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halb die Erscheinung von den dortigen Kirschenzüchtern mit dem Namen „Aufdensteinschlagen" belegt worden ist. Bei der Untersuchung des eingesandten Materiales wurde erkannt, daß das Fauligwerden auf einen Pilz, Gloeosporium fructigenum Berk. zurückzuführen ist. Diese Art von Fäulnis an Kirschen ist von Osterwalder genau beschrieben und abgebildet worden (Bakteriol. Centralbl. II. Abt., XI. Bd., S. 225), und stimmen dessen Angaben darüber vollständig mit unseren eigenen Beobachtungen überein. Es lagen uns zwei verschiedene schwarze Kirschsorten vor, an denen die Einschrumpfung der infizierten Partien unter Faltenbildung deutlich. zu erkennen war. Die eingeschrumpften Partien färben sich im Verlaufe der Krankheit braun, und es entstehen dabei auf ihnen die Konidienlager des Pilzes in Gestalt von kleinen, weißen rundlichen Pusteln. Hierdurch bekommen die erkrankten Früchte eine gewisse Ähnlichkeit mit solchen, die von Monilia befallen sind.

Die Angaben, welche Osterwalder über die Größe der Sporen des Gloeosporium fructigenum macht, decken sich nicht mit den Befunden von Rabenhorst und Saccardo. Während sie letztere 20-30 lang und 5-6 μ dick fanden, beobachtete Osterwalder nur solche von ca. 14,64 μ Länge und ca. 4,88 Breite. Unsere eigenen Messungen hatten dasselbe Ergebnis wie die Osterwalderschen, denn wir trafen nur Sporen von 14-16 μ Länge und 4-6 μ Breite an; auch die von Osterwalder für die Sporen beschriebene Vakuole wurde von uns beobachtet.

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Da Gloeosporium fructigenum u. a. auch auf Äpfeln vorkommt und hier eine ähnliche Fäulnis erzeugt, wie wir sie soeben für Kirschen beschrieben haben, und die namentlich in Amerika unter den Namen bitter rot" (Bitterfäule) bekannt ist, wurde versucht, den Pilz von Kirschen auf Äpfel zu übertragen. Der Versuch gelang. Schon wenige Tage nach der Impfung begann die infizierte Partie unter Braunfärbung einzusinken, wobei die für den Pilz charakteristischen Konidien polster zum Vorschein kamen. Die in diesem gebildeten Sporen stimmten vollständig mit denen auf den Kirschen vorgefundenen überein. Die letztere Beobachtung stimmt gleichfalls wieder mit den von Osterwalder gemachten überein, denn derselbe stellte fest, daß Größenunterschiede zwischen den von dem Pilze auf Kirschen gebildeten und den auf Äpfeln erzeugten Sporen nicht bestehen.

27. Auftreten einer Nectria- und Fusidium-Art auf den Früchten des Apfelbaumes.

Von Dr. Gustav Lüstner.

Auf den Äpfeln, die uns von Gehlert bei Hachenberg zugeschickt worden waren, und in denen wir die Argyresthia conjugella ermittelten, stellten sich während des Zuchtversuches, den wir mit letzterer ausführten, alsbald verschiedene Pilze ein, die die Früchte im Laufe der Zeit in Fäulnis überführten. Meist waren dies die

bekannten Obstfäule-Erreger Pennicillium glaucum und Cephalothecium roseum, daneben beobachteten wir aber auf einigen wenigen Früchten einen Pilz, der unseres Wissens seither auf Äpfeln noch nicht gefunden wurde: nämlich eine Nectria-Art. Höchstwahrscheinlich ist dieselbe identisch mit Nectria coccinea (Pers.), denn die Größe ihrer Sporen stimmt am meisten mit denjenigen dieser Art überein. Wir maßen Sporen mit 13-16 Länge und 6-8 Breite. Die Perithecien, die einem anfangs gelblichen, später braunen Stroma entspringen, brechen gruppen- oder herden weise aus der Fruchthaut hervor. Sie sind anfangs kugelig, später lang-birnförmig mit papillenförmigem Ostiolum; ihre Oberfläche ist glatt. Die Farbe ist anfangs gelbrot, danach blutrot, zuletzt braunrot. Auf einer Frucht waren die Perithecien in solchen Mengen vorhanden, daß ihre ganze Oberfläche mit ihnen bedeckt war (s. Fig. 73b).

