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Bücherschau.

1. Das Relativitätsprinzip eine Einführung in die Theorie. Von A. Brill in Tübingen. Zweite Auflage. 34 Seiten 8°. Leipzig und Berlin 1914. B. G. Teubner. Preis geh. M 1,20. 2. Das Relativitätsprinzip drei Vorlesungen gehalten in Teylers Stiftung zu Haarlem. Von H. A. Lorentz, bearbeitet von W. Keesom. Beihefte zur Zeitschrift für mathematischen und naturwissenschaftlichen Unterricht, herausgegeben von W. Lietzmann und E. Grimsehl. Nr. 1. 52 Seiten 8°. Leipzig und Berlin 1914. B. G. Teubner. Preis geh. M 1,40. In beiden Schriften wird ein in den Jahren 1904 und 1905 von H. Minkowski, H. A. Lorentz und A. Einstein aufgestelltes, allgemeines Prinzip der theoretischen Physik in Form von Vorträgen behandelt. Es besteht, in der Formulierung Einsteins ausgedrückt, in der Hypothese, daß immer und unter allen Umständen die Erscheinungen in einem System von Körpern nur von den Lagen und Bewegungen dieser Körper relativ zu einander abhängen, in dem Sinne, daß es auf die in dem System sich abspielenden Erscheinungen keinerlei Einfluß hat, daß das System von Körpern als Ganzes irgend eine konstante Translationsgeschwindigkeit hat. Die bekannteste Anwendung fand das Prinzip zunächst auf die Frage, ob sich der Lichtäther als Uebertragungsmittel für Lichtschwingungen mit den materiellen Körpern, insonderheit der Erde mitbewegt oder nicht, d. h. ob etwa ein Lichtstrahl in Richtung der Bewegung der Erde um die Sonne auf der Erde sich rascher ausbreitet als normal zu dieser Richtung; die Interferenzversuche von Michelson, Morley, D. C. Miller, welche in Amerika angestellt wurden, ließen keinen Unterschied wahrnehmen, wiewohl die zu erwartende Größe des Effekts, nämlich eine Verschiebung von Interferenzstreifen, auf welche es bei der Versuchsanordnung ankam, beobachtbar gewesen wäre.

Zur Probe der Richtigkeit des Relativitätsprinzips kann nur die Uebereinstimmung mathematischer Konsequenzen aus dem Prinzip mit beobachtbaren Erscheinungen dienen, und beide Schriften wollen einige solche Konsequenzen ableiten. Die Lektüre erfordert daher Vertrautheit mit analytischgeometrischen Beziehungen und mit analytischer Mechanik.

Die Brillsche Darstellung hatte den Zweck, in einem 1911 an der Universität Tübingen abgehaltenen Ferienkurs von Lehrern der Mathematik an höheren Schulen die einfachsten mathematischen Konsequenzen auseinanderzusetzen und erfüllt diese Aufgabe in sehr klarer Weise: Brill geht von den Differentialgleichungen der Newton schen Mechanik aus, indem er einen mechanischen Vorgang in rechtwinkligen Ortskoordinaten a y z eines ruhenden Koordinatensystems und der Zeitkoordinate t darstellt (Darstellung eines Beobachters A), und entwickelt die Bedingung dafür, daß die mathematischen Gleichungen ungeändert bleiben, wenn derselbe mechanische Vorgang auf ein mit gleichförmiger Geschwindigkeit bewegtes Koordinatensystem x'y' z' und eine Zeit bezogen wird (Darstellung eines Beobachters B), und wenn verlangt wird, daß in beiden Fällen ein Ausbreitungsvorgang gleichförmig nach allen Richtungen und mit gleicher Geschwindigkeit c, also etwa eine Wellenausbreitung in beiden Fällen in Kugelwellen erfolgt.

Eine merkwürdige Konsequenz ist, daß dann die Einheiten für Länge und Zeit für die beiden Beobachter (den „ruhenden" und den bewegten") nicht gleich angenommen werden dürfen, sondern daß diese Einheiten für das ruhende System einen andern Wert annehmen als für das bewegte, also die Maßstäbe je nach der relativen Geschwindigkeit derselben zu einander als von einander abweichend gedacht werden müssen.

