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Die Honigräume hat man zwar in diesem Jahr geöffnet, Honig ist aber keiner hinein getragen worden. Fehlt es dem Bienenzüchter an Waben, um diese Räume auszufüllen, so kann er solche gewinnen, wenn er ein Volk von seinen Waben abfegt und es nachher auf Kunstwaben setzt. Diese Arbeit haben wir auch am 9. Mai unternommen. Das dazu bestimmte Volk wurde aus seiner Wohnung entfernt und in einen Reservekasten gestellt. Dann gibt man demselben soviel Kunstwaben, als es belagern kann. Nun werden die Bienen mit einer Gänsefeder oder feinen Bürste wieder in ihren Kasten zu den Kunstwaben gefegt. Die abgefegten und mit Brut gefüllten Waben verteilt man sofort an die schwächsten Völker. Wir hatten aber unterlassen, die Königin vorher einzufangen und einzusperren. Sie ist uns jedenfalls beim Entfernen der Waben verloren gegangen, denn die Bienen sind nicht auf den Kunstwaben geblieben, sondern zogen sofort in den Nachbarkasten ein und sind ganz willig von diesem Volk angenommen worden, und zwar aus dem Grunde, weil sie voller Honig gesogen waren. Sobald man ein Bienenvolk in seiner Ruhe stört, fallen die Bienen über ihren Honig her und füllen ihre Honigblase. Auch an dem Nachbarvolk hatten wir einen Verlust. Die eingezogenen Bienen haben uns dort die Königin abgestochen, und nach einigen Wochen sind Bastardbienen ausgeflogen. Die junge Königin, welche sich die Bienen nachgezogen hatten, ist wahrscheinlich von einer italienischen Drone befruchtet worden.

Der 15. Mai hat uns den ersten Schwarm gebracht. Es war ein Schwächling, wie solches in diesem armen Bienenjahre nicht anders. zu erwarten war. Die Königin ist schon drei Jahre alt gewesen, und wir wollten auch unsern Stand nicht mehr vergrößern, so wurde sie ausgefangen und getötet; dann sind die Bienen in ihre alte Wohnung zurückgeflogen. Dafür gab uns dieses Volk neun Tage nach dem Vorschwarm auf Christi Himmelfahrt um zwei Uhr einen sehr starken Nachschwarm mit einer ganz jungen Königin, den wir in ein Reservekästchen brachten, damit er uns neue Waben baute. Solche Waben sind dann sehr gut geeignet, um sie im nächsten Frühjahr, wenn man seine Völker erweitert, an das Brutnest zu hängen. Dieser Nachschwarm hat uns wieder gezeigt, daß die junge Königin am neunten Tag nach dem Vorschwarm sich nicht viel um das Wetter kümmert. Wenn die Sonne nur eine halbe Stunde scheint, so zieht sie mit ihren Bienen aus. Die Witterung war an diesem Tage so ungünstig, daß es uns beim Einfangen des Schwarms fast gefroren hat. Da uns das Volk einen neuen Bau aufführen sollte, so mußten wir ihm am andern Tage 11 Kandiszuckerwasser geben. Honig wäre dienlicher gewesen; wir hatten aber schon den ganzen Vorrat vom vorhergehenden Jahr verfüttert. Das Volk hat uns aber trotzdem 18 Halbrähmchen ausgebaut. Sobald die Brut in den ersten Waben gedeckelt war, wurden sie entfernt, um ein anderes Volk zu verstärken, und dem Nachschwarm hat man wieder Anfänge eingehängt. Durch dieses Verfahren kann man seine zurückgebliebenen Völker gut aufhelfen.

Am 27. Mai sind Akazien und Esparsette in die Blüte getreten.

Wenn in dieser Zeit die Bienen nur einige Tage gutes Wetter haben, so tragen sie tüchtig ein. Das war aber in diesem Jahr nicht der Fall. Es hat am 31. Mai abends um 6 Uhr ein Gewitter mit viel Sturm gegeben, so daß fast alle Akazienblüten abflogen und verdarben. Von der Esparsette können die Bienen im Rheingau leider nicht viel einheimsen, denn sie wird, sobald sie in die Blüte tritt, abgemäht. Leider wird hier von dieser Kleeart keine Samenzucht betrieben.

