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Zunächst hatte es am 20. Januar zum ersten Male die hohe Freude, Seine Excellenz den Chef des Regiments, General der Infanterie v. Stülpnagel in seiner Mitte zu sehen.

Das Regiment stand dazu am Vormittag um 9 Uhr in Paradeaufstellung in einem großen offenen Karree auf dem Renneplaß bereit. Es war ein freudig bewegter Moment, als der hochverehrte Führer aus dem Feldzuge gegen Frankreich, die Haltung und das Aussehen jedes Einzelnen in gewohnter Weise scharf musternd, die Front seines Regiments langsam abschritt. Tauchten doch unwillkürlich mit seiner Erscheinung die Erinnerungen an die schweren und schönen Stunden in Aller Gedächtniß auf, welche das Regiment mit seinem Chef durchleben durfte.

Die festliche Stimmung dauerte fort, als Seine Excellenz nach stattgehabtem Parademarsch die Offiziere und diejenigen Unteroffiziere begrüßte, welche unter ihm den Feldzug mitgemacht hatten, und erreichte ihren Höhepunkt, als er bei dem Festmahl des Offizierkorps in kernigen Worten den Kriegs- und Siegeszug der 5. Division schilderte, der schweren Opfer gedachte, die derselbe gefordert, und mit einem Hoch auf Seine Majestät den Kaiser und König, und im Anschluß daran auf den langjährigen kommandirenden General des III. Armee-Korps, Seine Königliche Hoheit den Prinzen Friedrich Karl, endete, dessen warmer Fürsorge die brandenburgischen Regimenter ihre kriegerische Ausbildung und ihre Kriegserfolge verdankten. Noch lange klang der frohe Jubel dieses Tages wieder, hatte er doch fruchtbringend auch auf die jüngere Generation im Offizierkorps gewirkt, indem er die mühsame Friedensausbildung in dem idealen Lichte hohen kriegerischen Werthes erscheinen ließ!

Ein zweiter festlicher Tag für das Regiment war der 15. Mai, an welchem Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz in seiner Eigenschaft als Armee-Inspekteur der Besichtigung der Bataillone des Regiments durch den kommandirenden General beiwohnte und Seine Zufriedenheit mit dem Gesehenen aussprach. Mittags folgte der Kronprinz einer Einladung des Offizierkorps zu einem Mahle im Kasino, bei dem ein von Ihm ausgebrachtes Hoch auf Seine. Majestät den Kaiser und König begeistertsten Wiederhall fand.

Am Jahrestage der Schlacht bei Königgrät betheiligte sich eine Deputation des Regiments unter Führung des Obersten v. Bock zu ersten Male an einem Festakt der Fahnenweihe des seit dem Juli 1877 in Berlin existirenden „Vereins ehemaliger Kameraden

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des 48. Regiments", und konnte bei dieser Gelegenheit erkennen, wie alle Mitglieder des Vereins von dem Zweck desselben, der Pflege soldatischen und patriotischen Sinnes unter Fernhaltung von politischem Parteigetriebe und der Bewahrung einer warmen Erinnerung an ihr altes Regiment durchdrungen seien. Die Offiziere des Regiments traten deshalb dem Verein als außerordentliche Mitglieder bei und wurden später, im Januar 1882, auch Ehrenmitglieder desselben, für welche Eigenschaft dem Offizierkorps im Juli 1882 feierlichst ein künstlerisch ausgeführtes Diplom überreicht wurde.

Vom 3. Juli 1880 datirt auch der Befehl, den General v. Schwarzhoff erließ, um die Truppen noch mit einem letzten Wort an die besonderen Pflichten zu erinnern, die ihnen aus Anlaß des bevorstehenden Kaisermanövers erwuchsen. Derselbe lautet:

,,Das Armee-Korps wird in diesem Jahre während der Herbstübungen von des Kaisers und Königs Majestät gesehen und in Bezug auf seine Leistungsfähigkeit geprüft werden. Seit ich die Ehre habe, an der Spitze des Korps zu stehen, habe ich mich genugsam davon überzeugen können, daß alle Chargen des Korps stets bestrebt gewesen sind, die vor dem Feinde gezeigte Kriegstüchtigkeit durch eifrige und pflichttreue Friedensarbeit zu erhalten.