Auch die Masse m eines Körpers der Newton schen Mechanik kann nicht mehr unabhängig von der Bewegung angenommen werden, sondern muß in der Rechnung ersetzt werden

durch den Ausdruck

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Vi

m

v2 (sogenannte transversale Masse), C2

wenn der Körper normal zur Kraftrichtung sich mit der Geschwindigkeit v relativ zum Koordinatensystem bewegt und die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Kraftwirkung c ist; dies ist bei den elektromagnetischen Schwingungen der Fall; ist hier die Lichtgeschwindigkeit, das ist 300 000 km/Sek. Das Verhältnis ist beim Michelson schen Versuch nur etwa 1/10000 und nähert sich dem Wert 1 für die enorm raschen Bewegungen der Kathodenstrahlteilchen und der B-Teilchen der radioaktiven Substanzen. Für gewöhnliche mechanische Bewegungen ist die Masse wegen der kleinen erreichbaren Geschwindigkeiten wie in der klassischen Newton schen Mechanik als unveränderlich zu betrachten.

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Das eingehendere Lorentzsche Schriftchen stellt gleichfalls an analytisch-mechanische Kenntnisse des Lesers einige Anforderungen, indessen nimmt der theoretische Physiker Lorentz mehr den Zusammenhang der Relativitätstheorie mit den wirklichen physikalischen Vorgängen als Ausgangs- und Zielpunkt seiner Darlegungen als der Mathematiker Brill.

Im dritten Vortrag geht Lorentz auf die neuesten Betrachtungen Einsteins über das Schwerkraftfeld ein, welche eine Verallgemeinerung des Relativitätsprinzips auf gleichförmig beschleunigte relative Bewegung der vorgenannten Koordinatensysteme bedeuten. Hierfür stellt Einstein ein neues Prinzip, das sogen. „A equivalenzprinzip" auf, welches besagt, daß eine Darstellung der Erscheinungen im homogenen Gravitationsfeld identisch wird mit einer Darstellung, bei welcher die Körper ruhen und das Koordinatensystem sich mit gleichförmiger Beschleunigung gegen die Körper bewegt Die Annahme der vollständigen Aequivalenz führt Einstein zu folgenden zwei Schlüssen, in welchen das starke Gravitationsfeld der Sonne benutzt wird, um eine aus dem Aequivalenzprinzip folgende Einwirkung eines Gravitationsfeldes auf Lichtschwingungen in speziellen Fällen vorauszuberechnen: erstens, die von einem Stern kommenden Lichtstrahlen müssen, wenn sie nahe an der Sonne vorbeistreichen, eine Richtungsänderung erfahren, welche 0,83" beträgt, und zweitens, daß ein Natriumteilchen, das übrigens unter gleichen Umständen schwingt, falls sein Licht an einer bestimmten Stelle des Spektrums untersucht wird, langsamer zu schwingen scheint, wenn es sich auf der Sonne befindet, als wenn es auf der Erde ist. Die entsprechende Verschiebung der Spektrallinie nach dem Rot hin würde etwa 1/500 des Abstandes zwischen den beiden Komponenten D, und D2 der Natriumdoppellinie ausmachen.

Leider ermöglichen zurzeit die zur zahlenmäßigen Prüfung der Relativitätstheorie heranziehbaren Experimente noch keine bestimmte Stellungnahme der Experimentalphysik zu dem theoretisch hochinteressanten gedanklichen Inhalt der zahlreichen bereits vorliegenden Arbeiten zur Relativitäts- und Aequivalenztheorie; deren einfachsten Kern die beiden besprochenen Schriften, jedes in seiner Weise, trefflich wiedergeben.

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sten Aufgaben, für deren Lösung das in zweiter Auflage vorliegende Marr sche Buch einen treuen Ratgeber darstellt.

