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Stadt Geisenheim stehenden Birnbaum aufzufinden, nämlich Epitrimerus piri (Nal.). Diese Art verursacht an den befallenen Blättern eine Einrollung des Randes (Fig. 62), wobei dieser gleichzeitig eine schwach knorpelartige Beschaffenheit annimmt.

Der Schaden, den die Milben an den Obstbäumen und Reben hervorrufen, ist meist nur ein geringer. Nur Phytoptus piri verdient in dieser Beziehung Beachtung, denn es kommt, wie bereits oben schon gesagt, häufig vor, daß beinahe sämtliche Blätter der Birnbäume mit seinen Gallen bedeckt sind. Da die Gallen selbst auf den einzelnen Blättern gewöhnlich gleichfalls in größerer Zahl vorhanden sind und im Laufe der Zeit absterben, wird hierdurch die Größe der assimilierenden Blattfläche bedeutend verkleinert, worunter natürlich die Ernährung des Baumes und damit auch die Ausbildung seiner Früchte notleidet, und zwar um so stärker, je größer die Zahl der befallenen Blätter ist. Bei uns tritt dieser Schaden nicht deutlich zutage, trotzdem er sicher überall vorhanden ist. Es sind jedoch Fälle bekannt (s. Reh, Handbuch der Pflanzenkrankheiten von Sorauer, III. Bd., S. 125), bei denen bei einem frühen Befall der Birnbäume die Früchte hart, rissig und deformiert wurden. Eine Bekämpfung gerade dieser Milbe ist somit dringend geboten. Allein dieselbe stößt auf große Schwierigkeiten, weil diese Milbe den größten Teil ihres Lebens an Örtlichkeiten in den Knospen oder Gallen verbringt, an denen sie von Bekämpfungsflüssigkeiten oder -pulvern nicht getroffen wird, nur wenn diese Mittel sehr frühzeitig angewendet werden, zeigen sie einen Erfolg, wie dies die Versuche von Slingerland und Reh (1. c.) mit 8 prozent. Petroleum-Seifenbrühe, resp. mit dem von Schilling schen Halali bewiesen haben. Sorauer (1. c.) empfiehlt zur Bekämpfung der Milben das Entfernen der unteren, meist allein befallenen Blätter der Frühjahrstriebe kurz vor Beginn des Sommertriebes.

Reh (1. c.) ist der Ansicht, daß die Verbreitung der Birnblattgallmilbe hauptsächlich durch den Wind erfolgt. Wenn diese Annahme wohl auch für viele Fälle zutreffend sein mag, so glauben wir doch, daß das Übertragen dieses Tieres von Baum zu Baum, selbst auf sehr weite Entfernung hin, meist durch den Menschen selbst erfolgt. Wir wissen, daß sich diese Milbe im Laufe des Sommers aus den Gallen in die Knospen zurückzieht, wo sie den Winter überdauert. Wenn nun solche milbenbeherbergende Knospen zur Veredelung seither noch nicht. von dem Schädling befallener Birnen benutzt werden, wird das Tier ganz unbewußt vom Züchter auf diese übertragen. So kann der Schädling in kurzer Zeit von einer Pflanzung aus an die verschiedenen Örtlichkeiten gelangen. und von den Knospen aus auf die übrigen Teile der damit veredelten Bäume übergehen, von wo aus er dann wieder auf die nämliche Art verschleppt werden kann. Auf diese Weise dürfte wohl in den meisten Fällen nicht allein die Verbreitung der Birnenblattgallmilbe, sondern auch aller verwandten, eine ähnliche Lebensweise zeigenden Arten erfolgen.

Um die Ausbreitung der Milben auf diesem Wege zu verhüten, dürfte es sich deshalb für den Obstzüchter und Weinbauer empfehlen, alle diejenigen Triebe der Obstbäume und Reben, an deren Blätter sich im Frühjahr und Sommer Milbengallen zeigen, mit einem bunten Faden zu markieren, damit er sie beim Schneiden der Edelreiser, resp. der Blindreben wieder auffinden und für Vermehrungszwecke ausschließen kann.

7. Über ein stärkeres Auftreten der Raupen von Argyresthia conjugella Zll. in den Früchten des Apfelbaumes.

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Von Dr. G. Lüstner.

