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der neuen Sorten in kürzerer Zeit festzustellen, wurden von den als gut befundenen Exemplaren Veredelungen auf schwachwachsenden Unterlagen in der Baumschule ausgeführt, die auf einem besonderen Quartiere als Buschbäume weiter kultiviert und beobachtet. werden sollen. Wir hoffen bereits in dem nächsten Jahre wiederum einige recht wertvolle Neuheiten der obstbaulichen Praxis übergeben zu können.

5. Prüfung neuer Geräte.

a) Pflughacke der Firma Kreichgauer-Würzburg.

Mit Hilfe dieses Instrumentes soll eine schnelle Bodenlockerung und Unkrautvertilgung erzielt werden. Die angestellten Versuche befriedigten auf dem hiesigen, zur Verkrustung neigenden Boden jedoch nicht, da die Handhabung der Hacke zu hohe Anforderungen an die Leistung des Arbeiters stellt. Da der Pflug von der bedienenden Person gezogen werden muß, so kann derselbe zwischen kleineren Kulturen, wie z. B. Gemüse, nicht benutzt werden; er kann vielmehr nur auf unbebauter Fläche Verwendung finden.

b) Baumsägen der Firma Clouth in Remscheid.

Die eingesandten Baumsägen besitzen Blätter, welche recht gut schneiden. Die Schraube, welche am oberen Teile des Blattes eingesetzt ist und dazu dient, beim Verstellen dasselbe festzuhalten, funktioniert recht gut. Einen besonderen Vorteil können wir an den Sägen nicht feststellen. Wir halten diejenigen Sägen noch immer für die besten, an denen der Handgriff mit dem Sägeblatt verbunden ist, damit man dasselbe von hier aus verstellen kann. Wenn die Flügelschrauben einmal eingerostet sind, und das läßt sich nicht gut vermeiden, so wird das Auf- und Zuschrauben Schwierigkeiten bereiten. Da, wo der Handgriff mit dem Blatt verbunden ist, kann man viel mehr Kraft anwenden, um es zu stellen.

c) Eine praktische Vorrichtung zum Spannen der Spalierdrähte an freistehenden Gestellen.

An den freistehenden Gestellen wurde der Draht bisher in der Weise gespannt, daß sämtliche Drahtlängen von Anfang bis zu Ende horizontal verliefen. Beim Straffziehen der einzelnen Drähte mittels der Drahtspanner machte sich meist der Übelstand geltend, daß beim Anziehen des einen Drahtes die übrigen bereits straffen Drähte wieder nachließen. Die in Fig. 16 abgebildete Spannvorrichtung, 1) welche in den hiesigen Anlagen praktisch zur Anwendung gebracht wurde, ermöglicht nach dieser Richtung hin ein schnelleres und sichereres Arbeiten. Sämtliche Drähte werden zunächst durch die Gegenstrebe der Endpfosten gezogen und finden an einer halbrunden

1) Von einer französischen Baumschulfirma auf der Düsseldorfer Ausstellung vorgeführt.

Geisenheimer Bericht 1906.

starken Eisenscheibe, welche an dem Endpfosten befestigt ist, ihren gemeinsamen Ausgangs- resp. Einmündungspunkt. Jeder Draht kann durch diese Vorrichtung für sich angespannt werden, ohne daß hierdurch die übrigen in Mitleidenschaft gezogen werden. Ein Nachgeben der Drähte ist deshalb ausgeschlossen. Es ist nur

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darauf zu achten, daß bei höheren Gestellen die oberen Löcher an der Gegenstrebe keine scharfen Kanten aufweisen, damit beim Straffziehen der Drähte im starken Winkel kein Einschneiden stattfindet. Auch müssen die Endpfosten genügend tief und fest gestellt werden, damit diese insgesamt beim Anziehen der Drähte nicht nachgeben.

B. Bericht der Station für Obst- und Gemüseverwertung.

1. Allgemeines.

Die Station für Obst- und Gemüseverwertung wurde im Berichtsjahre besonders stark durch die Konservierung von Gemüsen in Anspruch genommen. Bei der erfolgten Vergrößerung der Obstanlagen ist auch dem Gemüsebaubetriebe mehr Feld zur Verfügung gestellt, und da auch hier auf eine rationelle Verwertung der Produkte Wert gelegt wird, muß die Station in allen Fällen einsetzen, in denen der Frischverkauf der Gemüse nicht mehr lohnend erscheint.

