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4. Prüfung neuer Geräte.

Eine neue Pflanzschnur.

In den meisten Fällen gelangen in gartenbaulichen Betrieben. Pflanzleinen aus Hanf gedreht zur Anwendung. Nur da, wo es sich um größere Dauerhaftigkeit sowie um die genaue Pflanzung handelt, gibt man den Drahtleinen oder Pflanzketten den Vorzug.

Eine von der Firma A. W. Kaniß, Drahtseilfabrik in Wurzen i. S. in den Handel gebrachte Pflanzleine ist aus feinen verzinkten Patent-Tigelguẞstahldrähten angefertigt und mit Markierungszeichen versehen. Diese Leine steht in Bezug auf Handlichkeit den aus Hanf gedrehten in nichts nach, und sie zeichnet sich durch große Dauerhaftigkeit aus. Bei jeder Witterung kann sie im Freien bleiben, ohne sich im geringsten zu verändern; selbst wenn nach langem Gebrauch die Leine beschädigt wird, so ist sie mit Leichtigkeit durch Verknüpfen wieder zu reparieren. Um in solchem Falle durchweg gleiche Entfernungen zu erhalten, muß an der auszubessernden Stelle ein Markierungszeichen mit einem entsprechenden Stück Geflecht entfernt werden. Die Leinen sind erhältlich in den Längen von 30, 50 und 100 m; die Markierungszeichen sind auf 20 und 25 cm angebracht. Auf Wunsch resp. auf Bestellung werden aber auch andere Längen mit jedem beliebigen Markierungsabstand angefertigt. Die Preise der Leinen belaufen sich mit Aufwickelapparat und Spieß zum Feststecken in der Erde bei einer Länge von 30 m auf 7 M, von 50 m auf 8,50 M und von 100 m auf 13,50 M.

D. Bericht über Bienenzucht.

Von Anstaltsgärtner Baumann.

Einen guten Reinigungsausflug konnten die Bienen am 8., 9. und 10. Dezember 1905 halten, sodaß man nicht zu befürchten brauchte, daß dieselben ruhrkrank wurden. Bei diesem Reinigungsausflug wurden auch alle toten Bienen aus den Stöcken herausgetragen. Man konnte die Lehre daraus ziehen, daß der Bienenzüchter an solchen warmen Wintertagen seinen Bienenstand besuchen muß, weil sich die Fluglöcher gar leicht mit toten Bienen verstopfen. Die Anstalt hat Blechschieber mit 3 Löchern vor den Fluglöchern, wodurch die Bienen ganz leicht aus- und einpassieren können. Diese kleinen Löcher stopfen sich aber gern mit toten Bienen zu. Ist dies der Fall, so muß man sie mit einem gebogenen Draht aus den Löchern herausziehen. Der Ausflug muß immer offen sein, sonst ersticken die Bienen. An warmen Tagen, wenn die Bienen stark fliegen, wie dies am 9. Dezember der Fall war, ziehen wir die Schieber vor den Fluglöchern ganz weg, und wenn der Ausflug beendet ist, werden sie wieder vor die Löcher geschoben. Ganz offen dürfen wir sie der Vögel wegen niemals lassen.

Unser Bienenstand steht mitten in den Obstanlagen, und hier halten sich den ganzen Winter über einige Kohlmeisen-Pärchen auf,

die sogar in die Fluglöcher hinein kriechen, um die toten Bienen von dem Bodenbrett zu holen. Ist die Witterung günstig, wie dies im Januar der Fall war, so lösen sich die Bienen von der Traube ab, um sich dem Friedensstörer gegenüber zu stellen und werden dann von ihnen weggeschnappt. Haben sich die Meisen einmal an den Bienenstand gewöhnt, so bleiben sie nicht mehr weg; und wenn man sie noch so oft verscheuchte, sie kommen bald wieder zurück, um ihre Beute zu holen. Das Einstecken von langen Federn in Kartoffeln, mittels Bindfaden an eine Stange in der Nähe des Bienenstandes aufgehängt, wie man dies so schön in Büchern lesen kann, hält die Meisen nicht vom Bienenstand ab. Sind aber die durchlöcherten Blechschieber vor den Fluglöchern, so können sich die Meisen wohl auf die Fluglöcher setzen, Bienen werden sie aber nicht erhaschen. Stroh-Körbe kann man überhaupt nicht offen in Obstanlagen stehen lassen, die Meisen picken den ganzen Tag an den Körben herum, um nach Nahrung zu suchen und beunruhigen dabei sehr die Bienen. Müssen Strohkörbe frei in Obstanlagen stehen, so bringt man im Winter über jeden Korb einen Strohmantel an, dann können die Meisen die Bienen nicht belästigen. Der Bienenzüchter sollte jedoch die Meisen nicht bei seinem Bienenstand abschießen, denn er darf sie nicht zu seinen Feinden, sondern muß sie zu den Freunden zählen; rechnen wir sie doch zu den besten Vertilgern von Ungeziefer an unseren Obstbäumen. Gerade der Bienenzüchter soll in seinem Garten recht. viele Nistkästen aufhängen, um den Meisen Gelegenheit zum Nisten zu geben. Wenn die Blüten von Insekten zerstört werden, so können sich die Bienen auch keinen Honig auf ihnen suchen.