Wenn als Resultat dieses Strebens dem Korps nach dem Kaisermanöver 1876 der Ausdruck der Allerhöchsten Zufriedenheit in so reichem Maße zu Theil geworden ist, so weiß ich, daß auch in diesem Jahre keine Mühe, keine Arbeit gescheut werden wird, um mit Ehren vor unserem Allergnädigsten Kriegsherrn, der Allerhöchstselbst 14 Jahre als kommandirender General das ArmeeKorps unter Seinem speziellen Befehl gehabt hat, zu bestehen 2c."

Nachdem im Juli, wie schon erwähnt, die garnisonweisen Felddienstübungen bei Lebus, sowie die Gefechts-Schießübungen bei Tschernow abgehalten waren, fanden das Regiments- und Brigade-Exerziren bei Cüstrin, die Detachements-Uebungen bei Strausberg und Alt-Landsberg statt. Im Weiteren waren am 7. September Manöver des Korps gegen einen markirten Feind, am 8. Vorparade und Einrücken in Quartiere bei Berlin, wobei das Regiment in Rixdorf kantonnirte, am 10. große Parade vor Seiner Majestät dem Kaiser auf dem Tempelhofer Felde, am 11. Korps-Exerziren bei Briß, am 13. und 14. Manöver der 5. gegen die 6. Division, und vom 16. bis 18. Manöver des III. gegen das Garde-Korps. Den Uebungen am 11.,

und 16. bis 18. September, die zwischen Königs-Wusterhausen und Berlin stattfanden, wohnte Seine Majestät bei, der in nachstehender Kabinets-Ordre die Leistungen des Korps anzuerkennen geruhte:

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Das III. Armee-Korps hat auch bei den diesjährigen großen Herbstübungen wie Ich es von demselben im Kriege und im Frieden gewohnt bin Meinen Erwartungen in hohem Grade entsprochen. Ich habe bei Allem, was Ich von dem Korps gesehen, nur vollen Anlaß zur Zufriedenheit gehabt, habe überall die Beweise einer vorzüglichen Detailausbildung, innere Ordnung, Disziplin und Anspannung gefunden und habe Mich vollauf überzeugen können, daß in dem III. Armee-Korps der Sinn energischer und hingebendster Pflichterfüllung in vollster Lebendigkeit fortbesteht, welcher dasselbe von jeher ausgezeichnet hat. Mir ist Ihr großes persönliches Verdienst an der Pflege dieses Sinnes und an dem unter Ihrem Kommando jezt schon in der zweiten großen Uebung hervortretenden vorzüglichen Zustande des Armee-Korps sehr wohl= bekannt und Ich bethätige Ihnen gerne die Wärme Meines Dankes und die Lebhaftigkeit Meiner Anerkennung, indem Ich Ihnen hierdurch Meinen anbei erfolgenden hohen Orden vom Schwarzen Adler verleihe und indem Ich von ganzem Herzen wünsche, daß dem III. Armee-Korps Ihre Leitung und Ihre Einwirkung noch recht lange erhalten bleiben möge. Zugleich beauftrage ich Sie, den sämmtlichen Generalen, Regimentskommandeuren und Offizieren Meinen Königlichen Dank für die Hingebung und erfolgreiche Thätigkeit auszusprechen, mit welcher sie die Ausbildung der Truppen geleitet haben, sowie auch den Mannschaften Meine Zufriedenheit mit ihren Leistungen zu erkennen zu geben und die aus den Anlagen ersichtlichen Beförderungen und sonstigen Gnadenbeweise bekannt zu machen.

Ueber die Ausführung der Feldmanöver behalte ich Mir noch vor, Ihnen außer den an den einzelnen Uebungstagen gemachten Bemerkungen Meine spezielle Beurtheilung zugehen zu lassen. Berlin, den 18. September 1880.

An den General der Infanterie v. Groß genannt v. Schwarzhoff, kommandirenden General

des III. Armee - Korps.

Gesch. d. 5. Brandenburg. Inf. Regts. Nr. 48.

gez. Wilhelm.

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Wenige Tage zuvor hatte Seine Majestät in Anlaß des zehnjährigen Gedenktages der Schlacht von Sedan folgende Worte zu den

gesprochen:

Soldaten des Deutschen Heeres

Es ist Mir heute ein tief empfundenes Bedürfniß, Mich mit Euch in der Feier des Tages zu vereinigen, an welchem vor 10 Jahren des allmächtigen Gottes Gnade den deutschen Waffen einen der glorreichsten Siege der Weltgeschichte verliehen hat.

