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Bei diesen Worten wird der gespannte Zuhörer plöglich am Arm ergriffen und ein wenig erschreckt. Und das ist der Humor davon.

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Zu dem Saße auf S. 117 des 8. Jahrgangs: wenn welche dennoch glauben" bemerke ich, daß ein einfacher Latinismus vorliegt: si qui.

Zu S. 113 Minlêde gestatte ich mir mitzuteilen, daß eine ganz ähnliche Ausdrucksweise in Mittelfranken gebräuchlich ist. Man spricht dort: meiñ (nasal) Letta fast wie Ledder klingend, z. B. in dem Verschen: Maietäfer flieg,

Dein Vater is im Krieg,

Dein Mutter is in Engelland,

Kummt mein Letta nimmer ham (heim).

Zu,, waser" VI, 131 glaube ich die richtige Erklärung gefunden zu haben: Wenn man in meiner Jugend einer Schar Knaben einen berühmten Mann in einer Gruppe mit andern zeigte, rief der eine: woferaner is denn? der andere: woseraner? ein Beweis, daß hier einfach eine Assimilation aus was für einer" vorliegt, waserlei was für eine Art auch immer.

Schweinfurt.

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Friedrich Spälter.

Grabow, Dr. August, Aussprache der Lautverbindungen sp, st u. a. (Mitteilungen des Deutschen Sprachvereins Berlin, VI, 21—33.)

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Die mustergültige Aussprache des G. (Ebenda, VI, 137-164.) Schulrat Grabow (in Bromberg) hat 1895 im Berliner Sprachverein zwei Vorträge über die richtige Aussprache des Deutschen gehalten und in dem ersten hauptsächlich das s vor p und t, im andern das g behandelt. Seine Grundsäße drückt er in der ersten Abhandlung (S. 24) so aus. Die Rechtschreibung, sagt er, giebt uns kein getreues Abbild der Aussprache; sie könne uns aber doch als Anhalt und Richtschnur dienen, nur müsse fie drei Prüfungen bestehen: die physiologische, die sprachgeschichtliche und die statistische. In der zweiten Abhandlung kommt bei einigen Streitfragen eine vierte Prüfung hinzu, die man die logische nennen könnte. Er untersucht also für die einzelnen Fälle schwankender Aussprache die physiologische und die sprachgeschichtliche Begründung, die Häufigkeit des Vorkommens und die Verständlichkeit der Wörter bei vers schiedener Aussprache. Ausdrücklich und mit vollem Rechte schließt er Erwägungen aus, die vom sogenannten Wohllaut ausgehen, sich also bloß auf individuellen Geschmack stüßen. Die Aussprache, die er nach den ausführlichen Erörterungen empfiehlt, ist im folgenden in Regeln gefaßt.

I. scht-, schp- im Anlaut, wie in stehen, verstehen, spinnen,
Gespinst.

II. 1. a) g- im Anlaut, z. B. gar, geben, gut, begehren,

genommen,

b) aber g- oder auch j- in der Vorsilbe ge- vor g und k,

wie in gegeben, geklärt;

2. a) -k oder -ch (Ich-Laut und Ach-Laut je nach dem vorausgehenden Laut) im Auslaut, wie in Tag, Berg (IchLaut), Sieg, regte, Weg.

b) aber nur -ch in der Endsilbe -ig, z. B. König, kräftig, zackig,

c) und nur -k in dem Worte weg und Wörtern wie königlich, ewiglich;

3. a) -g- oder -j- (nach a, o, u das dem Ach-Laut entsprechende, hintere j, d. i. das neugriechische y vor a) im Inlaut, wie in Tage, bergen, siegen, regen,

b) aber nur -j- in der Endung -ig vor dem e der Flexionsausgänge, wie in Könige, weniger, zadige, zaď'ge, c) und nur -g- in Wörtern wie Königin, Herzogin und solchen wie Säugling, magrer, Wagner; 4. a) ng gilt nk im Auslaut, z. B. Ding, Jungfrau, lang (longus), gieng,

b) aber bloßes velares n (ohne g, k), wenn dahinter ein

Flexions -e kommt oder doch ergänzt werden kann, z. B. Dinge, Jüngling, lange, lang (diu), streng, gieng'. Daß Grabow über die Aussprache des anlautenden st-, sp- richtig entschieden hat, wird nicht leicht jemand bestreiten wollen, zumal uns hier, in der Südostecke, fällt es nicht ein, daran zu zweifeln. Aber gegen die Beweisführung habe ich ein grundsäßliches Bedenken. Es hat jedenfalls einen wissenschaftlichen Reiz und Wert, die neuhochdeutsche Aussprache physiologisch zu erklären und sprachgeschichtlich zu beleuchten; aber sollte die Statistik, wenigstens bei einer so überwältigenden Mehrheit, wie sie für die Aussprache scht-, schp- vorliegt, nicht vollauf genügen? Die Majorität ist ja sogar noch größer als sie Gr. (S. 32) angiebt; denn er rechnet nur mit den 42 Millionen Deutschen „in Deutschland“ (er meint: im Deutschen Reich), während in Österreich-Ungarn und der Schweiz noch ungefähr 12 Millionen Deutsche sind, die insgesamt für scht-, schp- stimmen. Ob man diese oder jene Aussprache physiologisch erklären kann (ich füge hinzu: oder psychologisch, z. B. als Analogie), das kann für die Praxis keinen Ausschlag geben; und die sprachgeschichtliche Wirklichkeit ist schon durch das thatsächliche Bestehen gegeben. Die

übliche Aussprache scht-, schp- müßte man, meine ich, wegen des Stimmenverhältnisses von ungefähr 10:1 ohne weiteres für die mustergültige erklären, auch wenn kein Gelehrter der Welt zu sagen wüßte, woher sie kommt.

