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logie, Parasitenkunde und Infektionskrankheiten 2. Abt. B. V. S. 524 und B. VI. S. 620) beschrieben worden. In diesem Falle handelte es sich um das Eingehen junger Kirschbäumchen und junger Apfelbäumchen, die Aderhold aus Schlesien und Schleswig zur Feststellung der Todesursache erhalten hatte. Aderhold ermittelte auf den Wurzeln der genannten Bäumchen einen Pilz, den er für Fusarium rhizogenum Pound et Clem. ansprach. Auf feucht gelegten Wurzeln erschien derselbe in Form von spinnwebartig dieselben umziehenden Einzelhyphen oder in Gestalt von Hyphenhäufungen (Sporodochia), „,,die bald locker, wollig, bald polsterartig fest waren und weiß aussahen." In den festeren Polstern wurden die Sporen am Ende dicht gedrängter Träger einzeln gebildet; sie hatten fast alle eine wurstförmige Gestalt, gerade oder gekrümmt, und waren einzellig; ihre Größe betrug 38-45: 4-5 μ. Neben diesen großen Sporen wurden in den festen Polstern in geringen Mengen auch kleine, einzellige beobachtet. Diese letzteren wurden jedoch viel häufiger in den lockeren (jüngeren) Vegetationen angetroffen, wo sie an solitären Fäden entstanden, während daneben. rhizomorphenartige Stränge vorkamen, aus denen verzweigte oder unverzweigte Träger mit ganz denselben Sporen entsprangen, wie in den festen Lagern. Durch Tropfenkultur stellte Aderhold fest, daß alle diese verschiedenen Sporenformen in den Entwicklungsgang nur eines Pilzes gehören. Er konnte bei dieser Gelegenheit auch nachweisen, daß an den Mycelien Chlamydosporen gebildet werden, die meist zu 2--4 nebeneinander entstehen und aus denen, wenn sie unter günstige Bedingungen gebracht werden, sich wieder die Konidienform entwickelt. Aderhold hält es für wahrscheinlich, daß dieser Pilz in den Entwicklungsgang einer Nectria gehört und er erblickt in ihm den Urheber des Schadens. Von ihm mit den Konidien dieses Pilzes an den Wurzeln und oberirdischen Teilen junger Bäumchen ausgeführte Impfungen hatten nur an letzteren Erfolg. Aderhold läßt es unentschieden, ob sein Fusarium die Konidienform von Nectria coccinea oder N. ditissima darstellt.

Unser Pilz hat mit demjenigen von Aderhold beobachteten insofern eine große Ähnlichkeit, als auch bei ihm Sporen in den verschiedensten Größen vorkommen. Die kleinsten von mir beobachteten hatten bei einer Länge von 8 u eine Breite von 4 μ, sie blieben also hinter den von Aderhold gemessen (10:4 ) nur in Bezug auf ihre Länge zurück. Die größten der Sporen waren 58 lang bei einer Breite von 6, sie übertrafen somit sowohl hinsichtlich ihrer Länge, als auch hinsichtlich ihrer Breite die von Aderhold beschriebenen. Auch in Bezug auf die Färbung weichen die Sporen unseres Pilzes von denjenigen von Aderhold gefundenen ab. Die Sporen des Aderholdschen Pilzes waren im höchsten Falle vierzellig, während bei unserem Pilze häufiger auch sechszellige Sporen vorkamen. Daß alle die genannten Sporen in den Entwicklungsgang eines und desselben Pilzes gehören, wurde bei der Untersuchung von Teilchen der Pilzräschen erkannt, die sich aus verzweigten Trägern zusammengesetzt erwiesen, an deren Enden

alle die beschriebenen Formen abgeschnürt wurden. Ihre Zusammengehörigkeit soll später auch noch durch die Tropfenkultur bewiesen werden.

Von der Annahme ausgehend, daß auch unser Pilz in den Entwicklungsgang einer Nectria gehört, wurden zunächst die erkrankten Unterlagen auf das Vorhandensein von Perithecien hin untersucht. Dabei wurden an dem eingesandten Material einige wenige kleine rötliche Kügelchen, die bei Lupenbeobachtung eine große Ähnlichkeit mit diesen Schlauchfrüchten hatten, vorgefunden. Bei der mikroskopischen Betrachtung erwiesen sich diese Gebilde jedoch als noch nicht reif, so daß sie nicht mit Sicherheit für Nectria-Perithecien angesprochen werden konnten. Es wurde deshalb zunächst versucht, diese Perithecien zur Weiterentwicklung zu bringen, resp. den Pilz zur Produktion neuer Perithecien zu veranlassen.

