Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

Schwäbischer Schillerverein.')

a) Entwickelung des Vereins.

Der Staatsanzeiger für Württemberg brachte in der Nummer 45, S. 304, am Geburtsfest S. M. des Königs Wilhelm II. von Württemberg einen längern Aufsatz, in welchem, bereits einige Monate nach der Gründung das erfreulichste Bild von der Teilnahme an den Bestrebungen des Vereins in Schwaben, in den übrigen deutschen Staaten und im Auslande entworfen ist. Für diejenigen, welche mit den aus 18 Paragraphen bestehenden Sazungen bekannt zu werden wünschen, dürfte ein Abschnitt aus einem andern Auffah, verfaßt von dem Geh. Legationssekretär Dr. jur. Freih. v. Griesinger in Stuttgart, von Interesse sein: ,,Die Gründung des Schwäbischen Schillervereins beruht auf der in dem Schreiben an den Vorstand des Marbacher Schillervereins vom 8. Mai 1895 niedergelegten Kundgebung Seiner Majestät des Königs Wilhelm II. von Württemberg, worin die Erweiterung und Umgestaltung des leztern Vereins zu einem Schwäbischen Schillerverein sowie die Errichtung eines Schillerarchivs und Museums in einem würdigen selbständigen Bau in der Vaterstadt des Dichters als Ziel des Vereins bezeichnet ist. Sodann bezweckt der Verein die Vermehrung der in Marbach bereits vorhandenen Sammlungen, die sich in erster Linie auf Erwerbungen erstrecken soll, welche mit der Person und dem Schaffen des Dichters, sowie mit seiner Familie, den Kreis der Menschen, in welchem er gelebt und gewirkt hat, in Zusammenhang stehen. Nicht ausgeschlossen find aber: Handschriftlicher Nachlaß anderer hervorragender schwäbischer Dichter und Schriftsteller des 19. Jahrhunderts, Druckwerke u. s. w., welche sich auf diese beziehen, um in möglichst weitem Umfang auch ein Bild davon zu geben, wie sich in der Heimat Friedrich Schillers und unter seiner Einwirkung das höhere geistige Leben und Schaffen entwickelt hat. Eine weitere Aufgabe des Schwäbischen Schillervereins soll bilden:,, Die Kenntnis der Schöpfungen und der Persönlichkeit Schillers, wie der Wirkungen, die er auf die geistige, sittliche und patriotische Entwickelung des deutschen Volkes hervor

[ocr errors]

1) Nachdem bereits im vorigen Jahrgange dieser Zeitschrift Seite 607–611 der Umwandlung des Marbacher Schillervereins zu einem Schwäbischen Schillerverein gedacht worden ist, soll künftig bei dem stetig wachsenden Interesse für das große nationale Unternehmen unter der oben erwähnten Aufschrift am Schlusse der ,,Anzeigen aus der Schillerlitteratur“ a) die Entwickelung des Vereins, b) die bedeutenderen Zuwendungen an denselben in einem kurzen Berichte gegeben werden. Maßgebend ist hierbei nur der lebhafte Wunsch, daß auch diese Zeilen dazu beitragen möchten, immer weitere Kreise, namentlich die deutschen Lehrer in Nord und Süd den Bestrebungen des Vereins entgegenzuführen, damit in nicht zu ferner Zeit der Hauptzweck desselben, die Erbauung eines Nationalmuseums in Marbach a. N., erfüllt werden kann.

gebracht, zu verbreiten und demgemäß alles zu unternehmen, was der Erfüllung dieser Aufgabe zu dienen vermag." Die definitive Konstituierung des Vereins ist erfolgt am 2. November 1895, an welchem Tage 18 von dem König berufene Männer in Stuttgart zusammentraten (Ausschuß) behufs Beratung und Feststellung der Vereinssaßungen und eines zu erlassenden Aufrufs, sowie zur Wahl des Vorstandes. Die Sazungen erhielten alsbald die königliche Genehmigung, der König übernahm das Protektorat über den Verein und erteilte ihm die juristische Persönlichkeit (9. Dezember 1895). Seinen Sit hat der Schwäbische Schillerverein in Marbach und Stuttgart. Die Mitgliedschaft wird erworben: 1. die ein fache, durch Zahlung eines Jahresbeitrags von 5 Mark (ordentliche Mitglieder), 2. die lebenslängliche, durch einmalige Zahlung von mindestens 200 Mark (Stifter). Außerdem können auf Grund von Vereinbarungen mit dem Schwäbischen Schillerverein Zweigvereine desselben (mit niederen Mitgliederbeiträgen) gebildet werden. Ebenso können bestehende Vereinigungen, welche an den Bestrebungen des Schwäbischen Schillervereins teilnehmen und dieselben unterstützen wollen, ferner Vereinigungen, welche sich für diese Zwecke bilden, als Gesamtheit die Mitgliedschaft des Vereins erwerben. Die Generalversammlung findet alljährlich spätestens zwei Wochen vor dem 9. Mai statt. Soweit ihr nicht die Geschäfte vorbehalten sind, werden sie durch den Ausschuß und Vorstand wahrgenommen. Nach außen wird der Ausschuß wie der Verein selbst durch den Vorstand vertreten. Die Königliche Württembergische Staatsregierung hat das Recht, jederzeit von den Akten, Rechnungsbüchern, Inventarien u. s. w. des Vereins Einsicht zu nehmen und von der Einhaltung der Satzungen sich zu überzeugen. Im Fall der Auflösung fällt das Gesamtvermögen, wenn sich in Marbach ein selbständiger Schillerverein mit juristischer Persönlichkeit bildet, an diesen, sonst an die Stadtgemeinde Marbach."