Im ersten Teil des Buches wird der Trockenprozeß theoretisch behandelt, die Berechnung von Trocknungsvorrichtungen an Hand von Beispielen erläutert und die zweckmäßige konstruktive Ausbildung von verschiedenen Trockenvorrichtungen dargelegt. Bei Bearbeitung des ersten Teiles des Buches hat der Verfasser in anerkennenswerter Weise wichtige Ergebnisse neuerer Forschungen und Versuche berücksichtigt. Ebenfalls sind die für Trocknungseinrichtungen in Frage kommenden Heizmittel und Heizvorrichtungen nebst Zubehörteilen besprochen.

Der zweite Teil des Buches ist der Besprechung der Ausführung von gebräuchlichen Trocknern gewidmet. Den Anfang machen hierbei die Trockner für landwirtschaftliche Produkte und Futtermittel. Dann werden Trockner für Baumaterialien, insbesondere deren recht schwierig künstlich zu trocknendes Material, das Holz, besprochen. Hieran schließen sich die Trockner für Brennstoffe, Klebstofie, Gerbstoff-Extrakte, MalzExtrakte usw. Ein weiterer Abschnitt behandelt die Trockner für chemische und verwandte Industriezweige, sowie solche für die Elektrizitäts-Industrie. Der knapp gehaltene Abschnitt über Trockner für Gummi und Kautschuk könnte bei Neuauflage des Buches im Text etwas erweitert und auch durch einige Abbildungen von ausgeführten Gummi- bzw. Kautschuk-Trockenanlagen ergänzt werden. Weiter sind in dem Buche die Ausführungen der Vakuum-Trockner für Explosivstoffe, der Trockner für hohe Temperaturen und die Papier-, Pappen- und KartonagenTrockner behandelt. Für den folgenden Abschnitt „Trockner für die Textil- und Bekleidungs-Industrie" sei dem Verfasser empfohlen, für loses Textilgut und Garne usw. auch die hierfür häufig verwendeten und auf dem Gegenstromprinzip beruhenden Kanaltrockner später ev. aufzunehmen, bei welchen die zu trocknende Ware auf eine, mit entsprechender Geschwindigkeit laufende Transportvorrichtung gebracht, und die Ware nach einmaligem Durchlaufen des Kanals getrocknet und gekühlt ist. Der Schluß des Buches bringt in gedrängter Uebersicht die gebräuchlichsten Ausführungen der Trockner für Nahrungs- und Genußmittel.

In der mit viel Sorgfalt bearbeiteten zweiten Auflage „Das Trocknen und die Trockner" gibt der auf dem Gebiete der Trocknungstechnik bekannte Verfasser seine reichen Erfahrungen wieder, und durch seine klaren Ausführungen über die Theorie des Trocknens und über den konstruktiven Aufbau der gebräuchlichsten Trockenvorrichtungen ist dazu beigetragen, daß auch die zweite Auflage des Marrschen Buches über die nächsten Fachkreise hinaus günstige Aufnahme finden wird.

Otto Brandt.

Mitteilungen der Prüfungsanstalt für Heizungs- und Lüftungseinrichtungen an der Kgl. Techn. Hochschule Berlin. Vorsteher: Prof. Dr. techn. K. Brabbé e. Heft 7: Untersuchung eines Lollar-Großdampfkessels. Mit 6 Tafeln. 39 Seiten Groß 8°. München und Berlin 1914. R. Oldenbourg, Preis geh. 5 M. In sehr vielen Zweigen der Technik beginnt das Prüffeld eine immer größere Rolle zu spielen. Auch die Hersteller von Heizungsanlagen können sich nicht länger dem entziehen, ihre Erzeugnisse zunächst in einem Prüffelde auf das genaueste zu untersuchen, ehe sie damit an die Oeffentlichkeit treten. Eine solche Untersuchung eines Dampfkessels, der für NiederdruckDampfheizungen bestimmt ist, behandelt das vorliegende Heft. Es ist ein Niederdruckkessel mit zwölf Gliedern und insgesamt 28,5 m2 Heizĺläche, gebaut von den Buderus schen Eisenwerken, Wetzlar. Zweck der Untersuchung war namentlich die Ermittlung der Wirkungsgradkurve bei verschiedenen Belastungen. Dabei wurde nicht bloß die Nutzleistung des Kessels festgestellt, sondern auch die Abwärmeverluste, die Verluste durch unverbrannte Bestandteile in den Rauchgasen sowie die Verluste durch Verbrennliches in den Herdrückständen, wodurch als Restglied

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Einführung in die Vektoranalysis mit Anwendungen auf die mathematische Physik. Von R. Gans. Dritte Auflage. 130 Seiten. Leipzig 1913. B. G. Teubner. Preis geh. 3,40 M, geb. 4, M.

