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des Befalls bei den einzelnen Sorten erkennen. Am meisten werden hier zwei Sorten geschädigt, Laxtons Noble und Souvereign, die übrigen sind weniger befallen und eine, Lucida perfecta, ist bisher ganz frei davon geblieben.

Die von Zimmermann angestellten Versuche zur direkten Bekämpfung des Schädlings, z. B. Räucherungen mit Tabak und Einwirkung von Schwefelkohlenstoff- oder Formalindämpfen, erwiesen sich als unwirksam oder den Pflanzen schädlich. Somit bleibt als durchgreifendes Verfahren bisher nur die Entfernung und Vernichtung aller erkrankten Pflanzen übrig. Gleichwohl wird sich vielleicht die verderbliche Vermehrung der Milbe einschränken lassen durch starke Bewässerung, da bekanntermaßen die Milben gegen Nässe empfindlich sind. Das hier beobachtete periodische Nachlassen der Krankheit läßt sich ebenfalls auf feuchte Witterung zurückführen. Auch können Milben nach neueren Beobachtungen durch Ammoniak getötet werden, und es besteht die Möglichkeit, daß stark verdünnte Ammoniaklösungen auch in unserem Falle wirksam sind, ohne den Pflanzen zu schaden. Wir beabsichtigen, im Laufe dieses Jahres nach diesen beiden Gesichtspunkten Versuche anzustellen.

II. Durch ungünstige äufsere Einflüsse hervorgerufene Krankheiten der Kulturpflanzen.

15. Über Windschäden an Obstbäumen. 1)

Von Dr. Gustav Lüstner.

Anschließend an meine in der Deutschen Landw. Presse" (1904, No. 49) veröffentlichte Arbeit „Über die Ursache der Mombacher Aprikosenkrankheit", worin ich die Vermutung aussprach, daß das Eintrocknen des Blattrandes bei dieser Krankheit auf die Wirkung der dort häufigen Winde zurückzuführen sei, habe ich versucht, ähnliche Erscheinungen an Bäumen in der hiesigen Gegend aufzufinden. Dabei ist es mir gelungen, an solchen nicht allein die nämlichen Vertrocknungserscheinungen zu beobachten, sondern auch die alleinige Ursache dieses Falles der Rand- und Spitzendürre festzustellen.

Diese Beobachtungen erstrecken sich auf einen in meinem Hausgarten stehenden Zwetschenbaum und eine große Zahl alter und junger im Muttergarten der Kgl. Lehranstalt wachsender Steinobstbäume. An ersterem beobachtete ich Rand- und Spitzendürre schon seit mehreren Jahren. Sie stellte sich hier im Sommer ganz plötzlich ein und zwar derart, daß eine Seite der Krone, meist die westliche, den Schaden am stärksten aufweist. Dabei wurde häufig festgestellt, daß die am stärksten betroffenen Blätter sich vorzeitig vom Baume loslösten. Während eines Sturmes am 21. Juni 1907 zeigte es sich nun, daß an vielen Blättern die Spreite am Rande und an der Spitze welk war, während die übrigen mittleren Teile

1) Die Originalarbeit erscheint in der Zeitschrift für Pflanzenkrankheiten. 20

Geisenheimer Bericht 1907.

noch vollkommen turgescent erschienen. Die welken Teile begannen alsbald einzutrocknen und wiesen am 23. Juni bereits eine braune Farbe auf. Die Vertrocknungserscheinungen erstreckten sich jedoch nicht allein auf die Blätter, sondern auch, wenn auch nur vereinzelt, auf die Triebspitzen. In diesem, ohne allen Zweifel vom Winde hervorgerufenen Falle von Rand- und Spitzendürre treten die Absterbeerscheinungen an den Blättern genau in derselben Weise ein, wie es Aderhold für die Aprikosenkrankheit beschrieben hat.

Dieselben Beschädigungen fand ich in den folgenden Tagen an vielen Steinobstbäumen im Muttergarten der Kgl. Lehranstalt, die vor Eintritt des Windes noch völlig gesund waren. Auch hier zeigten sie sich hauptsächlich auf der Westseite, weil der Wind, der sie verursachte, aus Süd-West wehte. Namentlich waren es freistehende Bäume, welche diese Schäden aufwiesen, während die geschützt stehenden nur Spuren davon erkennen ließen. Einige Tage später, nachdem die Windschäden mit aller Deutlichkeit und schon von weitem erkennbar in die Erscheinung getreten waren, ließ sich auch feststellen, daß der Einfluß stärkeren Windes auf das Laub der einzelnen Steinobstarten und Sorten ein verschiedener ist, wie die folgende Aufstellung zeigt:

a) Bäume mit starken Schäden.

