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Bevor diese begannen, hatte Se. Majestät der König am 28. Oktober abermals Worte an die Armee gerichtet, welche überall mit einem begeisterten Hurrah auf den Allerhöchsten Kriegsherrn begrüßt wurden:

Soldaten der verbündeten deutschen Armeen! Als wir vor drei Monaten ins Feld rückten gegen einen Feind, der uns zum Kampf herausgefordert hatte, sprach Ich Euch die Zuversicht aus, daß Gott mit unserer gerechten Sache sein würde. Diese Zuversicht hat sich erfüllt. Seit dem Tage von Weißenburg, wo Ihr zum ersten Male dem Feinde entgegentratet, bis heute, wo Ich die Meldung der Kapitulation von Mez erhalte, sind zahlreiche Namen von Schlachten und Gefechten in die Kriegsgeschichte undergänglich eingetragen worden. Ich erinnere an die Tage von Wörth und Saarbrücken, an die blutigen Schlachten um Metz, an die Kämpfe bei Sedan, Beaumont, bei Straßburg und Paris c.; jeder ist für uns ein Sieg gewesen. Wir dürfen mit dem stolzen Bewußtsein auf diese Zeit zurückblicken, daß noch nie ein ruhmreicherer Krieg geführt worden ist, und Ich spreche es Euch gern aus, daß Ihr Eures Ruhmes würdig seid. Ihr habt alle die Tugenden bewährt, die den Soldaten besonders zieren: den höchsten Muth im Gefecht, Gehorsam, Ausdauer, Selbstverleugnung bei Krankheit und Entbehrung.

Mit der Kapitulation von Meg ist nunmehr die letzte der feindlichen Armeen, welche uns beim Beginn des Feldzuges entgegentraten, vernichtet worden. Diesen Augenblick benutze Jch, um Euch Allen und jedem Einzelnen, vom General bis zum Soldaten, Meinen Dank und Meine Anerkennung auszusprechen. Ich wünsche Euch Alle auszuzeichnen und zu ehren, indem Ich heute Meinen Sohn, den Kronprinzen von Preußen, und den General der Kavallerie Prinzen Friedrich Karl von Preußen, die in dieser Zeit Euch wiederholt zum Siege geführt haben, zu

lieutenant Springborn, der die 5., Premierlieutenant Freiherr v. Hammerstein, der die 6. Kompagnie übernahm; ferner Sekondlieutenants v. Rohr und v. Briesen, die Sekondlieutenants der Reserve Tobye, Holthoff und Neumann; zum Offizier ward befördert Portepeefähnrich v. Wietersheim.

Das Regiment hatten verlassen Sekondlieutenants v. Spalding und Korn, lepterer infolge Verschlimmerung seiner Wunde. Premierlieutenant Baudouin hatte die Führung der 1. Kompagnie übernommen.

Generalfeldmarschällen befördere. Was auch die Zukunft bringen möge Ich sehe dem ruhig entgegen, denn Ich weiß, daß mit solchen Truppen der Sieg nicht fehlen kann und daß wir unsere bis hierher so ruhmreich geführte Sache auch ebenso zu Ende führen werden.

gez. Wilhelm.

8. Von der Mosel zur Loire.

Sobald die Anzeichen von dem nahe bevorstehenden Fall von Metz sich gemehrt hatten, waren von dem Großen Hauptquartier die Anordnungen für die weitere Verwendung der demnächst verfügbar werdenden Truppen getroffen worden. Es handelte sich dabei im Ganzen um die Sicherung der Cernirung von Paris gegen die im Norden und Süden zum Zweck des Entsages der Hauptstadt gebildeten neuen Armeen. Während die I. Armee neben dem Gefangenen-Transport, der Besetzung von Meß und der Belagerung von Thionville und Montmédy ihre Hauptthätigkeit im Norden finden sollte, war der II. Armee unter dem Prinzen Friedrich Karl, bestehend (nach Abkommandirung des II. Korps) aus dem III., IX. und X. Armee-Korps und der 1. Kavallerie - Division, ,,der beschleunigte Vormarsch über Troyes gegen die mittlere Loire" aufgegeben worden.

