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Für die letztere Versuchsserie kommt Fäulnis begünstigend noch die geringere Flüssigkeitsdiffusion des Lettenbreies gegenüber dem überwässerten Sandboden hinzu, wodurch sich Sauerstoffmangel in der Umgebung der Knolle rascher geltend machen wird.

Wie schon Wehmer gezeigt hat, fördert ein erhöhter Wärmegrad ganz wesentlich das Absterben der unter Wasser oder im feuchten abgeschlossenen Raum liegenden Kartoffelknollen. In gleicher Weise begünstigt die Wärme die Bakterientätigkeit, so daß die in wärmerem Wasser liegenden Knollen weit schneller verfaulen als in kälterem Wasser. Ein nach dieser Richtung von mir angestellter Versuch war noch insofern interessant, als bei den Kartoffelknollen, bei denen durch Liegen in wärmerem Wasser (22-24" C.) eine raschere Fäulnis eingeleitet worden war, diese fast ausschließlich durch Bakterien herbeigeführt wurde, während die längere Zeit in kaltem Wasser (4-6° C.) gelegenen Knollen später meist von der Fusariumfäule ergriffen wurden.

Die Versuchsanordnung war hier folgende: Eine größere Anzahl Knollen wurde in zwei Gefäße, die mit Wasser gefüllt waren, verteilt. Das eine dieser Gefäße wurde in einem Thermostaten untergebracht, innerhalb dessen die Temperatur zwischen 22---24° C. schwankte. Das andere wurde in ein kaltes Zimmer, in dem die Temperatur etwa 4- 6° C. betrug, gestellt. Vom zweiten Tag ab wurden nun aus jedem dieser Gefäße je 4 Knollen genommen und diese in Sand 6 cm tief eingebettet, wobei darauf geachtet wurde, daß eine gegenseitige Berührung der Knollen nicht statt hatte. Der Versuch begann am 20. Januar 1907. Das Resultat wurde am 3. April d. J. ermittelt:

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Eine strenge Grenze zwischen der Fusariumfäule und Bakterienfäule ließ sich natürlich in den Resultaten nicht ziehen, da beide Fäuleerscheinungen häufig nebeneinander hergingen, was namentlich für die zweite Versuchsreihe gilt. Immerhin konnte festgestellt werden, daß bei den Knollen, bei denen durch Liegen im angewärmten Wasser eine beschleunigte Fäulnis eingeleitet wurde, fast ausschließlich die Bakterienfäule auftrat. Da bei einem für beide Versuchsreihen angestellten Parallel versuch, wie auch bei den nach 2 Tagen aus dem kalten Wasser herausgenommenen Knollen eine Schädigung des Gewebes nicht zu erkennen war, so darf angenommen werden, daß durch das längere Liegen im Wasser erst eine Disposition zum Auftreten der Fusariumfäule geschaffen wurde.

Aus dem Versuchsergebnis geht hervor, das ein sich auf einige Tage erstreckendes Verweilen der Kartoffelknollen in wärmerem Wasser (22-24° C.), wie auch schon Wehmer gezeigt hat, ein vollständiges Verfaulen derselben zur Folge hat, und daß auch in kaltem Wasser (4-6 C.) schon nach einigen Tagen eine krankhafte Disposition entsteht, die die Knollen gegen Pilzinfektionen weniger widerstandsfähig macht. Werden deshalb Kartoffelfelder im Frühjahr auch nur einige Tage infolge einer Überschwemmung von Wasser überstaut, so empfiehlt sich ein späteres Nachsetzen des ganzen Feldes, da die etwa noch keimenden Knollen meist schwache oder kranke Pflanzen hervorbringen.

8. Die,,Wassersucht" der Reben.

Vom Assistenten Dr. E. Molz.

Bei Rebenstecklingen, die längere Zeit einem größeren Feuchtigkeitsgehalt der Bodenluft ausgesetzt waren, trat eine eigenartige Erkrankung auf, die bei anderen Pflanzen unter besagten Verhältnissen schon häufiger beobachtet und

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hier mit dem Namen Wassersucht" belegt wurde.

