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Bei diesen ersten Bespritzungen ist vor allem dafür Sorge zu tragen, daß außer den Blättern auch die Gescheine getroffen werden, und daß die Brühe selbst möglichst gleichmäßig und fein über die Stöcke verteilt wird. Es läßt sich dies am besten dadurch erreichen, daß jede Seite einer jeden Zeile zweimal bespritzt wird, einmal von ihrem unteren Ende, das andere Mal vom oberen Ende aus, wobei der Verstäuber zu heben

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und zu senken ist. Hierdurch werden alle Stockteile gleichmäßig von der Flüssigkeit getroffen. Dies ist bei der seitherigen Behandlungsweise, bei welcher jede Seite einer jeden Zeile nur einmal bespritzt wurde, nicht der Fall. Hierbei werden stets gewisse Teile der Stöcke und zwar diejenigen, welche seitlich der Strahlrichtung liegen, weniger getroffen. Der Vorteil unserer neuen Spritzweise gegenüber der seitherigen ist aus beistehenden Skizzen zu erkennen (Fig. 38 und 39).

Um die Brühe möglichst fein aufzutragen, empfiehlt es sich

für die Bespritzung den neuen ungarischen Verstäuber (Bezugsquelle Eisenhändler M. Strauß, Geisenheim, Preis 2,50 M) zu verwenden, mit dem Fuhr bei seinen Versuchen die feinste Verteilung erzielte.

Die beiden ersten Bespritzungen sind die Grundlage für die ganze Peronosporabekämpfung. Werden sie zur richtigen Zeit und mit der nötigen Sorgfalt ausgeführt, dann ist die Macht des Pilzes gebrochen. Sie werden auch unter normalen Verhältnissen genügen, um die Reben gesund zu erhalten. Sind jedoch die Entwicklungsbedingungen für den Pilz günstige, dann ist natürlich öfters zu spritzen; es können dann 5-6 Behandlungen erforderlich werden, die von der zweiten ab in Zwischenräumen von ca. 2-3 Wochen aufeinander folgen sollen. Fällt unmittelbar nach einer Bespritzung Regen und wird von diesem die Brühe von den Reben abgewaschen, so ist die Behandlung sofort zu wiederholen und zwar an allen Zeilen, deren Stöcke auf ihren Blättern Spritzflecken nicht erkennen lassen.

2. Aufgaben der Lehranstalt bezüglich der Prüfung von Mitteln zur Bekämpfung tierischer und pflanzlicher Schädlinge.

Bereits in den früheren Jahresberichten der Königl. Lehranstalt sind regelmäßig Mitteilungen gemacht worden über die Ergebnisse von Untersuchungen über verschiedenste von der Technik eingeführte Mittel zur Bekämpfung tierischer oder pflanzlicher Schädlinge, bezw. über die Brauchbarkeit und Art der Anwendung solcher Mittel. In Nummer 35 des Jahrganges 1906 von Möllers deutscher Gärtnerzeitung" wird nun, unter besonderem Hinweis auf die in dem Jahresberichte für das Etatsjahr 1905 mitgeteilten darauf bezüglichen Versuchsergebnisse, der Königl. Lehranstalt die Beschuldigung gemacht, daß sie durch Anstellung und Veröffentlichung derartiger Versuche dem „Geheimmittel- Unwesen" Vorschub leiste.

Diese Beschuldigung ist schon aus dem Grunde nicht zutreffend, weil die Königl. Lehranstalt derartige Untersuchungen grundsätzlich niemals im direkten Auftrag von Fabrikanten ausgeführt noch über die erzielten Ergebnisse Gutachten ausstellt, welche dann zu Reklamezwecken Benutzung finden könnten. Zudem ist es bei vielen zur Schädlingsbekämpfung benutzten Substanzen, z. B. den KarbolineumPräparaten, wie es an der genannten Stelle für erforderlich erachtet wird, unmöglich, durch eine chemische Analyse Aufschluß über die genaue chemische Zusammensetzung derselben zu erlangen. Dasselbe ist aber auch nicht nötig, weil durch die Kenntnis der chemischen Zusammensetzung in einem solchen Falle für die Praxis nichts gewonnen würde und von einem billigeren Vertriebe solcher im Großbetrieb hergestellter Substanzen nicht die Rede sein kann. Es genügt zunächst festzustellen, ob derartige Mittel wirksam und für die Praxis brauchbar sind oder nicht.

Es erscheint darnach nicht nur nicht bedenklich, sondern muß sogar als Pflicht und nicht unwichtige Aufgabe eines mit Forschungs

Instituten ausgestatteten, der Praxis unmittelbar dienenden Lehrinstitutes, wie es die Königl. Lehranstalt ist, betrachtet werden, durch eigne Untersuchungen und Prüfungen der aus der Praxis selbst hervorgehenden Neuerungen, seien es nun Verbesserungen bezw. Neukonstruktionen von Apparaten und Geräten, oder Neueinführungen von Mitteln für die Schädlingsbekämpfung oder für die Kellerwirtschaft empfohlene Mittel usw., sich auf dem Laufenden zu halten, um jederzeit in der Lage zu sein, der Praxis auf eigene Erfahrungen gestützten Rat erteilen zu können. Über die Ergebnisse derartiger Untersuchungen muß in dem Jahresberichte der Königl. Lehranstalt ordnungsgemäß berichtet werden. Wortmann.

