Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

1893/94 S. 34. »Infolge der trocknen Witterung hatte der Stock, wie auch im Jahre 1892, durch pflanzliche Schmarotzer nicht zu leiden gehabt. Die Belaubung blieb den ganzen Sommer bis in den Herbst eine gesunde und üppige.<<

1894/95 S. 41. »Die Peronospora wurde an einigen Sorten in der Rebschule beobachtet, wo sie trotz mehrmaliger Bespritzung heftig aufgetreten ist. Der Weinberg blieb frei davon.<<

1895/96 S. 50. >>Peronospora viticola ist erst spät und nur bei einigen Sorten im Sortiment beobachtet worden.<

1896/97. Enthält nur Allgemeines über den Pilz.

Aus diesen Angaben ergibt sich, daß die Peronospora auch in dem in Rede stehenden Zeitraum im allgemeinen nur schwach aufgetreten ist. Am frühesten und stärksten scheint sie sich im Jahre 1891 bemerkbar gemacht zu haben, dies besagt wenigstens außer der Angabe im Jahresbericht der Anstalt auch ein Aufsatz von A. Gindt im Jahrgang 1892 unserer Weinbau-Mitteilungen in dem es heißt: »Wohl in keinem Jahre seit dem verderblichen Einzug der Peronospora viticola in unseren Weingauen ist diese Krankheit mit größerer Wucht aufgetreten, als im vergangenen Jahre und kein Wunder waren ja die Verhältnisse zur frühen und gedeihlichen Entwicklung dieses Pilzes die denkbar günstigsten: frühzeitige und häufige Gewitterregen, feuchtwarme Luft, viele Nebel und Verunkrautung des Bodens«.

Über die Witterungsverhältnisse des genannten Zeitraumes geben die nachstehenden Tabellen und die beiliegenden Kurventafeln Auskunft:

1. Höhe der Niederschläge.

1885 1886 1887 1888 1889 1890 1891 1892 1893 1894 1895 1896 Mittel

[merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small]

Mai

Juni
Juli

August

10,9 14,1 11,7 14,0 17.6 15,5 14,3 14,6 14,9 13,0 14,3|13,7 | 14,1
18,0 15,6 17,9 17,4 20,3 15,9 16,9 16,6 18,5 16,4 17,9 18,3
18.5 18,1 20,8 15,7 18,2 16,9 17,5 17,5 19,5 19,4 18,6 18,3
16.1 18,6 17,4 16,4 17,0 17,9 16,2 19,7 19,0 16,9 18,2 15,8

17,5

18,3

17,4

[ocr errors]

5. Dauer des Sonnenscheines.

(Der Sonnenschein-Autograph wurde erst 1889 aufgestellt.)

1889 1890 1891 1892 1893 1894

1895 1896 Mittel

Mai

243

238 175

Juni.

272

230

Juli

214

271 237 196 250 276 235,7 171 228 306 198 266 219 236,3 231 212 198 281 247 223 256 232.8 228 174 i 206 277 266 181 269 157 219,8

August.

Aus den Tabellen und Kurventafeln geht hervor, daß im Jahre 1891 die Witterungsverhältnisse ähnlich gewesen sind, wie wir sie für die Jahre mit Peronospora-Epidemien bereits festgestellt haben. Auch dieses Jahr zeichnet sich aus durch eine große Zahl der Tage mit Niederschlägen, eine hohe relative Feuchtigkeit und eine geringe Dauer des Sonnenscheines, drei Faktoren, durch welche nicht allein die Entwicklung der Peronospora begünstigt, sondern auch der Stock für die Krankheit prädisponiert wird.

d) Bekämpfung.

