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Leben notwendige Feuchtigkeit findet. Seine Fäden dringen hier in den Holzpfahl hinein, führen ihn in Fäulnis über und bewirken. dadurch, daß der Pfahl an der befallenen Stelle alsbald abbricht. Auch auf anderen zufällig in den Weinbergen umherliegenden Hölzern sieht man den Pilz bei längere Zeit andauerndem feuchtem Wetter zuweilen erscheinen.

Aus dem Gesagten folgt, daß der Pilz imstande ist, dem Winzer Schaden zuzufügen, weshalb es zweckmäßig ist, alle Holzteile, auf denen sich derselbe zeigt, aus den Weinbergen zu entfernen und durch Verbrennen zu vernichten.

C. Bekämpfungsversuche.

31. Bekämpfungsversuche gegen den Heu- und Sauerwurm.

Von Dr. Gustav Lüstner.

Nachdem alle seither zur Bekämpfung des Heu- und Sauerwurmes empfohlenen Maßnahmen, das Auslesen der Heuwürmer aus den Gescheinen und das Auslesen der sauerfaulen Beeren aus den Trauben, das Bespritzen und Bestäuben der Gescheine mit Flüssigkeiten und mit Pulvern, das Betropfen der Gescheine mit Ölen, das Sammeln der Winterpuppen, das Anlocken und Fernhalten der Motten von den Stöcken und das Fangen derselben mit Lampen und Klebefächern sich in der Praxis nicht haben einbürgern können, weil ihre Durchführung zu viel Zeit und Arbeitskräfte erfordert, resp. mit ihnen nichts erreicht wurde, hat man zur Vernichtung des Schädlings in neuerer Zeit auch in Deutschland einen anderen Weg eingeschlagen. Man versucht nunmehr die Raupen zu vergiften, indem man ihre Nahrung, d. h. die Gescheine mit Giftbrühen bespritzt, so daß sie beim Fressen des so behandelten Futters zugrunde gehen müssen. Es ist dies nicht etwa eine neue Bekämpfungsmethode, sondern man geht gegen andere Insekten schon jahrelang in genau derselben Weise vor und hat dabei sehr beachtenswerte Erfolge erzielt.

Am längsten bekannt ist diese günstige Wirkung der Gifte, namentlich des Arseniks wohl in den Museen, wo sie zum Schutze von Tierbälgen gegen die diese zerstörenden Insekten benutzt werden.

Schon im Jahre 1837 gibt Kollar (Naturgeschichte der schädlichen Insekten, S. 407 u. 408) bei der Beschreibung des Speckkäfers (Dermestes ladarius) an, daß es, um die Tierbälge gegen die Larven dieses Insektes zu schützen, kein anderes Mittel, als die eigentlichen Gifte, und darunter vorzüglich den Arsenik gibt. Man nannte die Masse, mit der die Tierbälge damals konserviert wurden und die in ähnlicher Zusammensetzung noch heutzutage im Gebrauch ist, Arsenikseife und sie bestand aus:

12 Lot fein pulverisiertem Arsenik,

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venetianischer Seife,

Weinsteinsalz,

Mehlkalk (in der Luft zerfallener ungelöschter Kalk).

Und eine ganz ähnliche Angabe über die Verwendung des Arseniks zur Insektenvertilgung macht 1869 Nördlinger (Die kleinen Feinde der Landwirtschaft, S. 69). Dortselbst heißt es: „Das vorzüglichste aber auch gefährlichste Mittel zum Einreiben und Schutz von leblosen Gegenständen bleibt Arsenik (weißer Arsenik, arsenige Säure). Derselbe wird entweder als (Arsenik) Seife angewendet, wie beim innerlichen Bestreichen der Tierbälge; in nicht verschlossenen Räumen stäubt derselbe jedoch gern und ist somit gefährlich. Um lästige Insekten zu töten, wird der Arsenik mit ihrer Nahrung vermischt und in Winkel, Schiebladen und Schränke gelegt, wo er weder von Kindern, noch von Haustieren erreicht werden kann."

