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IV. Prüfung von Materialien und Geräten, die den Weinbau

betreffen.

1. Mittel zur Bekämpfung der Peronospora und des Oïdiums

der Rebe.

Eine Anzahl solcher Mittel wurde der Anstalt zur Begutachtung eingesandt. Die Prüfung der verschiedenen Fabrikate wurde im Verein mit Herrn Dr. Lüstner vorgenommen. Wir wollen die mit ihnen erzielten Erfolge in gedrängter Form einzeln besprechen.

Ich bemerke vorweg, daß sämtliche Mittel im Laufe des Sommers viermal zur Anwendung kamen. Die Bespritzung geschah so früh und die Zwischenräume zwischen den einzelnen Behandlungen waren derart bemessen, daß manche Mißerfolge nicht auf das Konto ungünstiger Umstände nach dieser Richtung hin geschrieben werden können. Vor allem konnten die Spritztropfen nach der Behandlung der Reben immer genügend antrocknen. Der Erfolg der Behandlung der Reben wurde in Vergleich gezogen mit jenem der gewöhnlich verwandten Kupfervitriolkalkbrühe. Um die Resultate besser beurteilen zu können, und vor allem um dem Leser eher Gelegenheit zu geben, ein vergleichsweises Urteil sich selbst zu bilden, wurden

die durch die Peronospora hervorgerufenen Flecken verschiedentlich gezählt, wobei auch ihre Größe berücksichtigt wurde.

Zur Zeit des stärksten Befalles durch die Peronospora zeigten 150 Rebpflanzen, die mit Kupfervitriolkalkbrühe behandelt waren, 39 Peronosporaflecken mit einem Durchmesser von höchstens 1 cm.

a) Essigsaures Kupfer (Verdet Neutre).

Das essigsaure Kupfer wurde als fein gemahlenes bläulichweißes Pulver bezogen. Es löste sich in Wasser sehr schnell und leicht; die wässerige Lösung weist ebenfalls eine bläulich - weiße Farbe auf.

Zur Verwendung des Mittels hat man einfach notwendig, das Pulver in Wasser zu lösen. Damit der Lösungsprozeß schneller vor sich gehe, erscheint es mir wie beim Kupfervitriol ratsam, das Kupfer in Körbchen zu bringen, die man in Bütten hängt, welche mit Wasser gefüllt sind. Die erhaltene Lösung ist direkt gebrauchsfertig. Zusätze von Kalk, Soda oder einer anderen Lauge, wie sie bei der Verwendung von Kupfervitriol notwendig sind, erscheinen hier überflüssig. Dadurch leidet aber die Erkennung der Spritzflecken auf den Rebteilen. Die auf die grünen Triebe aufgebrachten Tröpfchen sind nur sehr wenig sichtbar, eine Kontrolle über die Ausführung der Spritzarbeit ist daher erschwert. Um diesem Übelstand abzuhelfen, empfiehlt es sich, auf 1 kg Kupfervitriol 100 g weiße Tonerde beizugeben. Die so erhaltene Lösung wird genau wie die Bordelaiserbrühe verspritzt. Bei der ersten Bespritzung verwandten wir eine 1/2 prozentige, bei allen anderen eine 1 prozentige Brühe.

Der Erfolg des Mittels war kein durchschlagender. An 150 Stöcken zeigten sich 135 ziemlich stark befallene Blätter.

Neben dieser Form wurde das essigsaure Kupfer auch in Kristallen verwandt. Im großen ganzen gilt von diesem Mittel das Ebengesagte. An 150 Stöcken waren 134 Blätter befallen.

Bei der Bewertung dieser Erfolge ist zu bedenken, daß die Verhältnisse bei der Verwendung des essigsauren Kupfers sehr günstig waren. Hier nämlich kommt es besonders darauf an, daß der auf die Blätter gespritzten Spritzflüssigkeit Zeit gegeben ist, auf der Unterlage zu erhärten. Tritt bald nach der Behandlung Regen ein, so ist die Wirksamkeit des essigsauren Kupfers in Frage gestellt.

b) Kristall-Azurin.

Die Firma Miliussche Gutsverwaltung in Ulm a. D. hat dieses Mittel in den Handel gebracht. Es stellt eine blaue Masse dar, die sich äußerlich als grobes Pulver erweist. Ihre Hauptbestandteile sollen Kupfervitriol und Ammoniak sein. Das Mittel gelangt in Päckchen à 250 g in den Handel. Nach Angabe des Lieferanten genügt ein Päckchen zur Herstellung von 100 1 fertiger Spritzbrühe.

Das Pulver löst sich in Wasser gut auf. Bei längerer Aufbewahrung leidet die Löslichkeit jedoch bedeutend.

