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In der Tat kommen hier so große Abweichungen wie in der ersten Versuchsreihe nicht vor, immerhin sind sie noch so bedeutend, daß von einer Übereinstimmung nicht gesprochen werden kann. Ein endgültiges Urteil läßt sich vorläufig noch nicht über die Methode fällen. Wir werden in Anbetracht der Wichtigkeit der Bernsteinsäurebestimmung die Prüfung in weitgehendstem Maße fortsetzen und darüber später berichten.

8. Kostprobe und chemische Untersuchung von sechs alten

Bordeaux-Weinen.

Die Firma Kempinski-Berlin hatte die Liebenswürdigkeit Herrn Prof. Wortmann sechs edle Flaschen weine aus Bordeaux zu überlassen, wofür wir ihr auch an dieser Stelle danken möchten. Die Weine wurden zuerst der Kostprobe unterzogen und dann in unserer Station der chemischen Analyse unterworfen. Infolge Materialmangels war es leider nicht möglich, die Analyse vollständig durchzuführen, insbesondere mußte auf die Bestimmung der einzelnen nicht flüchtigen Säuren verzichtet werden.

I. Monopole. Grand vin. Cos d'Estournet. 1878.

Der Wein ist stark gedeckt, gelblich-braun, aber klar. Angenehmes Bukett. Altels-Geschmack; firn, zart, lieblich, aber rasch verschwindend, ohne etwas zurückzulassen. Nach der Geschmacksprobe fehlt ihm Alkohol.

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Noch rubinrot; herrliches, weiches und zartes Bukett; geschmacklich dünn und aufgezehrt. Schmeckt jugendlicher als seinem hohen Alter entspricht, verglichen mit No. IV. Hat Essigstich.

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III. Château Mouton. Grand vin. Rotschild.

Fein und zart, aber nicht so wuchtig wie VI. Dabei noch ein lieblicher Nußgeschmack und eine angenehme Süße. Ungemein fein, besonders auf der Zunge; angenehme Säure. Schwacher Verdacht auf Essigsäure.

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IV. Château Lafite. 1875.

Etwas Depôt; tieffarbiger als II. Volles, massiges, schönes AltelsBukett; schwach an Honig erinnernd. Im Geschmack dünn und bald nachlassend; ist bereits aufgezehrt.

Analysenergebnisse:

Alkohol .

Gesamtsäure

Flüchtige Säure

Nicht flüchtige Säure

Mineralbestandteile

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་་

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Extrakt

Stickstoff

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2,5684 g "
0,036 g "

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- Salzsäure = 0,7

6

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Starkes Depôt in der Flasche; viel wuchtiger und massiger als I. Verschwindet aber ebenfalls sofort von der Zunge ohne etwas zurückzulassen. Dem Geruch nach sehr viel Bukett. Harmonisch voll und rund, aber nicht ganz klar; Anhauch von Bitterkeit.

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VI. Château Lagrange. Grand vin du châtel St. Julien. 1869. Noch tief dunkel; sehr gedeckte Farbe. Voll und wuchtig im Bukett; körperreich. Im Geschmack hervorragend weich, anhaltend, sauber; verhältnismäßig jugendlich; kein Altelsgeschmack; vornehm, hat noch einen feinen Nußgeschmack, aber etwas scharfe Säure. Analysenergebnisse:

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Interessant ist, daß die Weine I, II und IV geschmacklich als dünn und alkoholarm erklärt wurden, obwohl sie 7,87, 7,06 und 7,8 g Alkohol enthalten. Dagegen konnte bei den nur um wenig alkoholreicheren Weinen III, V und VI (mit 8,8, 8,1 und 8,7 g) geschmacklich ein solcher Mangel nicht erkannt werden. Man sieht auch hier wiederum, wie scharf die Zunge zu urteilen vermag, und wie vorteilhaft auch solch edlen Hochgewächsen ein wenig mehr an Zucker im Moste gewesen wäre. Diese Tatsache haben bei uns in Deutschland die Praktiker an der Mosel längst erkannt; sie zuckern selbst in guten Jahren einen großen Teil ihrer guten Lagen, die im Handel später als selbständige Weine erscheinen und mit Preisen von 1000-2000, ja selbst 3000 M das Fuder bezahlt werden.

Die Gesamtsäure bewegt sich in den Grenzen 0,57-0,75 g; sie wäre als verhältnismäßig hoch zu bezeichnen. Da jedoch in allen Weinen im Verhältnis zur Gesamtsäure viel flüchtige Säure vorhanden ist, so darf man hier nur die nicht flüchtigen Säuren

vergleichen, die zwischen 0,41 und 0,52 g schwanken; nur Wein I enthält etwas mehr, nämlich 0,61 g.

Daß Wein I die meiste nicht flüchtige Säure neben wenig Alkohol enthält, läßt ihn besonders alkoholarm erscheinen. Bei den übrigen Weinen ist die nicht flüchtige Säure verhältnismäßig niedrig, sie drängt sich nirgends geschmacklich unangenehm hervor.

