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,,Das 48. Regiment ist in musterhafter Verfassung und hat wie alle neuen Regimenter Meine Erwartungen über

troffen."*)

Am 14. September rückten die Bataillone in ihre Garnisonen zurück.

Während der letzten Monate des Jahres 1860 wurde noch fleißig an der inneren Organisation des Regiments gearbeitet; es wurden die üblichen Schulen, eine Regimentsbibliothek, ein Musikkorps ins Leben gerufen u. s. w.

Letzteres sollte aus 10 etatsmäßigen Hornisten und bis zu 12 Hülfsmusikern gebildet werden. Diese Hornmusik konnte indeffen bald in eine Janitscharenmusik umgewandelt werden, da die Bewohner des Soldiner Kreises dem Regiment die Summe von 256 Thlr., 23 Sgr., 6 Pf. zur Beschaffung von Instrumenten zur Verfügung gestellt hatten. Es war dies ein gerade für damalige Zeit erfreu= liches Zeichen patriotischer Gesinnung, dem auch die Allerhöchste Anerkennung nicht versagt blieb.**)

*) Nach einem an diesem Manövertage von den beiden Bataillonen des Regiments auf die Lisiere von Fürstenwalde ausgeführten Angriffe äußerte Se. Königliche Hoheit:

"

So will Jch die Bataillone ausgebildet haben, besonders sollen dieselben so vollständig geordnet und ruhig aus dem Gefecht geführt werden, wie Ich dies hier beim 2. Bataillon (Henzen) sehe!"

Se. Königliche Hoheit nahm hierauf den Regimentskommandeur beim Arm und sagte vertraulich:

Im Ernstfalle werden Sie sich in solcher Lage natürlich beeilen, aus dem Kugelregen zurückzukommen, im Frieden aber muß es so gemacht werden, wie Ich es hier gesehen.“

**) Die Leitung der Musik übernahm der Stabshautboist Rudolph Pieste, bis dahin Hautboist beim Leib-Grenadier-Regiment, der es während seiner nunmehr fast 25jährigen Thätigkeit jederzeit verstanden hat, sich die Anerkennung seiner musikalischen Leistungen zu erringen. Nachdem ihm 1875 das Algemeine Ehrenzeichen zu Theil geworden war, wurde ihm durch Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 16. November 1881 der Titel eines Königlichen Musikdirigenten verliehen.

1861.

Das Jahr 1861 begann mit der Trauerkunde von dem am 2. Januar zu Potsdam erfolgten Ableben Sr. Majestät des Königs Friedrich Wilhelm IV.

In Cüstrin verbreitete sich diese Trauerbotschaft noch im Laufe des 2. Januar, und in der folgenden Nacht kam die offizielle Bestätigung. Um 1 Uhr des Morgens am 3. Januar rief der Generalmarsch die Garnison der Festung und mit ihr das 1. und Füsilier-Bataillon des Regiments auf den Renneplatz, wo beim fahlen Schein des Mondes Sr. Majestät dem König Wilhelm I. der Eid der Treue geleistet wurde. Beim 2. Bataillon in Soldin fand dieser feierliche Akt an demselben Tage um 8 Uhr Morgens statt. Ferner legte, durch diesen Trauerfall veranlaßt, das Offizier korps auf sechs Wochen Trauer an, und zwar auf drei Wochen die große Trauer Epaulettes, Schärpe, Portepee, Helmadler umflort, Flor um den linken Arm- und auf drei Wochen die kleine Trauer Flor um den linken Arm

In demselben Monate fand noch ein anderer feierlicher Akt statt, die Annagelung und Einweihung der durch Allerhöchste KabinetsOrdre vom 15. Oftober 1860 verliehenen Fahnen.

Dieselben waren in folgender Weise angefertigt worden: An der schwarzen, 2,90 m langen Fahnenstange ist ein 1,40 m im Quadrat großes weißes Fahnentuch mit 100 messingenen Nägeln mit rundem Kopf befestigt. Auf dem Fahnentuche befindet sich ein breites stumpfes schwarzes Kreuz, in dessen Mitte, von einem silbernen Lorbeerkranz umgeben, sich auf orangegelbem Felde ein schwarzer fliegender Adler mit der Ueberschrift „Pro Gloria et Patria" ausbreitet. Ueber dem Lorbeerkranze ist die Königskrone. In den vier Ecken, dem Adler zugewandt, befinden sich die Namenszüge F. W. R., ebenfalls mit Krone und einem silbernen Lorbeerkranz umgeben; dazwischen, in der Mitte jeder der vier Seiten des Fahnentuches je eine goldene Granate mit Flamme, ebenfalls gegen das Adlerschild gewandt. Der Fahnenstock trägt an seinem oberen Ende eine 23,5 cm hohe longiogivale Spite, in deren Mitte der Namenszug F. W. R. angebracht ist, und die gleichzeitig zur Befestigung der weißen, dreimal schwarzgestreiften Fahnenbänder mit silbernen Quasten Banderollen dient.

