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finden, die niemals geschont, in der lehten Zeit die Last des Feldzugs fast allein getragen hatten! Betrachtet man außerdem noch die Commandoverhältnisse dieser Armee, so wie den Einfluß, welchen selbst ein geringer Witterungswechsel auf die Entschlüsse des Feldherrn haben mußte; so kann es nicht befremden, in der ersten Hälfte des Monat Januar eine Kette von halben oder öfter abge= ånderten Maaßregeln, unausgeführten Befehlen und über eilten Rückzugen einzelner Abtheilungen zu erblicken. Sie find unter folchen Verhältnissen und bei allgemeiner Abspannung erklärlich, ihre detaillirte Darstellung würde aber ohne allen Nußen den Leser ermüden, da sie in keinem Falle auf die Entscheidung des Feldzugs einge wirkt haben. Zwar fanden einige partielle Gefechte statt, als die Vordertruppen des französischen linken Flügels am 8ten Januar bei Bommel und Thiel, die des rech ten zwei Tage später in der Gegend von Nimwegen über die Waal gingen; sie waren aber von geringer Bedeutung, und das anfängliche langsame Vorrücken Pichegru's (der schon im December das Commando wieder übernommen hatte) scheint mehr durch Localverhältnisse und die Witterung, als durch Rücksicht auf die Verbündeten veranlaßt worden zu sein.

Da bis zum 14ten Januar die ganze französische Armee die Waal überschritten hatte, und Graf Walmoden dem zu erwartenden allgemeinen Angriffe ausweichen zu müssen glaubte, ließ er in der Nacht zum 15ten den Rückzug hinter die Yssel antreten, und entschied dadurch

das Schicksal von Holland, indem die wenigen Truppen des Erbstatthalters, obenein auf mehreren Punkten zerstreut, unmöglich den übermächtigen Feind aufzuhalten vermochten. Unglaublich litten die Verbündeten auf dies sem Rückzuge durch strenge Kälte, forcirte Märsche, Mangel an Verpflegung und fehlerhafte Marscheinrich tungen. Vom Feinde nicht im mindesten beunruhigt, mußte man doch eine Menge Artillerie und Bagage stehen laffen, deren Bespannung dem Mangel und der Kälte erlag oder in der allgemeinen Verwirrung entkam; dabei erbitterten Exceffe aller Art, unter solchen Verhältnissen begreiflich, die Landesbewohner in dem Grade, daß selbst die, welche bisher ganz entgegengesetter politischer Ges sinnung gewesen, in den Franzosen nur Befreier von der drückenden Last einer gänzlich demoralisirten Armee erz blickten. Besonders die englischen Truppen zeichneten sich dabei aus, und Viele, welche vereinzelt in die Gewalt des aufgeregten Landvolks fielen, büßten mit dem Leben.

Das Land am rechten Ufer der Yssel bietet zu we nig Hülfsquellen, als daß eine Armee ohne vorher angelegte Magazine dort lange verweilen könnte. Ohne Rücksicht auf den Aufwand versuchte zwar das englische Commissariat die Verpflegung durch täglichen Ankauf zu bewirken, bald aber zeigte sich dieses Mittel als unzu reichend, und man war trok der Gegenvorstellungen Clerfaits genöthigt, auch diese Vertheidigungslinie aufzugeben. Der Rückzug erfolgte unter mancherlei Verwir rung in den letzten Tagen des Januar und den ersten

des Februar; in mehreren Colonnen gingen die Truppen hinter die Ems in Winterquartiere, welche sich von Eme den bis Münster ausdehnten, die zur Verstärkung gekommenen Desterreicher schlossen sich wieder an das Corps von Alvinzy, welches feine Winterquartiere an der Lippe hatte *).