Das Buch von Gans erfreut sich mit Recht steigender Beliebtheit. Es verdankt seinen Erfolg nicht zuletzt der weisen Beschränkung, die sich der Verfasser inbezug auf den Umfang auferlegt hat. Es soll eben nur eine Einführung in die Methoden der Vektoranalysis bieten. So hat der Verfasser darauf verzichtet, die vierdimensionale Vektoranalysis aufzunehmen, die neuerdings bei der Darstellung der Relativitätstheorie zur Verwendung gekommen ist. Bei der Behandlung der Tensoren beschränkt er sich auf die symmetrischen Tensoren, da gerade diese in den physikalischen Anwendungen häufig auftreten.

Uebrigens bezeichnet der Verfasser mit manchen andern neueren Autoren das Vektorprodukt gleichzeitig als äußeres Produkt. Es wäre wünschenswert, daß in der nächsten Auflage die zweite Bezeichnung unterdrückt würde, da der von Graßmann eingeführte Ausdruck: äußeres Produkt nicht dasselbe bedeutet wie Vektorprodukt. Jahnke.

Sammlung Göschen. Elektrische Schaltapparate. Von Prof. Dr.-Ing. Erich Beckmann. Mit 54 Abbildungen im Text und 107 Abbildungen auf 20 Tafeln. Berlin und Leipzig 1914.

Bei der Entwicklung der Elektrotechnik wurde naturgemäß auf diejenigen Elemente der Stromkreise, welche Veränderungen in den Stromwegen eines Leitungssystems durch Herstellen und Beseitigen von metallischen Verbindungen bewirken, am wenigsten Wert gelegt. Die Schalter waren zuerst sehr primitive Apparate, ebenso die Regelungsmittel und die. Sicherungen. Die gewaltigen Fortschritte der Starkstromtechnik erzwangen auch für dieses Beiwerk die größte Aufmerksamkeit, welche zur Ausgestaltung eines ganzen selbständigen Fabrikationsgebietes geführt hat.

Das vorliegende Buch gibt ein Bild davon, wie umfangreich dieses Gebiet geworden ist. Zur Einleitung sind einige Ausführungen über Schaltvorgänge im allgemeinen und über die Wirkungsweise von Schaltapparaten gegeben. Es folgen dann in zwei großen Gruppen die Schaltapparate und die Regulierapparate. In beiden Fällen wird ausgegangen von den einfachsten von Hand bedienten Apparaten, dann folgen die gesteuerten und schließlich die selbsttätigen Schalt- und Regelungsapparate; bei den Schaltern außerdem noch die Strom- und Spannungssicherungen.

Das Buch ist nicht nur eine Aufzählung der gebräuchlichen Apparate, sondern gibt an angebrachten Stellen auch Theorie, soviel sie in den Rahmen paßt. Außerdem ist großer Wert auf die Besprechung der bei den Schaltvorgängen eintretenden Nebenerscheinungen gelegt. Die zahlreichen Abbildungen im Text werden ergänzt durch 20 Tafeln mit Photographien von Schaltund Regelungsgeräten.

Das Büchlein wird zur Information dienen, aber auch mit Vorteil in der Praxis zu Rate gezogen werden. Gruschke.

