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5. Dauer des Sonnenscheins in Stunden.

1897 1898 1899 1900 1901 1902 1903 1904 1905 1906 Mittel

Mai Juni

Juli

August

1

236
139 191 203 277 211 248 232 200
246 208 250 220 264 262 233 269 267
243 204 230 253 246 | 261 205 307 287
196 267 264 181 239 185 226 254 223 250 228,5

176 211.3

177 239,6

208 244,4

Aus diesen Tabellen und Kurventafeln geht hervor, daß im Rheingau im Peronosporajahre 1906 die Höhe der Niederschläge im Monat Mai das 10jährige Mittel bedeutend überschritt, im Juni hinter demselben weit zurück blieb, und im Juli und August wieder das Mittel überstieg.

Im Jahre 1905, in dem sich der Pilz im Rheingau nicht weiter ausbreitete, blieb in allen vier Monaten die Höhe der Niederschläge weit unter dem 10jährigen Mittel.

Die Zahl der Tage mit Niederschlägen war im Jahre 1906 in allen vier Monaten größer, im Mai sogar sehr viel größer wie im 10 jährigen Mittel, 1905 dagegen bis auf den August geringer

wie dieses.

Das Mittel der relativen Feuchtigkeit war 1906 in allen Monaten, außer dem August, höher wie im 10 jährigen Durchschnitt, 1905 dagegen in allen vier Monaten geringer.

Die Temperatur war 1906 im Mai einen Grad wärmer, im Juni um einen Grad, im Juli um 0,5 Grad und im August um 0,2 Grad kälter wie im 10jährigen Mittel. 1905 war sie im Mai dem 10jährigen Mittel gleich, während sie im Juni, Juli und August dieses überstieg.

Die Dauer des Sonnenscheines erreichte 1906 in keinem Monat außer dem August, das 10jährige Mittel, sie blieb in den anderen Monaten weit hinter diesem zurück. 1905 waren die Monate Mai und August sonnenscheinärmer, die Monate Juni und Juli dagegen sonnenscheinreicher wie im 10 jährigen Mittel.

Im Mai 1906 waren somit, und dies ist aus unserer graphischen Darstellung besonders deutlich zu erkennen, die günstigsten Bedingungen große Wärme und Feuchtigkeit für die Entwicklung und Verbreitung der Peronospora im Rheingau vorhanden. Auffallend groß ist die Zahl der Tage mit Niederschlägen und die relative Feuchtigkeit; beide gehen hoch über das 10 jährige Mittel hinaus und auch von der Temperatur wurde dieses um einen Grad überschritten. Ganz anders lagen im Jahre 1905 die Verhältnisse im Rheingau. Die Zahl der Tage mit Niederschlägen und die relative Feuchtigkeit waren damals geringer, wie im 10jährigen Mittel, und die Temperatur war diesem gleich. Diese Verhältnisse in Verbindung mit dem geringen Sonnenschein, dessen Einfluß auf das Auftreten des Pilzes später besprochen werden wird, setzten damals der Weiterausbreitung der Peronospora ein Ziel.

Aber auch auf die Entwicklung der Rebe war 1906 die Witterung von großem Einfluß. Infolge der großen Wärme und Feuchtigkeit

