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Die Unterkonstruktion des Weinhauses ist Schmiedeeisen und wird durch zwei Säulen in jedem Binder, deren 9 auf die ganze Länge angebracht sind, getragen. Auf diese eiserne Unterkonstruktion sind die Sprossen aus amerikanischem Pitsch-pine-Holz mit schmiedeeisernen Winkeln aufgeschraubt. Im Giebel ist eine sogenannte Firstlüftung angebracht, deren Konstruktion ebenfalls aus der Zeichnung ersichtlich ist. Die seitlichen 1,20 m hohen, schrägen Glaswände sind mittels eines einfachen Hebelmechanismus ganz zum Öffnen eingerichtet. Die Drahtbespannung ist 35 cm vom Glas entfernt; an den Bindern wurde eine Einrichtung angebracht, um die Drahtbespannung auch weiter vom Glas entfernt anbringen zu können.

Die ganze Konstruktion des Hauses entspricht der belgischen Bauart. Es wurden jedoch einige kleine Änderungen vorgenommen, welche in Anbetracht der hiesigen örtlichen Verhältnisse zur Notwendigkeit wurden.

1. Der Sockel des Hauses ruht flach auf dem Boden auf Eisenträgern, so daß den Wurzeln die Möglichkeit geboten ist, ihre Nahrung auch außerhalb des Hauses zu holen. Es werden zu beiden Seiten des Hauses besondere Beete hergerichtet, die reichlich Dünger und erforderlichen Falles auch Wasser erhalten. Diese Maßnahme wird sicherlich zur Kräftigung der Stöcke beitragen. In Hoeylaert wird der Sockel des Hauses in den Boden eingelassen, wodurch die Wurzeln mehr auf das Erdreich des Hauses angewiesen sind.

2. Die Sprossen der Fenster sind aus Pitsch - pine- Holz hergestellt, sodaß nur die Unterkonstruktion aus Eisen ist. Wir hoffen auf diese Weise eine gleichmäßigere Temperatur im Hause zu erzielen und den Tropfenfall im Winter möglichst zu verringern. Letzteres dürfte für die Überwinterung der Trauben an den Stöcken von besonderer Wichtigkeit sein. In Hoeylaert sind die Sprossen in den meisten Fällen aus Eisen und nur für die Träger werden in primitiver Weise Holzleisten und Balken verwendet.

3. In Anbetracht der sehr heißen Sommer im Rheingau wurde die einfache Lüftungsvorrichtung, wie solche in Hoeylaert zur Anwendung kommt, für nicht ausreichend erachtet. Aus diesem Grunde ist die Firstlüftung sowie die vollkommene Seitenlüftung angebracht, wie solche aus der Zeichnung ersichtlich ist. Wohl wurden die Kosten des Hauses hierdurch etwas erhöht, doch steht diesem außer der erforderlichen besseren Durchlüftung eine dauernde Ersparnis an Zeit und Arbeit gegenüber, so daß sich diese Mehrausgaben sicherlich verzinsen werden.

Was die zukünftige Kultur der Reben selbst betrifft, so wird keine eigentliche Frühtreiberei ausgeführt werden, sondern das Haus. wird dazu dienen, die Trauben bis zum Eintritt des Winters zur Genußreife zu bringen und diese alsdann möglichst lange an den Stöcken zu überwintern. Während der Vegetation im Laufe des Sommers wird also nur die Sonnen wärme ausgenutzt, und die Heizung muß im Herbste bei kühlem Wetter in Tätigkeit treten, um die Reife der Trauben zum vollständigen Abschluß zu bringen. Mit dem Eintritt der Kälte wird es sich darum handeln, die

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Temperatur des Hauses auf +3 bis 4° C. zu halten, um ein Erfrieren der Trauben zu verhindern. Da somit die Erwärmung des Hauses keine hohen Anforderungen mehr stellt, genügt die nach dem Vorbilde der belgischen Häuser angebrachte Kanalheizung vollkommen. Diese bietet außerdem bei der Überwinterung der Trauben den Vorteil, im Hause eine genügend trockene Luft zu gewinnen, wodurch die Fäulnis der Beeren auf ein Mindestmaß eingeschränkt wird.

Im Laufe des Winters wurde das Erdreich auf 1 m Tiefe rigolt. Mit Rücksicht auf die bisherige langjährige starke Inanspruchnahme der Fläche durch Obstkulturen und den von Natur aus mageren Boden war eine gründliche Bodenverbesserung erforderlich. Zu diesem Zwecke fand eine gut vorbereitete Komposterde sowie ein großer Haufen Erde Verwendung, welche vor 2 Jahren mit 2 Waggons Stalldung durchsetzt war. Diese bodenverbessernden Materialien wurden 50 cm hoch aufgefahren und dafür der schlechte Untergrund in dieser Stärke beseitigt. Die Rigolarbeiten fanden Mitte Februar ihren Abschluß.

Für die Wasserversorgung wurde zunächst darauf Bedacht genommen, das vom Glasdache abfließende Regenwasser außerhalb des Hauses durch Längsrinnen aufzufangen und in 2 kleine Bassins in das Innere zu leiten. Außerdem ist ein Rohr der Eibinger Wasserleitung in das Haus gelegt und ein Hydrant angebracht, um mittels Schlauches die Bewässerung und das Spritzen zu jeder Zeit in gründlicher Weise ausführen zu können.