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Neben dieser Nectria-Art trafen wir auf einigen Apfelfrüchten auch eine Fusidium-Art an, die vielleicht in den Entwicklungsgang der ersteren gehört. Sie erschien hier, wie dies Fig. 73a zeigt, in Form von kleinen rein weißen oder auch gelblichweißen Schimmelräschen, die unregelmäßig über die Fruchtoberfläche verteilt waren. und in einem Falle dieselbe vollständig bedeckten. Die in diesen Räschen vorhandenen Sporen waren meist einzellig, daneben wurden. aber auch 2-5 zellige beobachtet. Letztere, die meist eine schwach gekrümmte, wurstförmige Gestalt besaßen, wurden namentlich in unmittelbarer Nähe der Perithecien vorgefunden. Die kleinen Sporen waren 4-6 u lang und 2-3 u breit, die großen 4-4,8 u lang und 2-4,4 u breit. Ob diese verschiedenen Sporenformen zu ein und demselben Pilze gehören, müssen weitere Untersuchungen zeigen.

Die Früchte, auf denen wir die Nectria- und die Fusidium-Art antrafen, gingen im Laufe der Zeit vollständig in Fäulnis über, wobei sie sich in Mumien verwandelten.

28. Ein Beitrag zur Biologie der Plasmopara (Peronospora) viticola.

Von Dr. Gustav Lüstner.

Ob den Winter- oder Oosporen der Plasmopara viticola tatsächlich die Bedeutung zukommt, die man ihnen seither beilegt, scheint uns nach dem Ergebnis unserer Untersuchungen sehr fraglich. Denn trotz häufig vorgenommener Untersuchungen von an Plasmopara erkrankten Rebblättern im Herbst und im Frühjahr ist es uns seither noch nicht gelungen, auch nur eine einzige Winterspore des Pilzes zu finden. Wenn diese Sporen bei uns also überhaupt gebildet werden, so entstehen sie nur selten, und auch in Frankreich scheint dies der Fall zu sein, denn weder im Laboratorium des Herrn Capus, noch in demjenigen des Herrn Pacottet konnten uns Präparate dieser Sporen vorgelegt werden. Die Annahme, daß die Plasmopara bei uns ihre Wintersporen nicht ausbildet, ist nicht kurz von der Hand zu weisen, denn einmal sind diese Gebilde bei einem nahe verwandten Pilze, dem Kartoffelpilz (Phytophthora infestans), der wie die Plasmopara von Amerika aus zu uns gekommen ist, bei uns auch noch nicht nachgewiesen worden, und dann bildet auch das aus demselben Lande stammende Oïdium der Rebe seine Winterform bei uns nur selten aus. Sollten diese Verhältnisse bei der Plasmopara tatsächlich so liegen, so entsteht jedoch die neue Frage, in welcher Form und an welchem Orte dieser Parasit bei uns den Winter überdauert. Nach den Untersuchungen von Istvanffi, die wir bereits früher schon bestätigen konnten, lebt das Mycel der Plasmopara nicht allein im Innern der Blätter, der Blütenknospen und der Trauben, sondern man trifft es auch, und zwar auch im Winter, in den Rebtrieben an. Was jedoch hier im nächsten Jahre aus ihm wird, ist noch nicht bekannt.

29. Über eine auf dem Birnbaum schmarotzende Seideart (Cuscuta lupuliformis).

Von Dr. Gustav Lüstner.

