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morgens zwischen 8 und 9 Uhr unter Wasser abgeschnitten. Im Laboratorium wurden durch Gipfeln der Triebe alle unentfalteten und nicht ausgewachsenen Blätter entfernt und an jedem Triebe 4 ausgewachsene, gesunde, in ihrer Stellung einander entsprechende Blätter belassen. Auch alle Ranken wurden entfernt, um das Berechnen der Transpirationsfläche einigermaßen zu erleichtern; die Geiztriebe waren schon vorher bei den allgemeinen Weinbergsarbeiten entfernt worden. Die Schnittwunden wurden sorgfältig mit Kautschukkitt verschlossen.

Zur Ausführung der Versuche dienten vier Pfeffersche Transpirationsapparate 1), welche sich durch die Einfachheit ihrer Handhabung auszeichnen und neben der Bestimmung der transpirierten Wassermenge durch einfache Wägung auch das direkte Ablesen der aufgenommenen Wassermenge gestatten. Wie falsch es ist, die aufgenommene Wassermenge einfach gleich der transpirierten zu setzen, wie dies von seiten verschiedener Autoren geschehen ist, 2) hat sich auch bei meinen Versuchen zur Evidenz erwiesen: mitunter war die Menge des transpirierten Wassers nahezu doppelt so groß, als die des aufgenommenen (vergl. untenstehende Tabelle). Es werden hierdurch die Resultate, welche Nobbe, Kröber, Unger, Burgerstein u. a. bei ihren Versuchen erhalten. haben, bestätigt, welche besagen, daß zwischen der quantitativen Wasseraufnahme einerseits und der Transpiration andererseits keine konstante Parallelität oder Proportionalität besteht, da jede der beiden Funktionen durch äußere und innere Faktoren in anderer Weise beeinflußt wird.

Nachdem jeder der 4 Apparate mit einem der erwähnten Triebe und einem Thermometer versehen war, wurde um 10 Uhr vormittags die Wassersäule in dem graduierten Rohre jedes Apparates auf 0 eingestellt und mit etwas Paraffinöl überschichtet. Hierauf wurde das Gewicht jedes Apparates festgestellt und die ganze Versuchsreihe auf einem Tische in der Nähe eines geöffneten Fensters aufgestellt. Mittags um 2 Uhr, also nach 4 Stunden, wurde das Gewicht der Apparate abermals bestimmt und der Stand der Wassersäule in der graduierten Röhre abgelesen. Die Differenz zwischen der ersten und zweiten Wägung ergab die Menge des transpirierten Wassers, während die Menge des absorbierten Wassers direkt abgelesen wurde. Auf diese Art wurden die Versuche an drei hintereinander folgenden Tagen wiederholt, um zu prüfen, ob die Resultate konstant bleiben. In folgender Tabelle sind die Ergebnisse aller drei Versuchsreihen zusammengestellt.

Dauer jedes Versuches 4 Stunden (von 10 Uhr vormittags bis 2 Uhr nachmittags).

1) Vergl. Pfeffers Pflanzenphysiologie, 2. Aufl., I, S. 214.

2) Vergl. A. Burgerstein, Die Transpiration der Pflanzen. Jena 1904. S. 20 u. f.

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1. Die Internodienoberflächen aus Umfang × Höhe (Länge). Zu diesem Zwecke wurden am oberen, mittleren und unteren Ende jedes Internodiums ganze Querschnitte hergestellt und von jedem dieser Querschnitte unter der Lupe nach drei verschiedenen Richtungen der Durchmesser gemessen. Aus den

9 Messungen wurde das Mittel genommen und die gefundene Größe als 2 R mit multipliziert. Das Resultat ist der Umfang, welcher mit der Länge des Internodiums multipliziert, die Oberfläche ergibt. 2. Die Blattstieloberflächen wurden genau wie die Internodienoberflächen berechnet.

3. Die Blattflächen wurden auf sogenanntes Millimeterpapier aufgepreßt, ihre Umrisse genau nachgezeichnet und die Anzahl der von jeder Spreite bedeckten Quadratcentimeter resp. -millimeter festgestellt. Das Doppelte der gefundenen Zahl ergibt die Transpirationsfläche der Blattoberseite und -unterseite.

Die gefundenen Quadratcentimeter von 3 Internodien, 4 Blattstielen und 4 Blattspreiten addiert ergeben die Gesamtoberfläche jedes in Untersuchung genommenen Triebes. Wird nun die in 4 Stunden von dem ganzen Trieb transpirierte Wassermenge durch die Summe der gefundenen Quadratcentimeter dividiert, dann ist das Resultat die reduzierte Transpirationsgröße, also die Transpiration eines Quadratcentimeters in einer Zeiteinheit.

