Abbildungen der Seite
PDF
EPUB
[ocr errors][ocr errors][ocr errors][ocr errors]

VI. Krieg in der Vendée.

(Beschluß.)

Die

Die Republikanerarmee marschirte am 18ten October

Choll.

nach Beaupreau, wo durch die von St. Florent entlasse-2 ± m. n. w. nen Gefangenen der Loireübergang der Vendéer bereits bekannt war, und ein Kriegsrath versammelt wurde, um über die weiteren Operationen zu bestimmen. Bei der großen Wahrscheinlichkeit, in der Gegend von St. Florent keine Uebergangsmittel zu finden (was ein während der Nacht dahin gesendetes Detachement bestätigte) und der Gefahr, in welcher sich die wichtigen Punkte Angers und Nantes befanden, beschloß man, das Heer getheilt in diesen beiden Richtungen vorrücken zu lassen. Einige tausend Mann unter General Beaupui marschirten über St. Florent nach den Ponts de Cé, und erreichten am 21ften Angers. Der Conventsdeputirte Merlin trennte eine Brigade Infanterie und etwas Reiterei von dieser Colonne, und erschien damit am Morgen des 20sten Ancenis gegenüber, wo sich eben die lehten Insurgenten 14 M. w. St. einschiffen wollten; einige Mann wurden niedergehauen, 11 zurückgelassene Geschüße genommen, und da die Royalisten im Laufe des Tages Ancenis räumten, so

24 M. n.Beaup. 6 M.8. St.Flor.

Flor.

fehte die Abtheilung am Abende mittelst einiger halbzerstörten Kähne und durch die Fuhrt auf das rechte Ufer über. General Haro blieb mit der Reserve der Mainzer in Beaupreau, um die von den Insurgenten zurückgelassenen Kriegsporråthe zu sammeln und nach Nantes zu senden, und demnächst in Verbindung mit der Division von Sables d'Olonne gegen Charette, zu operiren. 3M.w.Beaup. Das Hauptcorps marschirte am 19ten bis Chapelle Hu

Ch. S.

lin, und folgenden Tages durch Nantes in das Lager 24 M. n. w. von St. George; eine Abtheilung unter General Blosse war von Chapelle Hulin aus entfendet worden, das linke Ufer der Loire stromaufwärts gänzlich zu reinigen. Auf dem rechten Ufer dieses Stromes standen nur einige tausend Republikaner unter General Aulanier bei Angers, mit welchen sich die aus Ingrande vertriebene Besazung vereinigte; das Hauptquartier der Urmee von Breft unter Rossignol befand sich zu Rennes, das der Armee von Cherbourg unter Sepher zu Caen. Die Nationalgarden der Städte waren meist gut bewaffnet, und wenn auch nicht den Jacobinern, doch dem neuen System eifrig ergeben *).

Am 19ten, nachdem schon der größte Theil der Ven= deer das rechte Ufer der Loire erreicht hatte, vereinigten

*) Moniteur l'an II p. 134. 139. 147. 595. Guerres des
Vendéens II. p. 279-284. 291-294. Beauchamp I.
p. 365
II. p. 10. 11. Danican p. 162.
mann p. 402. Benaben I. p. 332-334. 354.

Wester

ich in Barades die Führer zu einem Kriegsrathe über die nächsten Maßregeln. Das dringendste Geschäft erschien Allen die Wahl eines neuen Feldherrn. Elbée's Schicksal kannte man nicht, Bonchamps verschied, noch ehe er das rechte Ufer erreichen konnte, in dem Dorfe Meilleraie auf einer Loireinsel, Lescure folgte zwar der Armee, allein feine Wiederherstellung schien weit aussehend, wo nicht unmöglich. Lezterer Führer war es, welcher den Jüngling la Roche Jacquelein zum Oberfeldherrn in Vorschlag brachte. Groß, fein gebaut und schlank von Gestalt, edle, dabei saufte Züge und lebhafte Augen in einem länglichen Gesicht, blondes Haar, mehr die Haltung eines Engländers als eines Franzosen, und in seinem ganzen Wesen ein Ausdruck der Bescheidenheit, der an Furchtsamkeit grenzte, war das Aeußere des jungen Helden. Berwegen kühn, wie keiner im Heer, mit richtigem Blick, besonnen, entschlossen und voll Hülfsmittel im Treffen, im Glück nicht zu ermüden, im Unglück nicht zu erschöpfen oder niederzuschlagen, war er geborner Soldat und geborner Anführer. Dabei der gútigste und sorgsamste für die eigenen Soldaten, wie der menschlichste gegen den überwundenen Feind, kann es nicht befremden, daß er das Bertrauen und die Liebe der Bauern wie kein anderer Führer besaß. Lehteres war der Hauptgrund, welchen Lescure in einer Lage geltend machte, wo Alles von der Ermuthigung und dem guten Willen der Soldaten abhing; er stand mächtig dem Bedenken gegenüber, daß La Roche Jacquelein erst 21 Jahre

zählte, daß er weder Welt- noch Menschenkenntniß besaß, daß er im Gefühl dieses Mangels nie Werth auf eigène Meinung legte, sondern erfreut, nach Anderer Ansicht handeln zu können, solche nicht einmal der Průfung unterwarf. Und doch kam es jeht nicht mehr darauf an, ein für wenige Tage versammeltes Heer in das Gefecht zu führen: ein schwieriger, dauernder Feldzug, schwieriger wie je ein Feldherr ihn bestanden, war die Aufgabe; der Umsturz der mächtigsten Republik seit der Römerzeit, der Zweck; die Vernichtung aller 80,000 Individuen, woraus das Heer bestand, die Gefahr. Unter diesen Verhältnissen, mit diesen Fähigkeiten und Mån geln ward la Roche Jacquelein am 19ten October einstimmig zum Oberfeldherrn erwählt. Jubelnd empfing das Heer die Nachricht; Hoffnung und Muth zeigten sich von diesem Augenblick an wieder in der Haltung der Soldaten.

Man mußte die übergegangene Menge unverzüglich weiter führen, denn schon litt sie Mangel an Lebensmitteln. Lescure schlug einen Angriff auf Nantes vor, der Prinz Talmont rieth dringend den Zug nach Laval, wo die zahlreichen Bewohner seiner großen Besißungen in Masse aufstehen und dadurch der ganzen Bretagne das Beispiel der Empörung geben würden. Die Mehrheit im Kriegsrathe stimmte für leßteren Vorschlag, und am 20sten sezte sich die ganze Masse über Ingrande gegen Candé in Bewegung.

Unter siebenzig bis achtzig tausend Individuen, wel

« ZurückWeiter »