Ich rufe denen, welche in jener Zeit schon der Armee angehörten, die ernsten Empfindungen in die Erinnerung zurück, mit denen wir in diesen Krieg gegen eine uns in ihren ausgezeichneten Eigenschaften bekannte Armee gingen, ebenso aber auch die allgemeine Begeisterung und das erhebende Gefühl, daß alle deutschen Fürsten und Völker eng verbunden für die Ehre des deutschen Vaterlandes eintraten.

Ich erinnere an die ersten Tage banger Erwartung, an die bald folgenden ersten Siegesnachrichten, an Weißenburg, Wörth, Spicheren, an die Tage vor Metz, an Beaumont und wie endlich dann bei Sedan die Entscheidung in einer unsere kühnsten Hoffnungen und größten Erwartungen weit übertreffenden Weise fiel.

Ich erinnere auch mit wärmstem Dankgefühl an die hochverdienten Männer, welche Euch in jener Ruhmeszeit geführt haben, und Ich erinnere endlich an die schweren, schmerzlich betrauerten Opfer, mit denen wir unsere Siege erkämpften.

Es war eine große Zeit, die wir vor 10 Jahren durchlebt haben; die Erinnerung an sie läßt unser Aller Herzen bis zum letzten Athemzuge hoch schlagen und sie wird noch unsere späteren Nachkommen mit Stolz auf die Thaten ihrer Vorfahren erfüllen.

Wie in Mir die Gefühle des tiefsten Dankes für des gütigen Gottes Gnade und der höchsten Anerkennung -insbesondere für Alle, die in dieser Zeit mit Rath und That hervorgetreten sind, leben, das habe Jch oft ausgesprochen, und Ihr kennt das Herz Eures Kaisers genug, um zu wissen, daß diese Gefühle in Mir dieselben bleiben werden, so lange Gott Mir das Leben läßt, und daß Mein letter Gedanke noch ein Segenswunsch für die Armee sein wird. Möge die Armee aber in dem Bewußtsein des Dankes und der warmen Liebe ihres Kaisers, wie in ihrem gerechten Stolz auf ihre großen Erfolge vor 10 Jahren auch immer dessen ein

gedenk sein, daß sie nur dann große Erfolge erringen kann, wenn sie ein Musterbild für die Erfüllung aller Anforderungen der Ehre und der Pflicht ist, wenn sie unter allen Umständen sich die strengste Disziplin erhält, wenn der Fleiß in der Vorbildung für den Krieg nie ermüdet und wenn auch das Geringste nicht mißachtet wird, um der Ausbildung ein festes und sicheres Fundament zu geben.

Mögen diese Meine Worte jederzeit volle Beherzigung finden auch wenn Ich nicht mehr sein werde dann wird das deutsche Heer in künftigen Zeiten schweren Ernstes, die Gott noch lange von uns fern halten möge, jederzeit so wie vor 10 Jahren der feste Hort des Vaterlandes sein.

Schloß Babelsberg, den 1. September 1880.

gez. Wilhelm.

In Uebereinstimmung mit der hier von dem obersten Kriegsherrn gekennzeichneten Aufgabe der Armee, „der feste Hort des Vaterlandes zu sein", brachte das Jahr

1881

zwei Ereignisse von besonderer Bedeutung.

Zunächst die durch Gesetz vom 6. Mai 1880 angeordnete Erhöhung der Friedens-Präsenzstärke der Armee und Formirung von acht neuen Infanterie-Regimentern

bildung von Ersaß-Reservisten.

sodann die militärische Aus

In ersterer Beziehung war u. A. angeordnet worden, daß von jedem Infanterie-Regiment des III. Korps eine geschlossene Kompagnie zur Bildung des Infanterie-Regiments Nr. 98 in Brandenburg a. H. abgegeben werden sollte. Demzufolge wurde beim Regiment am 21. März durch Abgabe von 1 Unteroffizier 10 Mann per Kompagnie und Einziehung von Dispositionsurlaubern eine 13. Kompagnie formirt, deren Führung Premierlieutenant Rosérus übernahm. Durch Allerhöchste Kabinets Ordre vom 22. März fand die Besetzung der Offizierstellen für die Regimenter statt; vom Regiment wurden verseßt: zum Infanterie-Regiment Nr. 98 Premierlieutenant v. Briesen, Sekondlieutenants Nicolai, Henry und Schmeling;

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zu dem gleichfalls neuformirten Füsilier-Bataillon InfanterieRegiments Nr. 116 Hauptmann v. Porembsky.

Infolge Versetzung des Letteren wurde auch die Kompagnie desselben zur Abgabe bestimmt, am 11. April per Eisenbahn nach

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