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bruken, und dat erste Deel moth he nemen und by her lesen edder seggen laten, im Namen des Vaters, dat ander Deel im Namen des Söns, das drüdde Deel im Namen des hilligen Geystes. Wo de dre Namen nicht by den dren Delen underschedtlick genömet werden, so geldt ydt nicht" Ferner muß das Besprechen bei Vollmond oder ab nehmendem Mond geschehen, wenn Lebendes getötet oder abgetrieben werden soll, bei zunehmendem Monde dagegen, wenn es sich um Förderung und Kräftigung des Lebenden handelt. Die Sympathieformeln muß man von einer Person anderen Geschlechts lernen, ich habe die meisten von einer alten Frau, viele allerdings auch von Schäfern, eine wahre Fundgrube für den Volkforscher. Die Sympathien sind zuweilen so kräftig, daß,,ick orntlich föhlen kann, wo mi de Kraft afgeit“ (nämlich wenn er sie anwandte), sagte der alte Schäfer zu N. (Bartsch, a. a. D. S. 319). Das „böten“ oder „Blutstillen“ geschieht nach Bartsch vermittelst des Anhauchens oder Bestreichens der Wunde oder dadurch, daß man dieselbe bloß ansieht und den Segen über sie spricht. Bei den mir mitgeteilten Formeln wird ein Strohhalm oder der Messerrücken dreimal kreuzweise über die Wunde gelegt. Besondere Arten der Sympathien sind das Abschreiben, das Vergraben von Krankheiten, das Abbinden oder Stockverbinden, das Durchkriechen oder Durchgreifen durch Öffnungen, das Bannen oder Festmachen und endlich das Suchtenbreken, ein auch bei den Slaven verbreiteter Aberglaube (vergl. Grimm in der Mythologie und meinen Artikel: Dê Suchten brêken in Meklenburg, Am Ur-Quell, Band III, Heft VIII, S. 236 flg.). Bartsch hat ausführlich darüber berichtet, meine abweichenden Beobachtungen bringt eins der nächsten Hefte der Monatsschrift „Am Urquell“. Doberan i. M.

3.

Zu einem Bauspruch.

D. Glöde.

Reuter erzählt im 34. Kapitel der Stromtid: Unkel Bräfig hadd von den Zimmerling Schulz en ollen Buspruch lihrt un hadd den up 'ne Stuw' tau Paß makt un taulezt noch en Strämel Trostlied ut sic sülben achter an dicht't, un so ludt de Breif:

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Bräfigs Trostlied lasse ich fort. Der Bauspruch, den Bräfig von ,,Zimmerling" Schulz, d. i. Zimmermeister Schulz in Neubrandenburg (Gaeders, Friz Reuter-Reliquien S. 144), gelernt hat, scheint in Deutschland weitverbreitet zu sein. In der Hempelschen Ausgabe von Goethes Werken finde ich nämlich auf S. 109 des 4. Teiles in einer von G. von Loeper, dem Herausgeber dieses Teiles, herrührenden Anmerkung zu einem Spruche des west-östlichen Divans (VI, 40) folgende Bemerkung:,,Bekannt sind ähnliche deutsche Haussprüche:

Dies Haus gehört nicht mein,

Der nach mir kommt, auch nicht sein;
Man trug auch den dritten hinaus,
Wem gehört denn dieses Haus?“

Die Ähnlichkeit zwischen den beiden Sprüchen ist augenscheinlich. Loeper giebt als Quellen für den von ihm angeführten Spruch an,,Deutsche Haussprüche aus Tyrol" (Innsbruck 1871 S. 25) und „Forck, Deutsche Inschriften“ (Berlin 1865). Ich habe beide Sammlungen nicht nachsehen können; es scheint mir jedoch auch aus der bloßen Quellenangabe in Verbindung mit der Reuterstelle schon hervorzugehen, daß der Spruch sowohl im Norden Deutschlands (Mecklenburg) als im Süden (Tirol) bekannt ist oder war.

Nun noch einige grammatische Bemerkungen zu der von Loeper angeführten Form des Spruches! Gleich in der ersten Zeile ist gehören mit dem besizanzeigenden Fürwort statt mit dem Dativ des persönlichen Fürworts verbunden. Diese Konstruktion gehört vornehmlich der Volkssprache an, findet sich aber, hauptsächlich wohl in bewußter Anlehnung an den volkstümlichen Ausdruck, durchaus nicht eben selten auch bei unsern Klassikern. Beispiele findet man in hinreichender Menge in den Wörterbüchern. Hildebrand, im Wörterbuch, hält diese Ausdrucksweise für sehr alt und führt zu ihrer Erklärung folgendes an (Bd. IV, Abt. 1 Sp. 2509): Schmeller sieht es als sehr alt an:,, eine sache, (früher wol blosz), eine person gehört mein u. s. w., ahd. gahôrit mîn, mei audit, ist mir gehorsam". . . der gen., den Schmeller angibt, ist allerdings gerade so noch nicht belegt, aber Otfrieds hôrta sînero worto, hörte auf seine worte, kann einstweilen für hôrta sîn mit eintreten, und das mit dem bann der bildung belegte gehört mein verdient auf jeden fall keine verfolgung mehr, ist genügend gedeckt durch seine allgemeinheit, die für sich schon hohes oder höchstes alter beweist, wahrscheinlich aber auch nicht nur durch einwirkung von ist mein entstanden, sondern echt und recht; auch in ist mein ist ja übrigens mein ursprünglich gen., wie in ist meines vaters." — Hiergegen habe ich erstlich zu bemerken, daß in den von Hildebrand