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Während die Besprechung von Professor Oders neuestem Werk über Bahnhofsanlagen noch des Druckes harrte, ereilte uns die Trauerkunde von dem Hinscheiden dieses bedeutenden Eisenbahnfachmannes, der am 29. September d. J. im 41. Lebensjahre einer Krankheit erlegen ist. Mit Oder ist eine der hervorragendsten Persönlichkeiten auf dem Gebiet des Eisenbahnwesens dahingegangen, der nicht nur das von ihm literarisch hauptsächlich behandelte Gebiet der Bahnhofsanlagen meisterhaft beherrschte, sondern auch ein genauer Kenner des Eisenbahnbetriebes und der Sicherungsanlegen war, ein erfolgreicher Hochschullehrer von glänzender Redegabe und ein Mensch von bestechenden persönlichen Eigenschaften. Unsern Lesern ist er durch seinen Aufsatz über ein neues Preßluftstellwerk Bd. 324 (1909), S. 105, und über das Zugstabwerk Bd. 324, (1909), S. 561 bekannt geworden.

Moritz Oder wurde am 25. November 1873 in Berlin geboren, studierte Bauingenieurwesen an der Technischen Hochschule zu Berlin und am Polytechnikum in Zürich und wurde nach seiner im Juli 1896 erfolgten Ernennung zum Regierungsbauführer in den Bezirken der Eisenbahndirektionen Erfurt und Essen ausgebildet. Während seiner Beschäftigung bei den Betriebsinspektionen und der Eisenbahndirektion hat er sich besonders mit der

Planung und Prüfung von Stellwerksanlagen befaßt und außerdem war er beim Bau der Eisenbahnen Langensalza -Gräfentonna und Kleinschmalkalden--Brotterode tätig. Nach der Ablegung der Baumeisterprüfung im November 1900 war Oder zunächst kurze Zeit bei der Eisenbahndirektion Berlin und bei der Betriebsinspektion Aachen beschäftigt; dann wurde er als Hilfsarbeiter ins Ministerium. der öffentlichen Arbeiten berufen. Hier hat er bis zum Jahre 1904 gewirkt und war gleichzeitig Assistent bei Professor Goering. und Cauer. Im Sommer 1904 promovierte er mit einer wissenschaftlichen Arbeit über die Betriebskosten im Verschiebedienst. Am 1. Oktober 1904 trat Oder als etatsmäßiger Professor für Eisenbahnwesen in den Lehrkörper der neu gegründeten Technischen Hochschule in Danzig ein und hat in seiner Stellung und durch seine Lehrtätigkeit zu dem schnellen Aufblühen dieser Hochschule in hervorragendem Maße beigetragen. Von seinen literarischen Veröffentlichungen sei noch besonders auf die Werke „Abstellbahnhöfe" (gemeinsam mit Professor Blum), auf die Bearbeitung des Kapitels „Eisenbahnbetrieb im Handbuch des Eisenbahnmaschinenwesens und des Abschnittes über Bahnhofsanlagen in dem Werke „Das deutsche Eisenbahnwesen der Gegenwart" hingewiesen.

Einrichtung und Betrieb von Panzerplatten-Walzwerken.

Von Ingenieur Schomburg in Essen.

Ueber Panzerplattenwalzwerke finden sich in der Literatur verhältnismäßig wenig Veröffentlichungen; in der Regel beschränken sie sich auf Darstellung einiger besonderen Einzelheiten von mehr allgemeinem Interesse. Das Vollständigste, was in dieser Hinsicht m. W. bis. heute erschienen ist, dürfte die Beschreibung des österreichischen neuen Werkes in Mitkowitz sein1), die aller1) s. Stahl und Eisen 1912, S. 1904.

dings in der Hauptsache nur den elektrischen Hauptantrieb behandelt. Maßgebend hierfür ist allerdings das erklärliche Bestreben der Werke, die Einzelheiten ihrer Fabrikationsweise und Einrichtungen sowie ihre Betriebserfahrungen geheim zu halten, ferner der Umstand, daß neue Anlagen von den betreffenden Hütten gebaut oder doch wenigstens konstruktiv festgelegt werden, welche selbst schon Panzerplattenwerke in Betrieb haben.