Die flüchtigen Säurezahlen sind bei einzelnen Weinen so hoch, daß sie sich der deutschen Grenzzahl 0,16 g für Rotweine stark nähern. Bei Wein II, III und VI wurde auch durch die Geschmacksprobe Essigstich erkannt, merkwürdigerweise jedoch nicht bei Wein V, der sogar 0,17 g flüchtige Säure enthält, oder ist vielleicht „Anhauch von Bitterkeit" als Kriterium des Stiches zu deuten?

Das Alkohol-Glycerin-Verhältnis konnte wegen Materialmangels nicht bei allen Weinen bestimmt werden. Es ist jedoch in 3 untersuchten Fällen hoch, da es zwischen 11,2 und 12,5 schwankt.

Die Mineralbestandteile schwanken zwischen 0,24 und 0,31 g; der Extrakt bewegt sich zwischen 2,4 und 2,6 g. Eigentümlich erscheint der immer noch hohe Stickstoffgehalt, der bis 0,04 g steigt. Die wasserlösliche Alkalinität schwankt zwischen 0,5 und 1,4, während die wasserunlösliche Alkalinität fast konstant 0,6-0,7 beträgt. Infolgedessen schwankt auch die Gesamtalkalinität zwischen 1.2 und 2.0.

Das Gesamturteil der Zungenprobe ging dahin, daß die sehr edlen und vornehmen Weine den Höhepunkt ihrer Entwicklung bereits überschritten hatten.

9. Kleinere Mitteilungen.

a) Honoraranalysen.

Im Auftrage von Behörden oder auf Wunsch von Privaten wurden im Betriebsjahre rund 200 Untersuchungen ausgeführt. Hauptsächlich betrafen diese Untersuchungen Weißweine, Rotweine und Beerenweine, doch wurden auch daneben geprüft: Schönungsmittel, Weinbergschwefel, Kupfervitriol, cyanisierte Pfähle, Weinbergsböden, Zucker, Zwetschenbranntwein, Cognak, Zitronensaft, Himbeersaft und anderes.

b) Gutachten.

Für das vorgesetzte Kgl. Ministerium, für verschiedene Ämter und für Privatpersonen waren eine größere Anzahl ausführlicher Gutachten in Weinangelegenheiten abzugeben. Der schriftliche Verkehr mit der Praxis betraf in den meisten Fällen Anfragen über die Technologie der Trauben- und Obstweine; besonders häufig handelte es sich um trübe, umgeschlagene, nicht durchgegorene, stichige oder schwarz gewordene Weine. Zur Beseitigung des Essigstiches wurde, wie im Vorjahre, der der Station gehörige Pasteurisierapparat öfters empfohlen und auch wiederholt von der Praxis benutzt.

c) Neuanschaffungen.

Von wertvolleren Neuanschaffungen seien folgende erwähnt: 1. Großer Vacuum - Verdampfapparat nach Soxhlet, komplett, mit Manometer.

2. Die Bibliothek wurde durch einige kleinere Werke vervollständigt.

d) Veröffentlichungen.

Von der Verlagsbuchhandlung E. Ulmer in Stuttgart wurde der Vorstand der Station mit dem Auftrage betraut, das Werkchen von M. Barth, die Obst- und Beerenweinbereitung neuzubearbeiten. Es ist im Laufe des Jahres in 6. Auflage erschienen.

e) Kurse, Vorträge, Unterricht.

An dem in der Zeit vom 13. bis 25. August stattgefundenen Obstverwertungskursus für Männer war der Vorsteher der Versuchsstation mit 6 Vorträgen, an dem vom 27. August bis 1. September abgehaltenen gleichen Kursus für Frauen mit 1 Vortrage beteiligt.

In der Zeit vom 19. November bis 1. Dezember fand in der oenochemischen Versuchsstation ein Kursus über Weinuntersuchung und Weinbehandlung statt. Die Beteiligung an diesem Kursus war eine sehr starke; 60 Hörer wurden aufgenommen und eine Anzahl, in den letzten Tagen vor Beginn des Kursus eingelaufener Anmeldungen mußte infolge Platzmangels zurückgewiesen werden. Bemerkenswert war die rege Beteiligung der Mosel an diesem Kursus.

In der Versuchsstation arbeiteten im Berichtsjahre 25 ältere Eleven, sowie als Praktikanten 5 Herren, nämlich: Theodor Schüler aus Trier; W. von Bossiazky aus Belgarodia (Rußland); G. F. Lindsell aus Constantia, Kapland; Louis C. Versfeld aus Constantia, Kapland; P. J. Retief aus Paarl, Kapland.

f) Veränderungen im Personalbestande der Station.

An Stelle des mit Schluß des vorigen Etatsjahres ausscheidenden Assistenten Dr. Krauß trat am 1. April 1906 Herr Dr. Hermann Schäfer, der die Station am 31. September wieder verließ. Sein Nachfolger wurde vom 1. Oktober an Herr Dr. Albert Szameitat.

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