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Kulturmethode auch in Deutschland in erweitertem Umfange durchzuführen, da dieselbe eine sehr hohe Rentabilität in sichere Aussicht stellte. Die zahlenmäßigen Angaben über die Anlage- und Unterhaltungskosten sind jedoch zum Teil zu niedrig, diejenigen über die Einnahme jedoch zu hoch gegriffen und entsprechen nicht der Wirklichkeit.

Auf Grund einer Aufforderung seitens eines hohen Ministeriums ließ es sich Berichterstatter angelegen sein, zuverlässiges Zahlenmaterial zur Beantwortung der Frage der Rentabilität zu beschaffen. Die Bemühungen, von einigen belgischen Firmen direkt den gewünschten Aufschluß zu erhalten, blieben ohne Erfolg. Es war jedoch möglich, durch Vermittlung eines früheren Schülers der Anstalt, welcher einige Jahre in Brüssel tätig war, und der den Hoeylaerter Kulturen schon seit längerer Zeit seine besondere Aufmerksamkeit geschenkt hat, das Gewünschte zu erhalten.

Um gleichzeitig Urteile von seiten maßgebender deutscher Firmen zu gewinnen, wurde eine Spezialfirma für den Bau von Weinhäusern sowie eine Firma im Rheinland, welche sich seit mehreren Jahren mit der Weinkultur unter Glas nach belgischer Art befaßt, um Äußerung zu der Frage gebeten. Die erhaltenen Mitteilungen verdienen an dieser Stelle einem größeren Interessentenkreise bekannt gegeben zu werden.

Die nachfolgenden Angaben gelten für ein Haus von 20 m Länge und 8 m Breite, wie solche sich in Hoeylaert in großer Zahl vorfinden.

A. Angaben aus Belgien.

Die Kosten der Anlage und Unterhaltung eines Weintreibhauses betragen in Hoeylaert selbst:

I. Anlagekosten für das Haus, einschließlich Heizungsanlage rund 1100 M

II. Jährliche Unterhaltungskosten usw.

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zu 4%).

16,- M 100,120,

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III. Dazu: Verzinsung des Anlagekapitals (1100 M

Man berechnet in Hoeylaert den jährlichen Reingewinn pro Haus auf 200-400 Fr.

=

160-320 M.

Interessant sind demgegenüber die Mitteilungen der Firma Guillaume Kump, welche sich mit dem Bau der Gewächshäuser in Hoeylaert beschäftigt. Dieselbe schreibt auf eine Anfrage unsererseits: „Die Weintreibhäuser kann ich bei 20 m Länge und 7 m Breite nach dort (Geisenheim) zum Preise von rund 2500 Fr. (d. i. bei 8 m Breite zum Preise von rund 2850 Fr. 2280 M) liefern. In dieser Summe sind die Kosten für Transport. Unterhalt des Personales usw. für die Arbeiter noch nicht eingerechnet.

Bei 5 Treibhäusern bin ich in der Lage, den Preis um 100 Fr. zu ermäßigen."

Nach diesen Angaben würden die Häuser, nach Deutschland geliefert, um mehr als das Doppelte teuerer zu stehen kommen. Daß in Deutschland mit bedeutend höheren Anlagekosten gerechnet werden. muß, bestätigen auch folgende Angaben der deutschen Firmen:

B. Angaben der deutschen Firmen:

Die Spezial-Firma für den Bau von Weinhäusern macht über die Kosten der Anlage und Unterhaltung von Weinkulturhäusern folgende Angaben:

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,,Das Quadratmeter des fraglichen Weinhauses dürfte in Deutschland kaum unter 18 M herzustellen sein; bei großer Anlage vielleicht für 15 M. Pflanzung, Düngung und Bearbeitung 2 M pro Quadratmeter; Arbeitslohn, Heizung, Düngung, Amortisation, Reparatur, Verschiedenes: 20-25% vom Anlagekapital. Der Preis der Trauben schwankt zwischen 0,75-2,25 pro Pfund. 1) Bei guter Kultur sind pro Quadratmeter 4 Pfd. zu erzielen."

Nach diesen Angaben wird sich die Rentabilitätsberechnung wie folgt gestalten:

I. Anlagekosten für das Haus 160 qm
à 18 M...

Vorbereitung des Bodens und Bepflanzung
des Hauses 160 qm à 2 M .

2880,- M

=

320,

3200,- M

II. Jährliche Unterhaltungskosten 20% von 3200 M = rund 640 M.

III. Jährliche Einnahmen bei voller Bekleidung der Flächen

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Die Leitung der Weinkulturen im Rheinland äußert sich zu der gestellten Frage wie folgt:

„Ich besitze in meinen Anlagen 20 Häuser, meistens 20 m lang und 8 m breit, welche seinerzeit von Erfurter, Kölner und Hoeylaerter Unternehmern errichtet wurden. 18 Häuser wurden durch eine Spezialfirma aus Hoeylaert bei Brüssel gebaut und zwar genau nach dem System, wie sie dortselbst allgemein üblich sind. Durch genaue Prüfungen und Untersuchungen an Ort und Stelle kam ich zu der Überzeugung, daß das belgische System preiswürdiger und für diese Art besser sei. Diese Häuser bestehen teilweise aus Holz und Eisen, oder ganz aus Eisen. Das letztere System hat meinen besonderen Beifall gefunden."