Die ofentechnischen und namentlich maschinellen Teile einer solchen neueren Anlage sind gegenüber den älteren Werken ganz wesentlich vervollkommnet. Während letztere in der Regel nur für Brammen von 30 bis 80000 kg in bezug auf Hebezeuge, Ofenanlage, Walzenhub und Antrieb bemessen waren, gehen die in den letzten Jahren gebauten bis auf das doppelte dieses Gewichtes. Im Prinzip ähneln sich natürlich die einzelnen Gesamtanlagen, wesentlichere Abweichungen zeigen sie jedoch hinsichtlich der Art der Härtung, also des hüttentechnisch schwerwiegendsten Faktors in der Fabrikation.

1. Allgemeines.

Je nach dem Zweck der Panzerplatten unterscheidet man hüttentechnisch zwischen den Außenrumpfplatten und den Deckschutzplatten. Letztere erfordern infolge anderer chemischer Zusammensetzung und infolge ihrer geringeren Stärke von nur 25 bis 75 mm eine andere Wärmebehandlung als die massigen Außenplatten für den Rumpf, die Geschütz- und Kommandotürme. Die Stärke der letzteren, die sich mehrere Jahre hindurch auf 220 bis 300 mm erhielt, ist bei den letzten Schiffneubauten fast aller Mächte wieder auf 300 bis 360 mm vergrößert worden - eine Folge des alten Kampfes zwischen Panzer und Geschoß durch Verstärkung der Schwerartillerie auf 34 cm- und 38 cm-Kaliber.

Panzerplatten müssen hart und zähe sein; deshalb die Legierungen mit Nickel, Chrom, Mangan und Vanadium, je nach Kohlenstoffgehalt, und deshalb auch die einseitige Bekohlung und die besondere, geheimnisvolle Wärmebehandlung in Verbindung mit der chemischen Zusammensetzung. Der verwendete Stahl muß dabei nach der Vergütung einen solchen C-Gehalt besitzen, daß er die einseitige Härtung erlaubt und nach der anderen Seite zu in seiner Struktur sich immer mehr den gewöhnlichen niederen Kohlenstoffstählen nähert.

Die beiden hier üblichen Verfahren, das von Krupp und dem Amerikaner Harvey, unterscheiden sich eigentlich nur insofern, als ersterer in der Regel Kohlenwasserstoffe, Leuchtgas usw. zur Bekohlung verwendet, während dies Harvey durch eine zwischen zwei zusammengelegten Platten befindliche Schicht pulverförmiger reiner Holzkohle erreicht. Beide Prozesse werden bekanntlich in großen gasgefeuerten Glühöfen mit ausziehbarem, als Wagen konstruiertem Herde durchgeführt, wobei der Ofen vollkommen luftdicht gemacht wird. Je nach der erforderlichen Härtung dauert dieser Vorgang bei gleichmäßiger Temperatur acht Tage bis drei Wochen, worauf dann eine ebenso allmähliche Abkühlung im Ofen erfolgt. Beim Krupp Verfahren geht der Gasstrom zwischen den beiden Platten hindurch mit einer Temperatur von etwa 1100°, die unter Umständen bis auf 900° sinken kann. Die Kohlenstoffaufnahme dringt hierdurch bis 80 mm tief in die Platte. Harvey sieht einen besonderen Vorteil in der durch den mechanischen Druck der oberen Platte vergrößerten Unterstützung bei der Bekohlung, wobei er die physikalisch-metallurgischen Nachteile infolge einer Ungleichmäßigkeit des Druckes für die Plattenstruktur m. E. zu wenig würdigt. Zweifellos muß eine rein ther

mische Behandlung dieses Prozesses saubere und vor allem gleichmäßigere Ergebnisse liefern.

Die Maschinenarbeit, vor allem die grobe Bearbeitung, muß in der Regel vor dem Härten erledigt sein, wobei Löcher usw. zwecks Vermeidung von Rissen und Sprüngen mit Lehm u. dgl. verstopft werden müssen. Das Härten selbst erfolgt, nachdem die Platten vorher im Ofen einigemal erhitzt und abgekühlt sind - jedesmal in gewissen Temperaturabständen - zuletzt bei einer Temperatur von

50 bis 90° durch Abbrausen mit Wasser oder durch Eintauchen bzw. Berieseln mit Wasser oder Oel. Die Amerikaner ziehen für dieses Abschrecken gewöhnlich Wasser vor, das dann aber zwecks Vermeidung eines Dampfschleiers mit Zentrifugalpumpen unter Druck aufgebracht werden muß. Je nach Ausfall des Ergebnisses müssen die einzelnen Verfahren wiederholt werden.