Der erkrankte Steckling schwillt an einer oder mehreren Stellen tonnenartig auf und die äußeren Gewebeteile werden in der Längsrichtung auseinander gesprengt und klaffen in längeren oder kürzeren Strecken mehr oder weniger weit auseinander, wobei ein meist schneeweißes, schwammiges Gewebe sichtbar wird und zuweilen über den Spalt herauswächst. Dieses lockere Gewebe ist ein hypertrophiertes Rindenparenchym, dessen Zellen durch anormales Wachstum erheblich vergrößert sind. Die einzelnen Zellen stehen zueinander in ganz lockerem Verbande und lassen große, mit Luft gefüllte Interzellulare zwischen sich, worauf die weiße Farbe dieses Gewebes zurückzuführen ist. Die von mir am meisten beobachteten Größenverhältnisse dieser Zellen waren folgende: 32 μ: 28 μ, 36 u: 28 μ, 72 μ:56 μ, 80 μ:36, 120 μ:32 μ. Der Inhalt der Zellen ist plasmaarm und sehr saftreich, die Zellmembran sehr dünn.

Derartige Wucherungen, wie die eben beschriebenen, findet man häufigsten bei den Stecklingen von Ribes aureum, auch entstehen sie bisweilen an Kartoffelknollen.

Sorauer (Handbuch f. Pflanzen- Fig. 41. Wassersüchtiger Rebenkrankh. 1886, p. 235), der diese Rindensteckling. krankheit bei Ribes aureum eingehender studiert hat, sieht in einer lokalen Anhäufung von Wasser die Ursache ihrer Entstehung. Die in der Praxis häufig ausgesprochene Vermutung, daß eine überreiche Ernährung den hypertrophischen Wuchs veranlasse, wird von ihm mit der Begründung zurückgewiesen, daß die in Rede stehende Gewebewucherung nicht mit einer Zellvermehrung verbunden ist.

Geisenheimer Bericht 1906.

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Wassersüchtige Reben findet man in den Weinbergen in feuchtem Terrain recht häufig und es ist zu verwundern, daß diese Krankheit seither in der Literatur für die Reben noch nicht angeführt wurde. Man wirft in den Kreisen der Praktiker diese Erkrankungsart allgemein mit der als Rhizomorpha subcorticalis bekannten Erscheinungsform der Dematophora necatrix zusammen. Die Untersuchungen über die Wassersucht der Reben werden fortgesetzt.

C. Sonstige Tätigkeit der Station.

Als Praktikanten (s. Statut der Anstalt Seite 14 D.) arbeiteten in der Station die Herren E. Hule aus Nikolojew (Süd-Rußland) und Gr. Kolotoff aus Petersburg (Rußland).

Der Berichterstatter hielt folgende Vorträge:

1. Neues und für die Praxis Wichtiges aus dem Gebiete der Pflanzenkrankheiten. Im Rheingauer Verein für Obst- und Gartenbau zu Erbach.

2. Über die Bekämpfung des Heu- und Sauerwurmes durch Gifte. In Geisenheim.

3. Über die Bekämpfung des Heu- und Sauerwurmes mittels Arsensalzen. Im landwirtschaftlichen Kasino zu Trarbach a. d. Mosel. 4. Über zielbewußte Bekämpfung der Rebenschädlinge. In der General-Versammlung des Rheingauer Vereins für Obst- und Gartenbau. 5. Über die Bekämpfung der Rebschädlinge. In der Generalversammlung der Vereinigung Rheingauer Weingutsbesitzer in Hattenheim.

6. Über Gemüsekrankheiten und Gemüsefeinde. In der GärtnerGenossenschaft zu Sachsenhausen a. Main.

7. Über ein neues Verfahren zur Bekämpfung des Heu- und Sauerwurmes. Im landwirtschaftlichen Kasino zu Traben.

