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So wie

Ihre Anwendung erfolgt ohne vorherige Vorbereitung. die Korken bezogen werden, kommen sie zum Gebrauch. Man hat also ein Einweichen vorher nicht nötig. Sollten sie infolge der Aufbewahrung sehr hart sein, so soll man sie nach Angabe der Firma vor ihrer Verwendung leicht trocken erwärmen. Beim Einbringen in die Flaschen ist eine größere Kraftanstrengung als normal notwendig. Infolge der Behandlung sind die Poren des Korkes geöffnet und da die Elastizität der Korkmasse sehr gering ist, vermögen die Hohlräume sich nur sehr langsam und unvollkommen zu schließen. Daher trat an einigen so verschlossenen Flaschen Flüssigkeit durch den Kork aus; der Verschluß war in diesem Falle also nicht dicht genug.

Nach monatelanger Lagerung der Flaschen wurden die Korken auf ihren Zustand untersucht. Dabei zeigte sich, daß zu ihrer Entfernung aus der Flasche ein verhältnismäßig großer Kraftaufwand notwendig war, da sie auch jetzt noch sehr trocken erschienen. Selbst nach der langen Berührung des Korkes mit Flüssigkeit konnte keine vermehrte Elastizität festgestellt werden. Der Spiegel zeigte bei einigen Flaschen einen schwachen Geruch nach Korkmehl und auch der Wein hatte in diesen Fällen einen leichten Anflug von Korkgeschmack angenommen. Diese Beeinflussung des Weines ist ja auch sehr leicht erklärlich und war von vornherein zu erwarten. Die Poren sind völlig offen, der Kork wenig elastisch; die Hohlräume in der Korkmasse schließen sich also nicht. Der Wein dringt in die Porenöffnungen ein, kommt dort mit Korkmehl in Berührung und nimmt dadurch Korkgeschmack an.

Daraus erkennt man auch, daß es verkehrt ist, gewöhnliche Korken vor ihrer Verwendung längere Zeit zu brühen oder zu dämpfen und doch hört man diese Art sehr oft empfehlen. Außer den angeführten Übelständen verlieren solche Stopfen ihre Elastizität und werden bald spröde. Es sei daher an dieser Stelle darauf hingewiesen, daß Korke 1-11 Stunden im Wasser, das soweit erwärmt. ist, daß man die Hand ohne Schmerzgefühl eintauchen kann, gelegt werden müssen. Am besten eignen sich zu diesem Einweichen Gefäße, die eine Beschwerung der schwimmenden Korken gestatten,. so daß diese ständig unter der Flüssigkeit gehalten sind. Nach der angegebenen Zeit bringt man die Stopfen in eigens zu diesem Zweck hergestellte Körbe, übergießt sie einigemal mit kaltem Wasser und überdeckt sie mit einem feuchten Tuch, so daß sie nicht die gesamte aufgenommene Feuchtigkeit abgeben.

Die zweite Gruppe der eingesandten Korken war sterilisiert und imprägniert. Diese Korken sahen fettig aus und fühlten sich auch ebenso an. Ihre Festigkeit ist groß, sie besitzen bedeutend größere Elastizität als nur sterilisierte Ware. Die Anwendung erfolgte genau wie bei nur sterilisierten Stopfen. Ihr Einbringen in die Flasche erfordert ebenfalls eine bedeutende Kraftanstrengung, doch nicht in demselben Maße wie beim erstgenannten Versuchsmaterial. Der Spiegel zeigte beim Zusammenquetschen durch die Preßbacken der Korkmaschine keinerlei Ausscheidung. Die Stopfen

dehnen sich im Flaschenhals sofort aus. 3 Wochen nach Gebrauch wurden die Korken untersucht und auch der Inhalt der damit verschlossenen Flaschen einer Probe unterzogen. Die Stopfen hatten ihr früheres Aussehen behalten; Farbe und Elastizität waren unverändert. Trotzdem in dem Keller, in dem die Flaschen während der angegebenen Zeit gelagert hatten, Schimmelbildung sehr leicht eintritt, konnten an keinem Verschluß Schimmelspuren nachgewiesen werden.

