- www Köln getraut worden): [Bride,] wilt dow dis nacht bey mir schlapen?1) und sie erwidert: Da behüte mich Gott für, ich hoffe Eure Majestat will's von mir nicht begeren.") Bald erscheint Alexander der in der Maske das Amt des Marschalls bekleidet und meldet, der Koch (d. i. hier der Erzbischof von Köln) habe die Speisen nicht bereiten können, da Prinz Richard (der als Bauer das Holz aus dem Walde holen sollte) erst jezt zurückgekehrt sei. Mit Schrecken vernimmt Alfons diese Botschaft; hatte er doch geglaubt, Richard sei tot, erschlagen. Aber sein Erstaunen wächst, als er von Alexander hört, der Herzog von Sachsen und der Pfalzgraf würden, als Hans und Jerick verkleidet, zugleich mit dem englischen Prinzen am Hofe erscheinen. So geschieht es denn auch die drei Freunde in ihren Verkleidungen betreten den Saal und nehmen unbefangen an den Ergöglichkeiten teil, ja der Pfalzgraf wagt es sogar, mit der Kaiserin zu tanzen; doch wird ihm dies bald von Alfons gewehrt, der ihm zuruft: Fort, bowr, [and] leffel morgen. Während dieses Zwischenfalles findet Prinz Eduard Gelegenheit, sich mit seiner Gemahlin zu entfernen. Danach trinkt Alexander dem Pfalzgrafen und dieser der Kaiserin und dem Kaiser Alfons zu. Alexander: .....'s gelt, bowr. Pfalz: Sam Gott! ... (Zur Kaiserin.) Ey jungfraw"), help") mich doch! Ey jungfraw, drink! (3u Alfons.) Es gelt, guter freundt, ein fröhlichen trunck. Alfons: Sam Gott, mein freundt, ich will gern bescheid thun. Nun begiebt sich etwas Unerhörtes. Nachdem Alfons getrunken hat, wirft er unbemerkt Gift in den Becher und überreicht ihn seinem Mitregenten, dem Könige von Böhmen, der denn auch alsbald trinkt. Doch ehe er den Pokal völlig geleert hat, nimmt Alfons ihm denselben vom Munde und äußert den Verdacht, der Pfalzgraf, der zuvor ge= trunken, möchte Gift hineingeworfen haben; er spüre so etwas zwischen den Zähnen. Zugleich fordert er den Pfalzgrafen auf, dieser solle seine Unschuld dadurch beweisen, daß er den Becher vollends leere. Pfalz: Was ist, was ist, [what will you] mit [me] machen? 1) niederd. 2) Der Dichter ist der, übrigens kaum stichhaltigen Meinung, daß in Deutschland Neuvermählte die erste Nacht getrennt verbringen müßten. Diese Ansicht beruht wohl auf einer Verwechselung mit den Gebräuchen in roma= nischen Ländern. Elze, a. a. D., 25 flg. 3) Man muß sich fortwährend gegenwärtig halten, daß alles noch im Stile der Maske geschieht und gesprochen wird. Zu Beginn der Maske hatte die Kaiserin das Los als Kammerjungfer gezogen, daher der bowr Richard fie als jungfraw anredet. 4) niederd. holen. Alfons: [Drink out, drink out,')] oder der düvel soll dich Pfalz Ey gebt [you] to') frieden, ich will gern trincken. Der Herzog von Sachsen jedoch, der die Arglist des Spaniers durchschaut und überzeugt ist, daß Alfons selbst Gift in den Becher gethan, warnt den Pfalzgrafen. Demzufolge trinkt weder dieser noch Richard, den Alfons gleichfalls beschuldigt. Übrigens fühlt der König von Böhmen keinerlei Beschwerde und glaubt nicht an Vergiftung. Inzwischen ist auch schon ein anderes Bubenstück des Kaisers im Gange. Prinz Eduard teilt seinem Oheim Richard und seiner Tante, der Kaiserin, mit, daß sein neuvermähltes Weib, die Prinzessin Hedwig, in der Nacht, nachdem beide sich kaum zur Ruhe begeben hatten, plözlich durch eine Art Fallthüre vom Lager verschwunden sei. Man vers tröstet ihn auf die nächste Nacht. Das Gelage, das (wie man aus dem eben erwähnten Umstande ersieht) bis in den Morgen hinein gedauert hat, ist nun zu Ende, und die Teilnehmer entfernen sich; nur Richard und die Kaiserin, sowie die Kurfürsten von Sachsen, von der Pfalz und von Köln bleiben zurüd, um zu beratschlagen. Der Herzog von Sachsen ist der festen, nicht un: begründeten Meinung, Alfons wolle sie alle verderben, und dies werde ihm gelingen, wenn sie sich nicht schleunig durch die Flucht retteten. Er will am selben Morgen noch seine landtsknechts und Switzers her: führen, um die andern zu befreien, nämlich den Prinzen