Sehr alt ist endlich auch die Benutzung des Arseniks zur Herstellung des Fliegenpapiers, das früher häufig zum Töten der Stubenfliege Verwendung fand. Nach der Real-Enzyklopädie der gesamten Pharmacie, Band V, wird zu seiner Anfertigung Löschpapier, welches rot gefärbt und mit entsprechendem Aufdruck versehen ist, benutzt. Dieses Papier wird durchtränkt mit Kalium arsenicicum 2,5 g, Saccharum 10 g, aqua 100 g, Ananasäther gtt. V. Zur Benutzung wird dieses Papier auf einen Teller gelegt und mit Wasser befeuchtet. In neuerer Zeit ist dieses Präparat durch die mit Klebstoff versehenen Fangvorrichtungen verdrängt worden. Auch der mineralische Arsenik, der unter anderen den Namen Fliegenstein trägt, wurde früher vielfach zur Bereitung von Fliegenwasser benutzt, da er mit lufthaltigem Wasser allmählich zu arseniger Säure oxydiert wird und so in geringer Menge in Lösung geht. (Real-Enz. d. g. Pharm.)

Zur Bekämpfung der an den Nutzpflanzen lebenden Insekten wurden Arsensalze seither hauptsächlich in Amerika, danach auch in Algier und Frankreich gebraucht. Die Benutzung des weißen Arseniks zu diesem Zwecke datiert dort nach Hollrung (Handbuch der chemischen Mittel gegen Pflanzenkrankheiten) nachgewiesenermaßen bis zum Jahre 1871 zurück, vermutlich ist er dort jedoch schon früher in Gebrauch gewesen. Von anderen Arsenverbindungen wurden in Amerika seither hauptsächlich benutzt: Schweinfurter oder Pariser Grün, Londoner Purpur und arsensaures Blei, ferner arsenigsaures Natron und Kali und arsenigsaures Kupferoxyd (Scheeles Grün). Die Anwendung dieser Gifte erfolgte meist in Form von Brühen, seltener in Pulverform.

Die meiste Verwendung fanden die Arsensalze in Amerika seither wohl zur Bekämpfung der Obstmade, d. h. der Raupen des Apfelwicklers (Carpocapsa pomonella). Dieser Schädling zeigt sich dort zuweilen in solchen Mengen, daß ihm häufig fast die ganze Kernobsternte zum Opfer fällt. Die dortigen Obstzüchter brachten im Laufe der Zeit alle nur denkbaren Maßnahmen gegen ihn zur Anwendung, allein keine derselben hat sich bewährt. In ihrer größten Not griffen sie dann endlich zu Giften und versuchten damit die Obstmade umzubringen. Sie verwendeten hierzu die bekannten Arsenverbindungen Pariser Grün und Londoner Purpur.

Diese Gifte wurden in Wasser verteilt, und mit den so erhaltenen Brühen die Bäume bespritzt. Dabei trat jedoch etwas ein, was die Amerikaner nicht erwartet hatten. Es zeigte sich nämlich, daß durch die Bespritzungen das junge Laub der Bäume verbrannt wurde, so daß an eine weitere Verwendung der Gifte einstweilen nicht gedacht werden konnte. Die Obstzüchter setzten jedoch trotzdem die begonnenen Arbeiten fort und versuchten, den Giftbrühen diese schädliche Nebenwirkung zu nehmen. Sie erreichten dies bald dadurch, daß sie den Giftbrühen Kalk hinzufügten und zwar nahmen sie auf 100 1 Wasser 80 g Pariser Grün oder Londoner Purpur und 80-160 g gebrannten Kalk. Beim Verwenden dieser Brühen nach der Blüte zeigten sich an den Bäumen keinerlei Schäden, während sich dieselben gegen die Obstmaden als vollkommen hinreichend erwiesen. Diese Erfolge waren so gute, daß in Obstanlagen, in welchen früher fast alle Früchte durch diesen Schädling zerstört worden waren, die Früchte bis zu 95% gesund blieben. Aus diesem Grunde gehen in Amerika immer mehr Obstzüchter zur Bekämpfung der Obstmade namentlich mit Pariser Grün über.

Nachdem sich so die Arsensalze gegen die Obstmade gut bewährt hatten, versuchte man sie alsbald auch zur Abtötung anderer Schädlinge. So z. B. in Colorado zur Vernichtung von Raupen, die die Blätter der Zuckerrüben zerstören, in den Tropen zur Vernichtung von Käfern, die die Blätter der Teepflanzen, und von Raupen, die das Laub der Baumwollstauden befressen. Alle diese Versuche endigten mit einem guten Resultat.