Im Innern der Früchte des Apfelbaumes machen sehr verschiedene Insekten ihre Entwicklung durch. So finden wir in ihnen im Frühjahr, wenn sie ungefähr haselnußgroß geworden sind, die Larven der Apfelsägewespe = Hoplocampa testudinea vor, zu der sich bald diejenigen der Apfelstecher Rhynchitis bacchus und auratus gesellen. Diese werden später abgelöst von dem bei uns am häufigsten vorkommenden Apfelfeind, den Raupen des Apfelwicklers Carpocapsa pomonella, die im Volksmund gewöhnlich Obstwürmer oder Obstmaden genannt werden. Außer dieser Schmetterlingsraupe findet man zuweilen in den Apfelfrüchten noch eine andere vor, die gleichfalls in den Entwicklungsgang eines Kleinschmetterlings gehört, nämlich diejenige von Argyresthia conjugella. Während aber die Obstmade wohl überall vorkommt, wo Äpfel gezogen werden, ist der letztgenannte Schädling sehr viel seltener. Er zeigt sich so vereinzelt, daß ich ihn während meiner zehnjährigen Tätigkeit in Geisenheim in diesem Jahre zum ersten Male zu Gesicht bekommen habe. Daß jedoch auch bei diesem Insekte Ausnahmen vorkommen und es in bestimmten Gegenden sehr häufig ist und dadurch den Obstzüchtern große Verluste zufügt, konnte ich heuer feststellen. Mitte September erhielt ich aus Gehlert bei Hachenburg (Westerwald) eine Sendung Äpfel, die alle sehr stark von den Raupen der Argyresthia conjugella befallen und teilweise schon in Fäulnis übergegangen waren In dem Begleitschreiben teilte mir der Einsender mit, daß die dortigen Äpfel allgemein von diesem Schädling befallen werden, und daß er an manchen Bäumen so stark auftritt, daß kaum eine Frucht frei von ihm ist. Unterschiede im Befall der einzelnen Sorten sind in der dortigen Gemarkung nicht wahrnehmbar.

Die Schäden, die die beiden Schmetterlingsraupen an den Apfelfrüchten hervorrufen, sind leicht voneinander zu unterscheiden. Die Raupen des Apfelwicklers leben immer einzeln im Innern der Früchte und dringen durch einen einfachen, breiten Gang in sie ein. Ganz anders verhalten sich die Raupen von Argyresthia conjugella. Dieselben findet man stets in größerer Anzahl hier vor, ihre Gänge sind sehr fein und verlaufen schlangenförmig im Fruchtfleisch, wie dies an Fig. 63 zu erkennen ist. Über der Mündung des Einbohr

kanales dieser Raupen sammeln sich, genau so wie dies beim Apfelwickler der Fall ist, ihre Kotmassen in Form von kleinen, braunen körneligen Häufchen an (Fig. 64), häufig treten aus ihr auch Tropfen einer braunen Flüssigkeit aus. Die befallenen Früchte werden durch Fäulnispilze bald vollständig unbrauchbar gemacht.

Die Angaben in der Literatur über Argyresthia conjugella sind nur sehr spärlich. Nach Kirchner (Die Krankheiten und Beschädigungen unserer landw. Kulturpflanzen, S. 457) erreichen die Schmetterlinge eine Länge von 6-6,8 mm. Ihre Vorderflügel sind violettgrau, leicht gesprenkelt, mit gelblichweißer, von einer dunkel

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braunen Binde unterbrochener Innenrandstrieme und einem weißlichen Fleck vor der Spitze. Die Räupchen werden bis 7 mm lang; sie sind weißlich gefärbt mit schwärzlichem Kopfe. Heinemann (Die Schmetterlinge Deutschlands und der Schweiz, II. Abt. Kleinschmetterlinge, S. 647) gibt an, daß ihre Flugzeit in die Monate Mai bis Juli fällt. Um diese Zeit sollen die Schmetterlinge, wenn sie nicht umherfliegen, mit dem Kopfe nach unten, den Hinterleib fast senkrecht aufgerichtet und die Hinterbeine dicht an den Leib gedrückt an den Stämmen und Ästen der Bäume sitzen. Derselbe führt als Nahrung und Aufenthaltsort der Raupen nur die Beeren der Vogelbeere (Sorbus aucuparia) an. Außer der Eberesche findet sich bei Praun (Die Kleinschmetterlingsraupen, S. 83) noch die

Esche (Fraxinus) als Nährpflanze angegeben. Nach Zeller (Argyresthien, Sep., S. 260) ist die Art in Böhmen um Reichstadt und Nixdorf im Mai und Herbst an Ebereschen und Schlehensträuchern häufig, und in Schlesien soll sie einmal bei Kreisewitz im Juni gefangen worden sein. Zeller selbst klopfte am 7. Juli 1835 ein Weibchen im Glogauer Festungsglacis, worin kein Sorbus und Prunus wuchs, aus dem Laube einer jungen Ulme. Für Livland werden die Monate Mai, Juni und August als Flugzeiten angegeben. von Schilling führt in seinem praktischen Ungezieferkalender (S. 173) das Insekt unter dem Namen „Miniatur-Apfelwurm" auf und sagt, daß dieser selten in reifenden Äpfeln vorkommt. Nach ihm sollen sich die Raupen in einem weißen, maschigen, sehr kleinen Gespinst, oft in den Hohlräumen der Frucht, verpuppen. Ich kann diese Angaben bestätigen,

