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bitte mich, demselben dieses zu sagen. Darauf entgegnete ich, daß ich mit dem Grafen Platen nicht auf so intimem Fuße stände, um die persönlichen Beziehungen der beiden Herren vermitteln zu können; der überbrachte Brief sei ein officielles Schreiben des Ministers meines Königs mit der Bitte um Mitteilung der Friedensbedingungen an den Minister des Königs von Preußen gewesen; dieser habe dasselbe angenommen und zu beantworten versprochen, und nun sei ich eben mit dem Auftrage gekommen, den Herrn Grafen zu fragen, ob und wann er sein Wort lösen wolle; Graf Bismarck erwiderte: „er werde antworten."

4. Graf Vitthum von Eckstädt an Herrn von Beust, dd. London, 21. August 1866.

(Graf Bißthum von Eďstädt London, Gastein und Sadowa, S. 325). Der Herzog von Cambridge ist nach langem Bedenken gestern über Paris und Straßburg nach Regensburg abgereist, wo eine Zusammenkunft mit dem König von Hannover stattfinden soll.

Wie mir S. K. Hoheit vorgestern anvertraut, beabsichtigte er den König [Georg] zur Abdication zu Gunsten des Kronprinzen zu bewegen. Ich erlaubte mir anheimzugeben, sich auf der Durchreise in Paris vorerst Gewisheit darüber zu verschaffen, ob ein solcher Act noch Aussicht habe, etwas zu ändern. Wie ich höre, hat fich der Herzog noch vor seiner Abreise vom Gegenteil überzeugt. Seine Briefe an den König und Kronprinzen von Preußen sind unbeantwortet geblieben...

5. Aus der Rede des Fürsten Bismarck gehalten im Reichstage des Norddeutschen Bundes am 11. Merz 1867.

(Nach dem stenographischen Bericht.)

[Die von dem Grafen Bismarck am 28. Juli 1866 versprochene, von dem Frhrn. von Hodenberg am 15. August eingemahnte Antwort auf das Schreiben des Grafen Platen ist niemals erfolgt. Dagegen sagte Graf Bismarck am 11. Merz 1867 im Reichstag des Norddeutschen Bundes, als es sich um das unbefugte Erbrechen eines Briefes des Königs Georg durch den preußischen Gouverneur von Voigts-Rhet handelte, folgendes:]

...

Daß es nicht in unsern Gewohnheiten liegt [nemlich fremde Siegel zu erbrechen], das zeigt am besten der fortgeseßte Aufenthalt der Königin Marie auf der Marienburg, ungeachtet der fortgefeßten Weigerung ihres Herrn Gemahles, Frieden mit uns zu schließen...

6. Rede des Königs Wilhelm I. von Preußen an eine hannoversche Deputation, 1) 17. August 1866.

(Aegidi und Klauhold, Die Krisis des Jahres 1866, S. 336-38.) Ich sehe Sie gern hier, meine Herren, denn ich kann es nur achten und anerkennen, wenn deutsche Männer mit Treue festhalten an der Dynastie, deren Verbindung mit ihnen Jahrhunderte lang bestanden und die Früchte der gegenseitigen Anhänglichkeit und Hingebung gereift hat. Ich würde die Hannoveraner minder schägen, wenn sie keinen Schritt bei mir getan hätten, welcher das innige Festhalten an ihrem angestammten, mir nahe verwandten Regentenhaus betätigte. Dadurch sehe ich mich veranlaßt, Ihnen ausführlich die Gründe darzulegen, welche wahrlich gegen meine ursprüngliche Absicht und nach wiederholten schweren Kämpfen mit meinem Wunsche: die Selbständigkeit meiner früheren Genoßen im Deutschen Bunde fortbestehen zu laßen, zu dem jest bereits in der Ausführung begriffenen und somit unwiderruflichen Beschluß genötigt haben: Annerionen vorzunehmen.

Bereits bei dem Eintreten in meine jezige Stellung habe ich es ausgesprochen, daß meine zum Heile Preußens und Deutschlands gehegten Absichten dahin gerichtet seien, teine andern als mora lische Eroberungen zur Ausführung zu bringen; es ist dieses Wort vielfach belächelt, bespöttelt, ja gehöhnt worden, und doch erteile ich Ihnen noch heute die feste Versicherung, daß meine Pläne darüber nie hinausgegangen sind, und daß wenn ich als 70jähriger Mann zu gewalttätigen Eroberungen übergehe ich dieß nur tue gezwungen durch die Macht der Verhältnisse, durch die unabläßigen Anfeindungen meiner angeblichen Bundesgenoßen und durch die Pflichten gegen das meiner Führung anvertraute Preußen.