Durch eine geruchliche und geschmackliche Probe wurde festgestellt, daß eine Veränderung des Flascheninhaltes während der Lagerung nicht eingetreten war. Anders 3 Monate später. Der Befund der so mit imprägnierten Korken verschlossenen Flaschen stimmte im ganzen mit dem früheren überein; allein der Geschmack des Flascheninhaltes hatte sich bei etwa 1/3 der Flaschen nachteilig verändert. Der Wein hatte einen unangenehmen, bitteren Beigeschmack angenommen. Der Inhalt der übrigen Flaschen war unverändert geblieben.

4. Wellpapphülsen.

Die Firma Karl Iven & Co., G. m. b. H., Köln a. Rh., hat der Anstalt,,Wellpapphülsen" als Ersatz für Strohhülsen, die beim Flaschenweinversand gebraucht werden, zur Probe eingesandt. Das Bestreben, einen geeigneten Ersatz für Strohhülsen zu finden, ist nicht neu. Verschiedentlich wurden von anderer Seite mehr oder weniger einfache Hülsen aus Wellpappe hergestellt.

Die von Iven eingelieferten Hülsen bestehen, wie der Name sagt, aus Pappe, die Wellenform besitzt. Dieses Material ist derartig zusammengefügt, daß der fertige Flaschenschutz die Form eines. Keiles besitzt. Die Hülsen sind also oben nicht wie Strohhülsen der Flaschenform angepaßt, sondern unabhängig von dieser hergestellt. Über die Wellpappe ist ein dünnes farbiges Pergamentpapier ausgebreitet.

Die Prüfung der Wellpapphülsen erstreckte sich zunächst auf die Feststellung ihrer Festigkeit. Beim Überstülpen über die Flaschen wurde beobachtet, daß der Flaschenmund das obere Ende der Hülse stark ausweitet, da er einen größeren Durchmesser besitzt, als die zusammenlaufenden Hülsenseiten breit sind. Infolge dieser Tatsache kommt es verschiedentlich vor, daß der Flaschenmund die Pappe durchbricht. Der Papierüberzug ist sehr dünn. In den meisten Fällen springt er beim Packen an jenen Stellen, wo sich zwecks Faltung der Wellpappe Ritzen in dieser befinden. Die Hülse ist zwar gleich lang, wie die Strohhülse, aber nicht auf der ganzen Länge benützbar. Da nämlich der Innenraum am oberen Ende der Wellpapphülse sehr schmal ist, können etwa die obersten 4 cm nicht ausgenützt werden. Dadurch bleiben vom Flaschenfuß ebensoviel Zentimeter unbedeckt. Der Raum, den so verpackte Flaschen in der Kiste einnehmen, ist gleich groß mit jenem, welchen mit Strohhülsen verpackte Flaschen beanspruchen. Demnach gehen in eine Kiste derselben Größe in beiden Fällen gleich viel Weinflaschen.

Neben der Prüfung auf die Festigkeit mußte vor allem auch die Probe inbezug auf die Leitung der Temperatur vorgenommen werden. Die Fabrikanten solcher Hülsen geben nämlich gewöhnlich an, daß man durch ihre Verwendung den Schaden, den Frost und Hitze beim Wein versand verursachen, vermeiden könne. Um diese Angabe zu prüfen, wurden 2 Kisten verschiedene Male mit Wein gepackt; in einer Kiste hatten die Flaschen Strohhülsenschutz, in der anderen waren sie mit Wellpappe umgeben. Eine jedesmalige genaue Untersuchung ergab nie wesentliche Unterschiede in den Wärmegraden des Flascheninhaltes. Korrespondierende Flaschen zeigten fast immer dieselbe Temperatur; 1/4 oder 1/2" Unterschied können in solchen Fällen wohl selten besonderen Nutzen bringen.

