Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

Aus diesem Versuche ergibt sich, daß dort, wo in Privatgärtnereien in den Obsttreibhäusern auch gleichzeitig Tomaten gezogen werden sollen und wo man einen besonderen Wert darauf legt, frühzeitig reife Früchte für die Küche zu liefern, die Stecklingsvermehrung im Herbste einen Vorzug besitzt und daß von diesen Pflanzen nicht nur früher die Früchte geerntet werden können, sondern daß auch die Pflanzen selbst ertragreicher sind. Notwendig ist allerdings, daß für die Überwinterung der jungen Pflanzen ein geeigneter Platz im hellen luftigen Hause zur Verfügung steht und daß man die Pflanzen gegen ein Vergeilen schützt.

C. Landschaftsgärtnerei.

1. Allgemeines.

Mit dem Heranwachsen der Ziergehölze in den Parkanlagen der Lehranstalt ergibt sich die Notwendigkeit, für Licht und Luft immer mehr Sorge zu tragen und den wertvolleren Gehölzen den vollen Raum für die freie Entwicklung anzuweisen. Verschiedene Teile der Parkanlagen sind schon in den letzten Jahren einer vollständigen Neugestaltung unterzogen worden und diese Arbeiten sollen auch für die nächsten Jahre fortgesetzt werden, um einmal im Anschluß an den Unterricht in der Landschaftsgärtnerei neue Aufgaben zu Entwürfen und Ausarbeitungen Gelegenheit zu bieten, dann aber auch, um diese Anlagen mustergültig und den Anforderungen der Neuzeit entsprechend zu gestalten.

2. Beschreibung einiger wertvoller Ziersträucher aus den Parkanlagen der Lehranstalt.

Unter den zahlreichen Ziersträuchern, die zur Ausschmückung gärtnerischer Anlagen Verwendung finden, gibt es eine ganze Anzahl, deren Wert und deren Eigenschaften vielfach noch nicht genügend bekannt und gewürdigt werden, weshalb hier auf einige derselben hingewiesen werden soll.

a) Buddleya variabilis Veitchiana.

Unter den im Spätsommer blühenden neueren Sträuchern verdient dieser Zierstrauch volle Beachtung und Wertschätzung. Ziemlich starkwachsend und Jahrestriebe von 80-100 cm Länge treibend besitzt er grünlich weiße längliche Blätter, die mit den im August bis September erscheinenden lila mit orangegelber Mitte gefärbten Blüten eine eigenartige Farbenwirkung bilden. Der Blütenflor erstreckt sich auf eine Dauer von 6-8 Wochen, und die Blüten, die in Form von 30-40 cm langen Ähren erscheinen, stehen an den Spitzen der Jahrestriebe. Zur Bepflanzung von Gruppenrändern wie auch zur Einzelpflanzung auf Rasenflächen ist dieser Strauch sehr wertvoll und verdient weite Verbreitung.

b) Caryopteris mastacanthus.

Wenn der Blütenflor fast sämtlicher Blütensträucher gegen Herbst im Garten beendet ist, dann bringt dieser Zierstrauch, der auch den Namen Caryopteris sinensis, oder Chinesische Bartblume führt, seinen außerordentlichen reichen Blütenflor zur Entfaltung. Dieser aus China stammende und 50-80 cm hoch werdende Strauch besitzt graufilzige Blätter, die einen starken aromatischen Duft verbreiten. An den Spitzen der Jahrestriebe erscheinen Ende September Oktober die achselständigen dunkelvioletten Blüten in solch einer Fülle, daß der gesamte Strauch wie mit Blüten überschüttet erscheint. Diese hervorragenden Eigenschaften lassen erkennen, daß der Strauch zur Anpflanzung in den Gärten außerordentlich wertvoll ist und daß er sich besonders zur Anpflanzung an Vorsprüngen von Sträuchergruppen eignet, wo er dann um so mehr zur Wirkung kommt, wenn mehrere Sträucher in leichter Anordnung angepflanzt werden. Da der Strauch sehr lange in Vegetation bleibt, so ist ein geschützter sonniger Standort, vorwiegend die Südseite einer Gruppe, für die Anpflanzung zu wählen, wie es sich auch empfiehlt, in rauheren Gegenden eine leichte Winterdeckung vorzunehmen. Für Bienenzüchter darf nicht unerwähnt bleiben, daß die chinesische Bartblume eine Bienenfutterpflanze von hohem Werte bedeutet, da der Strauch zurzeit der Blüte von den Bienen fest belagert wird.

c) Evonymus latifolia Scop,

der breitblättrige Spindelstrauch.

Nicht die Blüte, sondern der schön gefärbten Früchte wegen sei auch dieser Zierstrauch, der stets die Aufmerksamkeit der Besucher der Lehranstalt auf sich lenkt, hier mit angeführt. Der großblättrige Spindelstrauch ist stark wachsend und zeigt einen mehr baumartigen Charakter. Freistehend baut er sich gleichmäßig nach allen Seiten aus und seine Zweige zeigen einen leicht überhängenden Bau. Die sehr zahlreich erscheinenden Früchte nehmen gegen Spätsommer eine prächtige Färbung an, indem die großen Fruchtkapseln hell karminrot, die Samen blaßrot und von einem orangefarbenem Mantel umhüllt sind.

Unstreitig bildet dieser Zierstrauch im Schmucke seiner zahlreichen Früchte stehend eine Zierde des Gartens, weshalb er zur Anpflanzung sehr zu empfehlen ist.