8. Über die Rebenschildlaus und ihre Bekämpfung. Ebenda. Der Reblaus-Kursus für die Schüler und der öffentliche Reblaus-Kursus, die beide von dem Berichterstatter geleitet wurden, waren zusammen von 88 Personen besucht.

In der Handhabung des Apparates zur Desinfektion von Reben mittelst Schwefelkohlenstoff wurden 3 Personen ausgebildet.

Auf Veranlassung des Herrn Oberpräsidenten der Rheinprovinz fand in der Zeit vom 31. Mai bis 2. Juni ein Kursus über Krankheiten der Obstbäume statt, an dem Herr Landrat von NasseKreuznach und Herr Regierungs-Assessor Abicht-Coblenz teilnahmen.

Für den Obstbau-Kursus hatte der Berichterstatter 10 Vorträge über Feinde und Krankheiten der Obstbäume übernommen.

Mitte Juli wurden von dem Berichterstatter die im Parke, den Gewächshäusern und dem Obstmuttergarten der Anstalt stehenden Reben auf das Vorhandensein der Reblaus hin untersucht, wobei verdächtige Erscheinungen nicht beobachtet wurden.

Auch in diesem Jahre stand die Station in regem Verkehr mit der Praxis. Die Zahl der sich auf Schädlinge und Krankheiten

der Kulturpflanzen und Bekämpfungsmittel beziehenden Anfragen belief sich im Etatsjahr auf 598. Davon entfielen auf Obst- und Gartenbau 271, auf Weinbau 144, auf Landwirtschaft 22, auf Forstwirtschaft 7, auf chemische und technische Mittel zur Schädlingsbekämpfung 154. Dazu kommen noch 51 von den Sammlern eingeschickte Meldeblätter. Die Zahl der im ganzen an die Biologische Anstalt zu Dahlem bei Berlin eingesandten Meldeblätter betrug 123. Längere Berichte, resp. Gutachten wurden erstattet:

1. An das Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten zu Berlin: Über die Bekämpfung der Reblaus mittels Elektrizität.

2. An das Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten zu Berlin: Über die Peronospora-Epidemie des Jahres 1906.

3. An das Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten zu Berlin: Über die Bekämpfung von Obstbaumschädlingen mittels Carbolineum.

4. An das Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten zu Berlin: Über die Einfuhr von Pflanzen und Pflanzenteilen aus Japan.

5. An das Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten zu Berlin: Über die Mies'schen Versuche zur Bekämpfung der Reblaus.

6. An das Königl. Oberpräsidium in Cassel: Über die Organisation des Pflanzenschutzes im Reg.-Bez. Wiesbaden.

7. An das Königl. Oberpräsidium in Cassel: Über das Ergebnis einer Besichtigung der Rebendesinfektionsanstalten.

8. An die Königl. Regierung zu Wiesbaden: Über die Bekämpfung der Peronospora.

9. An die Königl. Regierung zu Wiesbaden: Über die Bekämpfung der Peronospora. 2. Bericht.

10. An die Königl. Regierung zu Wiesbaden: Über die Neuorganisation des Pflanzenschutzes im Reg.-Bez. Wiesbaden.

11. An die Königl. Regierung zu Wiesbaden: Über die Verwendung von Arsenbrühen zur Heuwurmbekämpfung.

12. An die Großherzogl. Regierung des Fürstentums Birkenfeld: Über die Neuorganisation des Pflanzenschutzes im Fürstentum Birkenfeld.

Veröffentlichungen der Station.

a) Vom Vorstande Dr. Lüstner.

1. Erkennung und Bekämpfung der Blattfallkrankheit der Reben. Amtsblatt der Landwirtschaftskammer zu Wiesbaden 1906.

2. Der Apfelwickler. Ebenda.

3. Über vom ungleichen Borkenkäfer hervorgerufene Schäden an Obstbäumen. Ebenda.

4. Über eine ansteckende Krankheit der Runkelrüben. Ebenda. 5. Die Bekämpfung der Hopfenblattlaus. Ebenda.

6. Über die Kohlschabe. Ebenda.

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