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che die Loire überschritten hatten, mochten sich ungefähr 30,000 Streiter finden; 1200 davon waren Reiterei, ein anderer Theil bediente das zahlreiche Geschüß. Ueber lesteres behielt Marigny den Befehl, die Cavalerie führte Prinz Talmont. Das Fußvolk hatte noch nicht gehörig von der Menge getrennt und geordnet werden können, so daß ohne bestimmte Abtheilung jeder Officier den Haufen führen mußte, der sich eben um ihn zusammenfand. Auf dem Marsche bildete ein großes Corps Infanterie mit Reiterei und Geschüß die Tête der CoLonne; dann folgte in der größten Unordnung der ungeheure Troß, vermengt mit vielen Kriegern, die ihren Familien zum Fortkommen behülflich waren, und unterbrochen durch alle Fahrzeuge, welche die Armee mit sich führte; ein zweites formirtes Corps aus allen Waffen schloß als Urrieregarde. Vier Stunden Weges bedeckte gewöhnlich dieser Zug, und gegen die Seiten war er durch nichts gesichert, als die große Menge vereinzelter Leute, welche die Felder und Dörfer zunächst am Wege nach Lebensmitteln durchsuchten. Auf diese Weise sette sich die Armee von Varades in Bewegung, und fast unverändert blieb so die Marschordnung für den ganzen Feldzug *).

In Candé fand man einige hundert Nationalgarden, 8 M. d. Varad.

*) Madame la Roche Jacq. I. p. 52. 108. 109. II. 10-14. 19. 20. Beauchamp I. p. 370. II. p. 9. 29. Bouvier I. p. 190.

10,

über Ingr.

Germ.

die nach leichtem Widerstand den Ort räumten; die Ar

mee brachte die Nacht daselbst zu. Aülaniers Corps war 3 M. w. Ang. denselben Tag von Angers gegen Ingrande bis St. Germain des prez vorgerückt, und eine Avantgarde desselben M. w. St. hatte den Nachzug der Royalisten bei Ingrande beunruhigt. Aulanier zog sich darauf wieder bis zum Schlosse 1 M. 8. St. Serrant unweit St. Georges zurück, wo er, wie angegeben wird, aus Mangel der nöthigen Lebensmittel zu Fortsetzung des Marsches, den 21ften und 22sten ruhig stehen blieb *).

Germ.

Die Royalisten brachen am 21sten wieder von Candé - 54 M. n. d. auf, und marschirten über Segré bis Chateau Gontier,

Candé.

das einige Nationalgarden vergeblich zu vertheidigen suchten; schon auf diesem Marsche bestätigte sich die traurige Nachricht, daß der Feind alle Kranke, die aus Mangel an Transportmitteln nicht fortgebracht werden konnten, ohne Gnade ermordete. Zur Vergeltung und Warnung ließ Marigny den Friedensrichter zu Chateau Gontier und mehrere andere Beamte der Republik, die als wüthende Jacobiner bekannt waren, ergreifen und todtschießen; ein Deutscher, welcher geplündert hatte, erlitt dieselbe Strafe zum Beispiel für die Armee. Großen Ernst zeigten die Führer, um in einem Lande, das sich für sie erklären sollte, wenigstens in dieser Hinsicht Disciplin zu erhalten, und bei dem guten Naturell der Bauern gelang

Beau

*) Madame la Roche Jacq. II. p. 17. 18.
champ II. p. 12. 13. Benaben I. p. 335-346.

dies Bemühen über alle Erwartung. Selbst Lebensmittel und unumgånglich nöthige Bekleidungsgegenstände wurden mit Rücksicht und großer Schonung genommen, so daß man dieser weit getriebenen Achtung für das Eigenthum zum Theil die ansteckenden Krankheiten beimessen muß, welche vorzüglich der häufige Genuß des Obstes, statt anderer Nahrungsmittel, gleich bei den ersten Mårschen erzeugte. Diese Krankheiten, beständig zunehmend, fügten dem Heere in der Folge mehr Schaden zu, als das Schwert der Gegner *).

