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vorfindet, sondern auch, weil er an ihr bei der Lektüre selbst ein brauchbares Hilfsmittel zur gründlichen Durcharbeitung des Lesestoffes zur Hand hat.

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Schul-Wandkarte zu Schillers Wilhelm Tell". Entworfen von E. Vogt. 2 Blätter in sechsfachem Farbendruck. Preis, unaufgezogen 4 Mark. Verlagsbuchhandlung E. Morgenstern, Breslau

1896.

Einem ähnlichen Bedürfnis wie die Anschauungstafel für den Glockenguß (erschienen 1894 bei Friedrich Andreas Perthes in Gotha) kommt die auf Veranlassung der Breslauer Schulverwaltung gedruckte Wandkarte zu Schillers,,Wilhelm Tell" entgegen. Heimisch auf dem Schauplaz des Dramas können die Schüler durch die den meisten Schulausgaben des Tell beigegebenen Übersichtskärtchen nicht werden, und von der Eigenart des Schweizerlandes empfangen fie durch dieselben erst recht keinen Begriff. Auf dieser Wandkarte aber erscheint der Vierwaldstätter See und seine Umgebung in so plastischer Form, daß das Auge des Lernenden mit ebenso großem Wohlgefallen als Nußen die Stätten, an denen die Handlung sich abspielt, betrachten wird. Die Karte ist 110: 85 cm groß und im Maßstab von 1:45000 (1 cm der Karte 450 m Natur) gehalten. Zu leichterer Orientierung und um die Karte auch im geographischen Unterricht verwendbar zu machen, find außer allen im Drama genannten Orten, Flüssen, Bergen und Gebirgen auch die namhaftesten Orte u. s. w. des Kartengebietes eingezeichnet, leztere sind durch schräggestellte Schrift kenntlich gemacht. Die Karte hat leb= haften Beifall gefunden und ist sofort nach ihrem Erscheinen in mehr als 100 Schulen eingeführt worden.

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Charlotte v. Schiller. Ein Lebens- und Charakterbild von Dr. Hermann Mosapp. 224 S. Preis, brosch. 2,80 Mark, geb. 3,60 Mark. Heilbronn, Verlag von Max Kielmann, 1896.

Das Charakterbild,, Charlotte v. Schiller" entstammt einer gewandten Feder; quellenmäßige Darstellung desselben verleiht ihm geschichtliche Wahrheit, wodurch ihm ein bleibender Plag in der Schillerlitteratur gesichert ist. Aber Mosapps Buch besißt einen noch höher anzuschlagenden Vorzug; ein Strom warmen Gefühls durchzieht das Ganze; gute Beobachtungsgabe befähigt den Verfasser zu geschickter Auswahl der Einzelzüge. Über das einzig dastehende Verhältnis zwischen Schiller und Lotte find wir ja alle einig, und es läßt sich darüber an Thatsächlichem nicht viel Neues sagen. Aber der erzieherische Einfluß dieses Herzensbundes, und wie diese beiden Menschen über das Jrdische allmählich zu einer höhern

Lebensgemeinschaft hinausgewachsen sind, das kann nicht oft genug gezeigt werden, und wenn dann die Darstellung, wie in Mosapps Werk, sich von gekünstelter, krankhafter Schwärmerei fernhält, den Charakter histo= rischer Treue (wie in der Beleuchtung des Verhältnisses Schillers zu Karoline) bewahrt, immer auf dem Boden der Wirklichkeit bleibt, aber niemals den deutlichen Hinweis auf die sittliche Wertschäzung dieser Gemeinschaft vermissen läßt, dann darf man wohl wünschen, daß ein solches Buch zum Vademecum für alle empfänglichen Seelen werden möge. Mosapp hat seine Schrift mit einem schwungvollen Sonett dem König Wilhelm II. von Württemberg,,,dem hochsinnigen Gründer und erhabenen Protektor des Schwäbischen Schillervereins" gewidmet. Im Vorwort wird die Litteratur über Charlotte v. Schiller aufgeführt. Seinen Gegenstand behandelt er in fünf Kapiteln: Jugendgarten, Liebesfrühling, Brautglück, Gattentreue, Witwenleid. Wie sehr ist den Menschen jener Zeit, die behäbiger als wir zu leben verstanden, die Gabe eigen gewesen, in feinfühliger Weise auszusprechen, was das Herz bewegte, was die zitierten Briefstellen beweisen; Schritt für Schritt be= gleiten wir die Liebenden, die Gatten durch der Erde Lust und Leid, aber wie eine Verklärung liegt das Ziel höherer Bestimmung über beiden: Dieser Erde Lust und Leid ist nicht so mächtig, daß dadurch die schöne Harmonie der Seelen gestört werden kann, und selbst als das tiefste Leid gekommen, als er ihr das erste wirkliche Weh zugefügt d. H. die Augen für immer schloß: Religion und Poesie und die Sorge für die Zukunft ihrer Kinder geben dem Leben der Witwe noch ergreifendsten Inhalt! — Der Anhang bringt den Auszug aus dem Taufregister in Rudolstadt, aus dem Totenregister in Bonn und den Stammbaum von Charlotte v. Schiller, ferner Beilagen (Lichtdruck nach Stahlstichen im Schillerhaus in Marbach) und endlich einige Textbilder.

