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Sorauer: im Fleische des Kernobstes, vorzugsweise der Äpfel" (Handbuch der Pflanzenkrankeiten, III. Aufl.). Im vorliegenden Falle handelte es sich um Hardenponts Winterbutterbirne: nach Angabe des Einsenders waren die Stippen nur an dieser einen Sorte vorhanden, sie wurden acht Tage nach der Ernte bemerkt und zeigten sich bald an 20% der Früchte.

Die Untersuchung bestätigte, daß es wirklich Stippenbildung war. Außer den zahlreichen gebräunten Partien, die sich dicht unter der Oberhaut in wechselnder Ausdehnung befanden, konnte auch der bittere Geschmack dieser kranken Stellen wahrgenommen werden.

Daß im Verlaufe dieses Krankheitsprozesses noch tiefer greifende Veränderungen auftreten können, hat Sorauer (1. c.) ebenfalls erwähnt: „Ferner beobachtet man manchmal an den zum Stippigwerden am meisten geneigten mürbfleischigen, frühen Apfelsorten ein Zerreißen des gebräunten Gewebes. Da diese Lücken nur dadurch zu erklären sind, daß zur Zeit, als die Frucht noch im Schwellungsprozeß begriffen war, das stippige Gewebe bereits verkorkte, nicht mehr genügend dehnbare Membranen besaß, so muß die Erkrankung schon früh vorhanden gewesen sein." Ich konnte auch dieses Stadium der Stippigkeit an einer Birne aus dem Muttergarten der Anstalt beobachten. Ein unterhalb des Kernhauses geführter Querschnitt zeigte große Lücken im Fruchtfleisch. Daneben hat die Bräunung des Gewebes einen weiten Umfang angenommen, die kranken Partien beginnen etwa 4 mm unter der Oberhaut. Hier trafen wir auch stark gebräunte Leitbündel an. Das schon stärker angegriffene Gewebe ist sehr von kleinen und zahlreichen Gruppen von Steinzellen umgrenzt, es erscheint so durch einen etwa 1 mm breiten hellen Saum eingefaßt. Auch dieser Umstand spricht für ein frühes Eintreten des Krankheitsprozesses, zu einer Zeit, wo das gesunde Gewebe noch differenzungsfähig ist und die Isolierung des Krankheitsherdes einleiten kann. Diese geschieht bei den Birnen auch in anderen Fällen durch Steinzellenbildung, welche bekanntlich beim Apfel nicht stattfindet.

23. Über Kropfmaserbildung am Apfelbaum.1)
Von Julie Jaeger aus Koblenz.

An mehreren buschförmigen Apfelsämlingen im Obstmuttergarten der Anstalt wurden schon vor etwa zehn Jahren die ersten Anfänge einer eigenartigen Erkrankung der Äste und des Stammes beobachtet. In den letzten Jahren trat die Krankheit in stärkerem Maße auf Sie besteht in kropfartigen Geschwülsten, welche am unteren Teil der Buschbäume am stärksten sind, jedoch an alten und jungen Zweigen ebenfalls in verschiedener Größe vorkommen. Die größten dieser Tumoren vergrößern den Durchmesser des Astes um die Hälfte, sie ragen bis zu 2 cm über die Oberfläche hinaus und

1) Die Arbeit wird veröffentlicht i. d. Zeitschr. f. Pflanzenkrankheiten.

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erreichen einen Durchmesser von 5 cm. Sie beginnen bald von außen her abzusterben, werden morsch, und wo sie dicht stehen und ein weit vorgeschrittenes Stadium der Krankheit darstellen, geht schließlich auch der befallene Ast durch Vertrocknen zugrunde. Ein großer Teil der Kropfbildungen sitzt an einer Verzweigung, viele aber auch im Internodium. Die größeren Kröpfe sind mit warzenförmigen Erhebungen besetzt, welche ebenso wie das geplatzte Rindengewebe vielfach abgestorben sind. Die jüngsten Stadien der Erkrankung bestehen in beginnenden Verwölbungen, welche noch mit glatter Rinde überdeckt sind.

Ein Querschnitt durch eine mittelgroße Geschwulst zeigt folgendes Bild: Das Mark liegt exzentrisch und von ihm geht in der Richtung der stärksten Verwölbung ein verbreiteter Markstrahl aus. Schon am ersten Jahresring beginnt die Wucherung sich fächerartig auszubreiten. Der Verlauf der Jahresringe wird nach außen immer unregelmäßiger; in der Kambiumzone ragen einzelne Bogen und Spitzen des Wucherholzes in die Rinde hinein. Die Rinde ist auf das Doppelte bis Fünffache ihrer normalen Dicke angeschwollen. Im Rindengewebe liegen einzelne braune, abgestorbene Partien.