aus der älteren Sprache angeführten Beispielen (s. auch Sp. 2505 unten und 2506 oben) das Zeitwort gar nicht die hier in Betracht kommende Bedeutung hat. Wenn ferner wirklich unser gehören (angehören, Eigentum sein) auf den früheren Stufen der Sprachentwicklung mit dem Genitiv verbunden gewesen wäre, so wäre es doch in der That auffallend, daß die Verbindung mit dem Genitiv selbst völlig verschwunden und nur die mit dem besizanzeigenden Fürwort davon übrig geblieben wäre. Endlich aber scheint mir eine Redewendung, die man in Berlin nicht eben selten hört und die sich nun auch in andern Städten des nördlichen Deutsch: lands ausbreitet, wenn sie freilich auch wohl nie Aussicht hat, in die Sprache der gebildeten Kreise Eingang zu finden, dafür zu sprechen, daß in der That die Verbindung des Zeitworts gehören mit dem besißanzeigenden Fürwort einzig und allein durch Einwirkung von „ist mein“ entstanden ist. In den Kreisen des ungebildeten und viertelgebildeten Berlinertums wird nämlich der Ausdruck,,der mirige" ganz gewöhnlich für,,der meinige" gebraucht, was denn auch die etwas höher stehenden Kreise zuweilen in bewußter Weise nachahmen.,,Wem gehört denn dieser Hut?" - „Erlauben Sie, das ist der mirige!" Wie hier die Wendung der mirige" durch Einwirkung von gehört mir", vielleicht unter Anlehnung an der Ihrige", entstanden ist, so umgekehrt „, gehört mein" durch Einwirkung von ,,ist mein".

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In der zweiten Zeile unseres Spruches ist zu sein“ natürlich aus der ersten „gehört“ zu ergänzen, so daß der Sinn ist: „Auch dem, der nach mir kommt, gehört es nicht."

In der dritten Zeile steht das Imperfektum,,trug" in so auffallender Weise für das Präsens, das auch dem Versmaße nicht widerstreben würde, oder noch genauer für das Futurum, das allerdings nicht in den Vers paßt, daß ich die richtige Überlieferung oder Übertragung der Zeile aus der Mundart anzweifeln möchte. Bei dem Dritten wegen des Imperfektums an den zu denken, der vor dem Sprechenden das Haus besessen hat, so daß der Sinn wäre,, einen Dritten trug man schon hinaus", scheint mir schon deswegen unmöglich, weil der Sprechende, wie in Haussprüchen gewöhnlich, doch wohl der Erbauer, der erste Besizer des Hauses ist. Es ist vielmehr offenbar der gemeint, der nach dem in der zweiten Zeile angedeuteten das Haus besizen wird. Das Imperfektum ist nur so zu erklären, daß man annimmt, der Sprechende verseze sich in der Einbildung aus der Gegenwart in die entfernte Zukunft, in der auch der dritte Besizer das Haus schon wieder verlassen hat, so daß er von dessen Zeit als einer vergangenen sprechen kann.

Perleberg.

F. Mertens.

4.

Zu,,Da drobn aufm Berge."

Weder in G. Meyers Essays, noch wo in der Zeitschrift für den deutschen Unterricht von Schnaderhüpfeln oder Rundas die Rede ist, wie z. B. V, 422 2c., finde ich eine Variation angeführt, die mir be achtenswert erscheint.

Da drobn aufm Berge

Da steht ein Karßell (Karussell)

Da tanzt der Herr Pastor

Mit seiner Mamsell.

So lernten wir es vor vierzig Jahren von den Dorfkindern, so fingt man es noch heute auf dem linken Havelufer halbwegs zwischen Werder und Brandenburg. Das Dorf heißt Deeß.