Geschichte der deutschen Schillerverehrung.

Vortrag, gehalten

am 30. Januar 1896 im Tübinger Zweigverein des Schwäb. Schillervereins. Von Dr. Ernst Müller. 20 S. Tübingen 1896. H. Lauppsche Buchhandlung.

Das vorliegende Schriftchen, veröffentlicht zu Gunsten des Schwäb. Schillervereins, wird in dem Augenblick, wo dem Schillerkultus von Schwaben aus ein neuer Aufschwung gegeben werden soll, manchem, besonders dem fernerstehenden als Führer willkommen sein. Mag damit auch der Zeitpunkt gekommen sein, wo man endlich aufhört zu sagen, daß Schiller von seinen schwäbischen Landsleuten stets am höchsten ge= achtet worden sei. Beherzigenswert ist der Standpunkt des Verfassers zu dem Kultus des Genius: Die Schillerverehrung, den Schillerkultus

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Beitschr. f d. deutschen Unterricht. 10. Jahrg. 9. Heft.

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überhaupt fasse ich - und ich bitte, mir diese Vormerkung zu gestatten nicht in dem Sinne, wie ihn David Friedrich Strauß im Jahre 1838 verlangte. Damals sprach es der berühmte Verfasser des Lebens Jesu in seinem Aufsatz über Vergängliches und Bleibendes im Christentum offen und unumwunden aus, daß für die Gebildeten aus dem religiösen Zerfall der Zeit nichts mehr übrig bleibe als der Kultus des Genius. Die Richtung der Zeit gehe dahin, die Offenbarung Gottes in allen den Geistern zu verehren, welche belebend und schöpferisch auf die Menschheit eingewirkt haben. Ich stehe nicht auf diesem Standpunkt, der geradezu einen Gößendienst großer Männer fordert. Ich fasse vielmehr den Kultus des Genius im Sinne G. Schwabs und C. Ullmanns. Letterer sagt, eben im Gegensatz zu Strauß, der Genius verdiene eine Huldigung, aber in der Weise, „daß wir das Höchste des Menschengeistes, in dessen Erscheinung und Thätigkeit sich zugleich eine göttliche Ordnung fund giebt und die belebenden Kräfte zu den edelsten Entwickelungen der Menschheit liegen, hier zugleich als ein persönlich Gewordenes näher an unser Gemüt ziehen und als ein uns gleichartiges, strebendes, kämpfendes, siegreich sich verherrlichendes Einzelwesen mit teilnehmender menschlicher Liebe umfassen." Das ist auch im ganzen meine Auffassung des Geniekultus. In diesem Sinne wünsche ich meine Ausführung über den Gegenstand betrachtet. In diesem Sinne verehre ich unsern Schiller als großen Dichter und als großen Menschen."

Schiller im Dichtermund. Von Dr. D. Saul. 71 S. Preis 1 Mark. Stuttgart, Fr. Frommans Vorlag (E. Hauff), 1896.

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Die Sammlung sucht Schillers Wesen in dem Bilde zu erfassen, das die Dichter von ihm entworfen haben. Eine strenge Auswahl der Lieder es sind 35 Namen vertreten war gerechtfertigt. Aber die beiden Gedichte von der Witwe Schillers,,Die wechselnden Gefährten, den 22. Febr. 1809 zum Gedächtnis des 22. Febr. 1790" (Hochzeitstag) und Klage um Schiller 1815" hätten noch Aufnahme finden können. Das Schriftchen ist dem Schwäbischen Schillerverein zugeeignet, für welche Aufmerksamkeit auch von dieser Stelle aus dankend quittiert wird. Dr. Ludwig Chevalier: Zur Poetik der Ballade (IV). Schluß. 26S. Vierzehnter Jahresbericht des k. t. Staats-Obergymnasiums in Prag-Neustadt. 1895.

Der Unterschied zwischen Volks- und Kunstballade wird im Anschluß an die in den vorhergehenden Teilen dieser umfänglichen Abhandlung angestellten Erörterungen dargelegt, insbesondere aber erfährt der Balladenstil, wie er sich von Bürger an bis auf die modernen Dichter entwickelt

hat, eingehende Charakterisierung. Für das Studium der Schillerschen Ballade ist Chevaliers verdienstliche Arbeit unentbehrlich.

Maria Stuart. Trilogie I. Maria Stuart, Königin von Schottland. Geschichtliches Drama in drei Aufzügen von H. Cornelius.