Die Ausführung dieser Anordnungen begann bereits am 30. Oktober. Für das Retablissement der Truppen hatte somit keine Zeit erübrigt werden können, vielmehr waren alle in dieser Beziehung nöthigen Arrangements schon im Laufe der letzten acht Tage der Cernirung getroffen worden. Hierzu gehörte vor Allem die ärztliche Untersuchung aller Mannschaften, Aussonderung derjenigen, welche den Anstrengungen starker Märsche, wie sie in Aussicht gestellt wurden, nicht gewachsen waren, und Formirung einer Rekonvaleszenten-Kompagnie, bei welcher vom Regiment der Sekondlieutenant Tapper und 45 Mann zurückblieben, und welche zur Bewachung der Lazarethe in St. Marie aux Chênes Verwendung fand; ferner Revision und Ergänzung des Schuhzeugs, Revision der gesammten Fahrzeuge und Pferde, Ergänzung des Hufbeschlages. Dem inneren Halt der Kompagnien, die zu dieser Zeit bereits zum großen Theil aus Rekruten bestanden, welche erst nach dem Abrücken des Regiments aus der

Garnison eingestellt worden, war durch fleißiges Exerziren und Instruktion über alle Zweige des Felddienstes und der Handhabung der Waffe möglichste Festigkeit gegeben worden. Der 30. Oktober diente dazu, das III. Armee-Korps in den Rayon Ars sur MoselleMoulins les Metz überzuführen; das IX. Korps schob sich in einen Rayon rechts vorwärts davon, die 1. Kavallerie-Division ging bereits gegen die Maas vor; das X. Korps, fürerst durch die Gefangenenbewachung vor Metz gefesselt, hatte sich demnächst links des III. Korps dem Vormarsch anzuschließen. In diesem Verhältniß sollte die II. Armee in den nächsten Tagen sich südwestwärts bewegen, wobei das in der Mitte befindliche III. Korps die Richtung Commercy-Ligny—Joinville— Bar sur Aube-Vendeuvre zu halten und das XIV. Korps (Werder) bei Vesoul-Besançon die Deckung der linken Flanke der II. Armee gegen Lyon zu übernehmen hatte.

Die ersten Märsche führten das III. Korps in diese Richtung. Dem Regiment waren am 30. Oktober als Quartiere angewiesen: für den Regimentsstab, das 1. und 2. Bataillon St. Ruffine; für das Füsilier-Bataillon Sey.

Der Marsch dorthin wurde von den Bataillonen gegen 12 Uhr Mittags angetreten und führte sie noch einmal an die bisherige Vorpostenlinie, durch das nunmehr von den Verhauen befreite Bois de Woippy, das Dorf Woippy und mittels eines unter diesen Verhältnissen wohl nur zu gerechtfertigten Umweges durch die Lager der Nordseite und einen Theil der Festung Met. Hier erst bekam man einen klaren Begriff von den Leiden, denen der Feind ausgeseßt gewesen war. Straßen und Lagerplätze waren völlig durchweicht, fußhoher Schmuß nivellirte alle Unebenheiten und ließ von einem Paar auf der Straße krepirter Maulthiere nur die äußersten Konturen erkennen; hier und da standen noch Pferde in dem elendesten Zustande umher, zu matt, um sich noch bewegen zu können und halb im Verscheiden begriffen; die Bäume waren ihrer Rinde beraubt und jede Spur von Vegetation verschwunden. In den Straßen von Metz sah man überall französische Offiziere und Soldaten, die theilnahmlos die preußischen Bataillone an sich vorüberziehen ließen. Im Uebrigen herrschte jedoch der lebhafteste Verkehr nach und aus Met; vor der Einschließung in die Festung geflüchtete Einwohner kehrten zurück, und Zufuhren aller Art strömten hinein.

Die Quartiere des 30. waren die letzten, wo die deutlichsten Spuren langen Kampfes sich zeigten; fast jedes Haus in St. Ruffine

und Sey war von Granaten stark beschädigt, und nur mit Mühe konnte die Unterbringung bewerkstelligt werden.*)

Unter strömendem Regen wurde der Marsch am 31. Oktober früh 8 Uhr über Ars sur Moselle und Novéant fortgesetzt und erst Nachmittags 4 Uhr das Quartier Vandières erreicht.**) Am 1. November wurde die Richtung nach Westen eingeschlagen, nachdem man bei Pont à Mousson dem Mosel-Thale den Rücken gekehrt hatte. Es war dies der erste einer langen Reihe geschlossener Kriegs, märsche, und führte derselbe

den Regimentsstab und das 1. Bataillon nach Flirey,
das 2. Bataillon nach Limey,

das Füsilier-Bataillon nach Lironville.

Am 2. November quartierten:

Stab und 1. Bataillon nach Commercy,
2. Bataillon nach Vignot,

Füsilier-Bataillon nach Euville.