Querschnitte durch eine eben beginnende Kropfbildung lassen ebenfalls die Verbreiterung der Markstrahlen erkennen. Dieselbe beginnt meist ganz im Innern, zuweilen aber erst an einem späteren Jahresring. In der Nähe des Markes sind die Zellen des Markstrahles noch radial gestreckt, weiter nach außen wird die Anordnung unregelmäßig und schließlich ist eine tangentiale Streckung der Zellen zu bemerken. Die Verbreiterung beruht auf einer Zellvermehrung und gleichzeitiger Vergrößerung der einzelnen Markstrahlelemente. Das Kambium verliert, je weiter der Wucherstrahl sich vorgeschoben hat, um so mehr seinen Charakter und geht in ein kleinzelliges parenchymatisches Gewebe über. In dem Wucherungsgewebe, das seiner Hauptmasse nach aus behöft getüpfelten Markstrahlzellen besteht, finden sich unregelmäßig verteilt Tracheiden mit schrauben- und netzförmiger Membranverdickung. Die primäre Rinde beteiligt sich nicht an der Wucherung. Die Färbung des Querschnittes mit schwefelsaurem Anilin ergibt, daß alle Membranen des Wucherstrahles bis zum vorgewölbten Kambium verholzt sind.

Nach ihrer äußeren und inneren Struktur sind diese Geschwülste als Kropfmaserbildungen aufzufassen, die aus Markstrahlwucherungen hervorgehen (vergl. Sorauer, Handbuch der Pflanzenkrankheiten, 3. Aufl. Bd. I, S. 378 ff.). Es sind Hyperplasien, deren histologische Struktur den Charakter des Wundholzes trägt.

Die eigentliche Ursache der Erkrankung konnte nicht ermittelt werden. Insbesondere fehlen alle Merkmale, die den Schluß auf eine Verletzung durch Frost oder durch Parasiten zuließen. Auf den älteren Kropfmaserbildungen wurden zwar zahlreiche Milben verschiedener Arten vorgefunden, sie können jedoch als Erreger der Krankheit nicht in Betracht kommen, da sie an den jungen Stadien,

Geisenheimer Bericht 1907.

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die von glatter Rinde überkleidet sind, fehlen. Höchstens könnten die Milben späterhin auf das Wuchergewebe saftentziehend einwirken und ein Absterben beschleunigen.

III. Durch Pilze hervorgerufene Krankheiten der Kulturpflanzen. 24. Über eine Krankheit junger Apfelbäumchen.

Von Dr. Gustav Lüstner.

Im letzten Jahresbericht habe ich eine Krankheit beschrieben, durch die in der Umgebung von Hannover eine größere Zahl von

Fig. 71.

ein- und zweijährigen Apfelveredlungen zugrunde gerichtet wurde.

Ich habe damals die Vermutung ausgesprochen, daß das Eingehen dieser Bäumchen höchstwahrscheinlich auf eine Fusidium-Art zurückzuführen ist, die in Form von kleinen, weißen Räschen häufig auf ihrer Unterlage beobachtet wurde. Mit Hilfe einer besonderen Methode gelang es mir damals auch, an den toten. Wurzeln eine Nectria-Form zu züchten, die allem Anscheine nach in den Entwicklungsgang dieses Fusidiums gehört, welche sich aber durch die Größe ihrer Ascosporen von den seither bekannten Nectria-Arten unterscheidet. Um festzustellen, um welche NectriaArt es sich in unserem Falle handelt und um zu sehen, ob unser Pilz an Apfelbäumen Krebs zu erzeugen imstande ist, wurden am 20. April 1907 zwei Apfelbäumchen der Sorten,,Winter-Goldparmäne" und große ,,Kasseler-Reinette" sowohl mit Konidien als auch Ascosporen an drei verschiedenen Stellen geimpft, und die

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Bäumchen alsdann vor ein Ostfenster der Station gestellt. Jedes der Bäumchen erhielt drei Impfwunden, von denen eine flach unter der Erde an der Unterlage, eine am Stämmchen und eine an einem Ästchen angebracht wurde. Schon nach kurzer Zeit zeigte es sich hierbei, daß der Pilz in seiner Fusidium-Form eine ungemein starke Infektionskraft besitzt, denn wenn die Fusidium-Sporen in die Wunden am Stamm und dem Ästchen des Versuchsbäumchens gebracht worden waren, fingen sie fast sofort an, sich zu vergrößern und nehmen bis heute noch ständig an Umfang zu. Bereits am 30. August, also nur 4 Monate nach der Impfung, zeigte die Impfstelle am Stämmchen das Aussehen, wie es die Fig. 71 wiedergibt. Am 21. Februar 1908 zurzeit der Niederschrift dieser Veröffentlichung, hatte die Impfwunde, die anfangs nur 1 cm lang war, eine Länge von 6 cm erreicht und erstreckte sich über den halben Umfang des Stämmchens. Die Infektion an dem Ästchen machte keine so schnelle Fortschritte. Die Impfwunde, die hier anfangs nur eine Größe von 0,5 cm hatte, hatte am 3. Februar einen Längsdurchmesser von nicht ganz 3 cm, bei einer Breite von 1,5 cm. An der auf der Unterlage befindlichen Impfstelle griff der Pilz überhaupt nicht an. Die hier angebrachte Wunde ist mit der Zeit normal verheilt. Die Infektionsversuche mit Ascosporen verliefen, vielleicht weil sie sich in einem nicht geeigneten Zustande befanden, ergebnislos.