Pichegru, an dessen rechten Flügel jenseit Nimwegen sich eine starke Abtheilung der Sambre- und Maas Urmee gezogen hatte, sendete die eine Hälfte seiner Truppen an die Yssel, die andere führte er in das Innere von Holland, und erreichte ohne Widerstand am 20sten Amsterdam; die Division Bonneau über Dordrecht und Rotterdam am 23ften den Haag. Die Wunder einer Eroberung, welche Ludvig XIV. vergeblich versucht hatte, zerfallen in Nichts, da der anhaltende Frost alle Naturhindernisse beseitigte, und den wenigen holländischen Trup

*) Bulletins of the campaign 1795 p. 5-25. 30. 49. 50. Wiener Zeit. 1794, S. 3716. 1795, S. 167. 198. 240. 260, 557. Moniteur p. 491. Deft. Mil. Zeits. I. 309–315. 318,319. v. Por bé ck 208-244. 248–256. 260-295, 297— 323. 330-333. 350-366, 371-383. 414-426. 430-447. 457-481. 493-496. 514-516. v. Reiche S. 295–318. Mil. Bemerkungen G. 106-108. 110-112, 114. 115. Freimüth. Beiträge S. 297–300. 305. 306. 311-318, 325 -344. Jomini VI. 193-197. David p. 148-154. Biographie des General von Ochs. S. 131-134. Gen. Stewart Sketches I. 425. 426.

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pen, die ohnedies der Ueberlegenheit ausweichen mußten, von den Generalstaaten alle Féindseligkeiten untersagt wurden, nachdem der Erbstatthalter fich mit seiner Fas milie am 18ten nach England eingefchifft hatte. So war diese gefeierte. Operation ein bloßer Reisemarsch, und die Eroberung eingefrorner, fast gar nicht bemannter Kriegsschiffe durch Cavalerie, eine einfache Folge der allgemeinen Verhältnisse. ・.1

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Der Theil der französischen Armee, welcher sich gegen die Yssel gewendet hatte, um Pichegru's Marsch in das Innere von Holland gegen einen etwaigen Versuch der Verbündeten zu decken, bewegte fidy so langsam, daß er den Fluß erst erreichte, als er von diesen bereits verlassen war. Die von Macdonald befehligte Division Souham folgte über denselben, und vertrieb ́ in ́der zweiten Hälfte des Februar unter einigen unerheblichen Gefechten die Engländer aus den Provinzen Friesland und Gröningen; Moreau, welcher gleichzeitig die Provinz Overyssel vom Feinde gereinigt hatte, überschritt in den ersten Tagen des März die holländische Grenze und drang bis an die Vechte, wobei die Vordertruppen der Verbündeten einige Mal zum Gefecht kamen. Sobald auf diese Weise ganz Holland in der Gewalt der Franzosen war, kehrten die von der Sambre- und MaasArmee gekommenen Truppen zu derselben zurück, und die zur Nordarmee gehörenden bezogen bald darauf innerhalb der Grenzen Cantonirungsquartiere; zwölftausend

Mann unter General Duhesme waren schon etwas früher nach der Normandie aufgebrochen *).

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Die in holländischem Solde stehenden deutschen und Schweizer-Regimenter wurden aufgelöst, die Nationaltruppen beibehalten und nach gänzlichem Umsturz der bisherigen Regierungsverhältnisse eine Allianz mit Frankreich geschlossen. Die großen Vortheile, welche die neuen Grundsäße der Republik gewährten, traten hier zum ersten Male in ihrem ganzen Umfange hervor. Unter dem Namen einer beschüßenden Verbündeten verfügte sie nicht allein über alle Hülfsquellen des bisher feindlichen Landes, sie konnte auch dessen Truppen für ihre Zwecke benußen, so daß dieselben Streitmittel, welche so eben noch für die Alliirten gewesen waren, sogleich und zwar in unbeschränktester Benußung gegen sie verwendbar wurden. Diese Ereignisse führten einen andern ebenfalls höchst wesentlichen Nachtheil in der veränderten Richtung herbei, welche England seinen Anstrengungen gab, indem das britische Cabinet wohl erkannte, daß es sich durch Eroberung der Colonien Frankreichs und seiner neuen

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*) Moniteur p. 504. 524. 552. 597. 616. 619. 747. v. Porbec II. 487-491. 498-501. 508-512. 520, 521. 528538. 560-579. 592-622. Recueil des traités conclus entre la république française et les différentes puissances de l'Europe I. 269-284. Militairische Bemerkungen S. 112-114. 116. 117. Jomini VI. 197-212. David p. 166–173. 185-196. 201–204. Biographie des General v. Ochs S. 135–141.

III.

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