Nach der allgemeinen Erfahrung, die auch wieder durch die vorstehende Untersuchung ihre Bestätigung gefunden hat, sind es abnorme Witterungsverhältnisse, welche die Peronospora zu einem epidemischen Auftreten veranlassen. Hieraus folgt, daß wir bei der Bekämpfung des Pilzes zunächt bestrebt sein müssen, ihm diese günstigen Entwicklungsbedingungen, so gut sich dies eben erreichen. läßt, zu nehmen. Dabei kann in verschiedener Weise vorgegangen werden. Vor allem ist darauf zu achten, daß die Reben möglichst zeitig geheftet werden, so daß Luft und Licht ungehindert auf sie einwirken können. Hierdurch wird die die Stöcke umgebende Luft an Feuchtigkeit ärmer, und die grünen Rebteile nicht verweichlicht; als weiterer Vorteil kommt hinzu, daß durch diese Maßnahme auch der Boden leichter abtrocknet. Ebenso wichtig, wie das zeitige Heften, ist das frühe Entfernen des Unkrautes aus den Weinbergen, durch welche Arbeit gleichfalls die Feuchtigkeit in der Umgebung der Stöcke vermindert wird. Auch die Art des Bodens, in der die Reben stocken, ist für das Auftreten und die Ausbreitung der Peronospora von Bedeutung. Schwere Böden, die die Feuchtigkeit lange Zeit festhalten, begünstigen hierdurch die Entwicklung des Pilzes, während er auf leichten Bodenarten, die schnell abtrocknen, keine so guten Lebensbedingungen vorfindet. Es ist deshalb zweckmäßig, alle die eben genannten Arbeiten und auch das Spritzen zuerst in Lagen mit schweren Böden vorzunehmen.

Es wurde bereits wiederholt darauf hingewiesen, daß in diesem Frühjahr an den mit Kupfermitteln bespritzten Reben sich vielerorts Verbrennungserscheinungen zeigten, die in früheren Jahren nicht oder doch nur ganz vereinzelt wahrgenommen wurden und die mit der mangelhaften Ausbildung ihrer Oberhaut infolge der abnormen. Witterungsverhältnisse dieser Zeit in Zusammenhang standen. Daß dieselben tatsächlich auf die Kupferung zurückzuführen sind, ergibt

sich nicht allein daraus, daß sie sich nur in behandelten Weinbergen bemerkbar machten, sondern es ist dies auch daraus zu erkennen, daß diese Schäden um so stärker in die Erscheinung traten, je konzentriertere Brühen bei den Bespritzungen verwendet worden waren. Diese Erscheinungen weisen aber darauf hin, daß wir in so abnormen Frühjahren, wie das vergangene eines gewesen ist, bei der Bekämpfung der Peronospora sehr vorsichtig sein müssen. Um Beschädigungen, wie die genannten zu vermeiden, dürfen alsdann die Reben nur mit schwachen Brühen 3/4 prozentigen bespritzt werden.

1/2 bis

Im übrigen hat die diesjährige Peronospora - Epidemie die in früheren Jahren gesammelten Erfahrungen bestätigt. Nur derjenige ist des Pilzes Herr geworden, der frühzeitig gegen ihn vorgegangen ist und seine Maßnahmen wiederholt durchgeführt hat. Es darf jedoch auch nicht verschwiegen werden, daß viele der diesjährigen Erfolge auch rein zufällige waren, denn mancher hat bekanntlich durch eine oder wenige Bespritzungen mehr erreicht, als andere mit einem halben Dutzend oder mehr. Auf diese zufällig erreichten Erfolge möchte ich jedoch besonders hinweisen, denn gerade sie zeigen uns, wie sehr ausschlaggebend der richtige Zeitpunkt bei der Bekämpfung des Pilzes ist. Wird dieser erfaßt, sei es nun durch Zufall oder besondere Mühewaltung, dann hat für uns die Peronospora viel von ihrer Bedeutung verloren; wird er jedoch versäumt, dann hilft alles Spritzen nichts mehr, und wir müssen den Verheerungen, die der Pilz anrichtet, zusehen, bis trockene Witterung seiner Verbreitung Einhalt gebietet.

Von den Brühen, die in diesem Frühjahr zur Bekämpfung der Peronospora benutzt wurden, haben sich vor allen wieder die Kupfervitriolkalk- und die Kupfervitriolsodabrühe bewährt. Sie kommen jetzt meist zweiprozentig zur Anwendung. Die Erfahrungen, die mit dem neutralen essigsauren Kupfer gemacht worden sind, widersprechen sich. Bei einigen Versuchen hat sich dieses neue Mittel gut bewährt, bei anderen hat es vollständig versagt. Mißerfolge sind höchstwahrscheinlich darauf zurückzuführen, daß das Salz, wenn es auf die Reben gespritzt worden ist, erst nach einiger Zeit in eine unlösliche, festanhaftende Form übergeht. Herrscht nun nach der Bespritzung mit diesem Salz trocknes Wetter, dann hat es genügende Zeit, sich fest den grünen Rebteilen anzuschmiegen und die genannte Veränderung einzugehen, wodurch dieselben gegen eine Infektion durch den Pilz geschützt sind. Stellt sich jedoch, bevor sich das Salz umgewandelt hat, Regen ein, dann war die ganze Bespritzung umsonst. Es wird dann von den Rebteilen abgewaschen, wonach diese den Angriffen des Pilzes ebenso preisgegeben sind, als wenn sie nicht behandelt worden wären. Aus diesem Grunde, und weil das Salz auch teurer ist, wie unsere gewöhnlichen Mittel, kann seine Anwendung nicht empfohlen werden. Auch von der Verwendung des Azurins und anderer fertiger Mittel muß abgeraten werden. Sie sind alle viel teurer wie die genannten, ohne dabei von besserer Wirkung zu sein. Über die Brauchbarkeit