b) Litterarische Zuwendungen (f. S. 611 des vorigen Jahrgangs). 1. Vom Fürsten v. Fürstenberg: die bisher in der fürstl. Bibliothek zu Donaueschingen verwahrt gewesenen Originalhandschriften Schillers, Entwurf zum Schauspiel „Die Maltheser“ (vom Jahre 1796) und Studien zu,,Wilhelm Tell“.

2. Frau Dr. Weishaar in Köngen: drei umfangreiche Briefe von Schillers Schwester Christophine an Frau v. Notter aus den Jahren 1823 und 1838.

3. Kommerzienrat G. Berger in Stuttgart: das im Besitz der Eltern Schillers gewesene Predigtbuch des M. Jm. Gottlob Braftberger von 1758 mit dem eigenhändigen Eintrag des Vaters.

Die numerische Stärke des Schwäbischen Schillervereins 1) zeigt folgende Übersicht (Stand am 21. Juni 1896):

[blocks in formation]

Litteraturblatt für germanische und romanische Philologie. 1896, Nr. 7. Juli: W. Golther, Handbuch der germanischen Mythologie, angezeigt von E. H. Meyer. J. Schmidtkonß, Ortskunde und Ortsnamenforschung im Dienste der Sprachwissenschaft und Geschichte, angezeigt von Adolf Socin (das Buch im ganzen ist verfehlt, so gute Gedanken es stellenweise ausspricht). - Starr Williard Cutting, Der Konjunktiv bei Hartmann von Aue, angezeigt von H. Reis. — Franz Magnus Böhme, Volkstümliche Lieder der Deutschen im 18. und 19. Jahrhundert, angezeigt von Bruno Schnabel. J. Schipper, Grundriß der englischen Metrik, angezeigt von Max Kaluza. Wilhelm Vietor, Elemente der Phonetik des Deutschen, Englischen und Französischen, angezeigt von Ludwig Sütterlin.

[ocr errors]
[ocr errors]

Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Litteratur XXI, 1: W. Braune, Irmindeot und irmingot. P. J. Cosijn, Anglosaxonica, III. D. Bremer, Zur Kritik des Sprachatlas. C. C. Uhlenbeck, Etymologisches. F. Detter, Müspilli. B. Schmidt, Windsbraut. -H. Hirt, Nochmals die Deutung der germanischen Völkernamen. Ders., Zur goti= schen Lautlehre. R. M. Meyer, Runenstudien. I. Die urgermanischen Runen. Th. von Grienberger, Die germanischen Runennamen. 1. Die gotischen Buchstabennamen. F. Panzer, Zu Wolframs Willehalm. K. Helm, Zu Heinrich von Mügeln. E. Sievers, Nochmals das Todes= jahr des Wulfila. — W. Braune, Nachtrag. — P. J. Cosijn, Zu Andreas 575. - Notiz.

-

Euphorion, III, 2 und 3: J. Minor, Wahrheit und Lüge auf dem Theater und in der Litteratur. Ein Vortrag. Anmerkungen. H. Rötteken, Die

-

1) Demselben gehören an: Fast sämtliche Mitglieder des Königlich Württembergischen Königshauses, der Fürst v. Hohenzollern, der Fürst und die Fürstin v. Fürstenberg, der Fürst v. Hohenlohe- Jagstberg, der Fürst v. Bismarck, sowie die sämtlichen Mitglieder der Schillerschen Familie u. a.

[ocr errors]

Dichtungsarten. - J. Bolte, Stoffgeschichtliches zu Hans Sachs. Reinhold Köhlers Kollektaneen. 1. Die vier Jungfrauen; 2. Amor und Tod; 3. Die fünfzehn Christen und fünfzehn Türken. A. Hauffen, FischartStudien. I. Zur Familien- und Lebensgeschichte Fischarts. B. Seuffert, Wielands Erfurter Schüler vor der Inquisition. Mitteilungen über Heinse und seine Freunde. F. Jostes, Die Einführung des Mephistopheles in Goethes Faust". D. Frande, Neue Mitteilungen über Karl August Böttiger, seine Anstellung als Gymnasialdirektor in Weimar und seine Berufungen (Schluß). A. Leizmann, Aus Briefen der Brüder Schlegel an Brinckmann. R. Steig, Justinus Kerners Beziehungen zum Wunderhorn. R. M. Meyer, Die Ziegen auf dem Helikon. E. Castle, Nikolaus Lenaus „Savonarola". II. Lenaus Quellen und ihre dichterische Verwertung. cellen: M. Rubensohn, Zu den Filiationen (Nachtrag). K. Drescher, Bom Nürnberger Meistergesang im 17. Jahrhundert. M. H. Jellinek, Ernst Schwabe von der Heide. L. Bobé, Adam Friedrich Werner. W. Creizenach, Das alte Faustmanuskript. V. Valentin, Angeraucht Papier. A. Reichl, Zu den Furien in Goethes Faust", II. Teil, 1. Akt. R. Steig, Zur Günderode 1-5. (Jeep, Karoline von Günderode.) Schenkendorfs Scharnhorstlied: I. J. Ziehen; II. R. F. Arnold.