Schon bei Bildung des Deutschen Bundes wurde von den jenigen Staten, welche durch Preußens schon damals erkennbaren geistigen Aufschwung Gefahren für die Erhaltung ihres Einflußes befürchteten, dafür Sorge getragen, daß das Bundesgebiet Preußens durch selbständige Staten getrennt bleibe. Diese Lage wurde seit

1) Die Deputation bestand aus dem Statsminister a. D. v. Münchhausen, dem Vicepräsidenten des Oberappellations-Gerichts v. S chleppegrell und dem Schagrat v. Rössing.

dem Bestehen des Bundes durch fortwährend erneuerte Anfeindungen, vorzugsweise genährt durch österreichischen Einfluß, durch Erkaufen der deutschen, der französischen, der englichen Presse benußt, um bei diesen Staten stete Besorgnisse vor Preußens Uebergriffen und Er= oberungsgelüsten anzuregen und wach zu erhalten und den, drei preußische Regierungen hindurch mit Eifer, aber unter Achtung aller Rechte fortgesetten Bemühungen, dem Deutschen Bunde Einigkeit und Aufschwung in materiellen und geistigen Interessen einzuflößen, beharrlichen Widerstand entgegenzuseßen. . Diese Bestrebungen sind nicht ohne Erfolg geblieben, sie haben zu einer, fast nur während der Regierung des Königs Ernst August innigeren Beziehung Plaz machenden unfreundlichen Stellung Hannovers zu Preußen geführt, welche während der politischen Complicationen der lezten Jahre häufig in eine feindselige übergegangen ist, ohne daß dazu von preußischer Seite Veranlaßung gegeben wäre.

So standen die Sachen, als Meine Stellung in Holstein durch Desterreich immer und immer wieder angegriffen und gestört wurde bis zu einem Grad, welchen Preußen zu ertragen nicht länger im Stande war. Bevor ich mich jedoch zum äußersten zu entschließen gezwungen wurde, gelang es, die Gefahr noch einmal durch Abschließung des Gasteiner Vertrags nicht zu beseitigen, sondern nur hinauszuschieben, denn während der Wirksamkeit dieses Vertrags fiel eine Hülle nach der andern, welche die Absicht Oesterreichs bis dahin verschleiert hatte, den längst als drohend und stets mehr und mehr für unvermeidlich erachteten Kampf mit Preußen nunmehr tatsächlich zu beginnen - den Kampf um den überwiegenden Einfluß in Deutschland. Dieser Einfluß ist Preußens Lebenselement den Kampf um denselben nicht annehmen, hieß Preußens Existenz opfern die holsteinische Frage war damit in den Hintergrund gedrängt.

Zur Durchführung dieses großen Kampfes bedurfte es zweier Grundlagen: 1) der Ueberzeugung von der Gerechtigkeit der preußischen Ansprüche, welche allein den Schuß des Höchsten durch Verleihung des in seiner Hand liegenden Kriegsglücks hoffen laßen konnte; 2) des Instruments, womit derselbe geführt werden mußte, der preußischen Armee.

Daß das Instrument tüchtig sei, darüber war ich nicht im Zweifel, denn mein ganzes Leben war der Entwicklung der preu

Bischen Armee gewidmet gewesen, und ich durfte mir ein Urteil über deren Leistungsfähigkeit zutrauen. Daß Preußens Forde rungen gerecht seien, schien mir dadurch erwiesen, daß Preußen ohne deren Erfüllung nicht fortbestehen und sich gedeihlich entwickeln könne, und so entschloß ich mich schweren und schwersten Herzens zum entscheidenden Kampf, dessen Ausgang Gott anheimstellend. Und die von mir in solcher Ausdehnung nicht vorgeahnten, selten oder nie in der Geschichte das gewesenen Ergebnisse eines Existenzkampfs zweier mächtiger Staten in so kurzer Zeit sind eine sichtbare Fügung der Vorsehung, ohne die auch die geschulteste Armee solche Resultate nicht er= kämpfen kann.