Unser Fusidium zeigt somit eine viel stärkere Infektionskraft, wie das seinerzeit von Aderhold (Centralblatt für Bakteriologie, Bd. IV, S. 625) beschriebene. Aderhold erhielt bei seinen an Apfelbäumchen ausgeführten Impfversuchen, bei denen er teils Nadelstiche, teils kleine Einschnitte mit einer lanzettförmigen Nadel ausführte, nur kleine, 2-4 mm breite Absterbungszonen um die Verletzung herum, während sich bei meinen Versuchen die Absterbungserscheinungen um die Impfwunde herum sehr schnell ausbreiteten, so daß bereits vier Monate nach der Impfung das Bild einer typischen Krebswunde zustande kam (s. Fig. 71). Es hat somit allen Anschein, daß unser Fusidium in den Entwicklungsgang der Nectria ditissima. gehört, was im Laufe des nächsten Jahres festgestellt werden soll.

25. Über ein stärkeres Auftreten des Birnengitterrostes (Gymnosporangium Sabinae) auf Birnfrüchten.

Von Dr. Gustav Lüstner.

Eine interessante Beobachtung über das Auftreten des Gitterrostes konnten wir an Birnen machen, die uns am 7. Januar aus Saarburg zugesandt wurden. Die Sendung enthielt 4 Früchte, die ungemein stark von diesem Pilze befallen waren. Die eine derselben war vollständig mit den Aecidien des Gymnosporangium bedeckt, während bei den anderen die Aecidien nur über den größten Teil der Fruchtoberfläche dicht nebeneinanderstehend verteilt waren, so daß ein Teil der letzteren frei von ihnen blieb. In diesen Fällen fanden sich die Aecidien entweder in den unteren Teilen der Frucht, vom Stielansatze beginnend und sich bis zur Fruchtmitte erstreckend,

vor, oder sie nahmen die Hälfte bis Dreiviertel der Seitenflächen der Frucht ein. Auch ein mitgeschickter Trieb erwies sich bei der Untersuchung als von dem Gitterrost befallen; auf demselben wurden die Aecidien an einer Verzweigungsstelle aufgefunden. Sowohl dieser Trieb als auch die Früchtchen waren durch den Befall stark in ihrer Entwicklung zurückgeblieben und zeigten ein krüppelhaftes Aussehen. Die beistehende Photographie (Fig. 72) läßt erkennen, in wie starker Weise der Pilz die genannten Birnentriebe heimgesucht hat. Es ging dies auch aus dem Begleitschreiben der Sendung hervor. In demselben wurde angegeben, daß die Birnen einem Hausgarten entstammen, in dem sämtliche Sorten von dieser Krankheit heimgesucht waren. Auch auf den Nachbargrundstücken soll sie, wenn auch in geringerer Stärke, beobachtet worden sein. Die befallenen Früchte gelangten nicht zur Entwicklung, sondern

Fig. 72.

stellten, als sie ungefähr walnußgroß geworden waren, ihr Wachstum ein.

Genau dasselbe Auftreten des Gitterrostes konnten wir vor einigen Jahren an Birnfrüchten und Birntrieben, die uns von der Mittelmosel aus zugeschickt worden waren, feststellen. Es handelte sich hierbei jedoch nur um ein vereinzeltes Vorkommen des Pilzes auf den genannten Birnteilen, während sich der Parasit in dem vorliegenden Fall epidemisch auf ihnen zeigte.

26. Gloeosporiumfäule an Kirschen.

Von Dr. Gustav Lüstner.

Aus York, Bez. Hamburg, erhielten wir am 26. Juli eine Anzahl Kirschen, die zum Teil vollständig in Fäulnis übergegangen waren, zum Teil nur größere oder kleinere Faulstellen an ihrer Oberfläche erkennen ließen. Nach der Angabe des Einsenders schrumpfen diese Kirschen im Laufe der Zeit ganz oder stellenweise ein, wes

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