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Lagen waren die Motten mit Klebfächern gefangen worden, allein bei der großen Parzellierung des Gutes war es unmöglich, diese Arbeit allgemein durchzuführen. Zudem wäre der Erfolg dieser Bekämpfungsmaßnahmen in den kleinen Parzellen verhältnismäßig gering, zumal in den letzten Jahren der viel behendere bekreuzte Traubenwickler mehr als früher im Rheingau auftritt. Um indes die Überhandnahme des Schädlings im letzten Jahr zu illustrieren, sei angeführt, daß 1905 auf der 31, Morgen großen Flecht" 617, im Jahre 1906 dagegen 16 298 Motten gefangen wurden. Die große Anzahl der Raupen vermochte dadurch besonders unheilvoll zu wirken, daß die Entwicklung der Tierchen in den Beeren infolge der kühlen Witterung außerordentlich langsam vor sich ging. Durch diesen Umstand ward dem kleinen Schädling viel Zeit gegeben, sein Zerstörungswerk auszuüben.

Die gesund gebliebenen Beeren gingen in ihrer Entwicklung sehr langsam voran. Die ersten weichen Trauben wurden daher sehr spät gefunden und zwar in den einzelnen Lagen nach Angabe folgender Tabelle:

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Demgemäß erfolgte auch der Eintritt der Reife selbst noch 10-14 Tage später als in dem in dieser Beziehung ebenfalls ungünstig gewesenen Vorjahre. Die Lese wurde vorgenommen: Für Spätburgunder am 9. Oktober.

Für den Sämling: Riesling Burgunder am 22. Oktober.
Allgemeine Lese am 25. Oktober.

Der quantitative Ertrag war minimal, mehr die Folge des Sauerwurm- als Peronosporaschadens. Von 25 im Ertrag stehenden Morgen Weinberg ergab die Ernte 2600 1. In ungefähr 10 Morgen war die Lese überflüssig geworden, in weiteren 10-15 Morgen ersetzte der Ertrag kaum die Lesekosten. Nur in den beiden Lagen Flecht" und,,Mäuerchen", in denen der Mottenfang mittels Klebfächer durchgeführt worden war, vermochte die Ernte einigermaßen zufrieden zu stellen. Die Bekämpfungsmaßnahme rettete mindestens 2 Halbstück Wein, die zusammen mit 1200 M angerechnet werden können. Die Kosten für den Mottenfang beliefen sich auf 121,50 M, es bleibt

sonach eine durch die Bekämpfung veranlaßte Mehreinnahme von 1048,80 M.

Infolge des wenigen in den Beeren enthaltenen Saftes und der dicken Beerenhülsen war im Berichtsjahr eine große Menge Maische zur Erzielung eines bestimmten Quantums Most notwendig. Wir benötigten zu 1200 1 Most ca. 34 Ztr. Trauben.

Die Witterung während und nach der Lese war sehr günstig. Das Holz reifte gut aus; die Düngung konnte rechtzeitig und richtig vorgenommen werden.

2. Neuanlagen.

Im Frühjahr 1906 wurden die Wustfelder,Decker" und ,,Flecht" neu angelegt. Die Umarbeitung der brach gelegenen Weinberge erfolgte auf 80 cm Tiefe, wobei sich die Kosten pro Morgen, im Tagelohn vergeben, auf 490 bezw. 510 M beliefen.

Die Pflanzung erfolgte im „Decker" teils mit veredelten, teils unveredelten Sylvaner-Wurzelreben. Es soll hier probiert werden, wie sich die Qualität der Produkte auf veredelten zu unveredelten. Reben stellt. Das Einbringen der Pflänzlinge in den Boden geschah mit dem Spaten, auf 20 a waren dazu 14 Arbeitstage mit einem Gesamtlohn von 35 M erforderlich.

Die Flecht erhielt Riesling-Wurzel- und Blindreben. Das Blindholz war aus verschiedener Höhe der einjährigen Reben entnommen, um festzustellen, wie die einzelnen Längen in Menge und Güte des Ertrages voneinander abweichen.