1) Nach meiner Ansicht ein sehr hoher Durchschnittspreis, der in Deutschland nur in vereinzelten Fällen erzielt werden kann. Vergl. auch die nachfolgenden Angaben.

Die Verwaltung dieser Weinhausanlagen berechnet nach ihren praktischen Erfahrungen die Kosten der Anlage und Unterhaltung eines Weinhauses folgendermaßen:

I. Anlagekosten für das Haus einschließlich

Rigolen, Düngen und Bepflanzen des Hauses 3000,-- M II. Jährliche Unterhaltungskosten

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Über die zu erzielenden Einnahmen aus dem Weintreibhause werden von dieser Seite die nachfolgenden allgemeinen Angaben gemacht: Die Frage, wieviel Pfund Trauben auf einem Quadratmeter wachsen, ist nicht zu beantworten, weil die Trauben sich an den verschiedenen Stöcken sehr unregelmäßig und verschieden entwickeln. Die Ernte eines Hauses von 20 m Länge, 8 m Breite variiert manchmal zwischen 100-800 Pfd. Maximum. Ebenso ist der Preis im Laufe des Jahres je nach Angebot und Nachfrage ganz bedeutend schwankend, so daß für die erscheinenden ersten neuen Trauben 6 und 7 M pro Pfund, für die noch alten 1,50 und 2 M bezahlt werden. Die Preise für neue Ware sinken im Mai bereits auf 2 M. Im September, wenn die Freilandware aus allen Ecken Europas hereinströmt, namentlich aus Italien, Südfrankreich, Österreich, Ungarn fallen die Preise für die Glashaustrauben auf 25 bis 50 Pf. je nach Qualität."

Obige Angaben lehren, daß bei der Einführung dieser Kultur in Deutschland mit einem bedeutend höheren Preis für Errichtung der Häuser gerechnet werden muß. Die Anlagekosten werden sich nur dann niedrig stellen, wenn der Besitzer selbst zugreift, so daß er auf die Inanspruchnahme der Spezialfirmen für Gewächshausbauten möglichst verzichten kann. Dazu ist jedoch erforderlich, die ganze Kultur an ihrer Pflegestätte (z. B. Hoeylaert) genau studiert zu haben.

Aber auch die Unterhaltungskosten werden in Deutschland höher zu stehen kommen, wie in Belgien. Nach den eingezogenen Erkundigungen sind in Belgien die Arbeitslöhne recht niedrige, denn die besseren Arbeiter werden im Durchschnitt mit 2,50—3 Fr. pro Tag bezahlt. Zudem ist die Weinkultur in den Hauptortschaften, wie Hoeylaert, Gemeingut der gesamten Bevölkerung geworden, so daß auch die Frauen mit einzelnen Arbeitsverrichtungen, z. B. mit der zeitraubenden und doch sehr wichtigen Arbeit des Ausbeerens, sowie mit der Ernte und dem Versande vollkommen vertraut sind. Dieses Zu

1) Diese Summe erscheint dem Berichterstatter zu niedrig.

sammenarbeiten und die Möglichkeit, eingeschulte billige Arbeitskräfte zu jeder Zeit zur Verfügung zu haben, wird ohne Zweifel die Sicherheit der Ernten sowie die Einträglichkeit der Kultur erhöhen. Sobald für die Ausführung der Kultur besonders geschultes männliches Personal erforderlich ist, welches in Deutschland nicht so leicht und billig zur Verfügung steht, werden die Unterhaltungskosten bedeutend erhöht und somit der Reingewinn herabgesetzt.

Die Kosten für das Feuerungsmaterial werden sich in Belgien ebenfalls verhältnismäßig niedrig stellen. Die Nähe des Golfstromes bewirkt milde Winter, so daß die einfache Kanalheizung zur Erzielung der erforderlichen Wärme genügt, und ein Decken der Häuser trotz der leichten Bauart im allgemeinen entbehrlich wird. Zudem sucht man noch durch gemeinsamen Bezug die Einkaufspreise für Kohlen herabzusetzen. Sehr bemerkenswert ist, daß nach Aussagen der Hoeylaerter Weinbauern die Kohlen das teuerste an der ganzen Kultur seien.

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Die Rentabilität der belgischen Weinkulturen wird dortselbst noch dadurch wesentlich gesteigert, daß man es verstanden hat, für die Produkte sich einen lohnenden und sicheren Absatz zu schaffen. Außerdem war die Bevölkerung stets darauf bedacht, der steigenden Nachfrage durch sofortige Vermehrung des Häuserbestandes nachzukommen, um fremder Konkurrenz rechtzeitig entgegenzutreten.