Inzwischen haben die Fahnen des Regiments manche Verände

Die ganze Ceremonie dauerte etwa bis gegen 3 Uhr.

Die Einweihung der Fahnen fand am Mittag des folgenden Tages - der gegebenen Bestimmung gemäß - vor dem Standbilde Friedrich des Großen bei empfindlicher Kälte statt. Von den Gardetruppen, welche in Berlin, Potsdam und Spandau in Garnison standen, waren diejenigen, welche Fahnen erhalten sollten, ganz bei der Feier, die übrigen durch Kompagnien mit den Fahnen vertreten, um von der Akademie bis zur Schloßapotheke, sowie vom Palais des Königs bis zum Portal Nr. 4 des Königlichen Schlosses Spalier zu bilden.

Vor dem Monument Friedrich des Großen war ein Altar errichtet, hinter und neben dem sich die Deputationen der Truppentheile, welche Fahnen erhalten sollten, aufstellten. Die zu dieser Feier herbeorderte Leib-Kompagnie des 1. Garde-Regiments zu Fuß, bekleidet mit den hohen alterthümlichen Grenadiermüßen, nahm mit der Musik vor der Schloßapotheke, mit der Front gegen das Denkmal, Aufstellung, während die Unteroffiziere der Deputationen die Fahnen im Schlosse in Empfang nahmen und sich im inneren Schloßhofe in drei Gliedern rangirten. Von hier debouchirten sie aus dem Portal Nr. 5 und nahmen ihre Plätze zwischen der Musik und der LeibKompagnie ein. Die Fahnen des Regiments waren hierbei die 22., 23. und 24. im zweiten Gliede.

Um 12 Uhr trat Se. Majestät, gefolgt von den Königlichen Prinzen, den anwesenden fremden Fürstlichkeiten und hohen Generalen, aus dem Palais, nahm von Sr. Königlichen Hoheit dem Kronprinzen, Höchstwelcher die ganze Aufstellung kommandirte, den Frontrapport entgegen und ging, bei der Akademie beginnend und von dem lebhaften und fortdauernden Hurrahruf des auf jedem freien Plätzchen, den Tribünen und an den Fenstern versammelten Publikums begleitet, die Front der Aufstellung bis zur Schloßapotheke hinab und auf der andern Seite wieder bis zum Monument herauf. Es folgte nun das Avanciren der 142 Fahnen, eskortirt von der genannten Leib-Kompagnie in Linie unter Führung des Oberst Grafen von der Golz und bei den Klängen des Yorkschen Marsches, ein Schauspiel, das in seiner Ungewöhnlichkeit und Großartigkeit einen erhebenden Eindruck machte.

Nachdem die Fahnen ein offenes Viereck um den Altar gebildet hatten, wobei die Fahnen des Regiments dem Königlichen Palais gegenüberstanden, und die Truppen dicht an dasselbe herangerückt waren, begann die gottesdienstliche Handlung, bei welcher der den

erkrankten Feldpropst Dr. Bollert vertretende Hofprediger Thielen die Einweihungsrede hielt. Bei den Weihworten ergriffen die Offiziere die Fahnen und senkten dieselben.

Nach dieser Feierlichkeit traten die neuen Fahnen der anwesenden Truppentheile zum ersten Male auf ihre reglementsmäßigen Pläße, während die Truppen sich zum Vorbeimarsch formirten und die übrigen 135 Fahnen noch vor dem Monument stehen blieben. Se. Majestät nahm für den Vorbeimarsch Aufstellung in der Höhe des Einganges zur Universität, die Deputationen demselben gegenüber. Nach dem Vorbeimarsch wurden die Fahnen der Gardetruppen in das Palais Sr. Majestät, die übrigen 135 in das Zeughaus abgebracht. Die Eskorte der letteren übernahm diesmal die StammKompagnie des Lehr-Infanterie-Bataillons unter Kommando des Oberstlieutenants v. Schachtmeyer, während Se. Majestät mit der ganzen Generalität voraufging. Das Mittelportal zum Zeughause, gegenüber dem Kronprinzlichen Palais, war geöffnet, und durch dasselbe verschwanden die Fahnen unter den Honneurs der Kompagnie und dem Jubelrufe der Menge. Es war dies ein ebenso imposanter Moment, wie der Heranmarsch zum Altare.