Im verflossenen Jahre wurden größere Mengen von Bohnen. und Erbsen konserviert. Leider macht sich bei der letzteren Gemüseart das Fehlen einer Löchtemaschine bemerkbar. Solange diese fehlt, muß der Anbau der Erbsen auf das äußerste eingeschränkt werden. Bei der Bohnenkonservierung lieferte die Juli-Stangenbohne das feinste Produkt. Diese Sorte auf deren Anbauwert wiederholt in den Jahresberichten der Anstalt hingewiesen wurde, sollte auch im großen, für Konservenfabriken, mehr angebaut werden. Außer Bohnen und Erbsen gelangten Tomaten, Spargel und Karotten zur Verarbeitung.

Um der sich ständig mehrenden Nachfrage nach Obstprodukten der Station Genüge leisten zu können, mußte auf die Herstellung größerer Mengen von Konserven, Obstsäften, Gelees und Marmeladen mehr wie bisher Bedacht genommen werden. Leider wird die Station durch die vermehrte Inanspruchnahme nach dieser Seite hin an der Versuchstätigkeit nicht unwesentlich gehindert.

2. Versuche und Beobachtungen.

a) Die Verwendbarkeit von „Mertens Gebirgsstachelbeere" für die Herstellung von Gelee und Saft.

,,Mertens Gebirgsstachelbeere" wurde im Jahre 1890 in den Obstanlagen der hiesigen Anstalt von dem früheren Obergärtner Mertens eingeführt. Sie stammt aus der Umgebung von Trier, woselbst sie als Zufallssämling gefunden wurde.

Der Strauch zeichnet sich durch große Genügsamkeit an den Boden, sowie durch äußerst kräftigen Wuchs aus. Wir kennen keine Sorte, welche nach dieser Richtung hin die Gebirgsstachelbeere übertrifft. Dabei ist die Sorte sehr reichtragend, wofür als Beweis. dienen möge, daß 10 jährige Sträucher im Durchschnitt 20-22 Pfd. Früchte liefern.

Die Frucht selbst ist klein, in der Reife goldgelb, von äußerst aromatischem Geschmack. Wenn die Sorte wegen der geringen Größe der Frucht auch keine Bedeutung für den Frischverkauf zum Rohgenuß hat, so sind die Produkte, welche aus derselben hergestellt werden können, um so wertvoller. Seit längerer Zeit werden die Früchte an der hiesigen Station zu Gelee verarbeitet.

welches sich durch prächtige Farbe und schönes Aroma auszeichnet.

Versuche, einen ansprechenden Stachelbeersaft herzustellen, schlugen bisher fehl. Die meisten Sorten lieferten ein Produkt, welches hinsichtlich Wohlgeschmack zu wünschen übrig ließ. Im Berichtsjahre wurde erneut ein Versuch mit Mertens Gebirgsstachelbeere" aufgenommen, der ein recht befriedigendes Resultat zeitigte.

Die Früchte wurden sauber gewaschen, mittels der Beeren mühle zerkleinert und der Saft abgepreßt. Zur Klärung des Saftes wurde das Gärverfahren unter Zusatz von Reinhefe angewendet, welches in dem Jahresberichte 1903 eingehend geschildert ist.

Die Klärung des Saftes geht leicht und schnell von statten, auch bereitet die Filtration des Trubes keine Schwierigkeiten. Als Zuckerzusatz hat sich 2 Pfd. auf 11 Saft als am zweckmäßigsten erwiesen.

Der Saft zeichnet sich durch prachtvolle goidgelbe Farbe, gutes Aroma und Glanzhelle aus, so daß die Ansicht hinfällig wird, daß aus Stachelbeeren kein guter Saft hergestellt werden könnte.

Auf Grund unserer mehrjährigen Erfahrungen können wir dazu raten, der ,,Mertens Gebirgsstachelbeere" in der Obstkultur mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Wohl ist das Pflücken infolge der kleinen Früchte etwas zeitraubender als bei großfrüchtigen Sorten, doch wird jeder Fabrikant gern einen etwas höheren Preis zahlen, sobald er sich von der Güte der hieraus erzielten Produkte überzeugt hat. Es sei auch noch bemerkt, daß die Gebirgsstachelbeere lange Triebe ohne Verzweigung bildet, die von oben bis unten gleichmäßig dicht mit Früchten behangen sind. Durch diese Eigenschaft wird das Pflücken wiederum wesentlich erleichtert.

b) Gemischte Marmeladen im Haushalt.