Manches in den Zeilen schien ja zu passen. Berge hatten wir unmittelbar beim Dorfe, natürlich nicht höher, als Havelberge eben sind. Da der Prediger des Orts bei seinem großen Haushalt seiner kränklichen Frau eine Wirtschafterin hielt, die allgemein die Mamsell hieß, so hatten wir vollauf Recht zu glauben, die Strophe wäre eigens für unser Dorf gedichtet. Daß wir den alten ehrwürdigen Herrn nie hatten tanzen sehen, am wenigsten aber ihm einen Tanz mit seiner Mamsell zugetraut hätten, störte uns weiter nicht, gab es doch ein lustiges, der Jugend zusagendes Bild, das übrigens unserer Ehrfurcht keinen Abbruch that. Bedenken aber erregte mir, wie ich mich deutlich erinnere, schon als Kind, daß das Karussell, wie wir es zu unserer Freude von Zeit zu Zeit unten vor dem Wirtshause erscheinen sahen, auf dem Berge stehen jollte. Aber es hieß einmal so, und so wurde es und wird es noch fleißig gesungen. Ich habe in letzter Zeit mich bei alt und jung nach dem Terte erkundigt, nie eine andere Lesart" zu hören bekommen und großes Erstaunen oder auch ungläubiges Lächeln mit der Belehrung hervorgerufen, daß es ursprünglich Kapell' geheißen habe. Ganz natürlich, kennt doch niemand in dieser rein protestantischen Gegend eine Kapelle, am wenigsten auf einem Berge. Wie dies Schnaderhüpfel sich so weit nach Nordosten hat verirren können, ob es dort schon vor der Reformation bekannt war, als es noch Kapellen gab, von denen allerdings keine Spur vorhanden ist, ob, was mir wahrscheinlicher vorkommt, das Karussell, das mit seinem fröhlichen Treiben zu dem Tanzen in den letzten Zeilen so gut zu passen scheint, seine Einführung in die Strophe hauptsächlich der Schwierigkeit, einen inhaltlich passenden Reim für das fremdländische,,Mamsell" zu finden, verdankt, das sind Fragen, deren Lösung zur Zeit wohl nur auf Vermutungen beruhen kann.

Berlin.

"

Ernst Begel.

5.

Sattelhof, Sattelmeier.

Am 6. August d. Js. fand in Herford eine aus allen Teilen des Kreises Herford besuchte Versammlung statt, um über die Errichtung eines Denkmals für den alten Sachsenherzog Wittekind zu beraten. Die anwesenden Herren aus Enger, der Stadt Wittekinds, in deren Kirche die angeblichen Gebeine Wittekinds ruhen, stimmten dafür, daß an diesem Orte das Denkmal errichtet werde; besonders eifrig die Inhaber der sieben,,Sattelhöfe", die es noch in der Nähe von Enger giebt, die sogen. Sattelmeier". Zeitungen, u. a. die Berliner Tägliche Rundschau vom 22. August 1895, geben dazu eine landläufige Erklärung dieser Ausdrücke, die mir auch sonst begegnet ist. Leßtere bemerkt, daß die Sattelmeier Nachkommen derjenigen Männer seien, die immer treu zu ihrem Herren gehalten hatten und dafür mit Ländereien ausgestattet worden waren, auf denen sie sich ansiedelten. ,, Weil sie jeden Augenblick bereit sein mußten, ihrem angestammten Herren in den Kampf zu folgen, und deshalb ständig ein gesatteltes Pferd bereit hielten, wurden fie ,,Sattelmeier" genannt." Dagegen ist zu bemerken, daß die hochd. Übersezung des niederd. Sadelhove, Sedelhove (bisweilen auch in zusammengezogener Form Salhove, Selhove) durch Sattelhof an und für sich zwar nicht unrichtig ist (denn sadel ist das worauf oder worin man fizt"), daß man aber dabei nicht an Sattel im besonderen Sinne als ,, Pferdesattel" denken darf. Die Ausdrücke sind übrigens nicht auf Westfalen beschränkt, sondern auch in Bayern begegnen Sedelhof, Sedelbauer und Sedelmaier (leztere beiden auch als Familienname noch heute1) in älterer Zeit öfter. Es werden als Sedelhöfe dort nachweislich solche Bauernhofe bezeichnet, die ehemals adlige Size waren. Sie waren ursprünglich steuerfrei und hatten auch in beschränktem Umfange die Gerichtsbarkeit. Weiteres über Bedeutung und Etymologie der Wörter findet sich in Schmeller-Frommanns Bayerischem Wörterbuch Bd. II, S. 223 (unter Sedel), sowie im Mitteldeutschen Wörterbuch von Schiller und Lübben Bd. IV, S. 6 flg. Hierher gehört auch das Eigenschaftswort sattelfrei. Im Bremischen Wörterbuch (1768) Bd. III, S. 571 wird bemerkt: Sadel-frij heißen die Güter, welche von,,Ritter= diensten frei sind“. Diese Erklärung des Wortes, offenbar durch den Gedanken an den Pferdesattel beeinflußt, ist nicht richtig; es

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1) Für den Übergang des,,Sedelmaier" aus einer Standesbezeichnung zum Familiennamen finden wir ein Beispiel in den Monumenta Boica X, 586, vom Jahre 1526: Wie denselben Sedelhof jet Ulrich Sedlmayr zu Affalterbach besißt, und Leibrecht darauf hat."

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