Am 28. Mai gab es drei Schwärme, die sehr viele Mühe und Arbeit beim Einfangen machten; trotzdem ist kein Schwarm in der ihm angewiesenen Wohnung geblieben. Die drei Schwärme waren schließlich so durcheinander, daß sie sich am Nachmittag an fünf Stellen im Garten festsetzten. Gegen Abend sind alle drei Schwärme zusammengeflogen und haben sich an dem Mittelast einer Pyramide vereinigt. Man hat sie alsdann in einen Strohkorb mit einem Schöpflöffel eingefüllt; es war ein ganzer Korb voll Bienen. Als sie alle eingezogen waren, hat man sie einen Tag und zwei Nächte in einen dunklen Keller gestellt. Am andern Morgen wurde der Korb auf den Stand gestellt und die Bienen haben auch sofort angefangen vorzuschwärmen, um sich zu orientieren, haben auch gleich am andern Tage damit begonnen, Pollen einzutragen. Man dachte nun, das Volk sei gerettet. Die stärkste Königin hat die andern abgestochen und sie ist Alleinherrscherin im Volk geworden. Man glaubte, das Volk wird, weil es so sehr stark war, auch seinen ganzen Wintervorrat eintragen, und man hat sich auch gar nicht mehr um dasselbe gekümmert. Bei der Herbstrevision war jedoch von dem starken Volke, das sich aus drei Schwärmen gebildet hatte, nur noch eine Hand voll Bienen vorhanden. Das Volk hat auf irgend eine Weise seine Königin verloren und ist dronenbrütig geworden. Dabei konnte man wieder lernen, daß man einen eingestellten Schwarm solange im Auge behalten muß, bis man die Gewißheit hat, daß die Königin befruchtet ist und Eier legt.

Wegen Mangel an Nahrung haben am Pfingstmontag den 4. Juni schon vier Völker ihre Dronen abgestochen. In drei Tagen war nicht eine einzige Drone in diesen Stöcken mehr anzutreffen. Wir mußten am 5. Juni jedem Volke eine Flasche Kandiszuckerwasser geben, sonst wären sie uns verhungert. Im vorhergehenden Jahre konnte man um diese Zeit seine Honigtöpfe füllen, und jetzt mußte man seine Bienen füttern. An blühenden Pflanzen, die Honig liefern sollten, hat es nicht gefehlt.

Die Anstalt legt neben dem alten Muttergarten eine 14 Morgen große Fläche mit Obstbäumen an, die gerade in diesem Sommer planiert wurde. Sobald ein Stück fertig planiert war, wurde es mit Senf für Gründüngung angesät. So wurden in Zwischenräumen von 3 Wochen vier ansehnliche Flächen besamt. Da hätten doch die Bienen genug Nahrung finden müssen; sie brauchten noch. keine 100 m zu fliegen und waren dann schon auf der Weide. Auch der Senf hat nur Pollen geliefert und zwar nur an den Vormittagen. Am Nachmittag haben die Bienen denselben fast gar nicht beflogen.

Wegen allzugroßer Trockenheit konnte sich wahrscheinlich kein Blütenstaub bilden.

Am Sonntag den 2. September hat der Mittelrheingauer Bienenzucht-Verein eine recht gut besuchte Versammlung in unserer Anstalt abgehalten. Herr Otto Alberti, Bienenzüchter in Amöneburg bei Biebrich a. Rh. hat verschiedene praktische Arbeiten an unserm Bienenstand vorgenommen. Er sagte dabei, ein Volk sei nur dann stark genug zum Überwintern, wenn es bei der Herbstrevision noch 14 Halbrähmchen besetzt hat. Alle andern Völker solle man vereinigen, sie würden erstens nicht gut überwintern und zweitens im nächsten Jahr doch nicht viel Nutzen bringen. Dann wurde noch betont, daß man jedes Volk, wenn es nicht Honig genug hat, so auffüttern muß, daß die oberen sieben Halbrähmchen von hinten bis vorn vollständig mit Honig gefüllt und gedeckelt sind. Wer seine Bienen so auffüttert, braucht nicht zu fürchten, daß sie im Winter verhungern. Mit einem solchen Quantum kommen die Bienen ganz gut bis zum April aus; dann ist die Witterung schon gut und sie können soviel Honig eintragen, als sie für ihre Brut gebrauchen. Ob das der Fall ist, muß der Bienenzüchter selbst konstatieren, wenn er im März seine erste Revision hält. Manche Völker brauchen über Winter viel, andere wiederum wenig Honig. Da tritt oft der Fall ein, daß man dem einen Volk geben muß und dem andern kann man nehmen, damit die Königin Platz bekommt, um ihre Eier abzulegen. Ist in einem Volke noch zu viel Honig vorhanden, so nimmt man eine nach hinten stehende Honigwabe heraus und stellt dafür eine leere, aber schon gut ausgebaute Wabe ein. Schließlich wurde der Versammlung noch empfohlen, man solle jeden Herbst die erste Wabe, welche am Flugloch steht, entfernen, und durch eine andere gute ersetzen. Diese Wabe hat immer einige Fehler, was uns gleich an Ort und Stelle bewiesen wurde.