Italienische Zwetsche

Bühler Frühzwetsche

Wahre Zwetsche

Ebersweier Frühzwetsche

Hauszwetsche

Washington-Pflaume

Bunter Perdrigon (Pflaume)

Doppelte Herrenhäuser Mirabelle
Durchscheinende Reineclaude

Reineclaude von Oullin.

b) Bäume mit mittelstarkem Schaden, d. h. Bäume, bei denen sich die Vertrocknungserscheinungen nur in Gestalt eines schwachen Saumes am Rande und der Spitze der Blätter zeigen.

Augustzwetsche

Eẞlinger Frühzwetsche

Lukas Frühzwetsche

Serbische Zwetsche

Wangenheimer Frühzwetsche

Zimmers Frühzwetsche

Admiral Bigny (Pflaume)

Königspflaume von Tour
Königin Viktoria (Pflaume)
Violette Jerusalemer Pflaume
Anna Späth (Halbzwetsche)
Catalonischer Spilling

Rangleries Mirabelle
Reineclaude von Jodoigne
Violette Reineclaude.

c) Bäume mit geringem Schaden, d. h. Bäume, bei denen an den Blättern nur kleine Randpartien oder meist nur die Zähne vertrocknet

waren.

Große Zuckerzwetsche

Frühzwetsche von Rüdesheim
Rienderts Frühzwetsche

Großherzog von Luxemburg (Zwetsche)

Decaisnes Pflaume

Frühe Fruchtbare (Pflaume)

Gelbe Katharinen-Pflaume

Lepine (Pflaume)

Rote Nektarine (Pflaume)
Ottomanische Kaiserpflaume
Rivers Frühpflaume
Violette Diaprée

Kleine Mirabelle

Königin der Mirabellen
Mirabelle von Bergthold

Große grüne Reineclaude
Merolds Reineclaude.

Wenn die Aprikosen- und die anderen Steinobstbäume des Gartens diese Windschäden damals nicht oder nur in geringem Maße aufwiesen, so ist dies darauf zurückzuführen, daß sie alle sehr geschützt stehen. Auf jeden Fall zeigen unsere Beobachtungen, daß das Krankheitsbild, wie es uns die Mombacher Aprikosen darbieten, durch stärkeren Wind auch an allen anderen Steinobstarten, einschließlich Aprikosen, hervorgerufen werden kann, und daß somit auch die Annahme berechtigt ist, daß auch die Mombacher Aprikosenkrankeit mit dieser Ursache in Zusammenhang steht.

Der Wind, der die genannten Vertrocknungserscheinungen an den Steinobstbäumen hervorgerufen hat, hatte die Stärke 9 der Beaufort schen Skala. Daß durch einen solchen Sturm die Blätter auch zerrisssen werden, ist selbstverständlich. Ich bemerke jedoch ausdrücklich, daß derartige Verletzungen bei dem in Rede stehenden Falle nur eine untergeordnete Rolle spielten und nur an einzelnen Ästen der am stärksten heimgesuchten Bäume vorhanden waren.

16. Untersuchungen über die Ursache des rheinischen

Kirschbaumsterbens.

Von Dr. Gustav Lüstner.

Von der Vermutung ausgehend, daß das am Rheine so häufig stattfindende Absterben von Kirschbäumen mit einer durch zu intensive Besonnung bedingten allzustarken Transpiration dieser

Bäume in ursächlichem Zusammenhang stehe (s. Jahresbericht der Anstalt 1905), wurden an letzteren Vorrichtungen angebracht, durch welche eine solche Wasserdampfabgabe verhindert werden sollte. Leider war der diesjährige Sommer für eine Beobachtung der Wirkung dieser Versuche wenig günstig, denn infolge des vorwiegend trüben Wetters dürften Störungen an den Bäumen, wie die in Rede stehenden, in diesem Jahre nicht, oder doch nur in ganz geringem Maße stattgefunden haben.

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Zur Abhaltung der Wärme von den Bäumen wurden ihre Stämme teils mit einem schlechten Wärmeleiter Stroh wickelt, teils mit einem Anstrich Kalk - versehen, durch dessen Farbe die Wärmestrahlen reflektiert werden.

Die Umhüllung mit Stroh geschah in der Weise, daß durch sie die Bäume nicht allzusehr verweichlicht wurden. Zu diesem Zwecke wurde die Schutzvorrichtung nur auf ihrer Südseite angebracht, die Nordseite, die von der Sonne nicht getroffen wird, und die deshalb auch nicht gefährdet ist, blieb dagegen offen. Durch dieses Vorgehen konnte eine fortwährende Erneuerung der Luft unter der Strohhülle erfolgen. In dieser Weise wurden 25 veredelte Kirschbäumchen im Alter von 5-10 Jahren anfangs April bis zur Kronenhöhe behandelt. Das Aussehen dieser Bäumchen blieb dauernd ein gesundes, keines ging ein. Die durchschnittliche Länge des Jahrestriebes betrug 32-35 cm.

Der Kalkanstrich wurde an zwei Baumserien vorgenommen. Bei der einen Serie wurden 25 unveredelte Bäumchen im Alter von 5-8 Jahren dreimal Anfang April, Mai und Juli — mit dem Anstrich versehen. Die Bäumchen zeigten während des ganzen Sommers ein gutes Aussehen und blieben alle gesund. Jahrestriebe im Durchschnitt 40-43 cm lang.