Eduard, dessen Gattin und den Pfalzgrafen. Denn dieser will nicht entfliehen, weil er des versuchten Giftmordes beschuldigt ist und man ihm demnach die Flucht zu seinem Nachteile auslegen könnte. Dagegen bricht der Herzog von Sachsen mit Richard schnell auf; sie müssen aber, da die Thore alle geschlossen sind, ihren Weg durch das Kammerfenster der Kaiserin nehmen, das auf den Wall führt. Da endlich der zurückbleibende Pfalzgraf nicht ohne Grund für sein Leben fürchtet, so verbirgt die Kaiserin ihn in ihrem Schlafzimmer. Scene 2. Alexander, welcher spioniert hat, unterrichtet den Kaiser von allen diesen Vorgängen. Alfons seinerseits stiftet ihn zu folgender Erbärmlichkeit an: er solle sich in das Zimmer neben der Kapelle begeben, in welches der schurkische Kaiser die Prinzessin Hedwig, Eduards Gemahlin, hatte bringen lassen, und solle fie ihrer Jungfrauschaft berauben; in der Dunkelheit werde sie Alexander für ihren Gemahl halten. Der Bube macht sich alsbald auf den Weg. Inzwischen dringt Alfons mit einer Schar Soldaten in der 1) Englische Wörter, aber ein Germanismus. Kaiserin Schlafgemach und zieht seine Gemahlin daraus an den Haaren hervor, indem er sie des Ehebruchs beschuldigt; der Pfalzgraf, der gleich darauf erscheint, wird niedergehauen. Mainz, Trier, Brandenburg und Böhmen eilen herbei und verlangen Rechenschaft. Alfons sagt, er habe den Pfalzgrafen erschlagen lassen nicht nur, weil er ein Schänder seiner Ehre sei, sondern auch, weil er ihm und dem Könige von Böhmen im Pokale Gift beigebracht habe, ein Gift, das jezt bei ihm zu wirken beginne.') Hier erlischt seine Stimme, und die Anwesenden bedauern. ihn. Bald wird das Herannahen des Herzogs von Sachsen und Richards gemeldet, die mit einem starken Heere nach dem Schlosse vordringen. Aft IV. Scene 1. Mit Schaudern vernehmen die Ankommenden, was sich zugetragen. Der Herzog von Sachsen verlangt die Auslieferung seiner Kinder, die denn auch alsbald erscheinen. Er fragt seine Tochter: Sag doch, liebe dochter), wo wart dow dieselbe nacht? Hedwig: Als wo, wo solt ich sein? ich war im bette. Sachsen: Wart dow allein, so wart dow gar verschrocken. Hedwig: Ich hab nicht anders gemeint, dann das ich wolt allein geschlaffen haben, aber umb mitternacht kam mein [bridegroom] undt schlaffet bey mir, bis wir mit dem getummel erwacht waren. Eduard aber leugnet, bei ihr gewesen zu sein. Sachs.: Hedewick, der furst sagt, er hatt nicht bei dir geschlafen. Hedwig: Es gefällt ihm das also zu sagen, aber ich hab es wol gefület. Eduard: Hab ich bey [you] geschlapen1) [yesternight]? Aber Eduard schwört, er habe nie sie in einem Bette berührt. 1) Man erinnert sich aus der ersten Scene des ersten Aktes, daß Lorenzo von Cypern dem Kaiser zwei Gifte gereicht hatte: das eine wirkte auf der Stelle, und mit ihm vergiftete Alfons den Geheimschreiber selbst; das andere übte seine Wirkung erst nach Verlauf von zwanzig Stunden, und dieses hatte Alfons in den Pokal geworfen, aus welchem dann der König von Böhmen trank. Der Kaiser, der selbst vom Giste natürlich nichts genossen hatte, simuliert jezt zwanzig Stunden nach der That — Vergiftungsanzeichen, da er weiß, daß sich solche beim Könige von Böhmen in kurzem einstellen müssen, und da er bei dem Bankette behauptet hatte, gleichfalls von dem vergifteten Weine genossen zu haben. Er muß notwendig so handeln, um den Verdacht von sich abzulenken. 2) niederd. 3) niederd. kindt! Hat fie doch, wie nicht anders anzunehmen war, den ver räterischen Alexander in der Nacht für Eduard gehalten. Richard tritt für die Wahrhaftigkeit seines Neffen ein, aber der erzürnte Herzog schmäht auch ihn und läßt Eduard ins Gefängnis werfen. Scene 3. Das nun Folgende fassen wir kurz zusammen. Der König von Böhmen stirbt an dem ihm früher beigebrachten Gifte; Alfons stellt sich sterbend, wird aber gesund, sobald der Erzbischof von Mainz, um ihn zu retten, sich für ihn hat töten lassen! - So ist der Kaiser auch dieser beiden ledig, und er hofft, daß bald alle anderen das