goethe zu Bismarck. 7. Dr. E. Schwetschke, Bismarck und die Dichtkunst. I. 8. Dr. H. Kohl, Herr v. Bismarck-Schönhausen als Mitarbeiter der Kreuzzeitung. II. 9. Dr. H. Kohl, Entwurf zu einer Rede des Abg. v. Bismarck- Schönhausen.

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