war ihr Austrieb ein ungemein früher und das Wachstum der Triebe und Blätter ein so schnelles, daß nicht genügend Arbeitskräfte vorhanden waren, sie rechtzeitig zu heften. Bei diesem üppigen Wachstum der Reben fehlte jedoch ein Faktor für ihre normale Ausbildung der Sonnenschein. Infolge der geringen Dauer desselben blieben die grünen Rebteile weich und zart, so daß sie den Angriffen des Pilzes keinen Widerstand entgegensetzen konnten. Ihre Ausbildung war eine so wenige feste, daß sie, worauf wir schon einmal hingewiesen haben, die zur Bekämpfung des Pilzes angewendeten Kupfermittel nicht mehr vertrugen und durch dieselben verbrannt wurden. Im Mai dieses Jahres schien die Sonne 35,3, im Juni sogar 62,6 Stunden weniger wie dies normalerweise der Fall ist, und daß diese geringe Sonnenscheindauer nicht ohne Einfluß auf die grünen Pflanzenteile war, ergibt sich nicht allein aus den an den Reben infolge der Behandlung mit Kupfermitteln hervorgerufenen Verbrennungen, sondern auch daraus, daß sich derartige Schäden auch an anderen Pflanzen, nach Muth z. B. an Apfelbättern zeigten. Der Einfluß des Lichtes auf die Ausbildung der verschiedenen Gewebeformen der Blätter ist namentlich von Stahl klargelegt worden. Nach ihm wirkt dasselbe nicht allein umgestaltend auf das Assimilationssystem ein, sondern es ruft auch histologische Veränderungen an der Epidermis der Blattoberseite hervor: bei Schattenblättern ist ihre Außenmembran dünn und zart, bei Sonnenblättern dick und fest.

Infolge der abnorm frühen und starken Belaubung der Reben hatten 1906 natürlich am meisten die Gescheine unter Sonnenmangel zu leiden und an ihnen kam infolgedessen die Krankheit auch am ersten und am heftigsten zum Ausbruch. Es herrschten damals in den Weinbergen ähnliche Verhältnisse wie sie zuweilen in Anzuchtkästen oder eng bestandenen Sämlingsbeeten obwalten. Und wie hier infolge zu großer Wärme und Feuchtigkeit die Entwicklung anderer Peronospora-Arten begünstigt wird, und die Pflanzen selbst aus Lichtmangel besonders empfänglich für diese Pilze werden, so waren damals in den Weinbergen infolge der nämlichen Witterungsverhältnisse und der von diesen veranlaßten Prädisposition der Reben auch der Peronospora viticola die günstigsten Bedingungen für ihre Ausbreitung gegeben.

Wenn diese unsere Anschauung richtig ist, so müssen sich in früheren Jahren, die ähnliche Witterungsverhältnisse aufwiesen, wie das vergangene, auch ähnliche Erscheinungen im Auftreten der Peronospora viticola wiederfinden. Leider läßt sich eine solche Untersuchung nicht lückenlos durchführen, weil die Weinberge, sobald sich der Pilz stärker zu zeigen beginnt, im darauffolgenden Jahre eine sehr viel intensivere Behandlung mit Kupfermitteln erfahren, wie vorher, wodurch der Parasit in seinem normalen Auftreten behindert wird. Dazu kommt dann noch, daß die Berichte über die Ausbreitung von Rebkrankheiten meist sehr lückenhaft sind. Am brauchbarsten sind für unseren Zweck noch die Angaben, welche im Jahresbericht der Anstalt enthalten sind. Sie haben auch 9

Geisenheimer Bericht 1906.

den Vorzug, daß sie nur von zwei Beobachtern (Zweifler und Seufferheld) niedergelegt sind, weshalb wir auch uns ihrer bedienen wollen.

1897/98 S. 43: Allein recht bald sind die vielversprechend stehenden Aussichten herabgemindert worden, einerseits durch die um Mitte August beginnende Erkrankung der Blätter durch Peronospora in den nicht bespritzten Weinbergen, andrerseits aber durch. eine Periode regnerischer und rauher Witterung, welche bis Ende September anhielt."

Ebenda S. 46: „Peronospora schädigte den Rheingau zum erstenmal in ganz empfindlicher Weise, trotzdem sie erst nach Mitte August um sich zu greifen begann."

