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wickelt. Die in deren Ausbreitungsgebiet liegenden tieferen Bodenschichten enthalten also vornehmlich die für den Stock maßgeblichen Vegetationsfaktoren, zu denen die Wärme nicht in letzter Linie zählt. Infolge der starken Lockerung des Bodens beim Roden ist derselbe stark lufthaltig, wodurch das Eindringen der Wärme erheblich behindert wird. Kommt nun ein frühes Behacken eines solchen Feldes da noch hinzu, so verschärft sich noch der Endeffekt. Durch das Hacken wird der Aufstieg des Wassers durch Unterbrechung der Kapillare fast aufgehoben und die unteren Schichten des Bodens bleiben deshalb lange feucht und erwärmen sich infolge der großen Wärmekapazität des Wassers nur sehr langsam. Durch diesen Wärmemangel an den Wurzeln wird die Nährstoffaufnahme der Rebstöcke erschwert, und die neugebildeten Triebe zeigen gelbliches bis gelblichweißes Laub.

Diese frühe Chlorose tritt häufig auch in Weinbergen auf, deren Stöcke infolge einer lang fortgesetzten tiefen Hackkultur ihr Wurzelsystem nur in tieferen Bodenschichten entwickelt haben.

Die Chlorose infolge ungenügender Wärme im Boden ließ sich experimentell sehr leicht hervorrufen.

Die im Frühjahr zur Zeit großer Wuchsenergie der Reben infolge eines zu kalten Bodens erscheinende Chlorose findet ein Analogon in jener Chlorose, die bei sehr trocknem Boden auftritt, wenn man starktriebige Pflanzen im Sommer tief einkürzt (pincierte Obstbäume). In beiden Fällen steht die Nahrungszufuhr in ungünstigem Verhältnis zur Bedürfnisgröße.

E. Die hereditäre Chlorose und verschiedene andere Ursachen der ikterischen Erkrankung.

Eine Pflanze, die viele Jahre lang unter ungünstigen Wachstumsbedingungen gestanden und infolgedessen gewisse degenerative Eigenschaften zeigt, wird diese Minusvariationen bei ihren Nachkommen auch noch dann eine Zeitlang hervortreten lassen, selbst wenn die nachteiligen Bedingungen, die sie schufen, in Wegfall kommen.

Diese erbliche Nachwirkung wird bei der Stecklingsvermehrung besonders groß sein, viel größer als bei der Vermehrung durch Samen, denn je größer im Verhältnis zum ganzen zeugenden Individuum der Teil desselben ist, der sich als überschüssiges Wachstumsprodukt von ersterem isoliert, desto größer ist die Gemeinschaftlichkeit der materiellen Grundlage, desto größer ist der Grad der Erblichkeit, d. h. die Übereinstimmung in Form und Funktion des zeugenden und des erzeugten Individuums« (Haeckel).

Ein sehr bekanntes Beispiel intensiver erblicher Nachwirkung liefern die Serpentinformen Asplenium viride und Asplenium Adiantum nigrum, die sich von den typischen Arten durch gewisse morphologische Charaktere auszeichnen. Sadebeck gelang es nun innerhalb sechs Generationen diese Serpentinformen in die Urform zurückzuführen.

Schuebeler berichtet darüber, daß die Getreidearten des hohen Nordens, nach dem Süden verpflanzt, noch in der ersten Generation. die kurze Entwicklungszeit ihres Mutterlandes bewahren.

Doch rücken wir unserer Aufgabe näher.

Unter gewissen, noch nicht näher bekannten Bedingungen entstehen bei den Reben Stöcke, die sich durch eine sehr reichliche Verzweigung der Triebe auszeichnen. Nach Rathay erscheinen dieselben meist in größerer Anzahl nebeneinander, was diese Erscheinung als den Effekt eines von außen kommenden Reizes kennzeichnet. Diese Krankheit kann bei den befallenen Stöcken wieder verschwinden, es ist also keine Mutation im Sinne von de Vries, aber von kranken Stöcken gewonnene Stecklinge behalten den mißgebildeten Habitus erblich bei.

Sehr leicht gelingt im allgemeinen die Übertragung der Weißblätterigkeit (Albicatio) durch die Veredelung. Durch Smith und Burill wurde aber auch experimentell erwiesen, daß die in den Vereinigten Staaten weiterverbreitete Gelbsucht der Pfirsiche durch Veredelung von Baum zu Baum übertragen werden kann.