pulverförmiger Mittel für die Peronosporabekämpfung können erst Versuche, die von uns für das nächste Jahr vorgesehen sind, Aufschluß geben.

Es bleibt nunmehr noch ein sehr wichtiger Punkt zu besprechen übrig die Zeit, in welcher die Bekämpfung der Peronospora erfolgen soll. Diese ein für allemal festzusetzen, ist schlechterdings unmöglich, denn das Auftreten des Pilzes hängt erfahrungsgemäß viel zu sehr von der Witterung ab. Die Jahreszeit ist hierbei von gar keiner Bedeutung, denn seine Ausbreitung kann erfolgen von Mitte Mai ab bis in den Oktober hinein. Bei diesem Auftreten ist nicht zu vergessen, daß wir den Befall nicht sofort wahrnehmen. Der Pilz kann bereits tagelang in den Blättern vorhanden sein, ohne daß sich äußerlich die Anzeichen der Krankheit an diesen bemerkbar machen. Erst mit der Zeit ist der schädliche Einfluß, den der Pilz auf die Blätter ausübt, auch äußerlich zu erkennen. Es erscheinen an ihnen dann gelbe, mißfarbige Flecken, aus denen schließlich und zwar nur auf der Unterseite, die bekannten weißen Schimmelrasen hervortreten, von denen aus sich der Pilz weiter verbreitet. Wir haben also den ganzen Sommer mit dem Pilze zu rechnen und daraus folgt, daß wir bei seiner Bekämpfung nicht warten dürfen, bis er sich in den Weinbergen zeigt, sondern wir müssen ihm zuvor zu kommen versuchen, wir müssen bestrebt sein, ihn von den Stöcken fern zu halten. Und da sich der Pilz zuweilen schon im Frühjahr in den Weinbergen einstellt, müssen wir auch bereits um diese Zeit an seine Bekämpfung denken. Bei ihrer Durchführung hat man sich ganz nach der herrschenden Witterung zu richten. Ist dieselbe trocken, so genügt es, wenn damit Ende Mai bis Anfang Juni begonnen wird, ist sie dagegen warm und feucht, so ist die Behandlung schon früher, Mitte Mai, vorzunehmen. Der Winzer muß hierbei mit Überlegung vorgehen und sich stets vergegenwärtigen, daß er in einem warmen und feuchten Frühjahr stets mit einem frühzeitigen Auftreten der Peronospora zu rechnen hat.

Wird die erste Bespritzung um die genannten Zeiten ausgeführt, so ist der Kampf schon zur Hälfte gewonnen, wir verhindern damit den Pilz an der Ausbildung seiner Sporen und somit an seiner Verbreitung und vor allem erhalten wir hierdurch auch den Stöcken die Blätter, die sie zur Ausbildung ihrer Trauben benötigen. Nun bildet aber die Rebe gerade im Frühjahr ihre neue Triebe ungemein schnell aus; es kommen an ihr täglich neue Triebe zum Vorschein, die aber, weil sie nach der ersten Bespritzung erstanden sind, nicht gegen die Angriffe des Pilzes geschützt sind. Diese neu entstandenen Triebe möglichst bald mit dem schützenden Belag zu versehen, ist nun ebenso wichtig, wie die erste Behandlung, denn diese Blätter haben nicht allein für die Ausbildung der Trauben, sondern auch für die Entwicklung anderer Stockteile zu sorgen. In welcher Zeit die zweite Bespritzung der ersten zu folgen hat, hängt wieder von der herrschenden Witterung ab. Bei feuchtem Wetter soll man nicht länger als 8-10 Tage damit warten, bei trocknen kann man sie dagegen 2-3 Wochen hinausschieben.

« ZurückWeiter »