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Mit den Königlich sächsischen Truppen waren unterdeffen schon seit einiger Zeit Verhandlungen gepflogen worden, die Landschaft Wagrien und das holsteinische Ufer des Fehmarn-Sundes zu besetzen. Diese Verhandlungen führten zu dem Resultat, daß am 1. April 2 Bataillone Infanterie und 1 Batterie unter Führung des Oberst v. Borberg nach Heiligenhafen und Umgegend rückten. Es wurde somit das ganze Detachement des Generals v. Schlegell, das am 28. März durch die andere Hälfte der Schwadron verstärkt worden war, für Fehmarn disponibel, wohin der General schon am 28. den Rest hinübergehen ließ. Es bestand demnach die Besaßung aus: Kommandant: Generalmajor v. Schlegell,

Adjutant: Premierlieutenant Simon vom 2. Brandenburgischen
Grenadier-Regiment Nr. 12 (Prinz Carl von Preußen).

Infanterie:

5. Brandenburgisches Infanterie-Regiment Nr. 48:
Oberst v. Tiedemann,

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2. Eskadron Westfälischen Kürassier-Regiments Nr. 4, Rittmeister Freiherr v. Wrede.

Artillerie:

1. 12pfündige Batterie der Brandenburgischen ArtillerieBrigade Nr. 3, Hauptmann Möhring,

eine halbe 3. Haubiß-Batterie der Brandenburgischen ArtillerieBrigade Nr. 3, Lieutenant Riemer.

Summe: 2 Bataillone Infanterie,

1 Eskadron,

112 Batterien,

welche für die nächsten Tage wie folgt dislozirt waren:

Brigadestab: Burg,
Regimentsstab: Burg,

Stab des 1. Bataillons: Burg,

1. Kompagnie: Landkirchen,

2. Kompagnie: Avendorf und Wulfen,

3. Kompagnie: Burg,

4. Kompagnie: Oftermarkelsdorf, den folgenden Tag Bisdorf mitbelegt,

Stab des 2. Bataillons: Burg,

5. Kompagnie: Vitsdorf und die Außenposten,

6. Kompagnie: Burg,

7. Kompagnie: Burg,

8. Kompagnie: Petersdorf und die Außenposten,

Stab und 2 Züge der Schwadron in Mummendorf,

2 Züge in Petersdorf.

Die Artillerie in Burg, davon

2 Geschüße am Sunde.

Bisher war das ganze Detachement aus dem in Klausdorf bei Heiligenhafen errichteten Magazine verpflegt worden; auch dies wurde nunmehr nach Burg verlegt. Später folgte auch das Feldpostrelais aus Heiligenhafen. Die Telegraphenleitung wurde von Heis ligenhafen bis nach Burg und später sogar quer durch die Insel bis nach Petersdorf verlängert.

Endlich am 27. April stieß noch die Regimentsmusik, welche bisher dem Füsilier-Bataillon attachirt gewesen war, zum Detachement.

Mit der Besetzung der Insel durch das ganze Detachement bestätigte sich gewissermaßen das Gerücht, welches hin und wieder schon aufgetaucht war: daß das Detachement nicht nach dem nördlichen Kriegsschauplaße herangezogen, sondern ihm die Aufgabe gestellt werden würde, diesen Theil Holsteins vor fernerem dänischen Drucke sicher zu stellen. Man beabsichtigte dabei vielleicht auch, einen Punkt fest=

zuhalten, der von Wichtigkeit werden konnte, wenn es einem Theile der Flotte gelänge, bis hierher vorzubringen.

Man richtete sich demnach darauf ein, längere Zeit auf der Insel zu verbleiben. Vor Allem regelte der General v. Schlegell nach erneuter Rekognoszirung den Wachtdienst, wie derselbe vom 1. April ab gehandhabt werden sollte; mit der Zeit kamen jedoch noch Zusatzbestimmungen, Abänderungen, Erleichterungen 2c., so daß sich im Allgemeinen der Sicherheitsdienst folgendermaßen gestaltete:

Durch eine Linie vom Sunde über Avendorf, Landkirchen und Gammendorf wurde die Insel in eine östliche und westliche Hälfte getheilt, die jede ihre eigene, mit dem Rücken gegeneinander stehende Besatzung hatte, mit dem Auftrage: die vor ihr liegende Küste zu beobachten und Landungen der Dänen zu verhindern, wobei die Besaßung der einen Hälfte für die andere die Reserve bildete. Diese Besatzung bestand aus je einem Bataillon Infanterie, je zwei Zügen Kürassiere, und auf der Osthälfte aus der 12pfündigen, auf der Westhälfte aus der halben Haubiß-Batterie.

Die spezielle Dislozirung war folgende:
1) Das Ost-Detachement:

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Puttgarden, Presen und Klausdorf;

1 Kompagnie Infanterie } in Vitsdorf, später Meeschendorf,

1/2 Zug Kürassiere

mit Wachen in Gahlendorf, Katharinenhof und Staberdorf, von wo aus bei Tage ein Posten nach Staberhof gegeben wurde.

2) Das West-Detachement:

Gros: Stab des Bataillons in Landkirchen,

1 Kompagnie: Bisdorf, später Alt-Jellingsdorf,

1 Kompagnie: Landkirchen, Sartiendorf, Mummendorf,

1 Zug Kürassiere: Sartjendorf,

1/2 Haubitz-Batterie: Landkirchen und Mummendorf, später

Oftermarkelsdorf.