Vergleichen wir nun die gefundenen Größen miteinander, so zeigt sich, daß die reduzierte Transpirationsgröße aller gepfropften Rieslinge und Sylvaner höher ist als die der wurzelechten. Die Differenz ist ja pro Quadratcentimeter nur sehr klein und beträgt im höchsten Falle (Rieslingversuch vom 8. August) nur 2,93 Milligramm, das sind aber bei 3 Internodien und 4 Blättern, wie aus der

Tabelle ersichtlich ist, schon 4,9 g, was auf einen ganzen Stock berechnet jedenfalls eine ganz beträchtliche Zahl ausmacht. Nach Kröbers1) Befunden ist eine derartige Berechnung zwar unzulässig, weil die gefundene Transpirationsgröße eines Zweiges nie ein Maßstab für die Transpirationsgröße des ganzen Baumes ist, indessen ist die Übereinstimmung der vorliegenden Resultate immerhin bemerkenswert. Außerdem sind die Gesichtspunkte, von denen aus die Versuchsanstellung vorgenommen wurde, ganz andere, als bei den Kröberschen Versuchen. Bei diesen handelte es sich darum, festzustellen, ob aus der Transpirationsgröße Rückschlüsse auf das Wasserbedürfnis der Pflanzen gemacht werden können. Bei den vorliegenden Versuchen aber handelte es sich lediglich darum, die bei den gepfropften Europäerreben tatsächlich vorhandene, durch das üppigere Wachstum und die damit verbundene Transpirationsflächenvergrößerung bedingte Transpirationserhöhung einmal durch genaue Zahlen festzulegen. Wie stark übrigens die Flächenvergrößerung der gepfropften Europäer im Vergleiche mit den ungepfropften ist, geht aus der obenstehenden Tabelle hervor; sie beträgt durchschnittlich 241,94 qcm bei je einem Zweigstück von 3 Internodien Länge mit 4 Blättern und den zugehörigen Blattstielen. Die größte Flächenzunahme entfällt natürlich auf die Blätter; die in der Tabelle für dieselben angegebenen Werte sind zur Feststellung der absoluten Blattgröße auf die Hälfte zu reduzieren, da die Zahlen die Transpirationsfläche der Ober- und Unterseite angeben. Im Durchschnitt sind die Blätter der gepfropften Rieslinge und Sylvaner 112 qcm größer als die der ungepfropften. Zur Feststellung dieser Zahl wurden außer den Blättern der Versuchszweige noch je 12 andere, in ihrer Entwicklung und Stellung an der Pflanze einander entsprechende Blätter gemessen.

Auch an den Internodien und Blattstielen äußert sich die Zunahme der Transpirationsfläche bei den gepfropften Europäern, und zwar relativ noch deutlicher als an den Blättern. Der Unterschied beträgt beim Riesling fast das Doppelte, während er beim Sylvaner geringer ist. Es findet bei den gepfropften Reben sowohl eine Längenals auch eine Dickenzunahme der Internodien und Blattstiele statt.

Zum Schlusse sei nochmals darauf hingewiesen, wie verschieden die Mengen des in gleicher Zeit und unter gleichen äußeren Verhältnissen absorbierten und transpirierten Wassers sind (vergl. obenstehende Tabelle). Die Zahlen zeigen, wie bedenklich es ist, bei derartigen Versuchen aus der Menge des absorbierten Wassers die Stärke der Transpiration festzustellen.

3. Die Transpirationsgröße verschiedener Amerikanerreben. Von Dr. F. Schmitthenner, Assistent der Station.

Im Anschlusse an die vorstehend beschriebenen Transpirationsversuche wurde auch die Transpirationsgröße verschiedener Amerikaner

1) E. Kröber, Ist die Transpirationsgröße der Pflanzen ein Maßstab für ihre Anbaufähigkeit? Landw. Jahrb. Bd. 24, S. 503.

Versuch vom 22. VIII.

Versuch vom 20. VIII.

Versuch vom 16. VIII.

festgestellt, in der Absicht, dieselbe mit der Transpirationsgröße unserer einheimischen Reben in Vergleich zu stellen. Die Versuche erlitten jedoch eine Unterbrechung und müssen daher im kommenden Sommer wieder aufgenommen werden.

Die ausgeführten Versuche erstrecken sich bis jetzt nur auf fünf Amerikanerreben und zwar wurde von denselben sowohl die Transpirationsgröße der beblätterten Triebe, als auch die des Holzes. im Winter festgestellt. Die Resultate der Untersuchungen seien in folgendem mitgeteilt.

Die Versuchsanstellung geschah nach der bereits bei den oben beschriebenen Versuchen mitgeteilten Methode an Riparia Rupestris 13 G, Mouvèdre Rupestris 1202 Couderc, Aramon Riparia 143 MG, Riparia 1 Geisenheim und Solonis Riparia 1616 Couderc. Das Material wurde ausschließlich von Reben entnommen, die in einem Quartier der Geisenheimer Rebschule beisammenstehen und sämtlich nach der Auvernier-Methode erzogen werden. Die zur Untersuchung kommenden Triebe wurden stets zu gleicher Tageszeit geschnitten.

a) Transpirationsgröße der beblätterten Triebe. Dauer jedes Versuches 4 Stunden (von 10 Uhr vormittags bis 2 Uhr nachmittags).

