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Sorten in jenem Hause, welches im Satteldach gebaut ist, und in seiner Lage von Norden nach Süden läuft, ziemlich spät, bleiben durchweg fade im Geschmack, die Beeren erreichen meist nur geringere Größe und bei den blauen Trauben ist die Färbung nur

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eine recht mangelhafte. Am meisten macht sich die letzte Eigenschaft bei der Sorte Gros Colman bemerkbar, die immer nur eine rötliche blaue, fast unansehnliche Färbung annimmt, nur geringe Spuren von Duft auf den Beeren zeigt und kaum den vollen Reife

1:50 Fig. 41.

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grad erreicht. Fast ebenso verhält es sich mit der Sorte Black Alicante bezüglich der Färbung der Trauben. Im vollen Gegensatz stehen hierzu jene Trauben dieser Sorten, die im einseitigen Hause zur Entwicklung kommen, sie reifen früher, sind edler im Geschmack, vollkommen in der Entwicklung und weisen eine der Sorte eigene intensiv dunkelblaue Färbung der Beeren auf, die außerdem von einem starken Duft überzogen sind. So reiften z. B. die Trauben im Sattelhause, welches Mitte Januar angeheizt wurde, erst Mitte

Fig. 42. Profilzeichnung des einseitigen Weintreibhauses der Lehranstalt.

Juli und etwa 10 Tage später kamen auch die Trauben im einseitigen Hause zur Reife, in welchem die Stöcke durch Heizwärme überhaupt nicht in der Entwicklung angeregt wurden. Aus diesen Beobachtungen darf man den Schluß ziehen, daß die Sorten Gros Colman, Black Alicante, Muscat of Alexandria in erster Linie sich zur Anpflanzung in einseitigen Häusern eignen, deren Glasfläche nach Süden geneigt ist, und hier den besten Erfolg sichern. Es ist ganz außer Zweifel, daß die Lage des Hauses und damit in Verbindung stehend die günstige Ausnutzung der Sonnenstrahlen

von hohem Einfluß nicht nur auf das Wachstum der Reben ist, sondern auch auf die Entwicklung der Trauben. Das einseitige Haus, mit seiner nach Süden geneigten Glasfläche fängt die Sonnenstrahlen besser auf, ist infolgedessen bedeutend wärmer und auch heller. Da nun die durch die Sonnenstrahlen in den Häusern erzeugte Wärme bedeutend besser ist für die Reben als diejenige, durch die Heizungsanlage hervorgerufen, und da die Reben überhaupt ein hohes Maß von Wärme für die Entwicklung der Trauben

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verlangen, so erklären sich dadurch obige Beobachtungen vollkommen in allen Einzelheiten. Bei Beachtung dieser gesammelten Erfahrungen erscheint es zweckmäßig, die Auswahl der Rebsorten auch der Form und Lage des Hauses anzupassen, und die anspruchsvolleren Sorten vorwiegend in einseitigen Häusern zu kultivieren. Nicht unerwähnt mag auch an dieser Stelle bleiben, daß die Treiberei der Reben im einseitigen Weintreibhause, infolge der so günstigen Ausnutzung der Sonnenstrahlen eine wesentliche Ersparnis an Heizmaterial bedeutet.

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Fig. 44. Blick in ein Weintreibhaus der Königl. Lehranstalt. 2 jährige Stöcke der Sorte,,Barbarossa" im Ertrag stehend.

3. Eine empfehlenswerte Tafeltraubensorte für die Kultur unter Glas.

Unter den in den Weintreibhäusern der Lehranstalt angepflanzten Traubensorten befindet sich auch die Sorte Barbarossa, die in ihren Eigenschaften so wertvoll ist, daß hier in empfehlender Weise darauf hingewiesen werden möge.

Wie aus den Abbildungen in Fig. 43 und 44 erkenntlich ist, tragen die Stöcke dieser Sorte nicht nur sehr reich, sondern bringen auch außerordentlich große Trauben von 30-40 cm Länge und im Gewicht von 2-3 Pfd. und darüber zur Entwicklung. Die Beeren der Trauben sind rund, tiefblau in der Färbung und besitzen einen feinen Geschmack. Infolge der lederartigen Beerenhaut sind die Trauben widerstandsfähig und für den Versand geeignet wie auch diese Eigenschaft die Haltbarkeit derselben außerordentlich unterstützt.

Dort, wo man in Privatgärtnereien auf die Anzucht besonders großer Trauben (Schautrauben) einen Wert legt, kann diese Sorte zur Anpflanzung sehr empfohlen werden.

4. Die Vermehrung der Tomaten durch Stecklinge und ihre Verwendung für Treibzwecke.

In den letzten Jahresberichten der Lehranstalt ist wiederholt an dieser Stelle auf empfehlenswerte Tomatensorten hingewiesen, die sich besonders für die Kultur unter Glas eignen. Auch die Kultur dieser Pflanze ist in ausführlicher Weise im Jahresbericht 1903 S. 80 besprochen worden. Im letzten Jahre sind nun Versuche dahingehend angestellt, ob es zweckmäßiger erscheint, die für die Treiberei bestimmten jungen Pflanzen aus Samen zu vermehren, oder durch Stecklinge. Das Resultat dieses Versuches kann nun wie folgt zusammengestellt werden.

Mit der Vermehrung der Tomaten durch Stecklinge wurde Mitte September begonnen, indem passende Triebe von vorhandenen Pflanzen als Stecklinge zugeschnitten und in kleine Töpfe mit sandigem Erdreich gefüllt gesteckt, auf einem lauwarmen Mistbeetkasten zur Bewurzelung gebracht wurden. Die Bewurzelung der Stecklinge ging in kurzer Zeit vor sich. Später in einem hellen Hause bei 6-8° R. überwintert, blieben die Stecklinge fast ununterbrochen im Wachstum, so daß bis zum Frühjahr schon Pflanzen von 25-40 cm Höhe zur Verfügung standen. Selbst die an den Pflanzen sich zeigenden Blütenknospen kamen im Winter zur Entfaltung und setzten willig Früchte an, so daß bis Mitte Februar nicht nur fertige, sondern mit kleinen Früchten versehene Pflanzen zum Auspflanzen in den Häusern verwendet werden konnten. Daß unter solchen Verhältnissen auch schon sehr zeitig reife Früchte geerntet wurden, ist erklärlich und daß eine reiche Ernte von jeder Pflanze sich erzielen läßt, ist daraus zu erkennen, daß die Tomatenpflanzen bis Ende Oktober ununterbrochen Früchte lieferten.

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