Zu diesem Zwecke wurden zunächst vier der kranken Unterlagen in Wasser gebracht, in welchem sie, damit sie dieses genügend einsaugen konnten, 24 Stunden liegen blieben. Hiernach wurden die Unterlagen so tief in einen großen Topf in Sand eingegraben, wie sie sich vor ihrer Erkrankung in der Erde befunden haben. Der Sand wurde hierauf reichlich begossen. In dieser Lage blieben. die Versuchsobjekte den ganzen Sommer und Winter über, wobei immer darauf Bedacht genommen wurde, daß der Sand niemals ganz austrocknete. Anfangs März 1907 wurde eine der Unterlagen aus der Erde herausgenommen und einer Untersuchung unterzogen. Dabei zeigte es sich, daß der Pilz während der ganzen Versuchsdauer am Leben geblieben ist, denn an den oberen Teilen der Unterlagen. wurde er in genau demselben Zustande angetroffen, in dem er bei der ersten Untersuchung beobachtet wurde. Es fanden sich hier zahlreiche neu entstandene weiße Polsterchen vor, die sich, wie durch eine mikroskopische Betrachtung festgestellt wurde, aus verzweigten Trägern zusammensetzten, an deren Ende die bereits beschriebenen 1-6 zelligen Sporen abgeschnürt wurden. Dieses Fusarium war also mit dem zuerst beobachteten identisch.

Neben diesen weißen Pilzräschen fanden sich an den Unterlagen, und zwar auch nur an den oberen Teilen, noch eine größere Anzahl, meist dicht beisammensitzender, kleiner, braunrot gefärbter Körperchen vor, die hinsichtlich ihrer Farbe mit den früher aufgefundenen übereinstimmten und sich nur durch ihre Größe von ihnen unterschieden. Die mikroskopische Untersuchung dieser Gebilde ergab, daß wir in denselben tatsächlich die Perithecien einer Nectria vor uns haben. Sie enthielten zahlreiche Schläuche mit je acht an der Querwand flach eingeschnürten Sporen. Die Länge der Schläuche betrug 92-100, ihre Breite 12. Die Sporen wiesen eine Länge von 16-20 und eine Breite von 6-9 auf

Da auf Apfelbäumen die Nectria ditissima weit verbreitet ist, lag es nahe, anzunehmen, daß der von uns aufgefundene Pilz mit dem genannten identisch sei. Es soll jedoch hierüber einstweilen noch nicht entschieden werden, denn die Ascosporen der Nectria messen nach Winter (Rabenhorst's Kryptogamenflora von Deutsch

land, Österreich und der Schweiz, S. 133) in der Länge 12-14 μ, bei einer Breite 5-6 ; sie zeigen außerdem in der Mitte keine Einschnürung. Die Sporen des in den Entwicklungsgang dieses Pilzes gehörigen Fusidium candidum sind wie Hartig (Der Krebspilz der Laubbäume, Untersuchungen aus dem forstbotanischen Institut zu München I, S. 122) angibt, 1-8 zellig und messen 0,0015: 0,06 mm; sie sind also sehr variabel und es ist deshalb nicht ausgeschlossen, daß unser Fusarium mit den zu Nectria ditissima gehörigen F. candidum identisch ist. Auch von den Ascosporen der Nectria coccinea, deren Konidien nach Aderhold eine gewisse Ähnlichkeit mit denjenigen des von ihm beschriebenen Pilzes haben, unterscheiden sich die unserer Nectria durch ihren größeren Längeund Breitedurchmesser. Um festzustellen, um welche Nectria-Art es sich in unserem Falle handelt und um zu sehen, ob unser Pilz an Apfelbäumen Krebs zu erzeugen im stande ist, wurden am 20. April 1907 2 Apfelbäumchen der Sorten Winter-Goldparmäne und große Kasseler Reinette sowohl mit Ascosporen als auch Konidien an drei verschiedenen Stellen geimpft und wird über das Ergebnis dieses Versuches im nächsten Jahre berichtet werden.

6. Untersuchungen über die Chlorose der Reben.

Vom Assistenten Dr. E. Molz.