Wenn ich demnach den Wert der Wellpapphülsen präzisieren soll, so kann ich mich kurz dahin äußern, daß sich nach meiner Ansicht diese Art des Flaschenschutzes wohl nie allgemein in die Praxis einbürgern wird. Zwar sind die Strohhülsen etwas teurer. Zurzeit bezahlt man für eine Strohhülse 1,5, für eine Wellpapphülse 1,2 Pf. Dagegen ist die Strohhülse 4-5 mal gebrauchsfähig. Eine Papphülse wird aber mehr als 2 mal kaum einen Versand aushalten. Wo man demnach die Flaschen und Hülsen beim Versand nicht zurücknimmt, gestaltete sich die Verwendung der Wellpapphülsen billiger. Wo diese aber an den Verkäufer zurückgelangen, also mehrmal benützt werden können, wäre die Strohhülse vorzuziehen. Es sei übrigens noch bemerkt, daß Strohhülsen kaum halb so schwer als Papphülsen sind. Weiter muß ich noch anführen, daß Hülsen aus Karton eine sehr saubere Verpackung ermöglichen.

5. Verpackungsflaschen „Niebruch".

Von der Aktiengesellschaft für Glasindustrie, vormals Friedrich Siemens, Dresden, wurden uns Glasflaschen zu Versuchszwecken zur Verfügung gestellt. Gewöhnliche Glasballons sind mit einem Wellblechmantel umgeben, der entweder emailliert oder verzinnt ist. Zwischen beiden findet sich eine Schicht Holzwolle. Der Kopf der Flasche ist durch einen automatisch schließenden, ebenfalls aus Blech hergestellten Metallbut geschützt. Der Blechmantel ist abnehmbar, so daß man den Inhalt mit dem Auge jederzeit prüfen kann (Fig. 6).

Diese Art der Ausstattung soll den Flaschen größere Widerstandsfähigkeit gegen Druck, Stoß und

Fall verleihen. In der Tat haben Fig. 6. Niebruch-Verpackungsflasche.

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Geisenheimer Bericht 1907.

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die Versuche ergeben, daß selbst bei der schonungslosesten Behandlung ein Springen des Glases nicht eintritt. Die Zerbrechlichkeit ist viel geringer, als bei den bis jetzt zu Versandzwecken benützten Korbflaschen. Wir haben den Versand verschiedentlich in solchen Flaschen vorgenommen, ohne einmal Anstände gehabt zu haben. Einmal fiel eine leere Flasche vom Wagen und ein anderes Mal von der Schulter eines Arbeiters auf einen gepflasterten Hof, ohne in beiden Fällen Schaden zu nehmen. Wo man demnach regelmäßigen Versand in Glasgefäßen vornimmt, dürften die,,Niebruchflaschen" mit Rücksicht auf ihre Widerstandsfähigkeit empfehlenswert sein. Ihr Preis ist gegenüber gewöhnlichen Korbflaschen natürlich etwas höher.

6. Gärspund „Winzersieg",

eingeschickt von Wilh. Balz, Flonheim (Rheinhessen). Dieser Gärspund hat zunächst sehr viel Ähnlichkeit mit den gebräuchlichen Tongärspunden. Er besteht aus einer Tonschüssel,

Wasser

Gummi

Kohlensäure

finger

dichtung

durch deren Mitte eine nach oben und unten sich verjüngende Röhre führt. Über die in das Gefäß vorragende Röhre wird ebenfalls wie sonst ein Tonbecher gestülpt, dessen Rand an mehreren Stellen Unterbrechungen aufweist. Das Aufsetzen des Spundes erfolgt unter Verwendung einer Gummikapsel. Die bis jetzt beschriebene Vorrichtung ist im wesentlichen nichts anderes als ein gewöhnlicher Gärspund. Herr Balz bringt nun über den Becher einen Wasserfänger, welcher das ausspritzende Wasser auffangen soll (siehe Fig. 7). Der Erfinder gibt an, dadurch einen dauernden Luftabschluß herzustellen. Der Abschluß der gärenden Flüssigkeit gegen die atmosphärische Luft geschieht jedoch in keinem höheren Grade, als das bei der Verwendung der gewöhnlichen Gärspunde der Fall ist. An Stelle des sonst in die Schüssel gegossenen Wassers benützt Herr Balz Kochsalzlösung, um so einen falschen Geruch", d. h. eine Zersetzung des Wassers zu verhindern.

Fig. 7. Gärspund ,,Winzersieg".

