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Spindelbaum laut wurden, sollen die Vorteile dieser Form auf Grund. der hierselbst gemachten Erfahrungen in Kürze erörtert werden. Gleichzeitig sollen die Punkte hervorgehoben werden, welche den. Erfolg bedingen.

Für die Aufzucht des Spindelbaumes eignet sich besonders die Birne, weniger der Apfel; die übrigen Obstarten sind ganz auszuschalten. Wenn des öfteren über die geringe Tragbarkeit dieser Form geklagt wird, so ist dieses in erster Linie auf eine unrichtige Sortenwahl zurückzuführen. Nur solche Sorten dürfen verwendet werden, die sich von Natur aus durch frühzeitige und reiche Tragbarkeit auszeichnen. Es ist eine irrige Ansicht, daß die Tragbarkeit durch den Schnitt erzwungen werden könnte; im Jahresbericht 1904 ist diese Behauptung durch Zahlenmaterial widerlegt. Die zur Verwendung gelangenden Sorten müssen sich gleichzeitig auch durch mäßiges Wachstum, willige Bildung von Fruchtholz und aufstrebenden Wuchs auszeichnen.

Folgende Sorten haben sich in den hiesigen Anlagen als die besten Träger in dieser Form erwiesen. Von Frühbirnen: Giffards B.-B., Clapps Liebling, Williams Christbirne, Dr. Jules Guyot. Von Herbstbirnen: Herzogin von Angoulême, Gute Luise von Avranches, Holzfarbige B.-B., Clairgeaus B.-B., Capiaumont, Geheimrat Dr. Thiel. Von Winterbirnen: Diels B.-B, Esperens Bergamotte, Hardenponts Winter-B.-B., Madame Verté, Frau Luise Goethe, Notair Lepin, Präsident Drouard.

Bei den Äpfeln ist die Auswahl in den Sorten eine recht beschränkte, da nur wenige sich durch einen pyramidalen Wuchs bei mäßigem Wachstum und Bildung von kurzem Fruchtholz auszeichnen. Es sind zu nennen: Weißer Klarapfel, Minister von Hammerstein, Wintergoldparmäne, Baumanns Reinette, AnanasReinette und Charlamowsky.

Von großem Einfluß auf den Erfolg ist die zweckentsprechende Wahl der Unterlage. Als kleine Form, bei welcher die Seitentriebe jährlich einem kurzen Rückschnitte unterworfen werden, können nur schwachwachsende Unterlagen in Anwendung kommen. Bei den Birnen kommt die Quitte, bei den Äpfeln der Paradies in Betracht. Eine Ausnahme machen nur Williams Christbirne, Dr. Jules Guyot und Clairgeaus B.-B., welche die Wildlingsunterlage beanspruchen, da sie auf der Quitte nicht gedeihen. Trotz des Wildlinges tragen diese drei Sorten vorzüglich in Spindelform, ein Beweis für die Tauglichkeit derselben für die Zwergbaumzucht im allgemeinen. Giffards B.-B. sowie Herzogin von Angoulème benötigen die Zwischenveredelung.

Der Abstand, in welchen die Spindelbäume gepflanzt werden, richtet sich nach der Art der Anlage. Da dem einzelnen Baume im unteren Teile ein Durchmesser von durchschnittlich 1,20 m gegeben wird, so genügt bei der Anlage eines Spindelquartieres ein allseitiger Abstand von 2 m. In der Praxis wird sehr oft der Fehler der zu dichten Pflanzung der Spindeln gemacht. Werden die Bäume dichter wie 2 m gepflanzt, so wird man stets die Wahr

nehmung machen, daß bei der zunehmenden Höhe der Bäume die unteren Partien derselben zu sehr beschattet werden, wodurch die Fruchtholzbildung gehemmt und der Ertrag bedeutend geschmälert wird. Durch den zu dichten Stand der Bäume wird auf einem größeren,

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gleichmäßig bepflanzten Quartiere gleichzeitig die Luftzirkulation gehemmt, was mangelhafte Befruchtung während der Blüte, sowie das stärkere Auftreten von Schädlingen und Krankheiten zur Folge hat.

