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Die Belagerer arbeiteten nunmehr mit großer Thảtigkeit an ihren Batterien, und am 14ten December waren namentlich gegen Fort Mulgrave 30 fchwere Kanonen und 15 Mortiere schußfertig; fie begannen am Morgen des 15ten das lebhafteste Feuer, welches in ununters brochener Heftigkeit, zwei Tage fortwährend, die Werke sehr beschädigte und der bis auf 2500 Mann verstärkten Besatzung bedeutenden Verlust verursachte. In der stürmischen und regnichten Nacht zum 17ten unternahmen darauf 8000 Mann auserlesener Truppen den Sturm auf das Fort, das erst nach mehrstündigem Gefecht Morgens fünf Uhr von der Bessahung geräumt ward; diese stellte sich auf einer Höhe bei Balagnier auf und wurde ohne weitere Beunruhigung von herbeieilenden Booten aufgenommen, nachdem man in der Stadt ihre Lage be merkt hatte.

Nach allen zur Zeit des Ereignisses niedergeschriebenen Rela tionen der Republikaner, wie der Alliirten, trat jene Batterie, und zwar mit bedeutender Wirkung schon am 28sten in Thяtigkeit, und es ist auch durchaus nicht abzusehen, welchen Nachtheil es håtte bringen können, wenn das Fort Malbosquet noch vor der Eroberung von Fort Mulgrave zusammengeschofsen und genommen ward. Die romanhafte Erzählung von der Gefangennehmung des General O Hara, deren Verdienst sich Napoleon ebenfalls zueignet, ist um so weniger glaubhaft, da alle englische Berichte sich dahin vereinigen, daß der General, durch den Blutverlust geschwächt, den Fliehenden nicht folgen konnte, und sich ermattet an einer Mauer niederseßte, um sein Schicksal zu erwarten.

Während des Kampfes auf diesem Punkte fiel noch ein anderer nicht minder wichtiger in die Gewalt der Republikaner. Lapoype versuchte gleichzeitig in zwei Colonnen sich der Montagne de Faron zu bemächtigen, und sah zwar die eine derselben zurückgeworfen, die andere aber fast ohne Widerstand im Besize des Plateaus; durch Menschenhånde wurden vier leichte Kanonen dahin gebracht, ihr Feuer erschreckte die Besahung der Redoute Faron so, daß sie solche eiligst verließ *).

Noch am Morgen des 17ten versammelte General Dundas die Befehlshaber der verschiedenen Truppencorps und der Marine, um die zu ergreifenden Maaßregeln zu berathen. Alle waren darin einstimmig, daß es unmöglich sei, mit der auf 12,000 Mann herabgekomme= nen **), durch vielen Dienst sehr angegriffenen Besaßung, jene beiden Punkte wieder zu nehmen; die Ingenieurund Artillerieofficiere beantworteten die ihnen vom Kriegs

*) Bulletins 1794. p. 19–21. Mercurio 1794, I. 99–105. 125-127. 133-135. 152-157. 161-166. Moniteur p. 382. 388. Napoléon III. 26-29. 32. Relations des princ. sièges p. 319-321. Desjardins I. 262— 266. 272. 273.

**) Es gingen ab an Todten, Verwundeten und Kranken 4000 Mann, und die Touloner Nationalgarden, deren Stimmung so verdächtig worden war, daß man sie hatte entwaffnen müssen; die eigentlichen Emigrantencorps dagegen leisteten fortwährend treue und ausgezeichnete Dienste. Bulletins p. 4. 19. 25. Mercurio I. 135.

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rathe vorgelegte Frage: ob der Plaß nach dem Verluste derselben haltbar sei, verneinend. Es kam dazu noch der Umstand, daß zu dieser Jahreszeit in den dortigen Gewässern heftige Winde zu wehen pflegen, welche das Auslaufen einer Flotte von Toulon fast unmöglich machen, wie sie denn, gleich nachdem die Alliirten abgezogen waren, wirklich eintraten. Diese Rücksichten vereinigt, bestimmten die verbündeten Generale zu dem Entschluß, den Plaß zu räumen, nachdem die nicht mit fortzubrin= genden französischen Schiffe, so wie alle Marineetablissements, zerstört sein würden; die Ausführung ward auf den Abend des 18ten festgesetzt, und der Befeht, die deta= chirten Werke nach und nach zu verlassen ertheilt. Im Laufe des Tages räumte man das Fort de Pomets, welches gesprengt ward, die Redoute St. André, das Fort und die Redoute St. Antoine, so wie das Fort Faton, und da die Neapolitaner ohne Befehl die Batterie Misfiessy verließen, sah sich die Besatzung des Fort Malbosquet veranlaßt, ebenfalls zurück zu gehen. Der Feind beseşte alsbald die aufgegebenen Punkte, und begann von da aus die Stadt zu bewerfen. Um Morgen des 18ten wurden die Verwundeten und Kranken, so wie das Material, Mittags das neapolitanische Contingent eingeschifft, und darauf der Posten am Cap Brun, so wie das Fort Artiguas und die Redoute Ste. Catherine verlassen; nur das Fort la Malgue blieb beseßt, da an der Küste unterhalb desselben die zur Aufnahme sämmtlicher Truppen bestimmten Boote anlegen sollten.

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Die gänzliche Räumung des Plages, wie die Einschiffung des Corps, erfolgte am Abende mit Ordnung und ohne allen Unfall, zugleich flüchteten mehrere tausend Touloner Einwohner vor der Wuth der Republikaner auf die Flotte der Verbündeten, welche vorläufig bei den Hyerischen Inseln vor Unker ging. Während die Truppen eingeschifft wurden, beschäftigten sich englische und spanische Seeleute mit der Zerstörung des Arsenals und desjenigen Theils der französischen Flotte, welchen man zurücklassen mußte; die Verschiedenheit der Sprachen, ein blinder Lårm, der in der Stadt entstand, und die Uebereilung mögen gemeinschaftlich bewirkt haben, daß zwar bedeutender Schade verursacht, die Zerstörung aber nicht in dem Grade ausgeführt wurde, wie man beabsich= tigt hatte *).

Die Republikaner hielten am Morgen des 19ten ihren Einzug in die von der Hälfte der Einwohner verlaffene Stadt, wo Dugommier die bereits beginnende allgemeine Plünderung nur dadurch hemmen konnte, daß er alles Eigenthum der Armee gehörend erklärte, welches ihr später durch Zahlung von zwei Millionen Franken abgekauft ward. Der Convent decretirte die Zerstörung

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*) Bulletins p. 5—7. 21—24. Mercurio I. 105-124. 128-133. 137. 142–148. 158-160. Moniteur p. 382. 383. 388, 396. 422. 423. Napoléon III. 30-34. Relations des princ. sièges p. 322. 323. Desjardins I. 265–269. 273. 280.

aller Privatwohnungen; nur die für den Kriegs- und Seedienst nöthigen Gebäude sollten erhalten und künftig Port de la Montagne genannt werden. Die Häupter der Empörung, wie alle übrige bedeutende Personen, hatten sich durch die Flucht der Rache der Republik entzogen; da aber der Geist der Zeit doch seine Opfer forderte, so wurden alle Schreiber, Handwerker und Arbeitsleute, die während der Dccupation im Arsenal beschäftigt gewe= sen, veranlaßt, sich zu melden, mit der Andeutung, daß man ihnen wieder Arbeit geben wollte. Einige hundert fanden sich ein, und wurden auf der Stelle in Masse niedergeschossen *).

*) Moniteur p. 383. 423. Napoléon III. 34-37.

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