Die zweite Serie bestand aus 25 veredelten Bäumchen in einem Alter von ca. 5-12 Jahren. Sie wurden nur zweimal im Juli

und August gekalkt. Der Durchschnitt des Jahrestriebes betrug 28-30 cm. Von diesen Bäumchen, von denen einige wahrscheinlich die Krankheit vor Anstellung des Versuches schon in sich hatten, wurden zwei während des Sommers krank und drei gingen vollständig ein.

Ein auffälliger Einfluß der besagten Behandlungen auf das Leben der Bäume ist nicht zutage getreten, was übrigens, wie bereits erwähnt, nach den Witterungsverhältnissen dieses Sommers zu erwarten war. Nur die Rinde der behandelten Bäume zeigt gegenüber den unbehandelten insofern einen Unterschied, als sie heller gefärbt erscheint, welche Farbe an Kirschbäumchen geliebt wird.

Im übrigen ist die Frage über die Ursache des Kirschbaumsterbens in diesem Jahre noch dadurch eine kompliziertere geworden, als während des verflossenen Sommers eine ganze Anzahl Bäume durch den Fraß der Scher- oder Wühlmaus zugrunde gerichtet wurde, so daß einige Kirschbaumzüchter nun das Eingehen der Bäume überhaupt auf diese Maus zurückführen. An jungen Bäumchen wurden von diesem Tier die Wurzeln so stark befressen, daß sie

umfielen, an älteren Bäumen war der Schaden ein so starker, daß sie vollständig abstarben. Um die dortige Gegend auch von diesem Schädling zu befreien, wurde sofort ein Versuch mit Ratin" angestellt, das uns von dem bakteriologischen Institut der Landwirtschaftskammer für die Provinz Sachsen zu Halle a. S. für diesen Zweck kostenlos überlassen worden war. Es ist dies ein Bakterienpräparat, das erfahrungsgemäß bei Ratten, die von demselben gefressen haben, eine seuchenartige Krankheit hervorruft, welche zum sicheren Tode führt. Von den beiden Formen, in denen das Präparat in den Handel gebracht wird, wurde die flüssige in der folgenden Weise verwendet: Der Inhalt zweier Flaschen wurde bei zwei verschiedenen Versuchen in ein sauber ausgewaschenes und ausgekochtes Gefäß gegossen und in dieses soviele haselnuẞgroße Weißbrotstückchen gebracht, bis die Flüssigkeit vollkommen aufgesaugt war. Bei dem einen Versuch wurden diese Brotstückchen in Papier gewickelt ausgelegt, während sie bei den anderen ohne diese Hülle Verwendung fanden. Während nun die in Papier gehüllten Brotstückchen von den Mäusen nicht angenommen wurden, hatte der Versuch mit den nicht umhüllten Brötchen einen guten Erfolg, insofern als einige Tage nach dem Auslegen dieser weder Mäuse noch von diesen herrührende neue Fraßstellen an den Bäumen wahrgenommen werden konnten. Der Besitzer der Parzelle, in der dieser letztere Versuch ausgeführt wurde, bezeichnete den Erfolg desselben als einen sehr befriedigenden.

Es muß jedoch darauf hingewiesen werden, daß man bei der Verwendung des ,,Ratins" sehr vorsichtig sein muß, denn wenn zufälligerweise die mit diesem Präparat getränkten Brodstückchen von Hühnern gefressen werden, stellen sich bei denselben alsbald heftige Krankheitserscheinungen ein.

17. Lithiasis der Birnen.

Von Dr. Gustav Lüstner.

Wenn es uns auch nicht gelungen ist, neuere Erfahrungen über die Ursache dieser Krankheit zu sammeln, so möchten wir doch darauf hinweisen, daß uns in diesem Jahre mehrmals lithiasiskranke Früchte zugeschickt worden sind. Es hat somit allen Anschein, daß diese Krankheit in neuerer Zeit an Verbreitung gewonnen hat. Wie es die Fig. 65 zeigt, äußert sich diese Krankheit dadurch, daß die Birnenfrüchte an zahlreichen Stellen ihrer Oberfläche aufplatzen und daß aus diesen Wunden eine krümelige, hellbraune Masse hervorquillt. Die Form dieser Sprünge ist eine sehr wechselnde; entweder sind sie rundlich oder eckig, mitunter auch zickzackförmig. Nach Sorauer (Handbuch der Pflanzenkrankheiten, Bd. I, S. 170) sind sie auf eine durch Zellvermehrung nachträglich zustande kommende Anhäufung von Steinzellelementen, die schließlich aus der Frucht heraustreten und dann die genannten krümeligen Massen bilden, zurückzuführen. Sorauer führt diese eigenartige Erscheinung auf Trockenheit zurück. Er sagt darüber: Da diese Erscheinung

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