Zu Laval hatte der Conventsdeputirte Esnue-Lavallé auf die erste Nachricht von der Annäherung der Insurgenten die Nationalgarden der umliegenden Städte bis zu der Stärke von 6000 Mann vereinigt. Unsere Quellen lassen zweifelhaft, ob die Vendée- Urmee am 22ften Abends oder

) Bei den großen Schwierigkeiten, Achtung für das Eigenthum in einem Heere oder vielmehr in einer wandernden Volksmenge zu erhalten, unter den Verhältnissen der Bendée Armee, würde bas Zeugniß eines Mitgliedes diefer Menge, wie Frau von la Roché Jacquelein, so wahr und unparteilsch sich ihre Schrift auch durchgängig bewährt, keinesweges hinreichen, um obige Stellen zu rechtfertigen. Allein bei dem ausgesprochenen Willen der Republikaner, jede Verläumdung sich zu erlauben, die nur nicht zu erweisliche, zu offenbare Lüge war, ist der Mangel aller faktischen Beschuldigungen dieser Art ein so unverwerfliches Zeugniß für die Behauptungen der erwähnten Schriftstellerin, daß man sie mit Recht als erwiesene Wahrheit aufnehmen darf.

am 23sten Morgens,, von Chateau Gontier aus, vor 4 M. n. Ch. G. Laval erschien; gewiß ist, daß nach kurzem Gefecht die versammelten Nationalgarden gänzlich zerstreut wurden. Sowohl das dringende Bedürfniß der Erholung, als die Nothwendigkeit, das Heer besser zu ordnen, und die Hoffnung, daß nach den Verheißungen des Prinzen Talmont in Kurzem die umliegende Gegend für die Roya= listen sich erheben würde, erzeugten den Entschluß, in der Stadt einige Tage Halt zu machen; sollten die Republikaner aus der Vendée zu nahe folgen, so wolle man lieber durch eine Schlacht die beschlossene Ruhe erkaufen, als ausweichend weiterziehen *).

Lechelle, obgleich noch ungewiß, wohin die Insurgenten sich wenden würden, hatte sein Corps schon am 21ten aus Nantes in zwei Colonnen wieder in Marsch gesezt: die Hauptabtheilung, wobei er sich selbst befand, rechts gegen Ancenis, die zweite unter Westermann, nur 1500 Mann stark, links über Nort gegen Chateaubriand und Rennes. Während des Marsches von der Richtung, welche die Gegner genommen, benachrichtigt, ließ er Westermann von Nort aus nach Chateau Gontier eilen, er selbst schlug am 23sten von Dudon über Ancenis eben12 M. n. 6. Nort. falls die nächste Straße dahin ein. Westermann erreichte Chateau Gontier am Nachmittage des 25sten; Beaupui 6 M. n. Angers. war über Lion d'Angers am Abend vorher daselbst ein

1

*) Madame la Roche Jacq. II. p. 18-20. 23. 25.

Beauchamp II. p. 18-16.

getroffen.

Beide Abtheilungen zusammen betrugen wenig über 5000 Mann, indeß bei der raschen Kühnheit des General Westermann kann es nicht befremden, daß er (als åltester General, Befehlshaber über die vereinten Truppen) auf das erste Gerücht, die Royalisten håtten Laval wieder verlassen, die kleine Macht unverweilt gegen diese Stadt weiter führte.

Ch. G.

Der Anmarsch dieser Colonne ward den Führern der Insurgenten am Abend des 25ften October in Laval gemeldet; die Vendée-Armee rückte sogleich dem Feinde entgegen, und um neun Uhr bei dunkler Nacht begann der Kampf eine halbe Stunde von der Stadt, nach dem Dorfe Entrames zu. Da das Republikanercorps meist 2m. aus Truppen der mainzer Garnison bestand, so machte es der unverhältnißmäßigen Uebermacht der Gegner den Sieg über zwei Stunden lang streitig; man ward zu= legt handgemein, und erst nachdem die Insurgenten dafselbe von allen Seiten umgangen und selbst im Rücken angefallen hatten, zog es sich fechtend bis in eine Stellung vor Chateau Gontier zurück. Der Verlust der Republikaner bestand blos in einer bedeutenden Anzahl Todter und Verwundeter, sie vermißten weder Gefangene noch Geschüß; die Vendée-Armee kehrte gleich nach dem Treffen nach Laval zurück.

Um 26sten traf Lechelle zu Chateau Gontier ein, und ging bis in die Stellung vor, welche Westermann indeß bei Villiers genommen hatte. Die Abtheilung des 14 M. n. Ch. G. General Blosse war noch zurück, und blieb in Chateau

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