Die Belgier sind somit nicht nur tüchtige Kultivateure, die es verstanden haben, die Weinkulturen möglichst billig einzurichten und zu unterhalten, sondern auch tüchtige Kaufleute, und der Handel ist wohl organisiert.

Um die Weinhäuser in der ersten Zeit noch besser auszunutzen und die Einnahmen aus denselben zu erhöhen, werden noch Tomaten und Radies getrieben, sowie Spinat und Salat angebaut, soweit dies die Jahreszeit und das Alter der Stöcke zuläßt. Der Ertrag an Tomaten wird in den ersten beiden Jahren auf je 300 bis 500 kg für ein Haus angegeben.

Wenn nach diesen Betrachtungen auch die Weinkultur in Deutschland nicht die Rente abwerfen wird wie in Hoeylaert, so verspricht dieselbe doch, vorausgesetzt daß erfahrene Personen die Sache in die Hand nehmen, derartige Reineinnahmen, daß kapitalkräftige Personen diesen Kulturzweig möglichst schneil aufnehmen. sollten. Daß Deutschland sehr viel Trauben benötigt, lehrt die große Einfuhr.

Dem Beispiele der Hoeylaerter folgend, muß vor allem jedoch. dahin gestrebt werden, die Anlage- und Unterhaltungskosten möglichst niedrig zu stellen und den Absatz von vornherein kaufmännisch in die richtigen Wege zu leiten. Nur auf diese Weise wird es möglich sein, sich eine Rente zu sichern.

Über die Erfahrungen, welche hinsichtlich der Erträge des an der hiesigen Anstalt errichteten Weinhauses gesammelt werden, wird im Laufe der Zeit Bericht erstattet werden.

e) Die Ausbildung der Früchte von Frau Luise Goethe und Geheimrat Dr. Thiel.

Da beiden Birnensorten in den Kreisen der Obstzüchter besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird, so dürften die nachfolgenden Notizen über das Verhalten derselben im Berichtsjahre von Interesse sein.

Frau Luise Goethe erweist sich immer mehr als eine äußerst wertvolle spätreifende Tafelbirne. Die Früchte erreichten in diesem Jahre, besonders an jungen Spindelbäumen, eine ansehnliche Größe. Das Durchschnittsgewicht derselben betrug 300-400 g. Trotzdem sämtliches Winterobst auf dem Lager sehr schnell zur Reife gelangte, war es doch möglich, im Dezember genußreif werdende Früchte in diesem Zustande bis Mitte Januar zu halten. Dies ist als ein weiterer großer Vorzug dieser Birnensorte gegenüber anderen zu betrachten, die in genuẞreifem Zustande schnell übergehen. Die Frucht war auch in diesem Jahre von delikatem Geschmack und reich an Saft. Die Sorte hat sich im Handel bereits sehr gut eingeführt und erzielt recht hohe Preise. Auf Grund der bisherigen Erfahrungen wird Frau Luise Goethe in den neuen Anlagen eine besonders hervortretende Stellung einnehmen. (Vergl. Angaben über die Sorte in den Jahresberichten 1904.) Über die Tragbarkeit der Sorte läßt sich noch kein endgültiges Urteil fällen.

Geheimrat Dr. Thiel. Im Jahresbericht 1905 wurde der Wert der Frucht als Schaufrucht hervorgehoben und dabei betont, daß die Güte des Fleisches nur II.-III. Qualität sei. Aus diesem Grunde erschien es geboten, vor einer zu weitgehenden Anpflanzung dieser Sorte zu warnen. In diesem Jahre war nun die Qualität des Fleisches eine bedeutend bessere. Dasselbe war sehr saftreich und halbschmelzend. Wir nehmen an, daß die Sorte hinsichtlich Innehaltung der richtigen Pflückzeit ähnlich wie Clairgeaus B.-B. sehr empfindlich ist, und daß die Ernte bisher regelmäßig etwas zu spät ausgeführt wurde. Um festzustellen, inwieweit diese Vermutung zutrifft, sollen im kommenden Jahre genaue Pflückversuche angestellt werden. Es wäre sehr zu wünschen, daß diese so prächtige Frucht auch ihrem inneren Werte nach mehr Beachtung verdiente. Mit besonderer Befriedigung würden wir das Urteil im Jahresbericht 1905 einer Revision unterziehen.

f) Die Anzucht von Obstneuheiten.

Die Anstalt hat sich schon seit Jahren die Aufgabe gestellt, durch die Anzucht von neuen anbauwürdigen Sorten zur Auffrischung der alten, zum Teil im Zurückgehen begriffenen beizutragen.

Die auf drei verschiedene Quartiere verteilten Sämlinge, welche aus dem Jahre 1896 stammen, zeigen in den letzten Jahren infolge zu dichten Standes zum Teil eine kümmerliche Entwicklung. Es hat sich auch herausgestellt, daß einige Bäume, die in den letzten Jahren sehr schöne Früchte lieferten, durch die Nachbarbäume. unterdrückt werden. Um diese zu erhalten und die Tauglichkeit

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