1898/99 S. 30: Infolge der übermäßigen Feuchtigkeit ist zu alledem noch die Peronospora zu einem bis dahin im Rheingau noch nicht beobachteten Termin aufgetreten; man fand am 7. Juni davon heftige Ansteckungen, welche ein sofortiges Eingreifen erheischten und die in diese Zeit fallenden Grab- und Heftarbeiten zurücktreten ließen, weil mit aller Arbeitskraft an die möglichst rasche Bespritzung gegangen werden mußte. Mehrfache starke Regengüsse erschwerten recht sehr den Fortgang dieser Arbeit, schwemmten teilweise auch die frisch aufgetragene Bespritzung ab und machten so eine Wiederholung derselben Behandlung notwendig. Unterdessen wuchs der Stock heraus, aber auch das Unkraut machte sich in einer Weise breit, daß man mit Aufgebot der nun wieder frei gewordenen Kräfte kaum im stande war, alle Arbeit rechtzeitig zu bewältigen. So kam es, daß in üppig wachsenden, Boden beschattenden und feucht bleibenden Quartieren, wie z. B. im DechaneyWeg zu Eibingen, mittlerweile die Peronospora Zeit fand, die unteren Stockteile zu befallen, wobei auch die nur selten vorkommende Erscheinung beobachtet wurde, wonach blühende Gescheine von der Krankheit ergriffen wurden. Der Monat Juli ließ von einer Besserung des Witterungscharakters nichts merken; vielmehr hielt die veränderliche, an Niederschlägen reiche und kühle Periode an, setzte sich auch noch im August fort, so Verhältnisse schaffend, welche für die Entwicklung der Trauben ebenso störend, wie für das Umsichgreifen der Peronospora und des Oidiums, das sich dieser noch zugesellte, günstig waren."

1899/1900 S. 37: Anfang September trat zuerst in diesem Jahre die Peronospora auf, ohne sich weiter zu verbreiten."

1900/01 S. 64: „Am 4. Juli wurde zum ersten Male die Peronospora bemerkt, sie kam jedoch infolge der heißen, trocknen Witterung nicht zur Wirkung. Erst Anfang September trat sie wieder. auf und nahm in der Rebschule so überhand, daß nochmals gespritzt werden mußte."

1901 S. 13: „Ende August, Anfang September trat die Peronospora ziemlich stark auf, doch konnte dieselbe keinen nennenswerten Schaden anrichten."

1902 S. 12: „Die Peronospora trat den 13. Juni zum erstenmal auf, griff aber nicht weiter um sich. Mit den Bespritzungen wurde am 14. Juni begonnen."

,,Anfang Juli war, da wieder leichte Peronospora auftrat, ein zweites Spritzen notwendig. Auch diesmal griff jedoch die Krankheit nicht um sich, sondern trat nur in ganz leichter Form auf, um wieder zu verschwinden, was bei der Trockenheit des Juli vorauszusehen war."

Ebenda S. 13: „Anfang September trat die Peronospora zum drittenmal auf und griff in kürzester Zeit sehr stark um sich, konnte aber großen Schaden nicht mehr anrichten."

1903 S. 13: „Bald darauf, den 13. Juni, zeigte sich auch zum ersten Male die Peronospora, ohne jedoch weiter um sich zu greifen. Da jedoch durch die heftigen und häufig aufeinanderfolgenden Gewitterregen die Bekämpfungsmittel, besonders der Schwefel, bald abgewaschen waren, mußte eine 2. und 3. Bespritzung und Schwefelung rasch hintereinander folgen."

,,Mitte Juli trat noch einmal das Oidium und die Peronospora auf und breiteten sich rasch aus. Da wieder starke Regengüsse dazwischen kamen, mußte verschiedene Male gespritzt und geschwefelt werden."

1904 S. 15: „Besonders häufig zeigte sich anfänglich die Peronospora, und mußte man mit dem Spritzen bei der Hand sein. Wo nach den Regentagen eine zweite Kupfervitriolbespritzung versäumt wurde, zeigte sich bald ein Schaden an den jungen Trauben und manche Lage hatte darunter empfindlich gelitten.

