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würde die Kanonenbåte entfernt, dem hart bedrångten Feind imponirt und so auf zwiefache Art den Sieg für sie entschieden haben. Noch ist nicht aufgeklärt, ob das Vorgeben, widrige Winde hätten die Engländer zurückgehalten, gegründet war; die Entfernung der Inseln Jersey und Guernsey von Granville (7 und 14 Meilen) kann bei der fast zweitägigen Dauer der Belagerung das Ausbleiben nicht entschuldigen. Es darf hier nicht unerwähnt bleiben, daß den Vendéegeneralen zugleich mit den englischen Depeschen ein geheimes Schreiben des Emigranten du Dresnay aus Jersey zukam, worin dieser zwar die Bereitschaft einer englischen Expedition bestätigte, allein die Warnung folgen ließ, man möge nicht zu fest darauf bauen, indem sich bis jezt in England nur wenig Eifer und wahre Theilnahme an der Sache der Royalisten zeige. Die verheißene Expedition verließ unter Lord Moira die brittischen Håfen am 1sten Decem ber und kreuzte långere Zeit an den Küsten der Normandie; als sie indeß weder Signale bemerkte, noch sonst etwas von dem Vendéeheere in Erfahrung bringen konnte, segelte sie, ohne irgend etwas unternommen zu haben, nach England zurück. *)

*) Moniteur p. 247. 276. 595. Madame la Roche Jacq. II. 55-57. Guerres des Vendéens II. 348–350. 352. 358. Beauchamp II. 48-56. 60–63., 352–354. Kürzeres Gedächtniß als Beauchamp hat wohl nie ein Geschichtschreiber gehabt; II. 98. sagt er: Royrand sei bei den

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Der Verlust der Royalisten vor Granville wird selbst in den oberflächlichsten Angaben ihrer Gegner nicht höher als auf 1500 Mann geschäßt, und wahrscheinlich ist er noch geringer gewesen; indeß der Geist der Armee hatte durch diese verunglückte Unternehmung sehr gelitten, und schon den Tag darauf zeigten sich die unangenehmsten Folgen. Anstatt daß das Heer seinem Feldherrn folgen sollte, welcher gleich nach der Ankunft zu Avranches mit der Reiterei nach Villedieu geeilt war, um den Marsch em. u. 8.Avr. in das Innere der Normandie, den man nach Bougons Rath nun unverzüglich antreten wollte, vorzubereiten, erhob sich die ganze Volksmenge in wildem Tumult gegen ihre Führer und erklärte, daß sie ihnen in keiner andern Richtung als nach der Vendée zurück folgen werde. Fruchtlos blieben Gründe, Drohungen und Versprechen; die Führer mußten sich endlich entschließen, von Avranches aus eine Unternehmung anzutreten, die man in Laval wenige Tage nach dem glänzendsten Siege für unausführbar gehalten hatte, und nachdem la Roche Jacque

Truppen in Avranches zurückgeblieben, p. 49. soll er daselbst
während der Belagerung von Granville eine Empörung der
Soldaten gestillt und ein Detachement nach Villedieu abge-
schickt haben; p. 56. wird derselbe General vor Granville
verwundet. Ich bin daher der Frau von la Roche Jacquelein
gefolgt, nach welcher Royrand schon bei Laval tödtlich ver-
wundet worden, aber noch spåter als zur Zeit der Belagerung
von Granville gestorben ist.

lein durch die Nachricht der Empörung von Villedieu zurückgerufen worden war, sezte sich die Armee am 18ten unter seiner Leitung wieder zurück gegen Pontorson in Marsch. Bevor wir ihr weiter folgen, müssen wir die letten Bewegungen der Republikaner nachholen. *)

Vorzüglich Mangel an Schuhen hatte den Abmarsch der Westarmee von Angers bis zum 7ten November verzögert, so daß sie erst am 14ten über Laval und Vitré, 14,000 Mann stark, in Rennes eintraf. Man wußte hier noch nichts von der Unternehmung der Insurgenten gegen Granville, als in einem am 15ten gehaltenen Kriegsrathe beschlossen ward, in den nächsten Tagen mit der Hauptmasse nach Antrain zu marschiren und eine Division nach Fougeres zu senden; als aber am Nachmittage des 16ten die Nachricht von dem Angriff auf Granville einging, rückte das gesammte Heer sogleich 3 M. n. 3. St. nach St. Aubin d'Aubigné, am 17ten nach Untrain. 14 M. n. Untr. Tribout war von Dinan nach Pontorson, Sepher am 16ten zur Unterstüßung von Granville marschirt, und

2M.n.Rennes.