Die Mischung zeigt eine tiefblaue Farbe. Auch hier ist ein weiterer Zusatz nicht notwendig. Die Anwendung erfolgte in 14und 1/2 prozent. Lösung. Über die letzt angegebene Konzentration sollen wir nach Angabe des Lieferanten nicht hinausgehen, da die Brühe sonst infolge des Ammoniakgehaltes ätzende Eigenschaften besitzt. Selbst bei der angegebenen Art der Anwendung zeigten sich einzelne Verbrennungserscheinungen. Die Spritzflecken sind sehr deutlich sichtbar; ihre Haftbarkeit ist gut. Infolge des geringen Prozentsatzes an Kupfer wird jedoch der Kupferbelag durch Regen ziemlich früh abgewaschen. Bei 150 Stöcken zeigten sich 115 befallene Blätter.

Das Kilogramm Kristall - Azurin kostet 3 M. Eine 1/4 prozent. Lösung stellt sich demnach etwa so teuer wie eine 1 prozent. Bordelaiserbrühe. Die Wirksamkeit der ersteren ist aber, wie aus den Zahlen hervorgeht, bedeutend geringer und von viel kürzerer Dauer, so daß absolut betrachtet Kristall - Azurin im Preise höher steht.

c) Antiperonosporina.

Dieses Mittel kommt als bläuliche Flüssigkeit in Literflaschen zum Versand. Der Inhalt einer Flasche genügt zur Herstellung von 100 1 Spritzbrühe. Die zubereitete Flüssigkeit hat einen stark an Lysol erinnernden Geruch und eine bläuliche Farbe, die an jene von Kupfervitriolkalkbrühe sehr erinnert. Nach den Angaben des Lieferanten sind bereits angegriffene Blätter auf der Unterseite zu behandeln. In weit vorgeschrittenen Fällen soll die Lösung konzentrierter hergestellt werden. Man soll dann auf 80 1 Wasser 1 Ztr. Antiperonosporina bringen. Die Bespritzung soll nur vorgenommen werden, wenn der Morgentau getrocknet ist; 2 Stunden vor Sonnenuntergang ist die Behandlung einzustellen, damit die Wirkung des Mittels durch Feuchtigkeit nicht beeinflußt werde.

Trotzdem alle diese Punkte beobachtet wurden, zeigten 150 Stöcke 271 befallene Blätter.

d) Antiperonospora

wurde eingesandt von A. Becher & Co., chemisch-technische und Faßschwefelfabrik, Worms a. Rh.

Es stellt ein bläulich - weißgraues, körniges Pulver dar, das gut verschlossen in Paketen zu 5 kg in den Handel kommt. Ein solches Paket genügt, um mit 100 I Wasser eine fertige Brühe zu bereiten. Die Auflösung des Pulvers in Wasser geht sehr langsam und unvollständig vor sich. Es bleiben körnige Bestandteile ungelöst, die die Spritze beim Verteilen der Brühe verstopfen. Die zubereitete Flüssigkeit nimmt die Farbe des Pulvers an.

Als Vorzug dieses Mittels wird das längere Haftenbleiben des Belages an den Stöcken angeführt. Außerdem wird die Leichtigkeit der Zubereitung der Brühe, absolute Wirkung, große Ersparnis an

Arbeit und Geld hervorgehoben. Wir konstatierten, daß die Spritzflecken auf den Blättern sehr deutlich sichtbar sind und die Beläge lang haften bleiben. An 150 bespritzten Stöcken zeigten sich jedoch 250 befallene Blätter.

Ein Paket von 211⁄2 kg kostet 2 M.

e) Bouille Bordelaise Schloesing

ist ein feines, bläulich-weißes Pulver, das von der Firma SchloesingFrères & Co., Marseille in Packungen von 2 kg in den Handel. gebracht wird. Es ist in Wasser leicht lösbar und verleiht der Lösung die Farbe der gewöhnlichen Kupferkalkbrühe. Zur Herstellung der Brühe schüttet man das Pulver unter stetem Umrühren in Wasser. Ein weiterer Zusatz ist nicht erforderlich. Die Spritzflecken sind an den Blättern sehr deutlich zu sehen und bleiben lange haften. An 150 Stöcken fanden sich 138 befallene Blätter.

f) Carat

stellt ein von dem Önologischen Institut in Epernay erzeugtes flüssiges Schwefelpräparat dar, das in Deutschland von H. Köhler, Worms a. Rh., Donnersbergerstr. 8 vertrieben wird. Das Mittel besitzt eine bläulich-grüne Farbe und einen Geruch nach Schwefelwasserstoff.

Seine Anwendung kann in 3 facher Weise erfolgen. Zunächst soll es mit Wasser verdünnt gegen Oïdium wirksam sein. Bei der ersten und zweiten Bespritzung genügen nach Angabe 2 1, später 4-51 Carat" auf 100 1 Wasser.