Aus diesen Berichten geht hervor, daß das Auftreten der Peronospora je nach den Jahren ein sehr wechselndes ist; sie kann sich von Juni ab bis in den September hinein in den Weinbergen einstellen. Im allgemeinen war das Auftreten des Pilzes, von den beiden letzten Jahren abgesehen, in unserem 10jährigen Zeitraum ein schwaches, nur im Jahre 1898 fand er Gelegenheit sich weiter zu verbreiten. Ein Blick in unsere Tabellen und Kurventafeln besagt uns, daß der damaligen Epidemie genau dieselben Ursachen zu Grunde gelegen haben, wie der letzten, und wenn damals der von dem Pilze hervorgerufene Schaden nicht die Höhe desjenigen von 1906 erreichte, so ist dies allem Anscheine nach nur darauf zurückzuführen, daß er damals anfangs in den Weinbergen eine nicht so hohe Temperatur antraf und die Reben auch nicht so häufig benetzt wurden, wie im vergangenen Jahre. Aus den Tabellen ergibt sich, daß 1898 die Zahl der Tage mit Niederschlägen und die Regenhöhen der in Frage kommenden Monate sehr groß waren; sie gingen, namentlich in den Monaten Mai und Juni, hoch über das 10 jährige Mittel hinaus. Dasselbe gilt von der relativen Feuchtigkeit; in allen 4 Monaten wurde von ihr das 10jährige Mittel überschritten. Die Temperatur blieb, abgesehen vom August, in allen Monaten hinter dem Mittel zurück, und der Sonnenschein war, außer im August, in allen Monaten ein geringerer, wie im Durchschnitt der letzten 10 Jahre. Der Mai 1898 war der sonnenscheinärmste Monat der letzten 10 Jahre; die Dauer des Sonnenscheines blieb in ihm 72,3 Stunden gegen das 10jährige Mittel zurück. Hiermit dürfte auch das in diesem Jahre von Zweifler beobachtete Auftreten der

Peronospora in den Gescheinen stark wachsender Stöcke, denen der wenige Sonnenschein noch von darüber liegenden Blättern genommen wurde, zurückzuführen sein.

Die geringe Sonnenscheindauer ist aber noch nach einer anderen Richtung hin von großer Bedeutung für das Zustandekommen einer Peronospora-Epidemie. Wie wir bereits gesehen haben, zeichnen sich Peronospora-Jahre u. a. besonders durch die große Zahl der Tage mit Niederschlägen aus. Nur wenn die Feuchtigkeit längere Zeit auf den Reben erhalten bleibt, resp. hier oft erneuert wird, vermag sie der Pilz zu infizieren. Es ist leicht einzusehen, daß hierbei aber auch die Besonnung der Reben eine große Rolle spielt. Je länger dieselbe anhält, umso eher werden die Reben abtrocknen, während sie bei kürzerer Dauer derselben längere Zeit naß bleiben. Im ersteren Falle wird es dem Pilze nicht gelingen, in die Reben einzudringen, während im letzteren die Infektion ungehindert erfolgen kann. Hiermit dürfte es auch zusammenhängen, daß bei den letzten Peronospora-Epidemien die Gescheine so stark von dem Pilze heimgesucht wurden. Daß dieselben infolge ihrer Schattenstellung und des an sich geringen Sonnenscheines besonders prädisponiert für die Krankheit waren, haben wir schon gesagt. Es kommt aber noch hinzu, daß aus denselben Gründen die an ihnen haftende Feuchtigkeit sehr viel später abtrocknete, wie von dem Blattwerk, weshalb an ihnen sehr viel günstigere Bedingungen für die Entwicklung des Pilzes vorhanden waren, wie an diesem.

Daß jedoch auch die von uns aufgestellte Regel nicht ohne Ausnahme ist, und die Peronospora auch unter Verhältnissen auftreten kann, die von den im Vorstehenden beschriebenen abweichen, zeigt uns ein Vergleich der Epidemien, unter denen in den Jahren 1905 und 1906 der Weinbau der Mosel gelitten hat.

Über die Witterungsverhältnisse, die damals an der Mosel herrschten, geben nachfolgende Tabellen Aufschluß. Diejenigen über die Höhe der Niederschläge, Zahl der Tage mit Niederschlägen, relative Feuchtigkeit und Temperatur enthalten die Beobachtungen der Station Trier, diejenigen über die Dauer des Sonnenscheines die Beobachtungen der Stationen Avelerberg und Ockfen.

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