Auf Obstbäumen ist unseres Wissens eine Seide seither noch nicht beobachtet worden. Es war deshalb für uns von großem Interesse, als uns Ende August dieses Jahres aus Aßmannshausen einige Birntriebe überbracht wurden, die ebenso wie die Stiele der daran sitzenden Blätter stark von einer Seide übersponnen waren. Durch die Bestimmung wurde dieselbe als die hopfenartige Seide Cuscuta lupuliformis erkannt. Es ist dies eine Art, die in doppelter Beziehung von den anderen abweicht. Einmal dadurch, daß ihre Blüten nicht wie gewöhnlich in Köpfchen, sondern in ährenförmigen Rispen gebildet werden, und dann durch den Umstand,

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daß die beiden Griffel miteinander verwachsen sind. Außerdem ist sie ausgezeichnet durch einen bindfadenstarken, ästigen, meist rot gefärbten Stengel. Auf beistehender Abbildung (Fig. 74) ist der Blütenstand deutlich zu erkennen. Nach Garcke (Illustrierte Flora von Deutschland, 18. Aufl., S. 421) kommt diese Art vorwiegend auf Ahorn, Pappeln und Weiden schmarotzend vor. Ihr Verbreitungsgebiet scheint nur der Norden und Westen von Deutschland zu sein, wo sie an bestimmten Stellen an der Elbe, Saale, Havel, Spree, ferner in Schlesien, Posen, Ost- und Westpreußen u. a. O. bis jetzt gefunden wurde.

Um die Verbreitung des Parasiten zu verhindern, haben wir dem Einsender geraten, die befallenen Triebe sofort abzuschneiden und zu verbrennen, und zur Verhinderung des Auswachsens der aus den bereits ausgefallenen Samen entstehenden Keimlingen im nächsten Frühjahr den Boden unter dem befallenen Spalier öfters umzugraben.

an.

30. Auftreten von Xylaria hypoxylon auf Rebpfählen.

Von Dr. Gustav Lüstner.

Auf älteren Pfählen trifft man in den Weinbergen des Rheingaues häufig den Holz- oder Fingerpilz (Xylaria hypoxylon) Diesen letzteren Namen verdankt der Pilz dem Umstand, daß sein Körper nach oben zu in mehrere Äste ausläuft, wodurch er eine gewisse Ähnlichkeit mit einer Hand, deren Finger ausgestreckt sind, erhält. Dieser Pilz gehört zu den Fäulnisbewohnern. Überall, wo Holz an feuchten Stellen verfault, stellt er sich auf diesem ein und trägt durch seine Tätigkeit zu dessen Vermoderung bei. Namentlich im Walde trifft man ihn häufig auf alten Baumstrünken an, auf denen die strauchähnlichen Pilzkörper Miniaturbestände bilden. Auch auf Mist oder auf humusreicher Erde sieht man den Pilz nicht selten wachsen.

Der Körper des Pilzes, der auch eine große Ähnlichkeit mit einem Geweih hat, ist in seinem unteren Teile schwarz gefärbt, und bei genauer Betrachtung erkennt man, daß dieser Teil wollig behaart ist. Die oberen Enden, die meist abgeflacht sind, sind weiß, welche Farbe durch die hier in großen Mengen entstehenden Konidien hervorgerufen wird. Diese werden in so großer Menge gebildet, daß, wenn man einen Fruchtkörper auf eine schwarze Unterlage legt, sie bald auf diese herabfallen und sie in Form eines. weißen Pulvers bedecken. Mit diesen Konidien verbreitet sich der Pilz.

Der Fingerpilz hat insofern ein gewisses Interesse für den Weinbauer, als er die Rebpfähle vorzeitig unbrauchbar macht; er zählt also zu den Pfahlzerstörern. Er ist keineswegs eine Seltenheit in den Weinbergen, sondern im Gegenteil an feuchten Stellen in denselben sehr häufig. Man trifft ihn an solchen Örtlichkeiten fast stets an den unteren Teilen der Pfähle an der Stelle an, wo dieselben in die Erde übergehen, weil er hier immer die für sein

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