Interessanter für uns sind die Angaben in der Literatur über die Benutzung von Arsensalzen zur Bekämpfung von Rebschädlingen. Auch diese wurden zuerst in Amerika und später in Algier angestellt und zwar zunächst gegen einen Schädling, der bei uns in den Weinbergen noch nicht vorkommt: den Erdfloh der Rebe, Haltica ampelophaga. Die Erfolge, die hierbei erzielt wurden, sind als gute zu bezeichnen. Allein man begnügte sich trotzdem nicht damit, sondern legte sich noch die Frage vor, ob es nicht möglich sei, durch ein Hinzufügen von Arsen zu der Kupferkalkbrühe, neben dem Erdfloh zugleich auch die Peronospora zu bekämpfen. Nach Degrully kommen in neuerer Zeit in Algier beide Methoden kombiniert zur Anwendung und zwar so, daß bei der ersten Behandlung, die beim Austreiben der Stöcke erfolgt, mit reiner Arsenbrühe gespritzt wird, und bei der zweiten, die unmittelbar vor der Blüte vorgenommen wird, der Arsenik der Kupferkalkbrühe zugefügt wird. Durch diese Maßnahmen ist es gelungen, die Reben gesund zu erhalten.

In ganz ähnlicher Weise ging Chuard gegen den in einzelnen Teilen Frankreichs sehr stark auftretenden Springwurmwickler vor, und er gibt an, daß seine Kupfervitriolarsenbrühe sowohl gegen die Peronospora, als auch gegen den Springwurm gut gewirkt habe.

Es dauerte nunmehr nicht mehr lange, bis die Arsenbrühen auch zur Vertilgung des Heu- und Sauerwurmes benutzt wurden. Die ersten diesbezüglichen Versuche wurden in Amerika ausgeführt,

welchem Land bald auch Frankreich folgte, und da sich auch hierbei gezeigt hat, daß die Arsensalze vollständig ihren Zweck erfüllen, gehen sowohl in Amerika, als auch in Frankreich immer mehr Rebzüchter zu dieser Bekämpfungsmethode über.

In Deutschland wagte man erst im vergangenen Jahre die Arsensalze zur Heuwurmbekämpfung zu benutzen. Diese Versuche wurden bekanntlich von Dr. Dewitz von unserer Anstalt ausgeführt und zwar auch mit gutem Erfolg. Zu seinen Arbeiten bediente sich Dewitz des arsensauren Bleies, einer Arsenverbindung, die sich in Amerika besonders gut zu dem genannten Zwecke bewährt hat. Er brachte das Salz einprozentig zur Anwendung und zwar zu einer Zeit, in der die Reben schon teilweise in Blüte standen. Dabei zeigte es sich, daß die Blüten selbst unter einer solchen Behandlung nicht notleiden.

Es hatte somit allen Anschein, daß in den Arsensalzen wirklich brauchbare Mittel zur Bekämpfung des Heuwurmes gefunden worden waren. Allein diese Hoffnungen sollten bald getrübt werden. Als man nämlich die Weine untersuchte, die von Stöcken stammten, deren Gescheine mit arsensaurem Blei behandelt worden waren, zeigte es sich, daß diese, wenn auch geringe, so doch immerhin nachweisbare Mengen von Arsen und Blei enthielten. Da diese beiden Stoffe für den menschlichen Organismus in hohem Maße giftig sind, dürfen nach den Bestimmungen des Gesetzes Weine, welche auch nur Spuren davon enthalten, nicht in den Handel gebracht werden. Hierdurch verbot sich die Weiterverwendung der Arsenbrühen zur Heuwurmbekämpfung von selbst.