Einen derart gelinden Januar wie den verflossenen hatten wir seit langer Zeit nicht mehr. An mehreren Tagen waren über +10° C. im Schatten. Man hätte glauben sollen, die Bienen müßten bei einer solchen hohen Temperatur jeden Tag fliegen; dies war aber nicht der Fall. Es haben nur die stärksten Völker ihren Ausflug gehalten, während die schwächeren ruhig in ihren Wohnungen verblieben.

Der ganze Februar war kühl, die Bienen konnten nicht einen einzigen Ausflug halten. Am 2. März stieg die Temperatur im Schatten auf +10° C., sodaß die Bienen das erste Wasser eintragen konnten. An diesem Tage wurden auch die Bodenbretter gereinigt. Es waren nicht viel tote Bienen vorhanden, da die Bienen im Januar an mehreren Tagen fliegen konnten und dabei gleichzeitig die toten Bienen beseitigten.

Die ersten Pollen sind in diesem Jahre am 4. März eingebracht worden und zwar von Taxus baccata und von Pfirsichen, die in einem Pfirsichhaus der hiesigen Anstalt blühten. Vom 4.-8. März war die Temperatur auffallend hoch; so hatten wir am 7. März +19.7° C. im Schatten. Die Pfirsiche im Treibhaus wurden in diesen Tagen derart stark beflogen, daß mehrere Bienen auf einer einzigen Blüte Pollen sammelten. Sie sind schon, bevor der Gärtner die Fenster aufstellte um Luft zu geben, um das Pfirsichhaus herumgeflogen, und sobald Luft gegeben war, waren sie auch schon.

bei der Arbeit, um Blütenstaub einzutragen. Dies hat uns wieder den Beweis gebracht, daß die Pfirsichblüte stark von den Bienen beflogen wird. Es hat uns aber auch gleichzeitig gezeigt, wieviel die Bienen bei dem Pollensammeln zu der Befruchtung der Blüten beitragen. Die Pfirsiche in der Treiberei haben so gut angesetzt, daß man beinahe die Hälfte der Früchte ausbrechen mußte. Noch nie hat die Anstalt eine so schöne Pfirsich-Ernte im Treibhaus gehabt, wie in diesem Jahre.

So schön die ersten Märztage gewesen sind, um so schlechter wurden die letzten. Am 13. und 14. hat es viel geschneit, so daß der Schnee 15 cm hoch gelegen hat, und die Temperatur ist in der Nacht vom 14. auf den 15. auf 8,8° C. heruntergegangen. In der Nacht vom 15. auf den 16. stieg die Temperatur dann wieder so schnell, daß am andern Morgen die 15 cm hohe Schneedecke vollständig verschwunden war, und das Thermometer im Schatten.

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12.8° C. zeigte. Dabei gab es einen Tauregen, der für die Bienen sehr gefährlich wurde. Die Bienen mußten jetzt schon viel Wasser für die Brut eintragen, welches sie aber nicht an der Tränke holten, die ganz in der Nähe und an einer geschützten Stelle am Bienenhaus steht, und an die sie auch schon gewöhnt waren, sondern sie zogen das Schneewasser, das noch überall in den Wegen stand, vor; dabei sind sie erstarrt, weil der Tauregen kalt war. Wir haben mit den Schülern der Anstalt ganze Hände voll Bienen aufgelesen und in ein warmes Zimmer gebracht, von wo aus sie schon in 5 Minuten nach ihren Wohnungen flogen. Unsere Völker haben leider an diesem Tage stark abgenommen.