[ocr errors]

-

Mis

Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Litteratur 40, 3: Zwierzina, Allerlei Jweinkritik. Schröder, Fragmente der Zweinhf. M. - Luft, Die Abfassungszeit von Otfrids Evangelienbuch. Madel, Die Aussprache der altgerman langen e- und o-Laute. Ries, Zur altsächs. Genesis. II. Zur Wortstellung. Wallner, Ich zôg mir einen valken. Much, Falchovarii. Schröder, Zwei Editionen des Passionals. Zeitschrift für Kulturgeschichte. Neue (4.) Folge der Zeitschrift für deutsche Kulturgeschichte. Herausgegeben von Dr. Georg Steinhausen. Band III, Heft 6. Litterarisch gesellige Bestrebungen, besonders der Damen, und ihr Vorbild, sowie die Frauen-Emanzipation in Frankreich während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Von Wilhelm Knörich in Dortmund. — Kulturgeschichtliche Streifzüge durch das Jahr 1848/49. II. Von Karl Adam in . Greifswald. Ritter und Schreiber. Eine kulturgeschichtliche Parallele. Von Georg Liebe in Magdeburg. Miscellen. Ein Bewerbungsgesuch Friedrich Schlegels. Von F. X. v. Wegele in Würzburg. Gutsherrschaft und Erbunterthänigkeit in Ostpreußen 1791/94. Von Gustav Sommerfeldt in Gummersbach.

-

Neu erschienene Bücher.

B. L. Tibesar, Fr. W. Webers Dreizehnlinden. Eine litterarische Studie. 2. Auf: lage. Paderborn, F. Schöningh 1896. Pr. M. 1. 20.

Heinrich Vockeradt, Praktische Ratschläge für die Anfertigung des deutschen Aufsaßes auf den oberen Klassen der höheren Lehranstalten. 2. Auflage. Paderborn, F. Schöningh 1896. Pr. M. 1.

E. Th. A. Hoffmann, Le Tonnelier de Nuremberg. Meister Martin der Küfer und seine Gesellen. Par Alfred Bauer. Deuxième édition. Paris, Librairie Hachette et Cie. 1896. X, 196 S.

Für die Leitung verantwortlich: Dr. Otto Lyon. Alle Beiträge, Bücher 2c. bittet man zu senden an: Dr. Otto Lyon, Dresden - A., Ludwig Richterstr. 211.

Drei Volkslieder.

Von Albert Heinke in Stolp.

Eine der bemerkenswertesten Eigentümlichkeiten der Volksdichtung gegenüber der Kunstdichtung ist die Beweglichkeit und Wandelbarkeit des einzelnen Liedes. Während man auf dem Gebiete der Kunstpoesie in der Regel bei dem einmal festgestellten Texte eines Gedichtes verharrt, stellen sich bei einem frei gesungenen, meist mündlich fortgepflanzten Volksliede gar mannigfache Abweichungen in einzelnen Ausdrücken und Wendungen ein; auch werden vielfach ganze Verse hinzugefügt oder weggelassen. So wird das weitverbreitete

1. Lied vom Rosengarten

in unzähligen Variationen gesungen. Mir liegt es gedruckt vor in des Knaben Wunderhorn (neue Ausgabe von Birlinger und Crecelius)1), in Simrocks deutschen Volksliedern, Scherers Jungbrunnen (doppelt), Oskar Schades Weimarischem Jahrbuch, und keine dieser fünf Aufzeichnungen stimmt mit einer andern ganz überein, nur die Grundzüge sind dieselben. Hier kann ich das Lied nun in noch einer andern Form mitteilen, wie ich es in Berlin aus Soldatenmund aufgezeichnet habe. Es ist dem Soldatenstand angepaßt, während die Fassungen bei Simrock und Scherer ganz allgemein gehalten find.

,,Schatz, reise doch nicht allzuweit von hier!
Im Rosengarten

Will ich deiner warten,

Im grünen Gras,

Im weißen Klee."

,,,, Meiner zu warten, das brauchest du ja nicht.

Geh zu dem Reichen,

Zu deines gleichen!

Ist mir eben recht.""

Ich heirate nicht nach Geld und nicht nach Gut.

Eine hübsche junge Seele

Thu' ich mir wählen,

Wer's glauben thut."

1) Die Fassung in dem ursprünglichen Wunderhorn beruht auf Arnims willfürlicher Umarbeitung des Liedes, sie ist deshalb hier außer Betracht gelassen. Beitschr. f. d. deutschen Unterricht. 10. Jahrg. 10. Heft.

44

« ZurückWeiter »