Auf Grund dieser theoretischen Erwägungen und Prämissen besteht die Möglichkeit, ja sogar eine sehr große Wahrscheinlichkeit einer erblichen Übernahme der Chlorose durch Stecklinge von lang erkrankten Mutterpflanzen. Und damit eröffnet sich uns die Perspektive zur Erklärung des Auftretens der chlorotischen Einzelstöcke, die wir mitten zwischen gesunden Individuen zuweilen antreffen. Ich erblicke in dem krankhaften Zustand derselben die erbliche Übertragung gewisser, durch die chlorotischen Mutterpflanzen erworbener innerer Bedingungen auf die Nachkömmlinge, die sich dadurch geltend machen, daß diesen entweder die Chlorose von Anfang an inhäriert oder aber, daß schon gewisse nachteilige Einwirkungen von außen infolge einer übernommenen starken Prädisposition das ikterische Phänomen und dessen Folgezustände entstehen lassen.

Es gibt noch eine große Anzahl anderer Ursachen, die geeignet sind, ein krankhaftes Vergilben der Blätter der Reben herbeizuführen. Von hohem Interesse ist da noch die Bleichsucht, die häufig entsteht als eine Folge der Veredelung europäischer Reben auf amerikanische Unterlagen. Die Entstehungsursachen sind hier noch nicht festgestellt. Doch leiten die einschlägigen, in Frankreich angestellten Untersuchungen zu der Ansicht hin, daß ätiologisch bei dieser Erkrankungsform vorwiegend die Veredelungsstelle in Betracht zu ziehen ist.

Eine gewisse kausale Ähnlichkeit mit den ungünstigen Bewirkungen der Veredelungsstelle haben die Folgen der Wurzelverletzungen durch tierische Schädlinge.

7. Untersuchungen über die Kartoffelfäule.

Vom Assistenten Dr. E. Molz.

Bei meiner Chlorose-Arbeit habe ich gelegentlich der Klarstellung des Einflusses der äußeren physikalischen Ursachen auf das Entstehen der Wurzelfäule auch Kartoffelknollen zu vergleichenden Versuchen herangezogen. Für die Anordnung der Versuchsbedingungen waren hierbei grundlegend die Versuche von Wehmer über die Naßfäule der Kartoffeln (Bakt. Centralblatt II. Abt., Bd. IV, 1898), aus denen resultiert, daß den Angriffen der Bakterien stets Absterbeprozesse in den Knollen vorausgehen. Wenn dieses Ergebnis auch nicht für alle hier in Betracht kommenden Bakterienarten Gültigkeit beanspruchen kann, so dürfte es immerhin für weitaus die größte Zahl der Fälle zutreffend sein.

Das Absterben des Knollengewebes tritt nach Wehmer stets ein, wenn die Kartoffelknolle von der freien trocknen Luft abgeschlossen wird, besonders bei etwas höherer Temperatur (+ 32°). Je mehr sich die Wasserbedeckung verringert, und die Temperatur sinkt, um so mehr vermindern sich in gleichem Grade die Fäulniserscheinungen. Liegen die Knollen z. B. nur zu 1/4 im Wasser und zu 3/4 in freier Luft, so bleiben sie bei mittlerer Temperatur zumeist gesund. Wenn sich aber der vom Wasser nicht bedeckte Knollenteil in einem geschlossenen Raum befindet, so faulen alle Knollen ohne Ausnahme. Der abgeschlossene Raum wirkt hier wie der völlige Luftabschluß, obwohl hier hinreichend Sauerstoff vorhanden ist.

Die Wehmerschen Versuche habe ich dahin variiert, daß ich statt der Glasgefäße extreme Bodenarten verwandte, wobei ich vor allem bestrebt war die verschiedenartigsten Wachstumsbedingungen des freien Feldes schaffen. Diese Versuche folgen nach

stehend:

Lfd.
No.

1.

2.

zu

I. Versuch.

Beginn am 14. Februar 1906.

Versuchsbedingungen

Zwei vollkommen gesunde und unverletzte Kartoffel-
knollen wurden jede für sich in je einem besonderen
Topf (10 cm hoch, 12 cm breit) in festgekneteten
Letten so eingebettet, daß der obere Rand der Knollen
noch 3 cm von der Lettenschicht überdeckt war.
Für ständiges Feuchthalten der Oberfläche der Erd-
schichten wurde in allen Versuchen gesorgt. Sämt-
liche Töpfe dieser Versuchsreihe wurden in 3 cm
hohe Untersätze eingestellt, die ständig mit Wasser
gefüllt gehalten wurden, das durch das Loch im
Boden des Topfes in das Innere desselben eindringen
konnte. Außentemperatur 18-22o C.

