Ueber die Verschiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Einfluss auf die geistige Entwickelung des Menschengeschlechts, Band 2

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Seite 21 - bloss begleitet, sondern ganz ihre Stelle einnimmt. Die Sprache entspringt zwar aus einer Tiefe der Menschheit, welche überall verbietet, sie als ein eigentliches Werk und als eine Schöpfung der Völker zu betrachten. Sie besitzt eine sich uns sichtbar offenbarende, wenn auch in ihrem Wesen unerklärliche, Selbstthätigkeit, und ist, von dieser Seite betrachtet, kein
Seite 55 - auf der andren des Dialektes, und was unter Einer da zu verstehen ist, wo die nämliche in ihrem Verlaufe wesentliche Veränderungen erfährt. Die Sprache, in ihrem wirklichen Wesen aufgefasst, ist etwas beständig und in jedem Augenblicke Vorübergehendes. Selbst ihre Erhaltung durch die Schrift ist immer nur eine unvollständige, mumienartige Aufbewahrung, die es doch erst wieder bedarf, dass man dabei den
Seite 37 - fügt dieser Veredlung des gesellschaftlichen Zustandes Wissenschaft und Kunst hinzu. Wenn wir aber in unserer Sprache Bildung sagen, so meinen wir damit etwas zugleich Höheres und mehr Innerliches, nämlich die Sinnesart, die sich aus der Erkenntniss und dem Gefühle des gesammten geistigen und sittlichen Strebens harmonisch auf die Empfindung und den Charakter ergiesst.
Seite 64 - spurlos vorübergehend, wird durch den Laut in der Rede äusserlich und wahrnehmbar für die Sinne. Sie und die Sprache sind daher Eins und unzertrennlich von einander. Sie ist aber auch in sich an die Nothwendigkeit geknüpft, eine Verbindung mit dem Sprachlaute einzugehen; das Denken kann sonst nicht zur Deutlichkeit gelangen, die Vorstellung nicht zum Begriff werden. Die unzertrennliche Verbindung des
Seite 47 - Form haben, Nationen, als solche, eigentlich und unmittelbar schöpferisch. Doch muss man sich wohl hüten, diese Ansicht ohne die ihr gebührende Beschränkung aufzufassen. Da die Sprachen unzertrennlich mit der innersten Natur des Menschen verwachsen sind und weit mehr selbstthätig aus ihr hervorbrechen, als willkührlich von ihr erzeugt werden, so könnte man die
Seite 255 - Satzes ein Unterschied, der, diese mit ihm zur gleichen Gattung zu zählen, verbietet. Alle übrigen Wörter des Satzes sind gleichsam todt daliegender, zu verbindender Stoff, das Verbum allein ist der Leben enthaltende und Leben verbreitende Mittelpunkt. Durch einen und ebendenselben synthetischen Act knüpft es durch das Sein das
Seite 67 - empfangendes Beschauen eines schon vorhandenen Gegenstandes betrachtet werden. Die Thätigkeit der Sinne muss sich mit der inneren Handlung des Geistes synthetisch verbinden, und aus dieser Verbindung reisst sich die Vorstellung los, wird, der subjectiven Kraft gegenüber, zum Object, und kehrt, als
Seite 203 - in gesetzmässiger Freiheit kräftig und consequent entwickelt haben, und zwischen solchen, die sich dieses Vorzuges nicht rühmen können. Die ersten sind die gelungenen Früchte des in mannigfaltiger Bestrebung im Menschengeschlecht wuchernden Sprachtriebes. Die letzten haben eine abweichende Form, in welcher zwei Dinge zusammentreffen, Mangel an Stärke des ursprünglich immer im Menschen rein liegenden
Seite 92 - diesem Grunde ist diese Bezeichnung, wo sie irgend stark hervortritt, nicht von einer gewissen Rohheit freizusprechen, kommt bei einem reinen und kräftigen Sprachsinn wenig hervor, und verliert sich nach und nach in der fortschreitenden Ausbildung der Sprache. 2. Die nicht unmittelbar, sondern in einer dritten, dem Laute und dem Gegenstande gemeinschaftlichen
Seite 69 - vernommen. Nun ist aber dasjenige, was die Articulation dem blossen Hervorrufen seiner Bedeutung (welches natürlich auch durch sie in höherer Vollkommenheit geschieht) hinzufügt, dass sie das Wort unmittelbar durch seine Form als einen Theil eines unendlichen Ganzen, einer Sprache, darstellt. Denn es ist durch sie, auch in einzelnen Wörtern, die Möglichkeit gegeben,

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