Glühdauer, Härte- und Anlaßtemperaturen sind Funktionen des C-Gehaltes und des Nickelzusatzes. Je höher z. B. letzterer ist, um so weniger schroff braucht - bei gleichbleibendem C-Gehalt die Abschreckung für eine gewisse Härtung zu sein. Die praktische Grenze der Anwendung liegt hierfür einmal in der Bearbeitungsfähig. keit eines solchen Stahles und dann natürlich im Kostenpunkt. Die genannte Einsatzhärtung mit Oberflächenkohlung und zähem, weicherem Kern sowie mit anschließender Abschreckung, wobei die hochkohlenstoffhaltige Außenzone in den martensitischen Zustand übergeführt wird, bleibt einstweilen noch die wirtschaftlichste Behandlungsweise.

Die vorausgegangene Walzung oder Schmiedung der Blöcke und das nachfolgende Richten der Platten bewirkt an sich bereits eine Verfeinerung der Kristallisation. Es ist nun heute möglich, ohne Hilfe von Walze und Hammer bzw. Presse einen bestimmten Stahl lediglich durch Wärmebehandlung zu erhalten, so daß die Frage eines direkten Gusses kleinerer Panzerplatten auch zur Außenhaut des Schiffskörpers wieder in den Vordergrund tritt. Die noch nicht ganz gelösten Punkte hinsichtlich der Verwendungsmöglichkeit feuerfester Formen sowie die Gefahren der Steigerung bilden hier noch die Hauptschwierigkeiten.

Es erübrigt noch, kurz die Schumann n sche Panzerplatte zu erwähnen, deren Behandlungsweise einfacher ist. Sie besteht aus einer vorderen härtbaren Nickelstahlplatte und einer rückwärtigen aus Leichtmetall, beide punktweise durch Schweißung verbunden. Letztere Platte kann durch den Zusammenhang mit der vorderen Platte ihre Elastizitätsgrenze nicht überschreiten und verhindert indirekt das glatte Durchschlagen der letzteren. Für Deckschutzplatten sowie Schildarmierung der Feldartillerie durfte diese Konstruktion infolge der Gewichtsersparnis nicht unzweckmäßig sein, wie auch Versuche bereits bewiesen haben.

Bei den gewöhnlichen Deckschutzplatten fällt eine künstliche Bekohlung in der Regel fort, es findet volle Härtung mit Abschrecken statt, nachdem sie vorher auf gleichmäßige Temperatur von 750 bis 850° langsam erhitzt sind. Bis zur Erkaltung verbleiben sie dann im Oelund Härtebassin. Dieses Verfahren wird bis zu einer bestimmten Mindesttemperatur mehrfach wiederholt. Da

diese für das Panzer- und Maschinendeck usw. bestimmten Platten in erster Linie Schutz gegen das Aufprallen von Sprengstücken gestatten müssen, kommt es auf Einhaltung bester physikalischer Eigenschaften besonders an. Die Glühdauer und die hierbei durch Versuche zu ermittelnde höchste Temperatur beeinflussen nach neueren Ergebnissen die Schlagfestigkeit von Nickelstahl sehr erheblich.

Die Zusammensetzung von Panzerplatten hängt von der Höhe der Zusätze ab; gewöhnliche Platten zeigen folgende Analysen:

0,3 bis 0,4 C, 0,7 bis 0,8 v. H. Mn, 1,5 bis 1,65 Cr, 3,5 bis 2,8 v. H. Ni. Deckplatten haben 0,2 bis 0,3 C, 0,3 bis 0,6 Mn, 1 bis 1,75 v. H. Cr und 3 bis 4 v. H. Ni. Der Zusatz an Vanadium beträgt 0,1 bis 0,25 v. H.; P und S müssen unter 0,04 liegen. Die Prüfungsergebnisse schwanken dabei zwischen 6500 und 10000 kg/cm2 Festigkeit, 5000 bis

Kesselanlage in Größe von 1800 bis 2000 m2 muß außerdem noch den Dampf zum Betrieb der Generatoren und der Biege- und Schmiedepressen liefern, soweit sie dampfhydraulisch arbeiten.