Dasselbe Bedenken habe ich gegen den Beweisgrund der „Zweideutigkeit" bei dieser oder jener Aussprache, solange von der Statistik der thatsächlichen Aussprache der gebildeten Deutschen eine Entscheidung zu erwarten ist. Ohne die Gewißheit, daß eine beträchtliche Mehrheit die von Gr. verlangte Unterscheidung zwischen lang (longus) und lang (diu) macht, möchte ich, schon wegen der geringen Aussicht auf Erfolg, diese Unterscheidung nicht empfehlen; die Zweideutigkeit ist übrigens ganz unschädlich, ebenso unschädlich wie die bei länger (longior) und länger (diutius).

Die Aussprache des g auf den Königlichen Bühnen in Berlin (5. den Erlaß der Generalintendantur vom Januar 1887 bei Grabow, S. 161 und 163) trifft nur in der Hälfte obiger Regeln mit der Aussprache Grabows zusammen; sie kennt nur g- für 1. b), nur „g" (d. H. unbehauchtes k) für 2. a), verlangt ch für 3. b), verpönt -k für 4. a) und ist nicht ausdrücklich geregelt für den Fall 3. a). Es fällt mir auf, daß meine Aussprache, obwohl sie lange vor 1887 fest war und obwohl ich Berlin nie gesehen habe, in diesen Stücken mit der Berliner Bühnensprache übereinstimmt. Dennoch würde ich sofort zur Fahne Grabows überlaufen, wenn er die genannten Punkte seiner Aussprache ebenso statistisch gesichert hätte, wie den Fall des anlautenden st-, sp-. Diese Statistik des Gebildetendeutsch ist aber erst zu machen. Auch die Statistik der Reimwörter darf ins Feld geführt werden, aber nur mit großer Vorsicht. Gr. will durch die Reime unsrer Dichter beweisen, daß nur weg mit k ausgesprochen werden müsse, während bei Tag, Zweig, genug 2c. die Aussprache mit -ch berechtigt sei. Er macht sich anheischig, „auf jeden einzelnen Fall, wo von unseren klassischen Dichtern auslautendes g und k gereimt werden, fünfzig dagegen anzuführen, wo g mit ch reimt." Warum hat er wohl bei einem solchen Stimmenverhältnisse nicht die Aussprache Tach, Zweich, genuch vorgeschrieben? Vielleicht hat ihn eine Art Instinkt davon abgehalten. Es ist aber da unter anderm zu bedenken, daß (außer in weg) die Vokale vor dem -g lang oder Diphthonge sind und sich daher gegen die Reimung mit Wörtern auf -ck — auf einfaches -k gehen gar wenige deutsche Wörter aus sträuben. Der Vergleich, den Gr. anstellt, ist also nicht

statthaft.

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In seinem Eifer für die Zulässigkeit der stimmhaften Ich und Ach-Laute (des palatalen und des velaren j) für inlautendes g kommt

er zu der Behauptung, diese Aussprache sei sogar notwendig, nämlich erstens in den dichterischen Formen wie zack'ger, güt'ger, zweitens in Wörtern wie tragen, wenn man das e darin verstummen läßt. Ich gebe zu, daß zack'ger höchst unbequem wäre; es würde — wenn man sich nicht auf phonetische Kunststücke verlegt zu einem unverständlichen zagger oder zacker vereinfacht werden; allein die Endsilbe -ig ist nun einmal, vermutlich zufolge der Angleichung an -lich, in der gesprochenen Sprache eines sehr großen Gebietes zu -ich verändert, sodaß Deutsche, die wie ich und die Schöpfer der Berliner Bühnensprache sonst das auslautende -g nicht wie -ch aussprechen, doch zackich, gütich und daher auch zacicher, güticher sagen und zac'cher, güt'cher lesen. Die Aussprache zac'jer, güt'jer ist also keineswegs notwendig, sie ist überdies unbequemer als die mit stimmlosem ch.1) Wer tragen mit g ausspreche, der verfalle, sobald das e in schneller Rede vernachlässigt wird, in den Fehler, das alveolare n in das velare zu verwandeln; diese physiologische Beobachtung ist ganz richtig, aber ein Fehler ist das ebensowenig, als wenn man, wie auch Gr. thun wird, aus lieben, sobald man das e unterdrückt, liebm macht.