Der 17. und 18. März waren wieder zwei sehr schöne Tage. Es standen gerade die Crocus in unserm Park in voller Blüte; sie wurden aber fast gar nicht von den Bienen beachtet. Sicherlich haben die Blüten in der Nacht vom 14. auf 15. März durch den Frost Not gelitten und darum keinen Blütenstaub angesetzt.

Am 19. März hatten wir den ganzen Tag Regen und Schnee und die Temperatur ist bis auf 2° C. heruntergegangen. Durch den plötzlichen Witterungswechsel und die kalten Tage haben die Bienen die Brut auf den unteren Waben verlassen, und diese ist dann abgestorben. Man hat bei vielen Völkern auf den Flugbrettern abgestorbene Maden gefunden.

Die Witterung war von Ende März bis zum 6. April recht schlecht. Es gab ein Gewitter mit viel Regen, dann erst hat sich das Wetter gebessert. Am 7. April sind die Aprikosen und Pfirsiche in die Blüte getreten und zwar fast alle Sorten auf einmal. Sie wurden sehr stark von den Bienen beflogen; Honig haben sie aber nur wenig eingetragen. Fast alle Bienen, die von der Weide heim. kamen, waren stark mit Pollen beladen; sie brauchen diesen ja zur Zeit in großen Mengen, um ihre Larven zu füttern. Honig gehört aber auch dazu, und diesen mußte in diesem Frühjahr der Bienenzüchter seinen Bienen liefern. Der Rheingauer Bienenzüchter braucht wegen Nahrung während der Aprikosenblüte nicht mehr soviel nach seinen Lieblingen zu sehen, denn sie finden jetzt schon viel Honig.

In diesem Jahre war es aber anders; da mußte er tüchtig füttern, sonst wären seine Völker statt vorwärts, rückwärts gegangen.

Stachel- und Johannisbeeren haben am 11. April ihre Blüten geöffnet. Die Stachelbeeren wurden stark von den Bienen besucht, Johannisbeeren im allgemeinen weniger. Dagegen habe ich beobachtet, daß die schwarze Johannisbeere so stark beflogen wurde, wie noch in keinem Jahre zuvor. Leider trifft man diese Beerenart, trotzdem sie so wenig Pflege verlangt, fast gar nicht in Gärten an. Die Früchte werden gern auf dem Markt gekauft, um Gelee daraus zu bereiten. Sie liefern auch einen vorzüglichen Beerenwein. Auch kann man ein angenehmes Getränk daraus bereiten, wenn man 1/2 1 guten Weingeist in eine Literflasche tut, dieselbe mit 1/2 Pfd. gut gewaschenen schwarzen Johannisbeeren vollfüllt und die gefüllte, gut verkorkte Flasche ca. 4 Wochen in der Sonne stehen läßt. Nach Ablauf dieser Zeit sind die Beeren ausgelaugt und man kann sie abpressen und die gewonnene Flüssigkeit filtrieren. Jetzt fülle man die Flasche mit 1/2 l abgekochtem Wasser, in welchem 1/2 Pfd. Zucker aufgelöst ist, auf und das Getränk ist fertig. Wem das Getränk nicht zusagt, denn der Geschmack der schwarzen Johannisbeeren ist nicht jedermanns Sache, der kann das Aroma durch Hinzusetzen von Kümmel oder Pfefferminze u. dergl. ändern.

Erst am 12. April konnten wir bei zwei Völkern die ersten Kunstwaben zum Ausbauen einhängen. Es hat den Bienen aber an Honig gefehlt, und da ging die Arbeit ganz langsam von statten. Die Bienen brauchen zum Bauen recht viel Honig.

Birnen, Pflaumen und Kirschen traten am 13. April in Blüte; sie brachen sehr schnell nacheinander auf. Honig brachten die Bienen aber wiederum keinen, wohl aber viel Blütenstaub. Solche großen Höschen tragen die Bienen in guten Honigjahren nicht ein; das ist dem erfahrenen Bienenzüchter wohl bekannt. Je größer sie ihre Körbchen mit Blütenstaub gefüllt haben, wenn sie von der Weide kommen, um so geringer wird die Honigernte.

Vom 6.-18. April war die Witterung für die Bienen recht günstig. Dann gab es am 19. in der Frühe mehrere Gewitter mit starkem Regen, die kühle Witterung zur Folge hatten.

Am 25. April sind die Äpfel und am 30. April die Erdbeeren in die Blüte getreten; von den ersteren hat es aber keinen Ertrag an Honig gegeben, denn die Witterung war bis zum 2. Mai schlecht. Unsere Bienen konnten die Apfelblüte nicht befruchten, darum hatten wir auch eine ganz geringe Apfelernte.