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Der Wert des Mittels gegen Oïdium kann nicht endgültig angegeben werden. Bei den damit angestellten Versuchen trat Oïdium auf den behandelten Parzellen nicht ein. Das ist aber im vorliegenden Fall kein Beweis für die Wirksamkeit des „Carat", denn in der ganzen Lage, zu der die Versuchsparzelle gehörte, war der Äscherich nur ganz vereinzelt aufgetreten. Ich möchte daher ein abschließendes Urteil nach dieser Richtung nicht geben.

Eine zweite Art der Anwendung soll gegen Oïdium und Insekten gerichtet sein. Um diesen Zweck zu erreichen, muß dem in Wasser aufgelösten ,,Carat" Lysol zugegeben werden. Bei der ersten Bespritzung sollen 2,,Carat" und 1/4 1 Lysol, zur zweiten 2-3 Carat und 1/3 1 Lysol und zur dritten Bespritzung 3-4 1 Carat" und 1/2 1 Lysol verwandt werden. Die Wirksamkeit inbezug auf Insekten war gering. Der Sauerwurm trat in der behandelten Parzelle genau so stark auf, wie in den übrigen. Das Verhalten der Mischung gegen andere Insekten konnte nicht festgestellt werden, da andere Feinde der Reben zur Zeit der Anwendung nicht in größerem Umfange aufgetreten waren.

Will man Carat" gegen Peronospora und Oïdium gleichzeitig anwenden, so kommen zu Caratwasserlösung Kupfervitriol und Kalk. Zur ersten Bespritzung verwende man 1 kg Kupfervitriol, 200 g gebrannten, ungelöschten Kalk und 21 Carat". Die zweite

Behandlung erfolge mit 1/2 kg Kupfervitriol, 300 g gebranntem, ungelöschtem Kalk und 3 1 Carat". Die 3. und 4. Bespritzung soll mit stärker konzentrierteren Lösungen vorgenommen werden.

Die damit angestellten Versuche zeigten, daß die Spritzflecken an den Blättern deutlich sichtbar sind. Sie hinterlassen einen stahlblauen, glänzenden Belag und haften sehr lange. Eine große Anzahl getroffener Blätter zeigte Ätzungserscheinungen. Von 150 Stöcken waren 134 Blätter von Peronospora befallen.

g) Reflorit.

,,Reflorit" ist ein Mittel, das im Sommer 1907 sehr häufig genannt wurde. Es geschah dies nicht etwa seines Wertes willen, als vielmehr infolge der umfangreichen Reklame, welche die Vertriebsgesellschaft: „Compagnie Reflorit" durchführte. In den Zeitungen, auf den Kongressen wurde von dieser Neuheit viel gesprochen. Es sollte angeblich ein Helfer in der Not für Winzer, Gärtner, Obstzüchter und die gesamte Pflanzenkultur" sein.

„Reflorit“ ist ein feinkörniges, gelbes Pulver, das einen scharfen stechenden, zum Niesen reizenden Geruch besitzt. Im trockenen Zustande soll es nach Angabe der Firma feuergefährlich sein. Im Wasser ist das Pulver sehr leicht löslich. Die menschliche Haut wird durch die Lösung glatt und anhaltend gelb gefärbt, so daß, wie vom Fabrikanten angegeben wird, in ihr vorhandene Schrunden, wenn sie damit benetzt werden, verschwinden. Nach Kulisch und Meißner besteht das Mittel in der Hauptsache aus Pikrinsäure.

Der Versand erfolgt in Krügen, denen ein kleines Maß beigegeben ist, dessen Inhalt zur Herstellung von 50 1 Spritzflüssigkeit ausreicht.

Die Anwendung geschieht mit Rebspritzen. Die bei der Verteilung der Brühe entstehenden Spritzflecken sind auf den Rebblättern ganz schwach sichtbar.

An der Anstalt wurde das,,Reflorit" benützt gegen Peronospora, Oidium und den Heu- und Sauerwurm.

Die behandelten Reben zeichneten sich gegenüber jenen mit Kupfervitriolkalkbrühe bespritzten durch einen stärkeren Befall durch die genannten Pilze aus. Der Unterschied inbezug auf Peronospora zeigte sich am stärksten im Monat September, zu welcher Zeit in der Gemarkung Geisenheim die Blattfallkrankheit am stärksten auftrat. Ende dieses Monats war der Stand der mit „Reflorit" behandelten Reben genau so schlecht, wie jener der unbehandelten Kontrollparzellen, während die mit Bordelaiserbrühe bespritzten Blätter höchstens vereinzelt Spuren des Schadens aufwiesen. Bei der Beurteilung der Versuchsergebnisse wurde natürlich nur der von dem Mittel getroffene Teil der Blätter und nicht die nachträglich entstandenen berücksichtigt.

Das Oïdium erschien in stärkerem Maße in den Geisenheimer Weinbergen Ende Juli bis Anfang August. Die mit Reflorit" behandelten Blätter und Trauben waren bereits anfangs August so

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