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Riparia Rupestris 13 G

Mouvèdre Rupestris
1202 Couderc.

46,50 23.36 1083,39 1153,25 20

28,88 11,73 699,93 740,54 20

Aramon Riparia 143 MG 49,72 22,77 1159.62 1232,11 20

Riparia 1 Geisenheim Solonis Riparia 1616 Couderc. Riparia Rupestris 13G Mouvèdre Rupestris 1202 Couderc. AramouжRiparia 143 MG Riparia 1 Geisenheim Solonis Riparia 1616 Couderc.

19,28 9,17 718,42 746,87 20
52,64 16,68 1291,29 1360,61| 20

51,18 21,17 1014,09 1086,44 22
34,32 13,39 674,52 722,23 22
31,50 15,32 958.65 1005,47 22
19,98 10,05 667,59 697,62 22
29,50 11,87 852,39 893,76 22

22

22

22

22

22

23

23

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5,6 8.8 0,00763 3,5 5,1 0,00688

5,1 7,5 0.00608 2,1 3,8 0,00508

4,1 6,9 0.00507

9,4 15,2 0,01399

5,3 8,5 0,01176

23 7,3 11,5 0,01143 5,0 7,3 0,01046

23

23

Riparia Rupestris 13G 43,51 21,91 1009,47 1074,89 19 20

4,8 7,0 0,00783

4,6 8,0 0,00744

Mouvèdre Rupestris 33,02 14,05 841,51 888,58 19 20 3,8 6,0 0,00675

1202 Couderc.

Aramon×Riparia 143 MG| 51,17 19,93 1143,45 1214,55 19
Riparia 1 Geisenheim 21,85 11,12 806,19 839,16 19
Solonis Riparia

1616 Couderc.

20 4,7 7,2 0,00592

20

33,90 15,06 963,27 1012,23 19 20

2,3 3,4 0,00405 4,6 5,2 0,00513

pro qcm

Im August des vergangenen Jahres wurden zuerst die Transpirationsbestimmungen an beblätterten Trieben angestellt, und daran schlossen sich im Februar dieses Jahres die des einjährigen Holzes an. Es ist auffallend, daß die Transpirationsgrößen des Holzes der genannten Reben im gleichen Verhältnisse zueinander stehen wie die Transpirationsgrößen der beblätterten Triebe.

(Siehe Tabelle S. 458.)

b) Transpirationsgröße des Holzes.

Die Reben wurden in Stücke à 3 Internodien zerschnitten, die Schnittflächen mit Paraffin überzogen, und durch sofortige Wägung der einzelnen Stücke das Frischgewicht der ganzen Reben festgestellt. Durch Wägung der Stücke nach 2 Monaten wurde der Wasserverlust bestimmt. Derselbe betrug bei:

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Diese Zahlen besagen, daß die Transpiration des Holzes im Winter im großen und ganzen denselben Schritt einhält wie die Transpiration der beblätterten Triebe im Sommer.

Von dem Gesichtspunkte aus betrachtet, daß der Reifegrad einer Rebe um so besser ist, je weniger Wasser sie den Winter über verliert und je mehr sie dementsprechend im nächsten Frühjahre noch enthält, wäre also im Jahre 1907 der Reifegrad der untersuchten Solonis Riparia 1616 am besten, und der Reifegrad der untersuchten Mouvèdre Rupestris 1202 Coud. am schlechtesten gewesen.

Die weiteren Untersuchungen im kommenden Sommer sollen die Transpirationsgröße auch für andere Amerikaner festlegen, und vor allem auch zeigen, welche Amerikaner in dieser wichtigen physiologischen Funktion unseren einheimischen Reben am nächsten kommen. Die vergleichende Bestimmung der Transpirations- und Assimilationsgröße, der Zeit des Austriebes usw. dürfte vielleicht wertvolle Anhaltspunkte zur Bestimmung der Pfropfverwandtschaft unserer Europäer- und Amerikanerreben zutage fördern.

B. Sonstige Tätigkeit der Station.

Von dem Berichterstatter wurde ein längerer Bericht an das Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten abgegeben: Über das Zurückgehen der Rebenveredelungen.

1. Veröffentlichungen.

Während des Berichtsjahres wurde veröffentlicht: Dr. F. Schmitthenner, Die Qualität der Weine von veredelten Reben, in Weinbau und Kellerwirtschaft". Die Zukunft des schweizerischen Weinbaues, in,,Weinbau u. Kellerwirtschaft". Verwachsungserscheinungen

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