Erst am 3. Mai um 2 Uhr ist das Thermometer auf +15° C. im Schatten gestiegen, so daß die letzte Apfelblüte noch etwas ausgenutzt werden konnte. Jetzt hat auch der Löwenzahn (Leontodon Taraxacum) seine gelbe Blüte geöffnet. Alle Kleeäcker in der ganzen Gemarkung waren gelb. Soviel Löwenzahn hat man noch selten angetroffen, wie in diesem Frühjahr. Die meisten Bienen, die von der Weide kamen, waren ganz gelb, so hatten sie sich mit dem Blütenstaub des Löwenzahns beschmutzt. Auch in dieser Zeit kam wieder mehr Blütenstaub als Honig in die Stöcke.

Trotz der vielen schlechten Tage, die wir Ende April hatten, haben sich die Bienen noch ganz gut entwickelt. Am 5. Mai konnte man fast alle Stöcke erweitern, sie füllten jetzt den ganzen Brutraum aus. Es mußte aber tüchtig mit Futter nachgeholfen werden. Wir hatten uns 25 schöne, mit Honig gefüllte Waben von 1905 aufbewahrt, an diesem Tage war schon keine einzige mehr vorhanden, denn sie wurden alle an die Völker verteilt und auch verzehrt. In diesem Frühjahr konnte man rufen: „Bienenzüchter sei nicht geizig mit dem Futter, sonst verlierst du deine ganzen Völker." Es ist auch manches Volk, trotz Fütterns, mitten in der Blütezeit verhungert.

Am Samstag den 6. Mai sind die Bienen in diesem Jahre zum erstenmal um 6 Uhr geflogen. Trotz der vielen Gewitter, die wir am Freitag den 4. Mai hatten, ist die Witterung gut geblieben. An diesem Tage ist auch die Walnuß-Blüte aufgebrochen, die den Bienen viel Pollen lieferte.

Am Vor

Der 10. Mai hat die Völker stark zurückgeworfen. mittag war es recht heiß, da gingen sämtliche Bienen, die nur arbeiten konnten, auf die Weide. Zwischen zwei und drei Uhr gab es plötzlich ein Gewitter mit starkem Sturm, viel Regen und Graupeln. Hierdurch sind die Bienen in Massen zu Boden geschlagen und durch die dicken Regentropfen sehr mit Erde beschmutzt worden. Nach dem Gewitter gab es gleich wieder Sonnenschein und es wurde warm. Viele Tierchen, bei denen die Erde nicht so fest aufgeklebt war, konnten sich wieder reinigen und in ihre Wohnungen fliegen. Andere, die das nicht tun konnten, mußten elend zu Grunde gehen. Bei dem Reinigen haben sie eine große Übung. Zuerst werden die Flügel mit den Hinterbeinen gesäubert, dann kommt der Kopf an die Reihe und dies bewerkstelligen sie mit den Vorderbeinen. Das Putzen wird solange fortgesetzt, bis auch nicht ein einziges Stäubchen auf ihnen sitzt. Ist die Reinigung fertig, dann machen sie mit dem Kopf einige Bewegungen und fliegen nach ihrem Heim. Vor unserm Bienenstand liegt ein großes Spargelfeld, das in hohen Balken aufgezogen ist, damit die Spargeln recht schön lang werden. Bei dem starken Sturm flogen die Bienen zwischen den Balken nach ihrem Stand, um sich vor demselben zu schützen. Es haben sich auf diese Weise Tausende von Bienen das Leben gerettet.

Am Montag den 14. Mai hatten wir mehrere Gewitter aber ohne Regen, dann ist es leider bis zum 26. Mai kühl geblieben. Die Himbeeren sind am 15. Mai in die Blüte getreten. Von den Beerensträuchern hat wohl die Himbeere den meisten Honig. Aber auch im Ertrag steht sie keinem andern Beerenstrauch nach; weil sie spät blüht, hat sie nicht von Nachtfrösten zu leiden. Sie sollte aus diesem Grunde in keinem Garten fehlen. Sie braucht nicht den besten Platz; an schattigen Stellen, wo andere Obstarten nicht mehr gut gedeihen, kommt die Himbeere noch gut fort. sie einmal angepflanzt, so hält sie lange Jahre ohne viel Pflege. Jede Hausfrau wird dankbar sein, wenn sie sich einige Flaschen Himbeersaft für den Sommer herstellen kann.

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