Beide Jungfelder sind mit 95% angewachsen und konnten durch fast wöchentlich vorgenommenes Spritzen von Peronospora beinah völlig freigehalten werden. Während Jungfelder in der Umgebung vielfach eingingen, zeigten unsere Reben gleichmäßige, starke, verschiedentlich 1 m lange Triebe.

Im Steinacker", Langenacker" und auf der Platte" wurden Drahtgestelle an die dreijährigen Pflanzen angebracht. Es besteht die Absicht, soweit tunlich immer mehr zu Drahtanlagen überzugehen. Die niedere Ausführung mit drei Drähten, wie sie im Jahresbericht 1904 beschrieben ist, wurde im ,,Langenacker" und ,,Steinacker" aufgestellt, da sich diese Art sehr gut bewährte. Dagegen erwies sich das von der Firma Valentin Waas, Geisenheim, konstruierte System als verbesserungsbedürftig. Neben einer geringen Haltbarkeit besitzt es den Nachteil, daß das Passieren der Durchgänge infolge der 30 cm über dem Boden angebrachten Verbindungsdrähte sehr erschwert ist. Im Verein mit Schlossermeister J. Weber, Geisenheim, vervollkommneten wir daher den Durchgang. Die verbesserte Vorrichtung besteht, wie Fig. 1 zeigt, aus zwei T-Eisen, welche durch leichte Flachstäbe miteinander in Verbindung stehen. Diese Konstruktion ist sehr stabil, gestattet ein bequemes Durchgehen und macht außerdem das Einsetzen der Stäbe im Beton entbehrlich. Der Preis der ganzen Vorrichtung stellt sich bei einer Länge von 1,80 m aus T-Eisen mit 25:25 und 3 mm Stärke auf 3,20 M.

Bei einer Stärke der End- und Durchgangsstäbe von 35:35:4 und einer solchen der Mittelstäbe von 25:25:3 belaufen sich die Kosten der niederen Anlage pro Morgen auf 620 M. Die höhere Anlage, deren Stäbe von derselben Stärke gewählt wurden, stellte sich pro Morgen auf 840 M. Die hohen Preise der Gestelle sind wesentlich bedingt durch die Durchgänge. Ließe man diese in Wegfall kommen, so würde pro Morgen eine Ersparnis von 150-200 M gemacht werden (Materialkosten, Arbeit der Aufstellung usw.).

Wenn diese Zahlen für den Moment auch hoch erscheinen, stellen sich Drahtanlagen im Laufe der Jahre doch billiger wie Pfahlerziehung. Die Kosten für Beschaffung, Anfahren, Austeilen und Einschlagen der Pfähle belaufen sich im Rheingau pro Morgen

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auf ca. 600 M, die jährlich vorzunehmende Arbeit des Stickens auf 8 M. Rechnen wir bei einem Alter von 50 Jahren eine einmalige Erneuerung sämtlicher Pfähle mit ca. 600 M, so würde die Schaffung und Erhaltung der Pfahlanlagen in den 50 Jahren auf 1600 M zu stehen kommen. Dabei haben wir bei unserer Rechnung die angegebenen Werte für Drahtanlagen als oberste Grenze angenommen. Zudem wird man in weniger wertvollen Lagen und leichten Böden, in denen die Reben ein geringeres Alter erlangen, ein einfacheres und dadurch billigeres Drahtgestell errichten können.

3. Beobachtungen und Erfahrungen über die Bekämpfung der Blattfallkrankheit im Berichtsjahr.

Das im Zeichen der Blattfallkrankheit stehende Weinjahr 1906 ließ eine Reihe bemerkenswerter Schlüsse bezüglich der Bekämpfung der Krankheit zu, welche hier wiedergegeben werden sollen.

Zunächst muß betont werden, daß, wie in keinem andern Jahr, Verbrennungserscheinungen an Blättern durch die Kupfervitriol

Geisenheimer Bericht 1906.