Der Gärspund „,Winzersieg" wurde einer eingehenden Prüfung unterzogen. Dabei stellte sich heraus, daß die von dem Erfinder angeführten Vorzüge zwar teilweise zutreffen, daß diese aber für die Entwicklung des Weines ziemlich belanglos sind oder wenigstens die großen Mehrausgaben gegenüber den gewöhnlichen Porzellangärtrichtern nicht rechtfertigen.

Als erster Vorzug wird angeführt:

,,Kein Wasserausspritzen mehr!" Dies trifft zwar zu allein der

Vorteil, den man dadurch erreicht, ist verhältnismäßig gering. Bei recht stürmischer Gärung kommt es zuweilen vor, daß bei Verwendung des gewöhnlichen Tongärtrichters ein Teil des in den、 Becher gebrachten Wassers durch die Kohlensäure ausgespritzt wird. Natürlich ist man dann gezwungen, sofern man die Vorteile des Gärverschlusses genießen will, Wasser nachzufüllen. Diese Arbeit ist jedoch nicht so zeitraubend, besonders dann nicht, wenn man die Gärung sachgemäß durchführt, d. h. die Gärtemperatur nicht zu hoch bemißt, wenn man nicht zu große Mengen Reinhefe zugibt usw. Daß Kochsalzlösung an Stelle des Wassers verwandt wird, bietet naturgemäß den Vorteil, daß eine Zersetzung der Flüssigkeit sozusagen vermieden wird. Andererseits entsteht dadurch jedoch der Nachteil, daß die kochsalzhaltige Lösung unter Umständen in das Faß gelangen kann. Der Wasserfänger vermag das Eintreten dieses Übelstandes nämlich nicht zu verhindern. Ich habe die gewöhnlichen und Balzschen Gärtrichter nach dieser Richtung geprüft und gefunden, daß der Balzsche den gewöhnlichen Gärverschlüssen gegenüber in dieser Beziehung einen kaum merklichen, praktisch unbedeutenden Vorzug besitzt.

Der unter 2 angegebene Vorzug Kein Nachfüllen des Gärspundes während der Gärzeit" ist oben bereits näher beleuchtet.

Es wird ferner 3. gerühmt: „,Kein falscher Geruch der Flüssigkeit mehr!" Auch darüber habe ich mich bereits geäußert.

4.,,Kein Luftzutritt mehr durch leergespritzte Bottiche!" Wenn man unter Bottich die Schüssel des Gärspundes verstehen soll, so trifft diese Behauptung tatsächlich zu. Die Gefahr, auf diese Weise den Wein mit Luft in Berührung zu bringen, ist indessen bei sachgemäßer Gärführung, wie bereits angedeutet, gering.

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5. Keine Berührung mehr zwischen Gummi und Wein!" Dieser Vorteil soll dadurch erreicht werden, daß die Gummikapsel, die zur Abdichtung dient, unten keilförmig endet. Nach Angabe des Lieferanten tritt eine Berührung zwischen Gummi und Wein nicht ein, da an allen Fässern beim Einbringen des Spundes einige Tropfen herausspritzen und sich hierdurch eine freie Luftschicht in Papierdicke zwischen Wein und Gummi bildet". Diese Angabe ist mir aus verschiedenen Gründen unverständlich. Zunächst werden Fässer, die vergären sollen, bekanntlich nicht spundvoll gefüllt. Demnach kann beim Einbringen des Spundes auch keine Flüssigkeit ausspritzen, weil sich gar keine in der Nähe des Spundloches befindet. Die Bildung einer freien Luftschicht in Papierdicke" zwischen Wein und Gummi erscheint mir sehr fraglich. Endlich wird angeführt: ,,Keine kuhnige, matte, minderwertige Weine mehr!" Der Erfinder überschätzt entschieden den Wert des Gärspundes im allgemeinen, vor allem aber jenen seines Fabrikates im besonderen. Er weiß scheinbar nicht, daß das Aufbringen des Gärverschlusses nur eine Vorsichtsmaßregel darstellt. Charakter und Feinheit des Weines, dessen spezifische Qualität, werden dadurch nicht geändert.

Nach alledem ist der Gärspund,,Winzersieg" absolut kein Fortschritt. Seine Verwendung bietet gegenüber den gewöhnlichen Gär

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