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Fig. 64.

wahrscheinlich darin zu erblicken, daß auf dem Westerwald die ursprüngliche Nährpflanze der Argyresthia-Raupe, die Eberesche oder Vogelbeere, weit verbreitet ist. Dieselbe ist hier als Alleebaum angepflanzt und bekleidet als solcher die meisten der dortigen Straßenzüge. Es ist somit nicht ausgeschlossen, daß dort der Schädling von den Vogelbeerbäumen aus auf die Obstbäume übergegangen ist und sich auf diesen nunmehr weiter verbreitet. Sollte dies tatsächlich der Fall sein, so würden somit die Vogelbeerbäume eine ernste Gefahr für den westerwälder Obstbau darstellen, der nur dadurch begegnet werden könnte, daß sie aus der Nähe der Obstbäume entfernt und durch andere Baumarten, am zweckmäßigsten Obstbäume, die das dortige Klima vertragen, ersetzt werden. Daneben müßte

1) Nach Niederschrift unserer Beobachtungen ist der Schädling auch noch in anderen Gegenden Deutschlands aufgefunden worden (s. Reh).

natürlich auch, eine energische Vernichtung des Schädlings in den Obstkulturen, die er bereits befallen hat, vorgenommen werden. Dieselbe hat zu erfolgen einmal durch die Abtötung seiner Schmetterlinge, wenn sie sich auf den Stämmen der Bäume ausruhen und dann noch durch ein möglichst allgemeines Vernichten der heimgesuchten Früchte. Vielleicht gelingt es auch, die Schmetterlinge mittels Leimruten oder durch mit Leim bestrichene Stäbe, die man an den Ästen rings um den Stamm herum aufhängt, zu fangen und unschädlich zu machen.

8. Über stärkere, in den Jahren 1906 und 1907 beobachtete Insektenschäden.

Von Dr. Gustav Lüstner.

In diesem und im vergangenen Jahre hatten sich nicht allein an den Obstbäumen, sondern auch im Walde in verschiedenen Gegenden Insektenschäden gezeigt, die sich von denen der vorhergegangenen Jahre durch ihre Stärke auffallend unterschieden. Vielfach ist es zu vollkommenem Kahlfraße gekommen, so daß die befallenen Bäume vollständig blattlos dastanden. Auch der Rheingau ist in dieser Art heimgesucht worden, und zwar vorzugsweise von drei Schädlingen: dem Eichenwickler (Tortrix viridana), der Apfelbaumgespinstmotte (Hyponomeuta malinella) und dem Goldafter (Porthesia chrysorrhoea).

Von dem Eichenwickler wurden in der hiesigen Gegend ganze Waldkomplexe vollständig kahl gefressen. Die meisten Bäume hatten sämtliche Blätter eingebüßt, und der ganze Wald machte einen winterlichen Eindruck. Dabei erwiesen sich die alten Bäume als am meisten befallen, während das Unterholz und die Lohschläge viel weniger zu leiden hatten. Auch die alte Erfahrung, daß einzelstehende alte Bäume von dem Insekte bevorzugt werden, konnte sowohl 1906 als auch 1907 in der hiesigen Gegend bestätigt werden. Dabei ergab sich die auch anderwärts gemachte Beobachtung, daß der Fraß der Eichenwicklerraupe meist in den obersten Teilen der Krone beginnt und von hier aus allmählich nach unten zu fortschreitet. Vielfach konnten abbaumende Raupen beobachtet werden und zwar oft in solchen Mengen, daß sie zu vielen Hunderten an ihren Spinnfäden in der Luft hängend angetroffen wurden. Die Puppen des Schädlings werden außer in zusammengesponnenen Eichenblättern auch an fast allen unter den Eichen befindlichen Pflanzen aufgefunden. Trotzdem der Eichenwickler zu den Dämmerungsfaltern gehört, fliegt er doch häufig auch bei Tage, selbst im Sonnenschein, umher, wie dies bereits von Judeich und Nitsche (Forstinsektenkunde, S. 1054) angegeben wird, und wir selbst sowohl 1906 als auch 1907 feststellen konnten. Seine Schmetterlinge zeigten sich in diesen Jahren, namentlich 1906, in solchen Mengen, daß sie nicht allein in den Weinbergen, sondern auch in der Stadt Geisenheim selbst häufig beobachtet werden konnten. Auffallend reich

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