Verderben gleichermaßen ereilen werde. Scene 4. Zwischen diesem und den vorhergehenden Auftritten liegt ein Zeitraum von vierzig Wochen. Hedwig ist eines Kindes genesen. Sie hofft sich nunmehr mit Eduard verständigen zu können, denn sie sagt: O mein [dear] vatter, ich habe in dise lang, lang viertzig [weeken], welche mich dunket sein viertzig jahr gewesen, ein lütt') Englisch gelernet, und ich [hope], [he will] mich verstohn, und [show me a little pity]. Der Herzog läßt Eduard aus dem Gefängnis vorführen und fordert ihn ernstlich auf, sich nunmehr zur Vaterschaft zu bekennen. Hedwig: Ach mein süsse Eduart, mein herzkin2), mein scherzkin, mein herziges, einiges herz, mein allerlievest1) [husband], [I prythee], mein leve'), [see me] freindlich an; [good sweetheart tell the truth and at least to me and] dein allerlievest [child show pity!] dan ich bin dein, und dow bist mein, dow hast [me geven] ein kindelein. O Eduart, süsse Eduart, erbarme sein! Süsse Eduart, [yow] weet'), ich bin [your] allerlieveste [wife]!... O mein allerlievester, [highborn] furst und herr, denk dat1) unser Herr Gott sitzt in himmelstrone, [and sees the heart] und [will my cause] wol rechen. Da Eduard troß dieser Bitten das Kind nicht als das seine aner kennt, so droht der Herzog, es zu töten. Hedwig: 0 [father], O mein vatter, [spare] mein kindt! O Eduart, 0 [prince] Eduart, [speak now] oder nimmermehr! dies kindt ist mein, es soll nicht sterben! Aber der Herzog ergreift das Kind. Hedwig: Ey vatter, gebe mir mein kindt, das kindt ist mein. Sachs: Das weis ich wol; er sagt, es ist nicht sein [therefore it dies]. Und damit zerschmettert er des Kindes Haupt. Hedwig: O Gott in deinem trone! O mein kindt, mein kindt. Aber auch seine Tochter selbst will der Herzog töten, doch Eduard bittet für sie und erkennt sie für sein ehelich Gemahl an. Hedwig: Ach, ach und wehe, warumb sagt [your excellence] nicht so [before, now is't too late], unser armes kindt [is kill'd]. Aber ob Eduard sich gleich für ihren Gemahl bekennt, weigert er sich doch von neuem standhaft, die Vaterschaft zuzugeben. Da begehrt Hedwig selbst ihren Tod. Hedwig: 0 Eduart [now I mark your meaning]; ich [should be your whore]; mein vatter, ich begehr [upon] meine knie, last mich lieber sterben. Ade, [false] Eduart [false prince], ich begehrs nicht. Und der Herzog erhebt den Stahl und ersticht sie. Sterbend fleht sie: O Herr Gott, nimb meine seele in deine hende. baot, das mein unschuldt an tag kommen möcht! Eduard wird wieder ins Gefängnis geworfen. O Herr Sa Akt V. Der Herzog von Sachsen verbündet sich nunmehr mit Alfons gegen Richard. Sie sind schon im Begriffe, die Schlacht zu ge= winnen, aber Alexander berichtet dem auf die Siegesnachricht harrenden Alfons fälschlich das Gegenteil. Dadurch gerät der Kaiser in völlige Verwirrung und Verzweiflung; er läßt ab von seinen blutigen Plänen und gesteht sogar, daß er der Mörder Lorenzos von Cypern sei. Alexander ersticht den Mörder seines Vaters. Nun das böse Prinzip, wie es in Alfons vertreten war, beseitigt und durch Alexander auch sonst alles aufgeklärt ist, vereinigen sich die Fürsten in Friede und Freundschaft; Richard aber wird zum Kaiser erwählt. Bur Würdigung Martin Greifs. Von Ernst Henschke in Memmingen. I. Altmeister Martin Greif läßt in Amelangs Verlag zu Leipzig seine gesammelten dichterischen Werke erscheinen und giebt dadurch jedem aufrichtigen Freunde deutscher Dichtung erfreuliche Gelegenheit, Umfang und Tiefe seines künstlerischen Schaffens in überblickender Betrachtung dankbar zu ermesser. Eingehender hierbei zu verweilen, erscheint für diese Zeitschrift, die der Pflege deutschen Geistesbesizes dient, um so mehr als eine besondere Ehrenpflicht, als ihr Herausgeber seit lange auf das entschiedenste für die Anerkennung des edlen vaterländischen Sängers kämpft.1) 1) Besonders in seiner trefflichen Schrift über Martin Greif und vielfach in dieser Zeitschrift. Beitschr. f. d. deutschen Unterricht. 10. Jahrg. 5. u. 6. Heft. 26 |