Fig. 13. Spindelquartier mit Mad. Verté und Frau Louise Goethe bepflanzt.

Da, wo die Bodenbearbeitung mittels der Planetgeräte ausgeführt werden soll, ist dazu zu raten, die Reihen 3-3,50 m und die Bäume in den Reihen 2 m von einander zu pflanzen.

Die gröbsten Fehler werden bei der Aufzucht des Spindel

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Fig. 14. Spindelbaum der Birnsorte .,Geheimrat Dr. Thiel".

baumes gemacht. Es kommt darauf an, daß die Form gleichmäßig mit genügend licht gestelltem Seitenholz garniert wird. Wird der Verlängerungstrieb, mit dessen Hilfe wir den Baum in die Höhe ziehen, zu kurz zurückgeschnitten, so hat dies die Bildung von zu stark wachsenden Seitentrieben zur Folge, die sich nur unwillig

dem nötigen kurzen Rückschnitte fügen und ungern Fruchtholz bilden. Im Durchschnitt kann man den Verlängerungstrieben 12 Augen belassen, und es muß durch das Anbringen der in der Praxis der Formbaumzucht bekannten „,halbmondförmigen Einschnitte" dafür gesorgt werden, daß die unteren Augen zum Austreiben gebracht werden. Bei den sich im Laufe der Zeit ergebenden Seitentrieben ist ferner darauf zu achten, daß durch zeitweises Auslichten derselben allen Teilen der freie Zutritt des Lichtes erhalten bleibt. Wird dieses versäumt, so stirbt allmählich das Fruchtholz nach dem Stamme zu ab.

Fig. 13 gibt den Teil eines Quartieres wieder, welches mit Spindeln in den Sorten Frau Luise Goethe und Madame Verté bepflanzt ist. Die Spindeln stehen zur Zeit in einem Alter von 7 Jahren. Madame Verté hat bereits vom vierten, Frau Luise Goethe vom fünften Jahre ab recht schöne Erträge geliefert. flossenen Jahre brachten 36 Bäume der Frau Luise Goethe 683 Früchte, von prächtiger Ausbildung im Werte von rund 90 M, Madame Verté lieferte an 36 Spindelbäumen 3420 Früchte im Werte von 200 M. Im Berichtsjahre trugen 28 12jährige Spindelbäume von Hardenponts Winter B.-B. rund 12 Ztr. Früchte, die einen Erlös von 240 M einbrachten. Diese wenigen Beispiele aus den hiesigen Anlagen werden die Einträglichkeit der Spindelform bei richtigem Vorgehen zur Genüge beweisen.

Die Spindel kann jedoch auch als eine schöne Form bezeichnet werden. Fig. 14 zeigt einen Spindelbaum der Sorte „Geheimrat Dr. Thiel", der, mit den herrlich gefärbten Früchten beladen, einen überaus prächtigen und anziehenden Anblick gewährte und die Bewunderung aller Besucher der Anstalt hervorrief.

Die Einträglichkeit des Spindelbaumes wird Veranlassung dazu geben, daß diese Form in unsern neuen Anlagen in sehr ausgiebiger Weise angepflanzt wird. Es werden nicht allein einzelne geschlossene Quartiere angelegt werden, sondern diese Form wird auch vielfach als Zwischenpflanzung in Hochstamm- und Halbstammquartieren Verwendung finden, um aus den Flächen frühzeitigere und höhere Erträge zu erzielen. Die schmale Form ermöglicht es, auf diesen Quartieren dauernd mit dem Pfluge arbeiten zu können, was bei den Buschbäumen infolge des ständig zunehmenden Umfanges der Krone nicht zutrifft.

c) Sind für die Zwergobstkultur die bisher zur Anwendung gebrachten schwachwachsenden Unterlagen entbehrlich?