Die Deputation des Regiments nahm auf Allerhöchsten Befehl an jenem Tage an einem Diner beim 2. Garde-Regiment zu Fuß Theil und blieb den folgenden Tag noch in Berlin.

Am Morgen des 20. Januar empfing der Regimentskommandeur mit der Deputation im Zeughause die Fahnen des Regiments. Ein Zug des Brandenburgischen Train-Bataillons Nr. 3, als des einzigen zur Zeit in Berlin anwesenden Truppentheils des III. Armee-Korps, geleitete dieselben nach dem Frankfurter Bahnhofe, von wo aus die Rückreise nach Cüstrin angetreten wurde. Gegen 12 Uhr langte der Zug daselbst an, die Fahnen wurden entfaltet und von der vor dem Bahnhofe aufgestellten 1. Kompagnie des Regiments unter Honneurs in Empfang genommen, wobei die neugebildete Regimentsmusik zum ersten Male in Funktion trat. Hierauf erfolgte der Abmarsch der Kompagnie nach dem Renneplatz, wo der Kommandant, Oberst= lieutenant Freiherr v. Schleinit, die Garnison in Parade aufgestellt hatte. Nachdem die 1. Kompagnie eingerückt war und die Fahnen mit ihren Deputationen in der Mitte des Plates, den Rücken nach der Kommandantur, Aufstellung genommen hatten, hielt der Regimentskommandeur an das Regiment eine kurze Ansprache, in welcher er die Bedeutung dieser von Sr. Majestät dem König

verliehenen Ehrenzeichen hervorhob und die Erwartung aussprach, daß jeder Einzelne bestrebt sein werde, diese Zeichen Königlicher Huld und Gnade zu verdienen, hochzuhalten und sie, wenn es nothwendig sei, mit seinem Leben zu vertheidigen. Diese Anrede schloß mit einem dreimaligen Hurrah auf den Königlichen Kriegsherrn, worauf die Fahnen ihren betreffenden Bataillonen feierlichst übergeben wurden. Abnahme der Parade und ein Vorbeimarsch endeten diese Feier, der sich ein Diner des Offizierkorps anschloß.

Die Fahne des 2. Bataillons marschirte am 21. Januar, von einer aus Soldin nach Cüstrin beorderten Sektion esfortirt, unter Führung des Sekondlieutenants v. Kracht, über Neudamm nach Soldin, woselbst sie am 22. gegen 11 Uhr Mittags eintraf. Am Mühlenthore von dem Regimentskommandeur und der ausgerückten 5. Kompagnie in Empfang genommen und nach dem Marktplaße geleitet, wurde sie dem aufgestellten Bataillon, in ähnlicher Weise wie am 20. den Bataillonen in Cüstrin, übergeben.

Seit jenen Tagen sind wenig mehr als zwei Jahrzehnte vergangen, und welche Wandlungen haben sich vollzogen! Der schimmernde Glanz der Fahnen ist geschwunden, das Fahnentuch ist vergilbt und zerrissen, aber dennoch strahlen sie den Angehörigen des Regiments in weit höherem Glanze, denn überall — auf schleswigschem, österreichischem und französischem Boden haben sie den Ihren den Weg zum Siege gewiesen und waren Zeugen, wie das Regiment bestrebt war, das bei ihrem Empfange gegebene Versprechen heilig zu halten und zu erfüllen. ·

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Noch in demselben Jahre 1861 war eine jener Fahnen zu einer anderen erhabenen Feier berufen. Am 15. Oktober begab sich auf Allerhöchsten Befehl der Oberstlieutenant v. Tiedemann mit der vom Feldwebel Michling 2. Kompagnie getragenen Fahne des 1. Bataillons nach Königsberg i. Pr., um daselbst den Krönungsfeierlichkeiten am 18. sowie später, am 22., dem Einzuge in Berlin beizuwohnen.

Von diesen Feierlichkeiten mögen nur die von Sr. Majestät an die versammelte Generalität und die Regimentskommandeure ge= haltene Ansprache und die Antwort des Feldmarschalls Freiherrn v. Wrangel hervorgehoben werden, da sich hierin einmal die Aufgaben der Armee und die Bedeutung der Fahnen von Neuem scharf betont finden, und andererseits das feierliche Gelübde enthalten ist,

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