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Faß her. Sämtliche Hahnen werden geöffnet, nur H1 läßt man zunächst geschlossen, damit, wenn etwa die Kohlensäureflasche zu schnell geöffnet würde, kein Kohlensäureverlust zu beklagen wäre. Jetzt dreht man den Stutzen an der Flasche auf, öffnet H1 und läßt die Kohlensäure in schwachem Strom ausfließen. Das eingeschaltete Glasgefäß G ermöglicht eine genaue Kontrolle über die ausfließende Menge.

Die Kohlensäure passiert zunächst das Reduzierventil R, dann das Glasgefäß, füllt nun den über der Flüssigkeit im unteren Behälter (S) bleibenden Luftraum und tritt bei H in die Röhre L ein Von da wandert sie zu den einzelnen Fässern, wo sie mit Hilfe der üblichen Verteilungsvorrichtungen mit dem Wein vermischt wird.

Die Einschaltung des Glasbechers G hat den Zweck, die Stärke des Kohlensäurestromes beobachten zu können. An der durch die Flüssigkeit streichenden Menge und Größe der Gasbläschen läßt sich eine Kontrolle über die den Fässern zugehende Quantität Kohlensäure ausüben. Ist der Kohlensäurestrom zu groß, so wirkt durch die Spannung des Gases auf die Flüssigkeit in S ein sehr großer Druck ein, der es eventuell zustande bringt, daß das Wasser durch die Röhre D nach dem oberen Blechgefäß S getrieben wird. Um dies zu ermöglichen, enden die Kohlensäure ein- und abführenden Röhren bei Hg im Deckel des Gefäßes S, während die in denselben Behälter führende Glasröhre von dem Boden ausgeht. Ist alle Flüssigkeit oben angekommen, so folgt die neu einströmende Kohlensäure nach und entweicht durch die im Deckel angebrachten Öffnungen. Dadurch ist jede Gefahr für die Fässer ausgeschlossen. Das Ganze ist nämlich so konstruiert, daß die Bewegung des Wassers nach oben eher erfolgt, als bis der Druck in den Fässern so groß wird, daß ein Schaden für sie zu befürchten wäre. Läßt der Druck nach, so tritt die Flüssigkeit aus dem oberen Behälter in das Rohr bezw. in das untere Gefäß zurück.

Wie bereits erwähnt, können an einen Apparat eine unbeschränkte Anzahl Fässer angeschlossen werden. Beabsichtigt man nur etwa, wie normal, 2-3 Fässer zu imprägnieren, so leitet man den Kohlensäurestrom zum ersten dieser und von dem hierein eingesetzten Verteiler zu den übrigen. Will man dagegen eine größere Anzahl Fässer durch einen Apparat speisen, so ist die Anbringung einer festen Hauptleitung aus metallenen Röhren wie Abbildung 4

zeigt an der Wand oder der Mitte der Kellerdecke entlang zu empfehlen. An diese Hauptleitung werden dann die einzelnen Fässer angeschlossen und zwar jedes durch einen Abstellhahn, Gummischlauch und Spund aus weichem Gummi mit einer Hartgummipfeife.

Der beschriebene Apparat hat sich bei der Behandlung der Apfelweine in unserem Keller außerordentlich gut bewährt und kann auch zur Auffrischung der Traubenweine bestens empfohlen werden.

c) Eine Tünchmaschine.

Von der technischen Verkaufsgenossenschaft Duisburg wurde die Tünch- und Desinfektionsmaschine Ceres" zur Probe eingesandt. In ihrem Äußeren ähnelt sie den bekannten konvex-konkaven Rebspritzen. Ihr Rauminhalt ist aber bedeutend größer (ca. 25 1). Die Spritze arbeitet mittels einer gutgehenden Kolbenpumpe. Wir benutzten die Maschine sowohl zum Tünchen von Häuserwänden, wie auch von Kellergewölben. Pumpwerk und Zerstäuber arbeiteten sehr gut. Die Zerstäubung ist eine gleichmäßige und man ist unter Zuhilfenahme eines 2 m langen Bambusrohres im stande, die höchsten Teile der Kellerwände ohne Gerüste zu treffen. Ein Verstopfen des Zerstäubers trat nicht ein, sofern man die Kalkmilch zunächst durch das beigegebene Sieb trieb.

Zu bemängeln ist jedoch die Art und Weise der Anbringung der Träger. Die Spritze ist nämlich zum Tragen auf dem Rücken eingerichtet, jedoch ist die Befestigung der Träger so ungeschickt, daß das Auf- und Abnehmen des Apparates geradezu unmöglich ist, ohne im gefüllten Zustand größere Mengen Inhaltes zu verschütten. Dazu ist der Deckel in der Umgebung des Pumpwerkes soweit ausgeschnitten, daß schon bei dem gewöhnlichen ruhigen Gang des Arbeiters Flüssigkeit austritt. Wenn die Spritze im System sehr gut wirkt, so werden andrerseits die angeführten Mängel bei der Handhabung sehr unangenehm fühlbar. Wir kennen eine bessere fahrbar montierte Ausführung dieser Spritze von derselben Firma. J. Seib.