Die gefährlichsten Schädlinge des Weinbaues, es seien nur genannt Peronospora, Black Rot, Oidium und die Reblaus, sind erst in neuerer Zeit aus anderen Ländern in Europa eingeschleppt worden. Es gibt aber auch einheimische Krankheiten, die bei größerer Ausbreitung im stande sind, sehr tiefgreifende Schädigungen in unseren Rebkulturen hervorzurufen. Zu diesen letzteren gehört die Chlorose. Diese ist wohl bei uns schon so alt, wie die Rebe selbst. Doch wie bei vielen Pflanzenkrankheiten, so hat man auch dieser Erscheinung erst in ganz neuerer Zeit eine größere Beachtung geschenkt, nachdem man namentlich in Frankreich die unangenehme Erfahrung gemacht hatte, daß die in Rücksicht der Reblauskalamität angepflanzten Amerikaner" in unseren Böden und bei unseren klimatischen Verhältnissen sehr stark zur Chlorose neigen und infolge dieser spezifischen Prädisposition häufig den Erfolg großer Anpflanzungen in Frage stellten oder gänzlich illusorisch machten. Es haben sich deshalb mit der Chlorosefrage auch vorwiegend die französischen Gelehrten und Praktiker beschäftigt, während die diesbezügliche Literatur in Deutschland sich im wesentlichen auf einige kürzere oder längere Notizen in wissenschaftlichen und fachlichen Zeitschriften beschränkt.

Das stete und unaufhaltsame Vordringen der Reblaus in unseren deutschen Weingauen trotz der so scharfen Gegenmaßnahmen führt nolens volens zu der Überzeugung, daß auch wir über kurz oder lang gezwungen sein werden, diesem Rebenfeind mit anderen Mitteln entgegenzutreten. Trotz alledem läßt uns das jetzt noch in den meisten deutschen Weinländern geübte Verfahren Zeit gewinnen

zu einer sehr notwendigen einschlägigen Versuchstätigkeit, um auf diesem Wege unter zu Grundelegung der auswärtigen Erfahrungen die zweckmäßigsten Maßnahmen kennen zu lernen. Denn was dieserhalb für unsere Nachbaren gilt, das gilt noch lange nicht für uns. Der verschiedenartige Boden, noch weit mehr aber die sehr abweichenden klimatischen Verhältnisse schaffen für die Biologie der Reblaus und dann auch für das Verhalten der widerstandsfähigen Amerikaner Reben und deren Veredelungen bei uns so hervorstechende Abweichungen gegenüber den gleichen Verhältnissen in den wärmeren Nachbarländern, daß es unsere Aufgabe sein muß, alle Einzelfaktoren der in anderen Ländern geübten Kampfesweise in Ursache und Wirkung zu prüfen und klar zu legen. Aller Voraussicht nach wird ja auch für uns die Verwendung der Veredelungen auf amerikanischer Unterlage eine große wirtschaftliche Bedeutung erlangen, und damit rückt auch die Chlorosefrage in Deutschland in ein Stadium größeren Interesses. Doch abgesehen davon auch bei unseren einheimischen, auf eignen Füßen stockenden Reben tritt in manchen Weingegenden, wie beispielsweise in Rheinhessen, die gelbsüchtige Erkrankung der Reben oft sehr empfindlich zu Tage und läßt eine Aufhellung der ursächlichen Verhältnisse sehr geboten erscheinen.

Aus den besagten Gründen habe ich die Chlorosefrage zum Gegenstand einer wissenschaftlichen Untersuchung gemacht, wobei es mir vor allen Dingen darauf ankam, die Krankheitserscheinungen in ihren wahren Ursachen zu erkennen und auf diese Erkenntnis eine aussichtsvolle Therapeutik zu gründen. Neben Laboratoriumsversuchen waren hierzu ausgedehnte Untersuchungen an Ort und Stelle in chlorosierten Weinbergen nötig. Die erlangten Ergebnisse habe ich in einer größeren Arbeit1) niedergelegt und sei hier nur in aller Kürze das Wesentlichste daraus mitgeteilt. Vorerst danke ich aber auch an dieser Stelle nochmals Herrn Dr. Lüstner für seine freundliche Unterstützung.