Bei der Vorführung der den Zeichen k, g, ch im Deutschen ent= sprechenden Laute (S. 138) hat Gr. entweder aus Versehen oder mit Rücksicht darauf, daß es sich um das g und nur nebenbei auch um das k handelt, den hauptsächlichsten Wert des deutschen k, nämlich den des k im Anlaut von Vokalen, unerwähnt gelassen. Für alle, die fremde Sprachen lehren oder lernen, und für alle, die sich mit der Aussprache des Deutschen befassen, ist es aber wichtig, dieses behauchte deutsche k (ungefähr kh) vor dem betonten Vokal von dem unbehauchten k zu unterscheiden. Wir sprechen

kh in kalt, Karwoche, Accord, Chor, Kuh, Kälte, Kehle, Kiel, Eitelkeit,

k in Aft, Kreuz, Christ, Erker, edig, Didicht, weg,

Entgelt,

g in Vagabund, ärger, Felge, Norddeutsche und Slaven auch in gar, Geld u.s.w.

1) Sie ist so unbequem, daß ich, bei aller Achtung vor den phonetischen Kenntnissen Grabows, zu vermuten wage, sein j sei in dieser Verbindung nicht stimmhaft; auch andere Gelehrte bezeichnen mit j einen stimmlosen Reibelaut, der so dünn wie unser j ist und sich dadurch von dem gewöhnlichen Jch-Laut unterscheidet.

Czernowiz.

Th. Gartner.

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Zeitschriften.

Alemannia, Zeitschrift für Sprache, Kunst und Altertum, besonders des alemannisch-schwäbischen Gebiets. 24. Jahrgang 1. Heft: Sagen und Erzählungen aus Baden von Ludwig Sütterlin. a) Von Gespenstern und umgehenden Toten. b) Von gespenstischen Tieren. c) Vom wilden Jäger und seinem Heer. d) Von Hexen. e) Von Zauberern, dem Kornschneider und Heuler. f) Von den Wasserfräulein. g) Von verborgenen Schäßen. h) Geschichtliches. i) Vom Brauchen. Anhang: Haus- und Schußbrief. Zum Vokalismus des Alemannischen in der Mundart von Forbach im Murgthal von Otto Heilig. - Über Hermann Fischers Geographie der schwäbischen Mundart von Karl Bohnenberger. Deutsche Handschriften in Maihingen von Friedrich Schmidt. Zur Erklärung des Radolfzeller Marktprivilegs vom Jahre 1100 von P. Albert. Anzeigen und Nachrichten: Ch. Schmidt, Wörterbuch der Straßburger Mundart, besprochen von Bruno Stehle. A. Erichson, Das theologische Studienstift Collegium Wilhelmitanum 1544-1894, besprochen von Renaud. Litteraturblatt für germanische und romanische Philologie. 1896. Nr. 6. Juni: W. Streitberg, Urgermanische Grammatik, besprochen von Fr. Kluge. Karl Helm, Zur Rhythmit der kurzen Reimpaare des 16. Jahrhunderts, besprochen von D. Brenner. Franz Spina, Der Vers in den Dramen des Andreas Gryphius, besprochen von O. Brenner. - Leopold Wurth, Das Wortspiel bei Shakspeare, besprochen von Ludwig Proescholdt. Ad. Schiber, Die fränkischen und alemannischen Siedlungen in Gallien, besonders in Elsaß und Lothringen, besprochen von Ed. Heyd. Zeitschrift des allgemeinen deutschen Sprachvereins, XI, 6 (1. Juni 1896): O. Weise, Überblick über die Entwickelung der neuhochdeutschen Schriftsprache. Für Laien.

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Blätter für litterarische Unterhaltung, 1896, Nr. 25: Eugen Mogk, Die Sage vom Kaiser Friedrich im Kyffhäuser. - Georg Berlit, Zur Geschichte Leipzigs. Otto Lyon, Tagebuchblätter eines Sonntagsphilosophen. Leipziger Lehrerzeitung III, Nr. 32-37: Deutsche Lehrerversammlung in Hamburg, Pfingsten 1896. (Wir verweisen jeden, der einen sachlichen und wirklich wertvollen Bericht über die deutsche Lehrerversammlung in Hamburg wünscht, auf diese Berichte, die nicht nur den Inhalt der Vorträge genau wiedergeben, sondern auch den Verlauf der Versammlungen eingehend schildern. Wiederum hat eine deutsche Lehrerversammlung, wie schon so oft, von dem wahrhaft vornehmen und besonnenen Geiste, der unsern Volksschullehrerstand beseelt, Zeugnis abgelegt. Sowohl die Wahl der behandelten Themen wie die Art und Weise der Behandlung bekunden weiten Blick und die Fähigkeit, mit eindringender Kraft den Bedürfnissen unserer Schule, unseres Volkes und unserer Zeit Rechnung zu tragen. D. L.)

Neu erschienene Bücher.

Gustav Kettner, über Leffings Minna von Barnhelm. Gratulationsschrift der Königl. Landesschule Pforta zum dreihundertfünfzigjährigen Jubiläum der Königl. Klosterschule Ilfeld. Berlin, Weidmann 1896. 40 G.

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