Vorposten:

1 Kompagnie Infanterie
1/2 Zug Kürassiere

} in Petersdorf, mit Wachen in

Westermarkelsdorf, Bojendorf, Schagsdorf zur Sicherung der Verbindung namentlich mit Westermarkelsdorf, und in Sulsdorf, von wo aus bei Nacht Püttsee und Orth besetzt wurden.

1 Kompagnie Infanterie
1/2 Zug Kürassiere

} in Teschendorf, später Blieschen

dorf, mit Wachen in Gold, dem Sund-Fährhause und der Bergmühle; 1 Unteroffizier, 8 Pferde in Gammendorf zum Patrouilliren über Wenkendorf und Altentheil nach Westermarkelsdorf, andererseits über Krummensiek nach Puttgarden.

Alle fünf Tage wechselten die Kompagnien innerhalb der Detachements, und alle zehn Tage die Detachements, damit nach und nach jede Kompagnie auch jeden Theil des Strandes kennen lerne.

Die Details des Sicherheitsdienstes anlangend, so wurden an den Orten, die den Vorposten-Kompagnien zur Beobachtung überwiesen waren, die oben erwähnten Offizier- bezw. Unteroffizierposten aufgestellt, welche den Strand bei Tage und hellem Wetter durch einen auf einem erhöhten Punkte aufgestellten Mann beobachten, bei Nacht und trübem, nebligem Wetter jedoch fleißig am Strande patrouilliren ließen. Für die Patrouillen, welche sich natürlich schon · bei Tage in dem ihrer speziellen Sicherung übertragenen Terrain orientiren mußten, wurden am Strande entlang besondere Patrouillenwege angelegt und hierbei Knicks durchstochen, Gräben überbrückt u.s.w.; an geeigneten Stellen wurden auch Strohhütten aufgestellt, in denen die Mannschaften gegen die rauhe Witterung und namentlich gegen den Sturm etwas Schuß finden konnten. Auch andere Bequemlichlichkeiten, wie Shawls und Kapotten, wurden erlaubt.

Den Wachen wurde aufgegeben, gegen Abend oder in der Nacht zuweilen das Wachtlokal zu wechseln, ohne daß es vorher im Dorfe bekannt geworden, um auf solche Weise dem Aufheben einer Wache durch Verrathen ihres Aufenthaltes möglichst vorzubeugen.

Auf einzelnen sichtbaren Punkten, wie z. B. dem Leuchtthurme,

waren Flaggen angebracht, die dann eingezogen wurden, wenn bei Tage eine wichtige Meldung abgegangen war.

Eine spezielle Aufmerksamkeit war dem Dorfe Presen zu widmen, da der Strand in dieser Gegend eine Landung sehr begünstigt. Dies hatte man auch im Jahre 1848 erkannt und nördlich des Dorfes eine kleine Schanze oder Batterie mit drei Geschützscharten und da= nebenliegenden Schüßengräben angelegt, deren Reste noch deutlich erkennbar waren. Deshalb wurde Presen mit einer stärkeren Offizierwache belegt, deren Kommandeur bei Tage sich auf dem Leuchtthurm aufhielt, um sich persönlich durch den weiteren Ueberblick von der Sachlage bei zu erstattenden Meldungen überzeugen zu können.

Zu erhöhter Sicherheit wurde neben diesem militärischen Wacht-` dienst noch ein solcher durch Landeseinwohner organisirt; bei Tage waren Schiffer oder sonst seekundige Leute mit guten Ferngläsern auf dem Leuchtthurme, sowie auf den Kirchthürmen von Burg und Petersdorf stationirt; bei Nacht gingen von einem Stranddorfe zum andern Bauernpatrouillen, die durch weiße Armbinden kenntlich waren und sich beim Anrufen als „Fehmarnsche Bauern" zu erkennen gaben. Das Anstecken des Leuchtfeuers war untersagt.

Die Soutiens der Vorposten-Kompagnien lagen des Nachts in Alarmhäusern, die Mannschaften der Gros in Burg und Landkirchen in Quartieren, in denen sie sich jedoch durch stärkere Kantonnementswachen sicherten.

Die Truppen machten anfangs zu ihrer Orientirung kleinere Märsche durch die Insel. Zur Erleichterung dieser Orientirung wurden provisorische Wegweiser aufgestellt, eine Einrichtung, der man bisher auf der Insel nicht bedurft hatte, da die Fehmarner im Allgemeinen auf ihrem Inselchen Bescheid wußten und Fremde sich nicht hierher verirrten.

Ein Bild der Situation, sowie einen allgemeinen Anhalt für eine eintretende Vertheidigung giebt ein am 2. April erlassener

Detachementsbefehl,

in welchem es unter Anderm heißt:

4) Da unsere Situation auf der Insel derartig ist, daß wir ganz auf uns angewiesen sind, weder irgend eine Unterstüßung zu erwarten, noch irgend einen Rückzug haben, uns auch keine Munition zugeführt werden kann, so ist von Anfang an die äußerste Energie in Vertheidigung und Angriff und eine zweckmäßige Verwendung der

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