Die Herstellung der sogenannten gemischten Marmeladen wird. im industriellen Betriebe schon seit langer Zeit in ausgedehntem. Umfange betrieben. Woraus diese in fabrikmäßigen Betrieben hergestellten Produkte vielfach bestehen und wie sie entstehen, soll hier nicht näher erörtert werden.

An dieser Stelle soll nur auf Grund unserer mehrjährigen Beobachtungen den Haushaltungsbetrieben dazu geraten werden, in ausgiebigerer Weise sich mit der Herstellung mit der Herstellung der gemischten Marmeladen zu befassen. Leider gehen manche Lehr- und Kochbücher bei der Aufsteilung von Rezepten für gemischte Marmeladen zu strenge und zu einseitig vor und machen die Güte des Produktes ausschließlich von der Verwendung bestimmter Obstarten im bestimmten Mengenverhältnis abhängig. Da nur in seltenen Fällen diese Rezepte zur Durchführung gelangen können, kommt die Herstellung der gemischten Marmeladen wenig zur Ausführung.

In allen Haushaltungen, in denen Obst aus den eigenen Anlagen zur Verfügung steht, sollte man von dem Grundsatze ausgehen, keine Frucht unverwertet zu lassen, sondern diese dem Haus

halte zu nutze zu machen. Gerade die Herstellung der gemischten Marmeladen bietet die Möglichkeit, die Früchte verschiedener Obstarten in beliebigem Mengenverhältnis zu einem Mischprodukte zu verarbeiten. Man wird finden, daß ein derartiges Produkt an Güte und Bekömmlichkeit nichts zu wünschen übrig läßt, wenn auch von dem charakteristischen Aroma einer bestimmten Obstart, wie solches bei Marmeladen hervortritt, welche aus einer einzigen Obstart hergestellt sind (z. B. Aprikosenmarmelade) nicht die Rede sein kann.

Da bei den praktischen Arbeiten in der Station Wert auf eine vollkommene Ausnützung sämtlicher Früchte gelegt wird, so entstehen gemischte Marmeladen in der verschiedensten Zusammensetzung. Nicht allein, daß das Mark der Früchte verschiedener Obstarten zusammen gemischt wird, sondern es werden auch, wenn sich Gelegenheit bietet, der Saft von Früchten, Rückstände vom Dörren, von der Konservenbereitung usw. hierzu verwendet. Oft weiß man in den Haushaltungen mit all diesen Rückständen nichts anzufangen, sie bleiben einige Zeit stehen, um alsdann dem Verderben anheimzufallen. Es sollte deshalb überall dahin gewirkt werden, daß die Herstellung eines solchen Mischproduktes in allen Haushaltungen mehr Aufnahme findet, um auf diese Weise überall eine vollkommene Ausnützung des Obstes zu sichern.

Die Herstellung der gemischten Marmeladen weicht in nichts von derjenigen reiner Marmeladen ab. Sofern Früchte mehrerer Obstarten von verschiedener Reife verarbeitet werden sollen, ist es ratsam, die festeren und weicheren Früchte getrennt zu zerkochen und durchzutreiben, um erst das Mark mit Zuckerzusatz gemeinsam einzukochen. Hierdurch wird das Aroma und die Farbe der Früchte besser erhalten und das Durchtreiben geht schneller von statten. Über den Zuckerzusatz können keine bestimmten Angaben gemacht werden, da dieser von der Zusammensetzung des Produktes abhängig ist. Im Durchschnitt kommt man nach unseren Erfahrungen mit 1 Pfd. Zucker auf 1 kg Mark aus.

c) Die Herstellung von Saft aus weißen und schwarzen Johannisbeeren.

Die Versuche, aus weißen und schwarzen Johannisbeeren Obstsäfte herzustellen, führten zu recht guten Resultaten.

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Von den weißen Johannisbeeren kamen die Sorten Weiße holländische" und ,,Bar le Duc" getrennt zur Verwendung. Dabei stellte es sich heraus, daß der aus der Sorte „Bar le Duc“ hergestellte Obstsaft ein besonders feines Aroma und eine schöne goldgelbe Farbe aufwies. Alle Personen, welchen der Saft zur Probe Vorgesetzt wurde, lobten die Güte desselben.

Leider können wir die Sorte ,,Bar le Duc" für den Massenanbau nicht empfehlen, da die Tragbarkeit derselben im Vergleich zu der Weißen holländischen" eine sehr geringe ist. Bar le Duc" sollte aber in den Hausgärten, woselbst es nicht auf die Rentabilität ankommt, mehr angepflanzt werden, denn auch beim Rohgenuß wird

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