Bericht

über Obstbau, Gemüsebau, sowie der Station für Obstund Gemüseverwertung.

Von dem Betriebsleiter Garteninspektor Junge.

A. Obstbau.

1. Allgemeine Jahresübersicht.

Das milde Wetter im Februar und März hatte eine zeitige Erwärmung des Bodens zur Folge, so daß die Vegetation früh angeregt wurde. Am 22. März setzte jedoch plötzlich Kälte und starker Schneefall ein, und da diese Witterung bis zum 8. April anhielt, war zu befürchten, daß die Knospen besonders des Steinobstes, die sehr weit vorgetrieben waren, hierdurch Not leiden würden. Die prächtige Blüte, welche nach dem Umschlag der Witterung mit Macht einsetzte, lehrte jedoch, daß die Kälte keinen Schaden angerichtet hatte. Die Blüte begann bei den Aprikosen und Pfirsichen am 7. April, bei den Stachel- und Johannisbeeren am 11. April, bei den Kirschen, Pflaumen und Birnen am 13. April. Es war somit

hinsichtlich des Eintrittes der Blütezeit bei den einzelnen Obstarten in diesem Jahre fast kein Unterschied zu verzeichnen. Als Eintritt der Blüte wurde bei den Äpfeln der 28. April notiert. Bei sämtlichen Obstarten verlief die Blüte ohne jede Störung, so daß nach Beendigung derselben die Aussichten auf eine reiche Obsternte recht günstige waren.

Die Hoffnungen auf ein gutes Ertragsjahr wurden jedoch sehr bald durch Ursachen verschiedener Art um ein Bedeutendes herabgesetzt. Die verschiedenen Knospenraupen traten an den Bäumen in sehr großer Zahl auf und hemmten das Wachstum in recht empfindlicher Weise. Im Anschluß hieran litten die Bäume stark durch Raupenfraß. Trotz des verhältnismäßig kühlen und feuchten Sommers wurden die Apfelbäume auch von der Blutlaus stark befallen. Sehr bald stellte sich die Obstmade ein, die wiederum trotz aller Bekämpfungsmaßnahmen einen großen Teil der Ernte zerstörte. Besonders nachteilig machte sich wiederum die zweite Generation bemerkbar, die gerade Ende August bis Mitte September die meist ausgewachsenen Früchte befiel. Da die Spalierfrüchte, welche der Sonne ausgesetzt sind, von dem Schädling bevorzugt werden und da diese die schönsten Exemplare sind, ist der Verlust um so empfindlicher.

Die häufigen Niederschläge während des Sommers waren für die Entwicklung des Fusicladiums recht günstig, so daß dasselbe in verheerender Weise um sich griff. Trotz wiederholten Spritzens war die Bekämpfung von wenig Erfolg begleitet, da durch die leichten Regenschauer, die sich fast täglich wiederholten, die Kupfervitriolbrühe abgewaschen wurde. Im Weinbau hat man bei der Bekämpfung der Peronospora, welche ebenfalls trotz wiederholten Spritzens furchtbare Verheerungen im Rheingau anrichtete, die Beobachtung gemacht, daß wenn nach dem Spritzen 24-28 Stunden trocken Wetter bleibt, die Brühe genügend fest trocknet. Tritt jedoch in dieser Zeit Regenwetter ein, so zeitigt das Spritzen keinen Erfolg. Diese Wahrnehmung dürfte auch bei der Bekämpfung des Fusicladiums der Beachtung wert sein. Der Pilz befiel in diesem Jahre besonders stark die Holzfarbige B.-B.; selbst Hardenponts Winterbutterbirne zeigte die Flecken, obwohl bisher ein Befall dieser Sorten nicht oder nur sehr selten beobachtet wurde.

Durch die verschiedenen Schädlinge und Krankheiten wurde die Ernte geschmälert und der Wert der zurückbleibenden Früchte. bedeutend herabgesetzt. Doch auch die innere Qualität der Früchte ließ vielfach zu wünschen übrig. Bei den Pfirsichen und Aprikosen war das Aroma infolge der kühlen Witterung während des Sommers wenig ausgebildet; auch die Äpfel und Birnen waren bei der fehlenden Wärme im allgemeinen klein geblieben. Die prächtige Ausbildung der Kirschen und des Beerenobstes lehrte jedoch, daß die Witterungsverhältnisse diesen Obstarten besser zugesagt haben. Das Resultat des diesjährigen Ernteausfalles war folgendes:

Äpfel .
Birnen

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gering gering mittelmäßig sehr gut sehr gut gering