Die Bepflanzung des Hauses kann erst im Herbst 1907 ausgeführt werden, da das Schnittholz für die Anzucht der Reben aus den Weinhäusern der Anstalt erst im Frühjahre 1907 gewonnen werden konnte und die Einfuhr von Reben von außerhalb nicht genehmigt wurde. Während des Sommers 1907 wird das Haus durch Treiberei von Gurken, Bohnen, Tomaten und Erdbeeren ausgenutzt.

b) Vorarbeiten zu den Neuanlagen im Fuchsberg.

Im Frühjahr 1906 wurden die Vorarbeiten auf der für die Vergrößerung der Obstanlagen im Fuchsberg vorgesehenen Fläche in Angriff genommen. Dieses Gelände schließt sich dem alten Obstmuttergarten auf dessen Nordseite unmittelbar an und diente bis dahin zum größten Teile dem Weinbau.

Die gesamte Fläche ist rund 14,5 Morgen groß; davon sollen dem Weinbaubetrieb für die Unterbringung der Rebsortimente und der verschiedenen Erziehungsarten künftighin 3,5 Morgen verbleiben, während die übrigen 11 Morgen für die Anlage des Obstgartens in Betracht kommen.

Zur Zeit der Übernahme durch den Obstbaubetrieb waren von dieser Fläche noch 71, Morgen mit Reben bepflanzt, welche somit zunächst entfernt werden mußten. Das Aushauen der Rebstöcke, eine mühsame Arbeit, wurde den Leuten im Akkord übergeben.

Für den Quadratmeter sind 0,02 M, oder für den preußischen Morgen 50 M bezahlt.

Des weiteren war die Niederlegung der die einzelnen Rebquartiere durchziehenden Umfassungsmauern nötig. Es waren durchweg sogenannte Trockenmauern von 0,90-1,50 m Tiefe und 40 bis 50 cm Breite. Die gesamte Länge der Mauern belief sich auf etwa 280 m. Das hierbei gewonnene Steinmaterial wurde für die spätere Befestigung der Wege reserviert. Nach dem Aufreißen eines ca. 130 m langen befestigen Hauptweges des bisherigen Weinberges der Anstalt war alsdann die Gesamtfläche für die notwendigen Planierungsarbeiten freigelegt. Die Wegeführung und Einteilung der Fläche in

Fig. 7. Grundplan zu den Obstanlagen.
Die gestrichelte Linie gibt die Grenze des alten Teiles wieder.

Quartiere in der neuen Anlage paßt sich in der Hauptsache derjenigen des alten Muttergartens an, der von der ersteren nur durch. einen Gemeinde-Feldweg getrennt ist. Der Grundplan in Fig. 7 gibt die Einteilung der ganzen Fläche wieder. Für die Hauptwege ist eine Breite von 3 m, für die Nebenwege eine solche von 2 m festgelegt.

Sehr viel Arbeit und Unkosten verursachte die Planierung der ganzen Fläche. Da die früheren Besitzer der einzelnen kleinen Parzellen ganz nach eigenem Ermessen ihre Grundstücke in verschiedene Höhe gelegt, zum Teil auch, wie schon oben erwähnt, durch Trockenmauern künstlich erhöht hatten, so war ein Ausgleich dieser bedeutenden Unebenheiten nicht zu umgehen. Die Zeichnungen in Fig. 8 lassen die Höhenunterschiede erkennen.

Geisenheimer Bericht 1906.

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Die Planierungsarbeiten mußten in der Weise durchgeführt werden, daß die Fläche eine gleichmäßige Steigung nach Norden erhielt; außerdem mußte derselben gleichzeitig eine etwas geneigte Lage nach Westen zu gegeben werden. Die Steigung der Gesamtfläche von Nord nach Süd beträgt bei 100 m Länge 6,5 m, also 6,5%, während die Steigung von Ost nach West bei 190 m Länge 3,25 m, also 1,7% beträgt. Die Steigung von Nord nach Süd mußte durch die horizontale Lage des Hauptweges mit den beiden angrenzenden Rabatten von insgesamt 7 m Breite unterbrochen werden.

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Fig. 8. Nivellementsplan.

Die gestrichelten Linien deuten die frühere Lage des Grundstückes an.
Maßstab ca. 1:2000.

Wie aus dem Profile ersichtlich ist, mußte die Planierung der Fläche in der Hauptsache dergestalt ausgeführt werden, daß die zu bewegenden Erdmassen von der Höhe des Grundstückes nach der Tiefe zu transportieren waren. Die Menge der zu bewegenden Erdmasse betrug insgesamt rund 3300 cbm. Zur schnellen Erledigung der Arbeit wurde mittels einer Feldbahn gearbeitet.

Ein Teil der besten Erde wurde bei diesen Planierungsarbeiten für die Pflanzung zur Bodenverbesserung der Baumgruben reserviert. Diese Erde, in 5 Haufen auf der ganzen Fläche verteilt, ist mit insgesamt 4 Waggons gut verrotteten Dünger durchsetzt und soll bis zur Verwendung noch einige Male mit Jauche durchtränkt und um

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