Am 5. Juli haben wir auf unserm Bienenstand ein dronenbrütiges Volk mit viel Buckelbrut angetroffen. Sobald ein Volk seine Königin verliert und es hat keine Eier oder keine zwei- bis dreitägige Maden, um sich eine junge Königin nachzuziehen, so treten sofort einige Arbeitsbienen an die Stelle der Königin und bestifften die Zellen mit Eiern. Aus diesen unbefruchteten Eiern entstehen aber keine Arbeitsbienen, sondern nur Dronen. Wird einem solchen Volke nicht sofort geholfen, so ist es in ganz kurzer Zeit verloren, weil die Arbeitsbienen im Sommer nur einige Wochen leben. Dieses dronenbrütige Volk hätte man gleich mit einem andern gesunden Volk vereinigen müssen, weil man im Juli keine Königinnen mehr nachziehen soll; solche Völker bleiben immer zu schwach für die Überwinterung. Wir wollten aber einmal ein solches dronenbrütiges Volk heilen; es war das erste, was wir bis jetzt auf unserm Stand hatten. Die Bienen nehmen, solange die eierlegenden Arbeitsbienen noch im Stocke sind, keine Königin an. Der Beweis dafür war bald geliefert. Um 11 Uhr haben wir dem Volk eine sechstägige Königinzelle eingehängt und am andern Morgen war die königliche Made samt der Zelle schon entfernt und aus

der Wohnung hinausgetragen. Hierauf wurde das ganze Volk, damit möglichst alle Bienen auf den Waben sitzen blieben, vorsichtig in einen Reservekasten gestellt und die, welche noch im Stock geblieben waren, alle herausgekehrt. Jetzt stellte man von einem anderen Volke eine gedeckelte Königin-Zelle in die leere Wohnung ein und das dronenbrütige Volk wurde 20 m vom Bienenstand in ein Spargelfeld auf den Boden abgekehrt. Sobald alle Bienen entfernt waren, wurden die Waben mit der Buckelbrut dem Volk wieder eingestellt und das Fenster geschlossen. Die abgekehrten Bienen sind dann nach und nach in ihre Wohnung zurückgeflogen. Nur die Eierlegerinnen blieben im Spargelfeld. Diese werden durch die Eier, welche sie im Leib haben, so dick, daß sie nicht mehr fliegen können. Schon am andern Tage konnte man sehen, daß der Weisel angenommen wurde. Die Bienen sind ruhiger geworden, fingen an zu arbeiten, und am vierten Tag hatten sie die ganze Buckelbrut aus den Zellen herausgezogen und zum Stock hinausbefördert. Zehn Tage nach dieser Arbeit wurde die Wohnung wieder geöffnet, dabei schon eine Wabe mit Eier gefunden, und das Volk war gerettet. Es ist aber trotzdem nicht mehr stark genug geworden, um es zu überwintern.

Den Wintervorrat haben wir unseren Bienen Mitte September gegeben. Das Wetter war recht schön, so daß sie das ihnen dargereichte Futter noch deckeln konnten. Die Fütterung hat in diesem Jahre sehr lange gedauert. Wir mußten an 22 Völker 260 Pfd. Kristallzucker füttern. Jedes Volk erhielt nach seinem Honigvorrat 8 bis 12 Flaschen Zuckerwasser. Dies wird genügen, um sie gut durch den Winter zu bringen.

An eine Volksvermehrung durfte man in diesem Sommer gar nicht denken; man war froh, daß die vorhandenen Völker glücklich durch den Sommer kamen. Wir sind, wie im letzten Jahre, bei unseren 22 Völkern geblieben.

Bericht

über Gartenbau, Obsttreiberei und Arbeiten im Parke der Lehranstalt.

Erstattet von dem Betriebsleiter Garteninspektor F. Glindmanu.

A. Pflanzenkulturen.

1. Allgemeines.

Konnte im letzten Jahresbericht (1905 Seite 86-89) auf den Bau und die innere Einrichtung der neuerbauten Gewächshäuser der Königlichen Lehranstalt hingewiesen werden, so erscheint es heute, nachdem diese Häuser ein volles Jahr in Benutzung gewesen sind, auf die gesammelten Erfahrungen, die man mit denselben gemacht hat, hinzuweisen.

a) Das Kulturhaus.

Dieses Haus hat sich in seiner Bauart und Einrichtung recht gut bewährt. Während in früheren Jahren stets die Beobachtung gemacht werden konnte, daß die empfindlichen und feineren Warmhauspflanzen in dem alten Warmhause nur mit größter Mühe und Pflege zu erhalten waren oder zu guten Kulturpflanzen herangezogen werden konnten, sind jetzt diese Schwierigkeiten vollständig über

Sattellüftung des penen Kulturhauses.

Querschnitt

Fig. 24.

Sattelliftung des neuen Kultughauses
Längeschnitt

Fig. 25.

wunden und der Kulturzustand der in dem neuen Hause gepflegten Warmhauspflanzen gibt hiervon den besten Beweis.

Diese Kulturerfolge hängen neben der richtigen Pflege der Pflanzen auch mit dem Bau und der Einrichtung eines Pflanzenkulturhauses zusammen.

Wie schon bereits im letzten Jahresbericht erwähnt, ist das neue Kulturhaus frei über dem Erdreich errichtet, ein Vorzug,

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