Allein es wäre schade, die einmal als gut und wirksam befundene Bekämpfungsmethode fahren zu lassen, zumal dieselbe in anderen Ländern bereits benutzt wird und von Jahr zu Jahr mehr Anhänger findet. Und es entsteht so die Frage, ob es nicht möglich ist, die neue Behandlungsweise so zu gestalten, daß der Wein durch sie nicht mehr ungünstig beeinflußt wird. Es läßt sich dies vielleicht auf zwei Wegen erreichen. Einmal dadurch, daß man die Trauben vor dem Keltern entrappt, wodurch die Arsensalze nicht in den Most gelangen können. Infolge der frühen Behandlung - die Bespritzungen erfolgen vor und während der Blüte finden sich diese Salze nämlich nur auf den Rappen und Beerenstielen vor, die Beeren selbst sind vollständig frei davon. Da jedoch diese Arsensalze sehr schwer löslich sind, bleiben sie sehr lange an diesen Stellen haften, so daß sie bei der gewöhnlichen Traubenbehandlung mit in den Most gelangen. Ob sie hier ihre Beschaffenheit behalten, oder ob sie hier gelöst werden, ist noch nicht ermittelt worden. Mir will es scheinen, daß die in Rede stehenden Gifte im Most nur in feinster Verteilung suspendiert enthalten sind und beim Werden des Weines genau so wie die anderen Verunreinigungen allmählich ausgeschieden werden, so daß schließlich nur ganz geringe Mengen davon im Weine enthalten sein werden. Hierauf weist wenigstens der Umstand hin, daß im Trub viel mehr Arsen und Blei gefunden wurde, wie im hellen Wein.

Dann könnte die ungünstige Beeinflussung des Weines durch die Arsenbrühen noch dadurch gemildert werden, daß man geringprozentige Brühen zur Heuwurmbekämpfung benutzt und unter den Arsenverbindungen nur solche auswählt, die nicht, wie das arsensaure Blei zwei, sondern nur ein Gift enthalten.

Von diesen Grundsätzen ausgehend, wurden unsere eigenen Versuche mit Arsenbrühen eingeleitet. Dieselben wurden im Rheingau in freien Weinbergslagen, die uns von den Besitzern in dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt worden waren, ausgeführt. Vor der Verwendung der Gifte im großen wurden dieselben zunächst an Gewächshausreben und dann in unseren eigenen Weinbergen an je zwei Zeilen erprobt, wodurch festgestellt werden sollte, welchen Einfluß die einzelnen Salze auf den Stock selbst ausüben.

Schon hierbei wurde ermittelt, daß man bei der Anwendung der Arsensalze sehr vorsichtig sein muß, und daß man nicht jede. beliebige Arsenverbindung zur Heuwurmbekämpfung benutzen kann. Große Vorsicht ist vor allem bei der Behandlung der Gewächshausreben mit diesen Giften notwendig. Diese Reben sind nämlich, wie unsere Versuche ergeben haben, infolge ihrer durch den Standort bedingten Verweichlichung sehr viel empfindlicher gegen Arsenverbindungen, wie die Freilandreben. Vielfach zeigten sich an ihnen infolge der Behandlung auch Nachwirkungen, die darin bestanden, daß die aus den bespritzten Gescheinen hervorgegangenen Trauben kurz vor der Reife welk wurden und abfielen. Bei den Versuchen, bei welchen zur Herstellung der Brühen Schmierseife verwendet wurde, sind diese Schäden auffallend stark. Auch eine nur einprozentige Chlorbaryumbrühe ruft, wie die nachstehende Tabelle zeigt, an Gewächshausreben Beschädigungen hervor.

Vorversuche zur Heuwurmbekämpfung mittels Arsenpräparaten und Chlorbaryum an Gewächshausreben.

10

Feststellung des Resultates:
26. IV. 07

1 Stock mit 12% arsensaurem Blei Weder Blatt- noch Blütenbeschädigungen; in Leitungswasser.

Traubenansatz normal.

1 Stock mit 1% arsensaurem Blei Weder Blatt- noch Blütenbeschädigungen; in Leitungswasser.

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1.

2.

3.

4.

5.

6.

Traubenansatz normal.

1 Stock mit 1% arsensaurem Blei Weder Blatt- noch Blütenbeschädigungen, in dest. Wasser.

Traubenansatz normal.

1 Stock mit 1% arsensaurem Blei Einige Blätter zeigen Spritzflecken; +4% Schmierseife.

1/

Schmierseife.

Traubenansatz normal.

1 Stock mit arsensaurem Blei Blattbeschädigungen sehr groß. Die Spritz+ 120

flecken haben einen Durchmesser von 1-10 mm und noch mehr, fließen oft ineinander. An den Trauben sind einige Rispenästchen abgestorben.

2 Stöcke mit 1% arsensaurem Blei Beschädigungen an den Blättern etwas +1% Schmierseife.

geringer wie vorher, Blütenrispchen zu

1

- beschädigt.

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