Zwei Knollen wurden behandelt wie bei 1, doch er-
folgte hier die Einbettung in den Letten nur so tief,
daß das obere Ende der Knollen noch 1,5 cm aus
der Lettenschicht herausragte und hier von Kohlen-
schlacken (Haselnußgröße) eingehüllt war.

Resultat

am 8. IV. 06.

Beide Knolien faul.

Beide Knollen gesund und getrieben.

Lfd.
No.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

Versuchsbedingungen

Zwei Knollen wurden behandelt wie bei 2, doch war
die deckende Schlackenschicht hier ersetzt durch ein
Gemenge von Letten und Kohlenschlacken (1:1).
Zwei Knollen wurden jede für sich in je einem Topf
mit Sand so eingebettet, daß die Sandschicht den
oberen Rand der Knollen noch 3 cm überdeckte.
Zwei Knollen wurden in je einem Topf in gekneteten
Letten derart eingebettet, daß das untere Ende der
Knolle sich etwa 3 cm im Letten befand, ebenso ihr
oberes Ende, zwischen beiden Lettenschichten befand
sich eine Lage kleiner Kohlenschlacken (0,5-2 cm
Durchmesser); der obere Rand der Knolle war noch
3 cm unterhalb der Oberfläche der Lettenschicht.
Zwei Knollen wurden behandelt wie bei 5, doch wurde
hier die Schlackenschicht durch je 4 Glasröhren von
0,5 cm lichtem Durchmesser mit der Außenluft in
direkte Verbindung gesetzt.

Eine ganze Knolle und beide Hälften einer zerschnittenen
Knolle wurden in einem größeren Blumentopf (21 cm
hoch, 24 cm breit) in Letten eingebettet. Auf den
Boden kamen auf das Abzugsloch einige Kohlenschlacken,
die Seiten des Topfes wurden mit einer 2 cm dicken
Schicht von geknetetem Letten ausgekleidet. Das
Innere des so ausgestatteten Topfes wurde dann mit
Letten in Krümelstruktur gefüllt und hierin in einer
Tiefe von 8 cm von der Oberfläche die Knollen und
Knollenstücke eingelegt. Die Oberfläche des Lettens
wurde durch Verstreichen unter Anwendung von
Wasser zu einer schwer durchlässigen Deckschicht
geformt, wie ähnliche Verhältnisse auch in der Natur
bei solchen Bodenarten durch Schlagregen erzeugt
werden. Der Topf kam dann in einen Untersatz, der
5 cm hoch mit Wasser gefüllt gehalten wurde.
Eine ganze Knolle und beide Hälften einer zerschnittenen
Knolle wurden in einem größeren Blumentopf in
Letten in Krümelstruktur 8 cm tief eingebettet. Die
Oberfläche der Lettenschicht wurde einige Male 3 cm
tief aufgelockert. Der Topf kam in einen Untersatz
der gleichfalls 5 cm hoch mit Wasser gefüllt ge-
halten wurde.

Resultat am 8. IV. 06.

Beide Knollen gesund und getrieben. Beide Knollen gesund und getrieben. Beide Knollen faul.

Beide Knollen gesund und getrieben.

Alles faul.

Alles gesund und getrieben.

Aus diesen Ergebnissen geht klar hervor, welch hohe Bedeutung dem Offenhalten des feuchten Bodens für die Gesunderhaltung der in ihnen lagernden Kartoffelknollen zukommt. Namentlich in schweren tonhaltigen Böden, die durch Schlagregen leicht zugeschlemmt werden, und deren Feuchtigkeitsgehalt meist ein relativ hoher ist, muß man die Bildung einer luftabschließenden Schicht durch fleißiges flaches Lockern der Oberfläche zu verhüten suchen, andernfalls große Verluste durch die entstehende Naßfäule der Knollen unvermeidlich sind.

Die Fäulnis der Knollen wird, wie ich durch Versuche feststellen konnte, begünstigt durch die Gegenwart von Kalk, bezw. alkalische Reaktion des Mediums. Es folgen zwei hierher gehörige Versuchsreihen:

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