Aub.

*) Moniteur p. 247. 267. Madame la Roche Jacq. II. 57-59. Beauchamp II. 56. 60.

Die Erzählung des Aufruhrs bei Avranches in Beauchamp ist so poetisch und die Zeitfolge der Begebenheiten ist darin so absichtlich verwirrt, daß man ihr durchaus nicht folgen kann; dagegen trifft der Bericht in den Memoiren der Frau von la Roche mit der Zeit und allen übrigen Umstånden vollkommen überein; unsere Erzählung ist daher fast allein aus denselben entnommen.

weil diese nicht mehr nöthig war, nach Coutances zurückgegangen.

In Antrain erhielt Rossignol die Nachricht, daß die Royalisten vor Granville zurückgeschlagen, Avranches erreicht hätten. Er beschloß, sie dort anzugreifen, und ließ, um ihnen, den Rückzug rechts abzuschneiden, am 18ten eine Division nach Fougeres abrücken; die Angriff3-8 4M . f.¿.Untr. bewegung des Hauptcorps ward nur ausgeseht, bis Recognoscirungen ergeben haben würden, ob man auf dem geraden Wege gegen Avranches marschiren könne, oder über Pontorson gehen müsse. Ehe noch hierüber ein Entschluß gefaßt war, hatten sich die Verhältnisse ge= åndert. *)

- Am 18ten Nachmittags gegen 4 Uhr erschien das ganze Insurgentenheer vor Pontorson. Die kleine Stadts M. f. w. Uvr. liegt gegen Avranches zu vor dem Flusse Coesnon, der hier nicht zu durchwaten ist, die Brücke nah hinter der Stadt kann aus einer Art Vorstadt, Cendre genannt, welche auf dem linken Ufer liegt, mit Vortheil verthei= digt werden; indeß Tribout hatte sich vorwärts Pontorfon aufgestellt und erwartete hier den Feind. Nach hartnådigem Gefecht ward er in den Ort zurückgeworfen, welchen die Insurgenten von allen Seiten angriffen; der tapfere Widerstand, den die Division hier noch leistete, diente nur, ihre Niederlage vollständiger zu machen. Gegen 9 Uhr Abends war bei weitem der größte Theil

*) Guerres des Vendéens II. 323, 324. 335. 354-357.

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niedergehauen oder gefangen, Geschüß und Materiel ohne Ausnahme in der Gewalt der Sieger, und kaum einige Hundert zerstreute Flüchtlinge blieben übrig, um die Nachricht des Unfalls nach Antrain und Dinan zu bringen. Rossignol rief hierauf sogleich die Division aus Fougeres zu sich, und ließ die Armee Stellung nehmen, zu einem allgemeinen Gefecht entschlossen, wenn ihn die Gegner angreifen würden; Avantgarden wurden in der Richtung von Pontorson und Dol vorgeschoben. *)

Zu Pontorson am Morgen des 19ten bemerkte man bei dem Insurgentenheere, daß Prinz Talmont, der Heerschahmeister Beauvollier und der Pfarrer Bernier fehlten, und zugleich verbreitete sich das Gerücht, sie hätten sich von Avranches aus an die Küste begeben, um in Fischerkähnen nach Jersey zu entfliehen. Stofflet, der gegen Avranches zu die Arriergarde befehligte, schickte den Vermißten sogleich ein Cavaleriedetachement nach, welches sie lebend oder todt zurückbringen sollte; dies schlug indeß einen andern Weg ein, als sie genommen hatten, und sie trafen, ohne Stofflets Truppen begegnet zu sein, im Lauf des Tages wieder zu Pontorson ein. Nach ihrem Vorgeben hatten sie einigen Damen ihrer Bekanntschaft zur Flucht nach Jersey behülflich sein wol

*) Moniteur p. 259. 267. 268. 599. Madame la Roche Jacq. II. 59. Westermann II. 405. Benaben II. 16-18. 20. Beauchamp II. 64. 65. Guerres des Vendéens II. 361-366.

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