Obsthandel. Die rege Nachfrage nach feinem Tafelobst und die hohen Preise, welche hierfür gezahlt wurden, lehrten, daß unter den hiesigen Verhältnissen der Anbau desselben unter Berücksichtigung der besonders dankbar tragenden Sorten sich stets als lohnend erweisen wird. Leider war es in diesem Jahre nicht möglich, die Kundschaft wie bisher bis in den Winter hinein zu befriedigen, da sämtliche spätreifenden Sorten sehr früh auf dem Lager genuẞreif wurden. Sorten wie Hardenponts Winter-B.-B. und Le Lectier, die sonst zu unseren Weihnachtsbirnen zählen, zeitigten bereits Ende Oktober; Frau Luise Goethe war Anfang November genuẞreif, während dieses Stadium in andern Jahren erst anfangs Januar eintrat. Diese geringe Haltbarkeit der Früchte auf dem Lager war in diesem Jahre um so auffälliger, als die kühle Witterung während des Sommers eine langsamere Entwicklung der Früchte am Baume und des Reifeprozesses derselben auf dem Lager vermuten ließen.

Durch den beschleunigten Reifeprozeß der Winterbirnen häufte sich Ausgangs Oktober die Menge der verkaufsfähigen Ware in einer Weise, die nicht im richtigen Verhältnis zur Nachfrage stand.

Wir führen die Frühreife der Winterbirnen zum Teil darauf zurück, daß bei der reichen Ernte an Birnen das Obsthaus zu große Mengen von Früchten aufnehmen mußte, die bei der längeren Lagerung in mehreren Schichten eine höhere Wärme entwickelten. Es liegt sehr nahe, daß das Winterobst und insbesondere die Birnen sich um so länger haltbar erweisen werden, je kühler sie lagern. Hiermit hängt innig die Frage der Schaffung geeigneter Kühlräume zusammen, welche gerade in den letzten Jahren mit dem Hinweis auf das Vorgehen der amerikanischen Obstzüchter in Deutschland wiederholt erörtert ist.

Da bei der Vergrößerung der Obstanlagen der Anstalt sich das hiesige Obsthaus im Laufe der Zeit als unzureichend erweisen und somit die Schaffung größerer Lagerräume notwendig wird, so wäre es sehr erwünscht, wenn bei dieser Gelegenheit auch ein Kühlraum geschaffen würde, um praktische Versuche nach dieser Richtung hin im allgemeinen Interesse anstellen zu können.

2. Neuanlagen.

a) Bau eines Weinhauses nach belgischer Art.

Auf Veranlassung eines hohen Ministeriums für Landwirtschaft wurde von dem Berichterstatter in Gemeinschaft mit mehreren Obst

baufachleuten im Herbste 1904 eine Reise nach Belgien zur Besichtigung der dortigen Kulturen ausgeführt. Bei dieser Gelegenheit wurde den berühmten Weinkulturen in Hoeylaert bei Brüssel besondere Aufmerksamkeit geschenkt.

Auf Grund des erstatteten Berichtes wurde der Bau eines Weinhauses nach belgischer Art von seiten eines hohen Ministeriums angeordnet, um festzustellen, inwieweit diese Kulturmethode unter den hiesigen Verhältnissen Aussichten auf Rentabilität bietet.

Mit dem Bau des Hauses wurde die Spezialfirma Rubruck in Cöln a. Rh. beauftragt, welche dasselbe nach den von hier erfolgten Anweisungen im Juli des Berichtsjahres im Rohbau fertig stellte. Das Haus hat eine Länge von 20 m und eine Breite von 7 m; die seitlichen Mauern sind 25 cm stark. Das Profil des Hauses ist aus

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der Zeichnung (Fig. 5) genau zu ersehen. Die Höhe beträgt 3,50 m. Die Lage desselben ist mit der Längsachse von Norden nach Süden, so daß das Haus den ganzen Tag über dem Einfluß der Sonne ausgesetzt ist. Die Morgensonne trifft die nach Osten liegende Glasfläche, die Mittagssonne bescheint das Haus in der Längsrichtung, wodurch dieselbe nicht so sehr zur Geltung kommt und die sonst sehr hohe Temperaturentwicklung während der Mittagszeit vermieden. wird. Die Nachmittagssonne kommt der nach Westen zu liegenden Glasfläche wieder zu gute. Es ist durch diese Lage erreicht, daß die Temperatur im Weinhaus sich den ganzen Tag in möglichst gleichmäßiger Höhe hält, und nicht wie dies sonst bei Weinhäusern, die mit der ganzen Glasfläche nach Süden liegen, der Fall ist, die Temperatur um die Mittagszeit sehr hoch und in den Morgen- und Abendstunden verhältnismäßig niedrig ist. Mit diesem Umstande muß hier im Rheingau gerechnet werden.

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