Bisher wurde bei der Aufzucht der Zwergobstbäume für Äpfel als Unterlage Doucin und Paradies, für Birnen die Quitte verwendet und nur in Ausnahmefällen kam der Wildling zur Benutzung. In neuerer Zeit ist nun wiederholt dazu geraten, von der Verwendung der schwachwachsenden Unterlagen grundsätzlich Abstand zu nehmen und ausschließlich den Wildling zu benutzen. Man stützt sich hierbei auf die Beobachtung, daß Zwergbäume auf schwachwachsenden. Unterlagen sehr häufig von der Pflanzung ab ständig ein kränk

liches Wachstum zeigen, geringe Erträge liefern und in vielen Fällen sehr bald zu Grunde gehen, also den Erwartungen nicht entsprechen. Gleichzeitig wird behauptet, daß die Zwergbäume auf Wildlingsunterlage ein gesünderes Wachstum zeigen und ein höheres Lebensalter erreichen, wenn auch der Ertrag einige Jahre später einsetzt.

Diese Erörterungen sind auf fruchtbaren Boden gefallen und die erteilten Ratschläge werden in der Praxis bereits häufig befolgt. Da nach meinem Dafürhalten diese Frage jedoch durch die Veröffentlichung in den Fachzeitschriften noch nicht genügend geklärt ist, so sollen im nachfolgenden die Erfahrungen mitgeteilt werden, welche an der hiesigen Anstalt hinsichtlich der Verwendung der schwachwachsenden Unterlagen bei den Zwergbäumen gemacht wurden.

Der Name,,Zwergobst" besagt, daß man es hier im Gegensatz zu den Hochstämmen mit niedrigen, kleinen Formen zu tun hat. Die Zahl derselben ist eine sehr große. Von den freistehenden Formen, die ohne besondere Gestelle gezogen werden können, zählen hierzu: der Buschbaum, den man auch im Gegensatz zu den Hochund Halbstämmen als „Niederstamm" bezeichnen kann, die Pyramide und der Spindelbaum. Ferner gehören hierher die sehr mannigfachen Formen der eigentlichen Spalierzucht, als wagerechte Kordons, schräge und senkrechte Kordons, sowie die verschiedenen Palmetten, welche zur Bekleidung besonders errichteter Gestelle oder von Mauern und Häuserwänden benutzt werden.

Das Wachstum und die Ausdehnung der oberirdischen Teile eines Baumes ist nun wesentlich von der Entwicklung der unterirdischen Teile abhängig. Ist das Wurzelwachstum ein mäßiges, so wird sich auch der oberirdische Teil nur mäßig entwickeln und umgekehrt. Je kleiner wir also eine Baumform zu haben wünschen, um so mäßiger muß also auch das Wurzel wachstum sein und um so notwendiger wird eine schwachwachsende Unterlage. Wenn es nur auf die Aufzucht und Erhaltung einer bestimmten Form ankäme, so könnte man ohne Bedenken die Frage der Verwendung der verschiedenen Unterlagen ausschalten. Man könnte alsdann den Wildling als Unterlage, und den Schnitt als sicheres Mittel für die Aufzucht der Form benutzen. Die Bäume werden jedoch nicht in erster Linie der Form, sondern des Ertrages wegen gezogen. schönste Form hat für den Erwerbsobstzüchter keinen Wert, wenn sie nicht gleichzeitig auch Früchte liefert.

Aus diesen Erwägungen ergibt sich für die Praxis, daß bei den kleinen Formen die schwachwachsenden Unterlagen nicht entbehrt werden können. Wagerechte Apfel- oder Birnkordons z. B., auf Wildling veredelt, zeigen ein äußerst üppiges Wachstum, doch man wird stets finden, daß trotz ständigen Schnittes die erwartete Tragbarkeit nicht eintritt. Dies trifft auch für andere kleine Formen wie Schrägkordons, senkrechte Kordons. U formen usw. zu. Werden bei diesen Formen jedoch Paradies- resp. Quittenunterlage verwendet, so wird das Wachstum von vornherein ein mäßigeres

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