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Liegt unter der Rodsohle eine dünne undurchlässige Bodenschicht, so ist es gut, dieselbe während der Rodungsarbeiten in nicht zu weiten Intervallen zu durchbrechen.

Sehr günstigen Erfolg hat allenthalben in Rheinhessen die Kohlenschlackendrainage gehabt. Hierbei werden zwischen den Zeilen Gräben von etwa 40 cm Tiefe und 30 cm Breite ausgeworfen, und diese 25 cm hoch mit Schlacken gefüllt und dann wieder mit Erde überdeckt. Es ist meines Erachtens durchaus falsch, die Gräben tiefer zu machen, denn dann wird die darüber liegende Erdschicht zu mächtig, und es bleibt infolgedessen die Schlackenatmosphäre nicht in genügender Verbindung mit der Außenluft.

In Böden, die leicht zum Verkrusten neigen, wirkt schon ein oberflächliches Auftragen der Schlacke recht vorteilhaft.

8) Flaches Roden (Rigolen) und Verwendung kurzer Setzlinge. Vielfach findet man in der Weinbauliteratur zur vorbeugenden Bekämpfung der Chlorose tiefes Roden angegeben. Es kann durch die Befolgung eines derartigen Rates das Übel in schweren Böden nur verschlimmert werden. Infolge der tiefen Lockerung des Bodens breiten sich die Wurzeln hauptsächlich in den unteren, nun auch nährstoffreicheren Schichten aus, und die Seiten- und Tagwurzeln werden nur schwach entwickelt. Die Reben gedeihen vorerst vortrefflich. Doch nach einer Reihe von Jahren, nachdem sich der Boden gesackt hat, fangen die Stöcke an zu kränkeln, sie werden gelbsüchtig und unfruchtbar. Die Fußwurzeln befinden sich nun in ungünstigen Lebensbedingungen infolge eines ungenügenden Luftwechsels bei hoher Feuchtigkeit des Bodens. Bei der Untersuchung werden wir dieselben bei fortgeschrittener Krankheit häufig abgestorben oder in fauliger Zersetzung antreffen. Wir haben hier ähnliche Verhältnisse, wie sie auch beim Anhäufen des Baugrundes am Fuße der Weinberge geschaffen werden.

Man muß in kalkreichen, schweren Böden, die leicht chlorosierend sind, durch flaches Roden ein zu tiefes Eindringen der Fußwurzeln in den Untergrund zu vermeiden suchen. Eine Rigoltiefe von 40--45 cm wird hier vollkommen ausreichend sein. Hand in Hand damit muß die Verwendung kürzeren Setzholzes gehen. Es genügt hier eine Länge von 30 cm. Ich verkenne durchaus nicht den Wert einer tiefen Bodenlockerung für unsere Reben, die in den meisten Böden von vortrefflichem Erfolge ist, aber in chlorosierenden Kalkböden, wie in allen schweren feuchten Bodenarten ist sie von großem Nachteil.

Die Hackarbeiten sollen erst nach völliger Abtrocknung des Bodens vorgenommen werden. Das Winterhacken ist in den hier in Betracht kommenden Böden auf alle Fälle zu vermeiden. Überhaupt soll in Chlorose-Böden die Lockerung des Bodens bei den Hauarbeiten immer nur eine mehr oberflächliche sein, um einesteils die Wasserverdunstung aus dem Untergrunde nicht zu hemmen und zum anderen Teil den Wurzeln die Möglichkeit zu geben, sich in den oberen lufthaltigeren und trockneren Bodenschichten auszu

breiten. Durch Verwendung einer Flachhaue ist auf Entfernung des Unkrautes und ständige Offenhaltung des Bodens Bedacht zu nehmen.

7) Anpflanzung widerstandsfähiger Sorten und Untervarietäten.

Vielfältige Beobachtungen haben gelehrt, daß die verschiedenen Vinifera-Sorten bezüglich des Grades der Empfänglichkeit für Chlorose sehr ungleichwertig sind. In Rheinhessen fand ich Gewürztraminer und Sylvaner als am meisten zu dieser Erkrankung neigend, während der Trollinger (Fleischtraube) fast eine absolute Unempfindlichkeit nach dieser Richtung besitzt.

Dern bezeichnet Kleinberger, Fleischtraube, Gutedel, Orleans und Ortlieber als widerstandsfähig gegen Chlorose. Von H. Goethe werden Portugieser, Blaufränkisch, Müllerrebe, Steinschiller, Traminer und Großblaue in diesem Sinne genannt.

Wie die einzelnen Sorten bezüglich ihrer Chlorosefestigkeit stark differieren, so finden wir auch innerhalb der Sorten große individuelle Schwankungen in der bedachten Eigenschaft, die oft in der Größe ihrer Amplitude mit den nach dieser Richtung gezogenen Grenzen der Sortencharaktere zusammenfallen können. Wir müssen dieser Tatsache eine um so höhere Bedeutung zumessen, als die Vererbung bei der in der Rebkultur geübten asexuellen Vermehrung eine sehr sichere ist, und uns so eine Nachkommenschaft garantiert ist, deren Eigenschaften mit denjenigen der Mutterpflanze fast vollkommen identisch sind.