Zwei andere bestehende Anlagen zeigen die Abb. 2 und 3, bei denen die einzelnen Sonderbetriebe mehr ineinander gebaut sind. In der Regel spielen die Rücksichten auf bestehende Verhältnisse eine wichtige Rolle im Gesamtplan. Die richtige Wahl des Grundrisses und der Gleisverbindungen sind von großer wirtschaftlicher Bedeutung.

III. Stahlerzeugung und Ofenanlage.

Für die meist festen Martinöfen sind heute Chargengrößen von 30 bis 50 t im Gebrauch, wobei sich besserer Baustoff noch gut beherrschen läßt. Die oben genannten Zusätze werden in der Hauptsache im Ofen, in kleineren Bearbeitung

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B Biegepresse, G Gießgrube, H Härteanlage, K Laufkran, K, Kamine, K, Kanal f. d. fahrbaren Ofenherde,
L Bassin, O, Wärmöfen, O, Glühöfen, O3 Martinöfen 30 t, S Schmiedepressen, W Walzwerk

9000 kg Elastizitätsgrenze und 25 bis 17 v. H. Dehnung,
je nach Stahlsorte und Verwendungszweck. Für die ex-
poniert liegenden Ptatten sollte die Elastizitätsgrenze bei
9500 bis 10000 kg Festigkeit nicht unter 8000 kg für
den cm2 liegen mit einer Dehnung von 17 bis 18 v. H.
Die Vorschriften der einzelnen Marinen sind hier ver-
schieden.

II. Allgemeine Anordnung.

Den Plan einer modernen Panzerplattenanlage, bei deren Entwurf keine beengenden Rücksichten auf lokale Verhältnisse genommen zu werden brauchten, zeigt Abb. 1. In Verbindung hiermit steht zugleich eine Schmiedepressenanlage, teils für etwaiges Vorschmieden der schweren Brammen, teils zum Schmieden von Geschützrohren. Die Zentral-Generatorenanlage versorgt außer den 30 t-Martinöfen des Stahlwerks zugleich die Wärm- und Glühöfen des Walzwerks und der Pressen. Die punktiert gezeichneten Umrisse stellen die spätere Vergrößerung dar. Angegeben sind ferner die Hauptgeleiseverbindungen zwischen den einzelnen Betrieben. Der Antrieb des Walzwerkes erfolgt hier durch eine Umkehr-Dampfmaschine.

Die

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Mengen in der Pfanne gegeben. Die schwereren Brammen werden durch Zusammengießen des Inhaltes mehrerer Oefen hergestellt. Der für den Einsatz verwendete Rohstoff muß in erster Linie möglichst schwefelarm sein; der gesamte Schrott und Abfall, 18 bis 24 v. H., wird hierbei wieder miteingeschmolzen.

Abweichend von den gewöhnlichen Martinwerken sind der Form und Größe nach die Gießgruben, die sich in einer Längsreihe vor den Oefen hinziehen. Die Brammenkokillen, in Höhe bis zu 31/2 m, sind mehrteilig und haben Wandstärken bis zu 200 mm; die flache, an den Seitenflächen gekrümmte Form, ist die übliche.

Die Wärmöfen für die Blöcke und die Glühöfen für die ausgewalzten Platten werden heute fast durchweg mit fahrbarem Herd und mit Gasfeuerung ausgeführt. Meines Wissens findet sich nur bei einem großen französischen Panzerplattenwalzwerk die Anwendung von unmittelbar gefeuerten Oefen mit Abgas-Dampfkesseln dahinter. Die Herdgröße beträgt bei den Wärmöfen für die schweren Anlagen 4,7 X 6,2 m bis 5,6 X 10 m, bei den Glühöfen

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