3. Wertvolle Schwertliliensorten zur Ausschmückung von Garten- und Parkanlagen.

Die altbekannte Schwertlilie, Iris germanica, die in ihrer Stammform und einigen verbesserten Sorten so häufig in den Gärten auf dem Lande angetroffen wird und die so recht den Gartenschmuck des alten Bauerngartens in sich vereinigt und dort auf den Blumenrabatten oder als Einfassung der Wege fast niemals fehlt, verdient

Geisenheimer Bericht 1907.

11

auch heute noch volle Beachtung und Wertschätzung, zumal die neueren Sorten so außerordentlich in Form und Farbe verbessert worden sind, daß sie fast mit den Orchideenblüten wetteifern könnten. Die einmalige Anpflanzung lohnt jede Mühe und Arbeit und verleiht dem Garten, wenn in entsprechender Weise verwendet, zur Zeit der Blüte eine Schönheit von seltener Pracht.

Die nachstehend angeführten Sorten sind in Farbenpracht und Formenschönheit der Blüten hervorragend schön, so daß hier eine kurze Beschreibung folgen möge.

Moore King. Die hochgestellten Blütenblätter dieser Sorte sind tief goldgelb, die hängenden tiefsammetbraun mit leuchtend goldgelbem Rande eingefaßt. Unter den dunkelfarbigen Irissorten ist diese eine der schönsten, die außerordentlich zur Anpflanzung empfohlen werden kann.

Darius. Die Grundfarbe der Blüten ist chromgelb mit rot durchsetzt. Dabei sind die Blütenblätter blaßgelb gerändert und weiß geadert. So besitzen diese Blüten ein Farbenspiel von eigenartiger Wirkung und Pracht.

Clio. Ein ganz reizendes Farbenspiel zeigt sich auch in den Blüten dieser Sorte, indem die aufrecht stehenden Blütenblätter reinweiß, die hängenden schwarz ultramarinblau gezeichnet sind.

Conscience. Das Farbenspiel der Blüten ist hier ganz eigenartig, indem die oberen Blütenblätter olivefarben, die hängenden dunkelweinrot, leicht geadert sind.

Perfection. Die hängenden Blütenblätter sind reich sammetig ultramarinblau, die hochgestellten lavendelblau gefärbt, ein Farbenspiel, welches sehr vorteilhaft wirkt.

Magnifica. Die sehr großen Blüten dieser Sorte sind rötlich olivefarben bei den hochgestellten, und dunkel sammetbraunrot bei den hängenden Blütenblättern gefärbt.

Grachus. Diese Sorte bleibt ziemlich niedrig im Bau, blüht sehr reich und die Blütenblätter sind blaßgelb mit rot, netzartig geadert. Eine sehr zu empfehlende Sorte, die sich überall vorteilhaft verwenden läßt.

4. Anordnung von Blattpflanzen in den Parkanlagen der Königl. Lehranstalt.

Die Fig. 45 zeigt die Anordnung von Blattpflanzen in freier Anordnung und im Anschluß an eine Gehölzgruppe.

Es ist ganz außer Zweifel, daß durch Verwendung der verschiedensten Blattgewächse nicht nur eine rege Abwechslung sondern auch eine wobltuende Wirkung in einer landschaftlichen Gartenanlage geschaffen werdeu kann, wenn man auf die richtige Anordnung und Zusammenstellung der Pflanzen einen besonderen Wert legt und wenn man die Wirkung der einzelnen Pflanzen in Verbindung mit ihren Eigenschaften berücksichtigt. Aus der Abbildung

lassen sich die einzelnen hier verwendeten Pflanzen sehr deutlich erkennen, so daß es sich erübrigt eine besondere Bepflanzungsliste hier anzuführen.

5. Bepflanzung von Blumenbeeten in den Parkanlagen der Königl. Lehranstalt.

Die alljährlich wechselnde Bepflanzung der Blumenbeete in den Parkanlagen der Lehranstalt gibt Veranlassung, auch hier in kurzen Worten darauf hinzuweisen und diejenigen Bepflanzungen hervorzuheben, die als besonders wirkungsvoll bezeichnet werden können.

[graphic]

Fig. 45. Photographische Aufnahme einer Partie aus den Parkanlagen der Königl. Lehranstalt. Freie Anordnung von Blattpflanzen.

Blumenbeet No. I. (Frühjahrsbepflanzung.)

Wie aus der nebenstehenden Fig. 46 im Grundriß und Fig. 47 in der photographischen Aufnahme zu erkennen ist, stellt sich die Bepflanzung dieses Beetes wie folgt zusammen:

No. 1. Viola tricolor maxima ,,Schneewittchen" als Randpflanzung.

No. 2. Tulpe Chapeau de Cardinal auch unter Kardinalshut bekannt, in leichter unregelmäßiger Verteilung. No. 3. Arabis alpina flore alba pleno als Untergrund zu

den Tulpen.

Der Wert dieser Bepflanzung beruht in einer außerordentlich wohltuenden Farbenwirkueg der Tulpen, deren Blüten eigenartig

[merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][graphic]

Fig. 47. Photographische Aufnahme einer Partie aus den Parkanlagen der Königl. Lehranstalt. Im Vordergrunde die Bepflanzung des Blumenbeetes No. I zeigend.

« ZurückWeiter »