Wenn der Darwinschen Theorie bei der descendenten Formenbildung der Organismen auch nur eine partielle Bedeutung zukommt, so steht der Selektionsgedanke bei allen unseren züchterischen Maßnahmen doch weitaus im Vordergrunde, da er uns in Berücksichtigung der Erkenntnissätze über Vererbung und Anpassung die Möglichkeit gibt, unsere Kulturrassen nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten umzuformen und auch ungünstigen Verhältnissen anzupassen.

Noch viel zu wenig ist dieser Gedanke im Interesse einer erfolgreichen Bekämpfung von Pflanzenkrankheiten nutzbar gemacht worden, und doch verdient derselbe auch nach dieser Richtung eine weitgehende Beachtung. In einer früheren Mitteilung habe ich schon auf die Bedeutung dieses Problems auf Grund meiner gelegentlich einer Weinbaustudienreise in den österreichischen Kronländern gemachten Beobachtungen für die Bekämpfung der Reblaus hingewiesen. Bei allen Epidemien fallen uns Individuen in die Augen, deren Widerstandskraft mit den übrigen stark kontrastiert, ohne daß wir für diese Erscheinung ohne weiteres eine hinreichende Erklärung haben. Dieselbe ist in den meisten Fällen auch sehr schwer zu finden, da die bewirkenden Ursachen größtenteils physiologischer Natur sind, deren kausale Aufhellung oft weitgehende Untersuchungen voraussetzt oder gar außerhalb unseres heutigen Wissensbereiches liegt.

Der beste Prüfstein für ein derartiges physiologisches Wertmerkmal ist unzweifelhaft die Leistung an sich, das Verhalten des

Individuums beim Hineinpflanzen in jene Verhältnisse, in deren Bedingungen es eine wirtschaftlich günstige Reizwirkung äußern, bezw. sich neutral verhalten soll. Doch dieses Experiment ist in vielen Fällen zu langwierig, ja häufig nicht einmal durchführbar. und man hat deshalb nach anderen Merkmalen gesucht, mit denen die ins Auge gefaßte Leistungseigenschaft korrelativ geeint ist. haben wir in der Getreidezucht und dem Rübenbau gelernt, die Leistungsfähigkeit einer Sorte aus dem Exterieur zu beurteilen.

In der Rebenkultur ist seither meines Wissens noch kein Versuch gemacht worden, unter diesem Gesichtspunkte eine Sichtung der Sorten in Untervarietäten vorzunehmen. Ich habe es im folgenden unternommen dieser Frage näher zu treten.

Ebenso wie in den alten Reblausherden in Österreich, so konnte. ich auch in den Chloroserevieren Rheinhessens hie und da mitten zwischen in weitem Umkreis chlorotischen und abgestorbenen Stöcken solche von gesundem Aussehen und üppigem Wuchse auffinden. Oft waren diese Stöcke einer anderen Sorte, zumeist dem Trollinger, angehörig, doch in zwei Beobachtungsfällen war die Sorte mit den erkrankten Stöcken identisch.

Diese wurden zu meinen Ermittelungen, die darauf hinzielten, in der Morphologie oder Anatomie der widerstandsfähigen Stöcke gewisse konstant auftretende charakteristische Formen zu ermitteln, herangezogen. Wenn auf Grund der wenigen untersuchten Fälle ein Urteil zulässig ist, so läßt sich dasselbe folgendermaßen zusammenfassen.

Bezüglich der Blattform wurde festgestellt, daß bei Sylvaner die Untervarietäten mit schwach oder gar nicht gebuchtetem Blatt chlorosewiderstandsfähiger sind als diejenigen, deren Blatt tief und weit gebuchtet ist.

Anatomisch ist in den Blattorganen beider Gruppen kein Merkmal vorhanden, das als Selektionsindikator dienen könnte, dagegen haben die diesbezüglichen an den Gewebeteilen der Wurzeln vorgenommenen Messungen und Zählungen zu einem Resultate geführt, in dem ohne Zweifel mehr oder weniger ausgesprochene Merkmale der widerstandsfähigen Stöcke im Vergleich mit den chlorosierenden zu Tage treten.

Als Vergleichsobjekte wurde hierbei außer den bereits erwähnten immunen Sylvanerstöcken auch der chlorosefeste Trollinger verwandt. Die Resultate sind allgemein ausgedrückt folgende:

1. Der Durchmesser des Markes der Wurzeln chlorosewiderständiger Sylvanerstöcke, wie auch der Trollingerstöcke ist bedeutend größer wie derjenige chlorosierender Sylvanerstöcke, die nur einen sehr geringen oder gar keinen Markkörper haben.

2. Der Holzkörper der Wurzeln der chlorosefesten Sylvanerstöcke, wie auch der Trollingerstöcke ist etwas weniger umfangreich wie derjenige der chlorosierenden. Sylvanerstöcke.

3. Die Zahl der primären Markstrahlen ist bei den

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