Wir kennzeichnen mit dem Namen Chlorose einen krankhaften Zustand der Reben, wie der Pflanzen überhaupt, der sich äußerlich durch eine Verfärbung des Laubes und der Triebe kennzeichnet. Man bezeichnet diesen Zustand auch noch als Gelbsucht, Bleichsucht oder Ikterus. Die normal grüne Farbe verwandelt sich in ein blaßgrünes, gelblichgrünes, gelbliches bis gelblichweißes Kolorit. Diese Verfärbung tritt aber nicht gleichmäßig an allen Blättern und Zweigen des Stockes hervor, sondern einzelne Partien zeigen sich immer stärker chlorosiert als andere, besonders erscheinen die oberen Teile der Triebe stärker gebleicht. In den Blattrippen und den ihnen nächstliegenden Mesophyllteilen erhält sich die grüne Farbe noch längere Zeit. Allmählich stellen sich am Rande des Blattes einige abgestorbene Partieen ein, die interkostal weiterschreiten. Die Blattspreite krümmt sich meist etwas nach unten, manchmal auch nach oben, und die Ränder rollen etwas ein. Die Internodien der

1) Molz, E., Die Chlorose der Reben. Jena (Gustav Fischer) 1907.

Triebe bleiben im Wachstum zurück. Im folgenden Jahre werden die erst schwach chlorotischen Stöcke anfänglich wieder mit grüner Farbe austreiben. Wiederholt sich das Krankheitsbild jedoch mehrere Jahre hintereinander, so verschärft sich die Erscheinungsweise. Es zeigen nun auch die ganz jungen Triebe schon das chlorotische Phänomen, die gebildeten Blättchen sind sehr klein und sie zeigen häufig neben der Gelbfärbung eine rötliche Anhauchung, die auf die Bildung von Anthocyan zurückzuführen ist. Die Triebe werden immer dünner, und das zahlreiche Erscheinen vieler Seitentriebe aus den Hauptachsen gibt dem Stock ein strauchartiges Aussehen. Dieses letzte Stadium der Chlorose, das dem gänzlichen Absterben der Stöcke vorausgeht, bezeichnet man als „Cottis".

Die ersten Anzeichen der Chlorose stellen sich zumeist Ende Mai oder im Laufe der folgenden Monate ein. Die Blüte verläuft bei ganz schwach erkrankten Stöcken anfänglich noch normal, bei stärkerem Auftreten der Gelbsucht fällt dieselbe entweder vollständig ab, oder die Beeren rieseln später stark aus. Ihre Reife ist wesentlich verzögert. In noch weiter vorgeschrittenem Stadium der Krankheit kommt es überhaupt nicht mehr zur Bildung von Gescheinen.

Bei einer mikroskopischen Untersuchung der Blätter zeigt es sich, daß die Chloroplasten eine blaßgrüne bis gelbliche Farbe angenommen haben, ihre Umrisse sind wenig scharf ausgeprägt und sehr oft sind sie zu einem unförmlichen Klumpen verschmolzen. In anderen Zellen finden wir kleine ölige Tröpfchen, die wir nach Roux als Produkte einer Entartung der Chloroleuciten auffassen dürfen. Die Stärkebildung ist in den stärker chlorotischen Blättern vollkommen sistiert, die Einwirkung von Jod-Jodkalium bleibt deshalb ohne Reaktion.

Das Wurzelwerk der heftiger erkrankten Stöcke ist schwach entwickelt, die weißen Wurzelspitzen fehlen fast gänzlich, und sehr häufig findet man eine weitvorgeschrittene Fäulnis des ganzen Wurzelkörpers. Das Rindenparenchym, die Markstrahlen und das Markparenchym der Wurzeln sind arm an Reservestoffen, und öfters erblickt man im Rindenparenchym kleinere oder größere Komplexe degenerierter, zum Teil infolge von Fäulnisprozessen abgestorbener Zellpartien, in deren peripheren Teilen größere Mengen von Stärke in den Zellen abgelagert sind.

Die Ursachen, die im stande sind, die chlorotische Erkrankung auszulösen, sind sehr zahlreich, und je nach den Ursachen wechselt auch etwas das Krankheitsbild. Wir haben bei unseren Untersuchungen nur die wichtigeren Fälle herangezogen.

A. Die Chlorose infolge Mangel an Eisen.

Noch heute ist es in Deutschland die herrschende Ansicht, daß die Rebenchlorose dem Eisenmangel im Boden oder einer ungenügenden Eisenaufnahme der Pflanzen zuzuschreiben sei. Auf die Bedeutung des Eisens für das Ergrünen der Gewächse hat zuerst der französische Chemiker Eusèbe Gris in den Jahren 1843

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