Die Stellung der Regierung Ihres Landes vor und während der Entwicklung dieser Ereignisse ist Ihnen bekannt, das Votum vom 14. Juni, welches jeder Begründung durch das Bundesrecht entbehrte, das nur eine Execution fennt eine Execution, welcher Ich falls sie beschloßen wäre — Mich zwar nicht hätte fügen können, welche aber doch den Bundesbruch im preußenfeindlichen Sinne für Hannover minder offenbar gemacht haben würde Sie kennen die Existenz gepflogener Neutralitätsverhandlungen, meine wiederholte vergebliche Aufforderung zum Nordbündnis in der Nacht vom 14. Juni, den Zug der hannoverschen Armee mit ihrem Könige, die Katastrophe von Langensalza, bei welcher ich mich zwar nicht als Sieger hinstelle, welche aber in ihren Folgen zur Vernichtung der hannoverschen Armee geführt hat.

Auch nach den überraschend großen Erfolgen, welche mir freie Hand in den von mir zu treffenden Bestimmungen verschafft haben, würde es weder einer Adresse noch einer Deputation bedurft haben, um mir den Ernst des Schrittes klar zu machen, welchen Sie ver mieden zu sehen wünschen. Dennoch wiederhole ich Ihnen meinen Dank, daß man sich freimütig ausgesprochen hat; ja, es ist mir dieß lieber als das Gegenteil, weil es für die Zukunft reellere Verhältnisse prognosticiert. Und dennoch hat die reiflichste, wegen meiner verwandtschaftlichen Verhältnisse zum Haus Hannover schmerzlichste Prüfung mich zu dem Beschluß der Annerion kommen laßen, als einer Pflicht: mein Preußen für die von ihm gebrachten schweren Opfer zu entschädigen, und die wahrscheinliche Wiederkehr der durch die unfreundliche Stellung

Hannovers auch in Zukunft zu besorgenden Gefahren zu beseitigen. Ich hoffe, daß gegenseitiges Vertrauen dereinst zur Zufriedenheit führen wird.

7. Versuch des Grafen Bismarck, die Annexion Hannovers zu rechtfertigen.

Aus der Rede Bismarcks in der Sizung des Norddeutschen Reichstags vom 11. Merz 1867.

(H. Schulthess, Europäischer Geschichtskalender 1867, S. 77 ff.)

. Daß die Sache so gekommen ist, kann niemand mehr wie ich bedauern. Ich habe schon vorhin angedeutet, daß Jahrhunderte lange Erinnerungen und Traditionen die hannover'sche Armee mit der preußischen verknüpften, die hannover'sche Politik mit der preußischen. Es war die Gruppierung des siebenjährigen Krieges eine vollkommen natürliche, die in unser aller Erinnerung lebt. Seit einigen Jahren hat sich Hannover von dieser natürlichen Verbindung losgerißen; ich habe seine Minister - der Graf Platen wird mir dieß bezeugen - mit den Worten gewarnt: wenn Sie Preußens Ehrgeiz fürchten, können Sie ihn nicht wirksamer entwaffnen als dadurch, daß Sie seine treuen Bundesgenoßen sind. Einem Bundesgenoßen nach dem siegreichsten Kriege, ist kein Fürst des Hauses Hohenzollern im Stande, ein Har zu krümmen. Wenn Sie sich aber mit unseren Feinden liieren, obschon Sie dieselben Interessen mit uns haben, wenn Sie zwischen Hamburg, Minden und Köln einen Stat schaffen, von dem wir befürchten müßen, daß er jede Verlegenheit Preußens nach außen benußt, jede Front, die wir nach dem Süden machen, um uns, ich will nicht sagen, den Dolch oder die Waffe in den Rücken zu rennen, ein solcher Stat fann mit unserm Willen nicht bestehen, seine Forteristenz wäre unverträglich mit der Preußens; und derjenige preußische Minister, der die erste Gelegenheit, die sich zur Beseitigung eines solchen Hannovers darbietet, versäumt hätte, verrät sein Land, verrät DeutschLand! (Stürmisches, anhaltendes Bravo.) Sie hätten uns diese Gelegenheit nicht geben, diese Verpflichtung nicht auferlegen müßen. Wir haben lange unterhandelt, vielleicht zu lange über ein Bündnis mit Hannover, wir haben noch bei Langensalza unterhandelt. Woran scheiterten diese Unterhandlungen mit Hannover? An der Abneigung Sr. Maj. des Königs Georg, Garantien dafür zu geben,

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