Diese ersten Märsche waren in Bezug auf die praktische Prüfung der bezüglich der Unterbringung und Verpflegung getroffenen Maßregeln von besonderer Wichtigkeit. Da alle Sicherheitsmaßregeln „im Hinblick auf eine insurgirte Bevölkerung" anzuordnen waren, so erschien das bisher angewendete Verfahren, die Fouriere etwa vom großen Rendezvous aus vorauszusenden, nicht mehr angängig, vielmehr die Entsendung besonderer Detachements nöthig. Diese hatten gleichzeitig die Bewohner durch den Maire auffordern zu lassen, für die Einquartierung die Verpflegung bereit zu halten; es waren Kontributionen in Aussicht gestellt, falls diese Anordnung kein genügendes Resultat liefern sollte. Die Verpflegung durch die Quartierwirthe hatte den Zweck, zu verhindern, daß der auf den Wagen mitgeführte zweitägige Lebensmittelbedarf nicht vorzeitig angegriffen werde, brachte

*) Die 2. Kompagnie traf am 30. Oktober beim Regiment wieder ein; starker Wacht- und Patrouillendienst war ihre dreiwöchentliche Aufgabe gewesen, die indessen ohne störenden Zwischenfall verlief.

**) Für den erkrankten Divisionskommandeur übernahm General v. Schwerin, Kommandeur der 10. Infanterie-Brigade, die Führung der Division.

Am 31. traf ein Rekonvaleszenten - Kommando von 27 Mann beint Regiment ein; ebenso vom Ersaz - Bataillon die Premierlieutenants a. D. Thierbach und Behrmann, Sekondlieutenant der Landwehr Herzberg. Die beiden Ersteren übernahmen die Führung der 9. bezw. 5. Kompagnie.

aber Uebelstände vielfach dadurch mit sich, daß die Leute oft sehr spät und unregelmäßig ihre Mahlzeit erhielten. Es wurden daher später in den belegten Ortschaften unmittelbar nach dem Einrücken mitgeführte Lebensmittel ausgegeben, die Bestände durch sofort gegen Bons vorgenommene Requisitionen ergänzt und das Vieh noch an demselben Tage geschlachtet. Durch diese lettere Maßregel wurde vermieden, daß die Leute Fleisch von ganz frisch geschlachtetem Vieh zu essen bekamen. Brot wurde von den Bäckern der Truppen täglich gebacken und am Morgen vor dem Ausrücken verausgabt.

An Sicherheitsmaßregeln hatte die Rücksicht auf die insurgirte Bevölkerung ferner die Entsendung einer Avantgarde, bestehend aus dem Regiment Nr. 48, 1 Eskadron Dragoner-Regiments Nr. 12 und der 1. schweren Batterie unter Oberstlieutenant v. Ende, umfangreiche Sicherung der einzelnen Kantonnements, Nachsuchung nach Waffen und Munition und die Anordnung hervorgerufen, niemals einzelne Reiter außerhalb des Kantonnements zu zeigen, auch etwaige Kranke nicht zurückzulassen, sondern sie auf den Fahrzeugen bezw. den Geschüßen mitzuführen, zu welch letzterem Zweck die Artillerie Anweisung zur Annahme von Kranken auch der Fußtruppen erhielt.

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Der 3. November, an welchem Prinz Friedrich Karl mit seinem Stabe nach Commercy kam, war für die Truppen des III. Korps Ruhetag. Nur ein Detachement der Avantgarde, bestehend aus dem 2. Bataillon des Regiments und einer Schwadron 12. Dragoner unter Major v. Mellenthin ging noch am Mittag über Commercy hinaus vor und erreichte Abends 10 Uhr Ligny. Dies Detachement verfolgte nicht nur den schon angedeuteten Zweck, die Einquartierung anzusagen und die Vorbereitung für die Verpflegung zu bewirken, sondern diente auch dazu, möglichst rasch die Eisenbahn Chaumont-Blesme bei Joinville zu erreichen. Die Deckung der linken Flanke des Korps, die augenblicklich ganz offen lag, da das X. Korps noch weit zurück war, und die Absicht, sich in den Besitz der wichtigen Eisenbahnknotenpunkte Bologne und Bricon zu setzen und event. das hier befindliche Eisenbahnmaterial mit Beschlag zu belegen, bewirkte die Entsendung eines Detachements unter Oberst v. Conta, bestehend aus 2 Bataillonen Leib-Regiments, 3 Schwadronen der DragonerRegimenter Nr. 2 und 12 und der 1. schweren Batterie. Während dies Detachement in den Tagen vom 4. bis 6. über Gondrecourt nach Doulaincourt vorging, erreichte das Detachement Mellenthin und die allmälig wieder aufschließenden anderen Theile der Avantgarde

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