3. Untersuchungen über den Einfluss des Carbolineums auf die Bäume.

Von Dr. Gustav Lüstner.

In neuerer Zeit finden Karbolineum und Karbolineumpräparate zur Bekämpfung von auf den holzigen Teilen der Obstbäume lebenden Schädlingen und zur Behandlung von Wunden an denselben immer mehr Verwendung. Und tatsächlich haben sich diese Mittel gegen einige sehr schädliche Insekten aufs beste bewährt. Es sind jedoch auch Stimmen laut geworden, die von der Benutzung des Karbolineums als Schädlingsbekämpfungsmittel abraten, weil durch einen Anstrich der Bäume mit dieser Flüssigkeit ernste Beschädigungen an ihnen entstehen können. Diese verschiedenen Ergebnisse bei der Prüfung des Karbolineums als Heilmittel für Baumkrankheiten sind daraufzurückzuführen, daß die einzelnen Versuche nicht mit ein und demselben Karbolineum angestellt wurden, sondern daß dabei Karbolineumsorten von ganz verschiedener chemischer und physikalischer Beschaffenheit zur Anwendung kamen. Man benutzte hierbei Karbolineumsorten, die für ganz andere Zwecke, nämlich zum Haltbarmachen von totem Holze hergestellt worden waren, und man konnte infolgedessen nicht von vornherein wissen, ob dieselben vom lebenden Baume vertragen würden.

Die Herstellung des Karbolineums erfolgt durch Mischung von verschiedenen bei der Destillation des Teeres gewonnenen Ölen. Diese Mischung wird in den einzelnen Fabriken sehr verschieden vorgenommen, so daß in dem Karbolineum bald die Leichtöle, bald die Mittelöle, die Schweröle oder die Anthracenöle vorwiegen. Und je nach dieser Zusammensetzung sind die einzelnen Karbolineumsorten auch von verschiedener Wirkung auf das Leben der damit behandelten Insekten und des diese beherbergenden Baumes.

Nach Aderhold (Karbolineum als Baumschutzmittel. Deutsche Obstbauzeitung 1906, Heft 22) sollen sich die Leichtöle zum Abtöten der Schädlinge besser eignen, als die schweren, weil sie dünnflüssiger sind und deshalb besser bis zu diesen vordringen. Andererseits gibt Aderhold aber auch an, daß es allem Anscheine nach

die Leichtöle sind, welche die von mehreren Seiten beobachteten Schädigungen auf den Pflanzen hervorrufen und er betont deshalb ,,daß der Gehalt an solchen nicht beliebig gesteigert werden kann, ohne Schädigungen der Rinde oder namentlich der an jüngeren Zweigen regelmäßig vorhandenen Knospen befürchten zu müssen."

Durch unsere Versuche sollten folgende drei Fragen gelöst werden:

1. welche Karbolineumsorten, bezw. Teeröldestillate den Bäumen schädlich und welche ihnen unschädlich sind.

2. auf welche Bestandteile des Karbolineums, bezw. der Teeröldestillate die ungünstige Wirkung auf das Leben des Baumes zurückzuführen ist. Und

3. welche physikalische und chemische Beschaffenheit ein den Schädlingen gegenüber wirksames, zugleich aber für den Baumwuchs unschädliches Karbolineum" besitzen muß.

Zu diesem Zwecke hat uns die chemische Fabrik Flörsheim Dr. H. Nördlinger zu Flörsheim a. M. in dankenswerter Weise aus den verschiedenartigsten Rohmaterialien, welche für die Karbolineumdarstellung in Betracht kommen, nach ganz bestimmten Herstellungsmethoden karbolineumartige Produkte fabriziert und deren. hauptsächlich in Betracht kommenden chemische und physikalische Eigenschaften bestimmt.

Diese Kollektion bestand aus 6 verschiedenen Rohmaterialien No. 772 A-F. Diese waren weder ihres Phenolgehaltes noch ihres Gehaltes an Pyridin basen beraubt; sie enthielten also alle Stoffe, die in den meisten Karbolineumsorten des Handels enthalten sind.

Von diesen Rohstoffen wurde einer, No. 772 C, ausgeschaltet, die übrigen auf 3 verschiedene Arten behandelt, so daß sich weitere 3 Versuchsreihen ergeben.

In der zweiten Versuchsreihe No. 772 G-L sind die genannten Rohmaterialien ihres Phenolgehaltes so gut wie möglich beraubt worden.

In der dritten Versuchsreihe No. 773 Rohmaterialien von den Pyridinbasen befreit.

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Und in der vierten Versuchsreihe No. 774 A--E sind aus den Rohstoffen sowohl die Phenole, als auch die Pyridinbasen entfernt.

Über die Beschaffenheit der einzelnen Versuchsflüssigkeiten geben nachstehende Tabellen Aufschluß:

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No. 772. I. Versuchsreihe (Prüfung der Rohmaterialien). Teeröle verschiedener Fraktionen bezw. Beschaffenheit.

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End-Temperatur der
Destillation

Bezeichnung des Öls

14

2

169° C. 206° C. 278° C. 350° C. 360° C. 360° C. Leichtöl I Leichtöl II Mittelöl Kreosotöl Anthracenöl Schweröl

772II. II. Versuchsreihe.

Die Öle der I. Versuchsreihe entphenoit (außer 772 C.)

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