161 S. Preis 2 Mark. Paderborn. Druck und Verlag von Ferdinand Schöningh, 1896.

Die Ereignisse von der Landung der Maria Stuart in Schottland bis zur Ermordung Darnleys bilden den Gegenstand dieses ersten Teiles der Trilogie, die der Verfasser erst vollenden will, wenn es ihm durch das vorliegende Stück gelungen sein sollte, in unseren Herzen „Mitleid und Furcht" zu erwecken. Das ist ihm aber sicher nicht geglückt. Kalt und teilnahmslos bleibt der Leser von Anfang bis Ende. Historisch treu ist vielleicht seine Handlung, aber gänzlich undramatisch. Als wir, durch den Titel verlockt, das Stück zur Hand nahmen, hofften wir wenigstens eine Spur von der vis tragica Schillers darin zu finden. Arge Enttäuschung! Wird der Verfasser dennoch seine Trilogie schreiben? Franz Kern, Zu deutschen Dichtern. Gesammelte Auffäße. Berlin 1895, Nicolai. 3 Mark.

Unter diesen Auffäßen befindet sich auch der prächtige: „Schillers Ideale vom Menschenglück“.

Ausgaben.

Freytags Schulausgaben: Schiller, die Räuber von Rudolf Scheich. 176 S. geb. 80 Pf.; Schiller, Fiesko von Oskar Langer, 172 S. geb. 80 Pf.; Schiller, Don Carlos von D. H. Stoklaska, 228 S. geb. 90 Pf.

Reclams Universalbibliothek. Goethe-Schillers Xenien, 402, 403.
Mit Beilagen und Anmerkungen von Adolf Stern. 2. vervoll-
ständigte und durchgesehene Auflage. Demetrius von Friedrich
Hebel, ergänzt von Heinrich Teweles. Nr. 3438.

Breul, Karl, Wallensteins Tod von Schiller.
Prefs. 1896. LXVIII, 304 S.

Jósef Czernecki: Pieśń o Dzwonie.

Cambridge, University

Schillera Wraz z Polskim

Przekładem. J. N. Kamińskiego. Lwow. 1895.

Die einleitenden Bemerkungen zur Glocke sind von Jósef Czernecki. Beigegeben ist eine Anschauungstafel zum Glockenguß, ähnlich der von Rein (f. Anzeigen 1893-94 S. 615).

Aus Zeitschriften.

(1895. 1. Juni bis 31. Dezember.)

Allgemeine Zeitung. Beilage Nr. 178. Heinrich Dünzer, Neuentdeckte Briefentwürfe Goethes an Schiller.

Sachsens Elbgau-Presse Nr. 114, 115, 119, 120. Schiller und die Gustel von Blasewiß, von J. M. Nestler.

Nestler verdanken wir so manche interessante Studie aus der Ortsgeschichte unsrer Schillerdörfer Loschwitz-Blasewiß. Dieser Aufsag be= schäftigt sich mit der 1763 im südlichen Thorwärterhäuschen des Großen Gartens geborenen Johanna Justina, der jüngsten Tochter des Thorwärters Segedin und seiner Frau Dorothea geb. Pohle. Leztere erwarb als Witwe 15. Juni 1764 das Schenkgut von Blasewiß und verheiratete sich von neuem, und zwar mit dem kurländischen Lakai Karl Friedrich Fleischer. Justina aber vermählte sich bekanntlich 1786 mit dem Advokaten Christian Friedrich Renner und starb im Alter von 93 Jahren. Angeregt durch die von Karl Winter (1859), Karl Naumann (1872), Ernst Pfeilschmidt (1875) und Gautsch (1877) angestellten Erörterungen, kommt der Verfasser zu dem Ergebnis, daß Schiller mit der Gustel nicht Justina Segedin gemeint habe; die früher dafür erbrachten Belege ständen vielmehr auf sehr schwankendem Fuße, auch entstehe in dem Dialekte des Dresdner Elbgaues „Gustel" nicht aus dem Namen Justina.

Gütersloher Jahrbuch 1895. Neide, Schillers Jlias, ein Beleg für Wechselwirkung zwischen Poesie und Philologie.

Gymnasium, 13. Jahrgang Nr. 22. Haehnel, eine übersichtliche Inhaltsangabe zu Schillers „Braut von Messina“.

Lyons Zeitschrift für den deutschen Unterricht. 9. Jahrg. 7. Heft: Zu Schillers „Kampf mit dem Drachen", von P. Blunk in Altona; 8. Heft: zu den „Kranichen des Jbykus“, zur „Bürgschaft“, von C. Schumann in Lübeck; 12. Heft: Schillers sicilianische Dichtungen, von H. Kohrs in Lüneburg.

Zeitschrift für deutsche Sprache. Hrsg. von D. Sanders. 9. Jahrgang. 2. Heft:,, Zu einer Stelle in Schillers Räubern"; 4. Heft: ,,Aus einer Rede zu Schillers Geburtstag; 8. Heft: zu Schillers Gedicht: Die unüberwindliche Flotte"; sprachliche Bemerkungen zu Schillers Auffah: Die Räuber". Ein Schauspiel von Friedrich Schiller. 1782.

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