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kalkbrühe zahlreich beobachtet werden konnten. Selbst bei der geringsten Konzentration der Brühe blieben solche Schäden nicht aus. Die Ursache dieser Erscheinung dürfte, wie bereits anderwärts betont, in der mangelhaften Cuticularisierung der Blätter, hervorgerufen durch ein zu rasches Wachstum, zu suchen sein.

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Wie sehr die Zeit der Bespritzung für den Erfolg mitspricht, konnte gelegentlich in der Flecht" festgestellt werden. In dieser Lage wurde die Ausführung des zweiten Spritzens durch eingetretenen Regen unterbrochen. Erst am folgenden Tage war es möglich, die Arbeit fortzusetzen. Nach einiger Zeit zeigte es sich, daß die vor dem Regen behandelten Reben üppig grün und gesund geblieben waren, während der am folgenden Tag gespritzte Rest unter Peronospora stark zu leiden hatte. Daraus resultiert, daß, im geeigneten Moment alle Mann mit Spritzen bewaffnet, vor allen andern Arbeiten das Bordelaisieren vornehmen müssen. Nach ausgiebigen Regenfällen und vor Eintritt trüber Witterung ist das Kupfern zu wiederholen.

Ein Versuch im Mäuerchen" zeigte, daß 1-, 2- und 3 prozentige Lösungen gleich stark pilztötend zu wirken vermögen. Die stärkere Konzentration der Brühe bedingt allerdings eine länger andauernde, üppiger grüne Belaubung und bürgt für längere Wirkung, da die Spritzflecken länger haften bleiben. Es dürfte sich demnach, abgesehen von der direkten Wirksamkeit auf den Pilz, in regenreichen Jahren empfehlen, eher die 2- als die 1 prozentige Brühe zu verwenden.

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An Präparaten, die im Kampf gegen die Peronospora empfohlen werden, wurden versucht: L'Éclair der Firma V. Vermorel in Villefranche und Agens", eingesandt von Zink, Freiburg im Breisgau. Beide Substanzen vermochten uns nicht zu befriedigen, ihre Wirksamkeit blieb trotz des hohen Preises hinter der Kupferkalkbrühe zurück.

4. Versuch mit Schlackenbedeckung.

Der Distrikt,,Morschberg" besitzt einen sehr schweren bindigen Tonschieferboden. Um die physikalischen Eigenschaften der obersten Bodenschicht günstiger zu gestalten, wurde eine Überschotterung des Bodens mit Steinkohlenschlacken vorgenommen. Die Lage wurde in drei Parzellen eingeteilt, deren eine 15, deren andere 5 cm hoch mit Schlacken überfahren wurde, während das dritte Stück als Kontrolle unbehandelt blieb. Die beiden letztgenannten Teile wurden regelmäßig wie sonst gegraben, der hoch überschüttete Boden soll vorläufig ohne Bearbeitung bleiben. Die Schlacken waren von der chemischen Fabrik Winkel gratis erhältlich. Das Anfahren kostete bei einer Entfernung des Feldes von 3 km von der Fabrik für 5 a 36 bezw. 108 M.

Die Wirkung der Schlackenbedeckung war eine ganz überraschende. Auf Fig. 2 ist links der hoch aufgeschüttete Teil als besonders üppig gewachsen zu erkennen. Vor allem fiel die grüne

Belaubung dieser Stöcke auf. Der mittlere Teil des Weinbergs war unbehandelt geblieben. Das Wachstum dieser Reben blieb gegenüber dem linken Teil offensichtlich zurück, während das 5 cm hoch überfahrene, rechts gelegene Stück die Mitte zwischen beiden ein

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Fig. 2. Versuch mit Schlackenbedeckung im ,,Morschberg".

nahm. Das zahlenmäßige Resultat des Versuches ist aus folgender Tabelle ersichtlich:

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Wie aus den Zahlen ersichtlich ist, trat der Unterschied der verschiedenen Behandlung besonders im zweiten Jahr hervor. Qualität und Quantität des Ertrages wurden ebenfalls festgestellt und ergaben:

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